
Der ganz formale Wahnsinn - was Organisationen zusammenhält
Wie funktioniert eine Organisation? Wie verhandelt man Konflikte zwischen Abteilungen? Und wie kann der Laden eigentlich laufen, obwohl hier anscheinend niemand weiß, was er eigentlich tut?!
Dieser Podcast entwickelt eine wissenschaftliche Perspektive auf Organisationen und zeichnet nach, was sie zusammenhält.
Ein Projekt von Prof. Stefan Kühl, Organisationssoziologe an der Universität Bielefeld, und Andreas Hermwille, freier Journalist, unter anderem für das Campusradio Hertz 87.9.
Ihr erreicht uns über hermwille@uni-bielefeld.de
Latest episodes

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Aug 1, 2022 • 20min
#52 "Organisiert Euch selbst, das ist ein Befehl!" Über den Widerspruch der Selbstorganisation
Der Begriff 'Selbstorganisation' wird als komplex und herausfordernd dargestellt. Überraschend führt er oft zu konservativen Strukturen. Zudem wird diskutiert, wie Hierarchien mit agilen Teams harmonieren können. Es wird beleuchtet, wie Führungskräfte und Mitarbeiter in ihren Erwartungen oft auseinanderdriften. Die Evolution selbstorganisierter Teams wird anhand der Automobilindustrie analysiert, während die Frage aufgeworfen wird, ob solche Strukturen tatsächlich zu mehr Innovation führen.

Jul 25, 2022 • 32min
#51 Was kostet deine genuine Begeisterung? - Über Identifikation
Andreas Hermwille: Ich bin persönlich kein besonders großer Fußballfan, kann mich aber einer gewissen Faszination für die Mechanismen in Profifußballclubs nicht erwehren. Hier versuchen Arbeiterorganisationen, in denen ungefähr die gleichen Regeln gelten wie bei einer Bank, einem Reinigungsdienst oder einem Restaurant, ihre Ziele und Aufgaben zu erfüllen. Doch der Unterschied ist, dass tausende Menschen genau verfolgen, wie hier entschieden wird.
Wer stellt das Personal? Welche Ziele werden ausgegeben? Was gilt als Erfolg? Was ist ein Problem und wer überhaupt trifft hier diese Entscheidung? Und für Fans, die sowas verfolgen ist noch die wichtigste Frage Sind auch alle, die dabei sind, auch motiviert bei dem was sie tun? Schließlich kriegen sie ja Geld dafür, um für diesen bestimmten Verein zu arbeiten. Und Geld wird dann schon zu einer Art von Problem. Denn klar ist auch: Es darf nicht zu viel Geld geben, man will ja keine Legionäre, sondern man will Typen mit Charakter für einen Verein mit Tradition. Ich stelle mir das so wahnsinnig anstrengend vor, an so einem Ort zu arbeiten. Wenn wildfremde Menschen von dir fordern, bitte identifiziert mit deiner Arbeit zu sein.
Herr Kühl - Kann man von Profisportclubs etwas lernen, wenn es um die Identifikation in Organisationen geht?
Stefan Kühl: Das Interessante ist, dass die gleichen Spieler, die mit Begeisterung für ihren Verein einstehen, mit der gleichen Begeisterung vorher das Trikot eines anderen Vereins getragen haben. Die Vorstellung, dass ein Profisportler sein ganzes Leben lang mit einem Verein verbunden bleibt, ist inzwischen nicht mehr so verbreitet. Das haben mittlerweile auch die Fans verstanden, dass die Begeisterung, die sie für ihren Verein haben, nicht identisch damit ist, dass die Spieler ihr Leben lang dabei bleiben.
Mehr Informationen und das gesamte Transkript:
https://versus-online-magazine.com/podcast/identifikation/

Jul 18, 2022 • 19min
#50 Gib mir die Mittel, ein Ziel find ich schon selbst: Über Zieloffenheit
Eine Organisation kann nur funktionieren, wenn alle Mitglieder wissen, was sie zu tun haben. Da wirkt die Idee, dass man die Ziele von Organisationsmitgliedern gar nicht so genau bestimmen muss, ziemlich kontraintuitiv. Über das Dilemma zwischen Strategieplanung und Zieloffenheit.
Link zum Transkript:

