
Der ganz formale Wahnsinn - was Organisationen zusammenhält
Wie funktioniert eine Organisation? Wie verhandelt man Konflikte zwischen Abteilungen? Und wie kann der Laden eigentlich laufen, obwohl hier anscheinend niemand weiß, was er eigentlich tut?!
Dieser Podcast entwickelt eine wissenschaftliche Perspektive auf Organisationen und zeichnet nach, was sie zusammenhält.
Ein Projekt von Prof. Stefan Kühl, Organisationssoziologe an der Universität Bielefeld, und Andreas Hermwille, freier Journalist, unter anderem für das Campusradio Hertz 87.9.
Ihr erreicht uns über hermwille@uni-bielefeld.de
Latest episodes

22 snips
Sep 19, 2021 • 31min
#43 "Was vor Ort das Deo ist, ist in der Videokonferenz das brauchbare Mikrofon" - Über Interaktionen per Videocall
In der Diskussion werden die Parallelen zwischen Deodorant und Mikrofonen gezogen, die Ablenkungen in Videokonferenzen reduzieren. Die Sprecher beleuchten die Schwierigkeiten der nonverbalen Kommunikation und die Herausforderungen von hybriden Veranstaltungen. Zudem wird die Problematik der "Zoom-Fatigue" beleuchtet, verursacht durch digitale Wahrnehmungseinschränkungen. Technische Ausstattung und Strukturierung sind entscheidend für effektive Interaktionen, während die Nutzung von 3D-Avataren als potenzielle Lösung für bessere Kommunikation diskutiert wird.

Sep 12, 2021 • 33min
#42 "Einfach mal ganz niederschwellig über alles reden. Und wir bestellen Pizza." - Über Workshops
In der Folge dreht sich alles um die vielfältigen Arten von Workshops in Unternehmen. Die Kunst der Vorbereitung wird beleuchtet, um spezifische Ziele zu erreichen. Kreatives Denken wird gefördert, während auch die Balance zwischen Spaß und Struktur thematisiert wird. Hierarchien und die Interaktion der Teilnehmer spielen eine wichtige Rolle für eine offene Gesprächsatmosphäre. Zudem wird die Bedeutung von Workshops für zukünftige Visionen und Teamdynamik hervorgehoben sowie deren Einfluss auf den Zusammenhalt im Team.

Sep 5, 2021 • 21min
#41 Scham: Wie in soziale Situationen Peinlichkeit entsteht - und Organisationen dies ausnutzen
Man macht die ersten Erfahrungen als Kind - vielleicht, wenn man glücklich in seinem Ritterkostüm auf der Geburtstagsparty ankommt und sich dann irritiert fragt: "Moment mal. Wieso bin nur ich verkleidet?" Und im Laufe des Lebens mehren sich dann die Gelegenheiten, in denen man in sozialen Situationen steht und vor unangenehmen Gefühl nicht weiß, wohin mit sich.
Diese Folge thematisiert, wie Scham als körperliche Reaktion funktioniert, ähnlich wie Frösteln oder Schwitzen - aber erst der soziale Kontext erlernt werden muss, der beschämend wirkt. Weiter geht es um verschiedene Auslöser für Beschämung, wie man sich in Organisationen dafür schützen kann, beschämt zu werden - und wieso für die meisten eine beschämende Situation schnell wieder vergessen ist - von dem, der in ihrem Mittelpunkt stand, abgesehen.

Aug 29, 2021 • 26min
#40 Lästern, Klatschen, Flurfunk: Warum in Organisationen gerne über Abwesende gesprochen wird
In dieser Folge wird erörtert, warum Lästern und Klatsch in Organisationen florieren. Klatsch wird als strategisches Mittel zur Informationsverbreitung und zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls genutzt. Der Unterschied zwischen Klatsch und Lästern wird beleuchtet, ebenso deren Auswirkungen auf soziale Normen. Lästern kann sowohl stabilisierend als auch normuntergrabend wirken. Zudem wird besprochen, wie Organisationen ihre Kommunikation verbessern können, um die Negativspirale des Klatschens zu durchbrechen und eine offenere Gesprächskultur zu fördern.

Aug 15, 2021 • 34min
#39 "Wir haben für Sie eine neue, ehrenvolle Aufgabe - weit, weg von hier." - übers Wegbefördern, Versetzen und Entlassen
Mitglieder in die Organisation reinholen ist schon eine schwierige Aufgabe. Aber wenn sie einmal da sind, ist eines oft noch schwieriger: Sich wieder von ihnen zu trennen. Sei es aus formalen Gründen, weil die Leute zu viel reden, oder weil es in der Seele weh tut und es um aufrichtige und gute Menschen geht: Wie sind die Mechanismen einer Trennung?
Stefan Kühl und Andreas Hermwille sprechen über die Parallelen zwischen Kündigungen und Beziehungsenden, wann man wegbefördert und wann man versetzt, wie für alle Beteiligten Gesichtswahrung hergestellt wird - und welche soziologisch interessanten (und damit menschlich fragwürdigen) Unternehmen so kennen, um ihre Mitglieder zum Gehen zu bringen.

