Der ganz formale Wahnsinn - was Organisationen zusammenhält

Hermwille & Kühl
undefined
Jul 4, 2021 • 24min

#33 "Sorry. Hab nicht zugehört. Höre Podcast." Über die Darstellung von Abwesenheit.

"Doppelpass alleine? Vergiss es." Was eine schlichte, aber zutreffende Wahrheit im Fußball ist, gilt genauso für Interaktionen. Wer versucht mit anderen zu interagieren, die sich aber dem Gespräch entziehen, findet sich in einer unangenehmen Situation wieder. Entsprechend ist es gesellschaftlich verpönt, Gesprächsanbahnungen einfach auflaufen zu lassen. Gesprächsangebote vollständig zu ignorieren, nicht einmal zu erklären, wieso man gerade nicht reagieren will oder kann, sorgt für massive Irritationen bei allen Anwesenden. In dieser Folge sprechen Stefan Kühl und Andreas Hermwille darüber welche Möglichkeiten es in Interaktionen gibt um darzustellen, dass man unbeteiligt oder sogar ablehnend zum Geschehen steht welche Gründe es gibt, um sich von Interaktionen zu distanzieren wo in Organisationen ungewollt Interaktionen entstehen, die niemand so richtig will wie schwierige Interaktionssituationen gelöst und erst dargestellte Abwesenheit überwunden werden kann. (Am Ende der Folge wird ein Literaturhinweis versprochen. Den reichen wir nach.)
undefined
Jun 28, 2021 • 23min

#32 Eindrucksmanagement: Wie muss ich mich verhalten, sodass alle denken, ich würde mir über mein Verhalten nicht viele Gedanken machen?

"Können wir nochmal? Ist das live gewesen jetzt gerade?" Mit diesen Sätzen hat 2011 der damalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei einem Statement zu seiner unter Plagiatsverdacht stehenden Doktorarbeit sein Eindrucksmanagement beschädigt, in dem sonst sein Bild als souveräner, jede Bühne mühelos beherrschender Staatsmann gesetzt war. Warum hat diese Szene damals so viel Häme auf sich gezogen? Was ändert sich, wenn die gezielte Darstellung der eigenen Person nicht für Journalist*innen, sondern Vorgesetzte und Kolleg*innen stattfindet? Wie viel Authenzität ist überhaupt möglich, wenn man wechselseitig voneinander annimmt, dass man über das eigenen Auftreten bewusst entschieden hat?
undefined
Jun 20, 2021 • 22min

#31 Wieso ich mir meine Selbstdarstellung gar nicht selbst aussuche - über Interaktion in Organisation (Auftakt)

Herzlich Willkommen zu einer neuen Staffel von Der ganz formale Wahnsinn! Die kommenden Folgen beschäftigen sich mit der Rolle von Interaktionen in Organisationen. Welche Vorraussetzungen haben sie? Für welche Zwecke sind sie gut geeignet, wo liegen ihre Grenzen? Welche Typen von Interaktionen kann man unterscheiden? Zum Auftakt beschäftigen wir uns zuerst mit zwei Begriffen: "Wechselseitiger Wahrnehmung", eine Vorraussetzung für Interaktionen - denn es ist ihr Kennzeichen, dass sie unter Co-Präsenz der Beteiligten stattfinden. Und daraus hervorgeht das zweite Thema: Die Selbstdarstellung. Überall, wo ich mit anderen Anwesenden interagiere, treffe ich Entscheidungen darüber, wie ich in der Interaktion auftreten will - welchen Eindruck ich versuche zu machen oder welche Eindrücke ich tunlichst vermeiden will. Meine Umwelt reagiert auf meine Darstellung - und bestätigt sie oder stellt sie infrage. So entsteht in Co-Produktion meine Selbstdarstellung - ohne dass ich sie selbst vollständig steuern kann.
undefined
Mar 28, 2021 • 29min

#30 Die Vor- und Nachteile beliebter Organisationsprinzipien: Ein kurzer Überblick