Aug 8, 2021 • 28min
#38 Die Hürden vor der Mitgliedschaft: Über Einstellungsgespräche und schwierige Startphasen
Was macht Bewerbungsgespräche als Interaktion besonders? Welchen Zweck haben die gewohnten Standardfragen für die Interaktion? Wie minimieren Organisationen das Risiko Fremde zu Mitgliedern zu machen, die sie dann doch nicht haben wollen? Welchen Zweck haben eigentlich offizielle Onboarding-Prozesse, wenn alles Relevante über die Arbeit im Alltag gelernt wird?
Und was ändert sich, wenn man nicht als Mitarbeiter*in auf der operativen Ebene, sondern als Führungskraft neu in die Organisation einsteigt?
Diese und weitere Fragen, diskutiert in dieser Folge von Der ganz formale Wahnsinn. Wie immer mit: Andreas Hermwille und Stefan Kühl.

Aug 1, 2021 • 31min
#37 "Ich hab die Regeln nicht gemacht!" - zum Umgang zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern
Wie werden Organisationen damit fertig, dass andauernd die soziale Umwelt in Form von Nichtmitgliedern irgendetwas will? Wenn an den Außenrändern der Organisation irritierende Anfragen auflaufen - Menschen, die im Supermarkt Dinge kaufen wollen, die nicht vorhanden sind, Erwartungen, dass der Bus abseits der Linie fährt, die Beachtung von persönlichen Sonderwünschen in einem Anfrageformular)
- dann stehen die Mitglieder der Organisation vor der Wahl, entweder auf die persönlichen Interessen zu versuchen Rücksicht zu nehmen, was den Formalia der Organisation widerspricht - oder sich auf die formalen Regeln ihres Systems zurückzuziehen, aber dabei die laufende Interaktion zu gefährden.
Wann gibt es Kulanz gegenüber Nichtmitgliedern, wann zeigen sich Mitglieder hart? Wie werden Organisationen dieses nervige Rauschen aus der Umwelt los? Gibt es doch eine Chance, dass zwischen Nichtmitgliedern und Mitgliedern mehr als nur rollenbasierte Interaktion stattfinden kann?
Diese und ähnliche Fragen diskutieren Andreas Hermwille und Stefan Kühl in dieser Folge. (Leider ein weiteres (letztes!) Mal mit schlechtem Ton. Ich kann nur um Entschuldigung bitten /ah.)

Jul 25, 2021 • 34min
#36 "Kommen wir zum geselligen Teil" - wie formale und informale Interaktionen unterschieden werden
In dieser Folge verhandeln Stefan Kühl und Andreas Hermwille wie sicher gestellt wird, dass alle Beteiligten eine Situation als formal verstehen, wie der Wechsel in die Informalität vollzogen wird und was Interaktionen ausmacht, die als Bühne und "Schauseite" fungieren. Leider ist der Ton von Andreas Hermwille in der Folge nicht optimal - wir bitten das zu entschuldigen.

Jul 18, 2021 • 22min
#35 "Niemand kann das so gut wie Sie!" - Wie das Urteil Anderer unsere eigene Selbstdarstellung formt
Dies ist eine Fortsetzung von Folge 34.
Stefan Kühl und Andreas Hermwille diskutieren das Phänomen, dass man die Selbstdarstellung anderer Personen oder Mitglieder verändern kann, indem man gewisse Punkte überbetont und bestätigt. Das hat in Organisationen ganz verschiedene Zwecke. Wenn Vorgesetzte ihren Untergebenen unterstellen, in einer Sache kompetent zu sein, und diese Unterstellung annehmen, können sie sich danach nicht mehr widersprechen, wenn ihnen aufgrund der Expertise Aufgaben zugedacht werden.
Meistens handelt es sich dabei um kein strategisches Vorgehen, sondern den bekannten Umstand, dass man im Kreis von Freunden oder einer Abteilung eine gewisse Rolle einnimmt und beginnt sich an bestimmte Erwartungen zu halten, ohne dass man je entschieden hat, diese Rolle einzunehmen.
Für Stefan Kühl mündet das in die bemerkenswerte Feststellung: Wir entscheiden als Personen oder als Mitglieder nicht selbst, wie unsere Selbstdarstellung aussieht. Diese Entscheidung liegt bei unserer Umwelt.

Jul 12, 2021 • 24min
#34 Zwischen schmerzender Ehrlichkeit und süßen Höflichkeitslügen: Über Takt
Taktvolles Verhalten bezeichnet im soziologischen Sinn die Unterstützung der Selbstdarstellung anderer. Wenn jemand einen Witz erzählt, hält die Person sich für witzig. Dann ist es taktvoll, zu lachen - unabhängig von der Qualität des Witzes.
Taktlos ist man also dann, wenn jemand bestimmte Erwartungen hat, wie auf sein Handeln reagiert wird - und diese Erwartung enttäuscht wird.
In dieser Folge besprechen Andreas Hermwille und Stefan Kühl
wie Takt in Freundschaften funktioniert
wieso Organisationen eigentlich Orte der Taktlosigkeit sind
wie das Fehlen von Hierarchie wieder zu mehr Höflichkeit nötigt
wer dem Chef noch offen sagen kann, dass er sich unmöglich verhalten hat.