In dieser spannenden Abschlussfolge werden verschiedene Organisationsprinzipien unter die Lupe genommen. Die bürokratische Organisation punktet mit Expertise, leidet jedoch unter langsamen Entscheidungen. Matrix-Organisationen bieten vielfältige Perspektiven, bringen aber Konflikte mit sich. Selbstorganisation steigert die Motivation, kann jedoch die Steuerung gefährden. Purpose-Driven Organizations nutzen die Stärken ihrer Mitglieder, fordern aber auch persönliche Eigenschaften heraus. Die Komplexität dieser Modelle wird erkannt, während ein Ausblick auf zukünftige Themen der nächsten Staffel gegeben wird.
undefined
Mar 21, 2021 • 20min

#29 Aus Respekt vor der Umwelt laufen unsere Goldminen zu 100% auf Ökostrom - über Nachhaltigkeit

Die Fragen, die in dieser Folge behandelt werden: 1) Wieso es möglich ist, einerseits einen Notstand auszurufen und andererseits das Handeln zu verschieben 2) wie Organisationen damit umgehen, dass Nachhaltigkeit ein Wert ist, zu dem man sich bekennen muss 3) warum Organisationen überhaupt zu bestimmten Werten Stellung beziehen müssen 4) was die Schwierigkeit darin ausmacht, aus der Wertebekundung, nachhaltig zu handeln, auf die operative Ebene zu kommen. 5) wieso es letztendlich Vorgaben von politischer Ebene geben muss, weil Organisationen aus ihrer Eigenlogik heraus nicht in der Lage sind, einen Wert höher zu schätzen als andere. Wie üblich mit: Andreas Hermwille und Stefan Kühl.
undefined
Mar 14, 2021 • 23min

#28 "Wir haben errechnet, dass auf Zahlen basierende Argumente 7mal überzeugender sind" - über Kommunikation mit Zahlen

Andreas Hermwille und Stefan Kühl besprechen in dieser Folge die Rolle von Zahlen in Organisationen entlang von vier Thesen: 1) Zahlen sind universell verständlich. Man muss nicht den Kontext verstehen, um die Zahlen lesen zu können. 2) Das macht Zahlen als Sinnzusammenhänge leichter transportierbar. Man muss bei Übergaben nicht viel erklären - Zahlen können für sich sprechen. 3) Sie sind miteinander verrechenbar - auch wenn das, was sie repräsentieren, nicht verrechenbar oder vergleichbar sein muss. 4) Zahlen sind leicht miteinander vergleichbar. Sobald man verschiedene Ergebnisse hat, kann man diese in Relation stellen und feststellen, was besser und was schlechter ist. 5) Zahlen können handlungsanleitend werden - und dadurch Realität schaffen. Im Gespräch geht es des Weiteren darum, dass Zahlen konstruiert - aber nicht unbedingt gefälscht werden, und wie Organisationen sich von ihren eigenen Zahlen überraschen lassen können.
undefined
Mar 7, 2021 • 24min

#27 Wieso Lernen auch Destabilisieren bedeutet: Über das Dilemma des Evaluierens

Stefan Kühl und Andreas Hermwille besprechen, welche Funktionen Evaluationen in Organisationen haben.  Einige wichtige Erkenntnise aus der Folge: Evaluationen sind ein Wert an sich geworden. Wer ablehnt, etwas zu evaluieren und von den Ergebnissen lernen zu wollen, muss sich legitimieren. Man hat die Wahl, mit Evaluationen den Status Quo zu bestätigen und zu legitimieren, oder zu lernen. Die Legitimationsfunktion ist latent: Man kann sie nicht offen als Ziel benennen, sondern muss mitführen, dass man offen für das Entdecken von Problemen und Fehlern ist. Organisationales Lernen zu unterstützen heißt aber, die Verhältnisse zu kritisieren. Entweder gibt es Lernchancen – das heißt, etwas muss sich ändern – oder es ist alles in Ordnung. Dann bleibt der Status Quo erhalten. Der Status Quo wird in Organisationen präferiert. Das macht sie zu gewissem Grade lernresisent. Wenn man im Rahmen einer Evaluation eine Organisation so beschreibt, wie sie tatsächlich ist, nimmt man ihr alle Lernchancen. Man muss „langsam enttäuschen“ und darf die Organisation mit ihren Problemen nicht konfrontieren. Wer eine Evaluation durchführt, sollte vorher klären, ob Lern- oder Legitimationszwecke verfolgt werden - um böse Überraschungen zu verhindern.
undefined
Feb 28, 2021 • 21min

#26 Suche Job mit guter Bezahlung, biete Job mit Sinn - über Geld als Motivationsmittel

Wie hoch ist eine angemessene Bezahlung für einen Job? Wann werden Mitglieder unzufrieden aufgrund ihres Lohns? Wie funktioniert Geld als Motivation in Kombination mit dem Zweck, Handlung und Kollegialität? Und inwiefern wirkt es sich auf die Motivation von Mitgliedern aus, wenn klar ist, dass sie auf ihrem aktuellen Level stehen bleiben werden - egal, ob sie sich besonders gut oder besonders schlecht anstellen? Dies und weitere Fragen rund um die Leistungsentlohnung in Organisationen in dieser Folge von Der ganz formale Wahnsinn. 
undefined
Feb 21, 2021 • 25min

#25 Zwischen Belohnung und dem Wink mit dem Kündigungszaunpfahl: Über die Zwecke von Coaching & Bildungsmaßnahmen

Bildung nimmt in Arbeitsorganisationen einen enorm hohen Stellenwert ein. Wer etwa auf LinkedIn oder einer Stellenanzeige darstellen würde, dass Weiterbildung für die eigene Firma irrelevant sind und sich Mitarbeitende darum privat kümmern sollen, müsste mit hohem Rechtfertigungsdruck rechnen. Wieso ist eigentlich der Fall? Neben dieser Frage besprechen Andreas Hermwille und Stefan Kühl Den "Montag-Morgen-Effekt": Mitglieder, die eine Weiterbildung besucht haben und ihr neues Wissen anwenden wollen, werden im Organisationsalltag für das Abweichen von ihrem früheren Verhalten sozial sanktioniert. Wie Weiterbildungsmaßnahmen als Belohnung für Mitglieder eingesetzt werden was Coachings von anderen Bildungsmaßnahmen unterscheidet und wie man sie dafür nutzt, Mitgliedern diplomatisch mitzuteilen, dass sie nicht mehr zur Organisation passen.
undefined
Feb 14, 2021 • 26min

#24 Wo zwei oder drei im Namen der Firma versammelt sind - über Teams, Gruppen und Cliquen

Im aktuellen Management-Diskurs geht es viel darum, dass man nicht nur Mitglieder in einer Organisation will, die sich gegenseitig Aufgaben zuschieben - sondern dass es man "Teams" will, Kolleg*innen, die wie eine Sportmannschaft für einander einstehen und sich unterstützen. Stefan Kühl bietet eine interessante Definition an, um zwischen verschiedenen Formen des Zusammenkommens in Organisationen und außerhalb davon zu unterscheiden. Ein Freundeskreis ist demnach eine "Gruppe", in der die Mitglieder einander persönlich bekannt sind und das Austauschen persönlicher Informationen selbstverständlich ist. In Arbeitsorganisationen hat man es dagegen auch mit regelmäßig wiederkehrenden Zusammenkünften zu tun, aber haben die Mitglieder keine andere Wahl, als zusammen zu arbeiten, weil sie dazu beordert worden. Diesen Kontext bezeichnet Kühl als "Team". Schließlich gibt es noch "Cliquen", womit Gruppen in Organisationen beschrieben werden, die nicht von der Organisation formal geformt wurden, sondern aus der Informalität erwachsen sind. Mithilfe dieser Unterscheidung diskutieren Stefan Kühl und Andreas Hermwille, was es mit der Forderung an Mitglieder auf sich hat, dass sie stärker füreinander einstehen sollen und nicht wie Kolleg*innen, sondern wie Freund*innen funktionieren sollten.

The AI-powered Podcast Player

Save insights by tapping your headphones, chat with episodes, discover the best highlights - and more!
App store bannerPlay store banner
Get the app