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Jul 11, 2022 • 25min
#49 Wer hat DAS bitte bewilligt?! - Über das Zuweisen von Verantwortung
Die komplexe Verantwortlichkeit in Organisationen wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Klare Aufgaben und Verantwortungen sind entscheidend, insbesondere in Krisen. Diskussionen über die Haftbarkeit von Führungskräften und die Rolle von Compliance werfen Fragen zur Effizienz auf. Zudem wird erörtert, wie Gruppenzusammensetzungen Entscheidungsprozesse beeinflussen können, sowohl positiv als auch negativ. Schließlich wird die Dynamik zwischen kollektiven Entscheidungen und individueller Verantwortung thematisiert.

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Jul 4, 2022 • 22min
#48 Alle dürfen frei entscheiden - solange sie so entscheiden wie ich. Zentralisierung vs. Dezentralisierung
Die Diskussion dreht sich um die Vor- und Nachteile von Zentralisierung und Dezentralisierung in Organisationen. Dabei wird erörtert, warum Dezentralisierung oft positiv wahrgenommen wird und wie Digitalisierung häufig zur Zentralisierung führt. Flache Hierarchien können unabsichtlich zentralisierende Effekte haben. Ein spannender Blick auf militärische Strukturen zeigt, wie operative Unabhängigkeit und zentrale Entscheidungen in Krisensituationen balanciert werden müssen. Die Themen Effizienz und Mitarbeitermotivation stehen im Zentrum der Diskussion.

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Jun 27, 2022 • 23min
#47 Gibt es die Innovations-Überdosis? - über das Dilemma zwischen Stabilität und Erneuerung
In dieser Folge wird die Innovationsgeschichte von Motorola analysiert und die Herausforderungen aufgezeigt, die durch übermäßige Innovation entstehen können. Es wird diskutiert, wie Organisationen Stabilität und Veränderung in Einklang bringen und welche Rolle teure Berater dabei spielen. Ebenso wird die Dramatisierung von Innovationsgeschichten in den Medien kritisch beleuchtet. Schließlich thematisiert die Folge, wie unterschiedliche Organisationstypen auf Veränderungsdruck reagieren und welche internen Entscheidungen dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Jun 14, 2022 • 23min
#46 Auftakt Staffel 4: Dilemmata in Organisationen. Wieso es keine perfekten Lösungen gibt.
Will man klare Ziele oder weite Interpretationsmöglichkeiten? Sollen die Mitarbeitenden von der Sache stark überzeugt sein, oder flexibel einsetzbar sein? Ist es besser, wenn alle Fäden an einer Stelle in der Organisation zusammenlaufen, oder soll den Bereichen Autonomie gewährt werden?
Ständig steht man vor einem Dilemma, dessen Bearbeitung jemanden unzufrieden zurück lässt - oder in der Zukunft Ärger bedeutet, weil man nicht hat kommen sehen, dass die andere Lösung besser gewesen wäre. Darum geht es in Staffel 4 von Der ganz formale Wahnsinn.
Ab jetzt gibt es unsere Folgen auch als Skript! Darin sind auch jeweils weiterführende Links - zum Beispiel auf zitierte Literatur - zu finden. Das Skript zu Folge 1 findet sich hier:
https://versus-online-magazine.com/de/dilemmata/

Oct 3, 2021 • 33min
#45 Die blinden Flecke der Soziologie? - Wo soziologische Forschungsfragen nicht hinschauen
Zum Abschluss der Staffel zum Thema Interaktionen schauen wir auf drei Themen, die zwischen den Folgen immer wieder aufgeblitzt sind:
Wenn in Interaktionen Personen darüber entscheiden, wie sich die Situation entwickelt - wie kann man dann noch versuchen, zwischen Person und Mitglied zu trennen, wenn man Interaktionen in Organisationen betrachtet?
Wo liegen die Grenzen der Soziologie, um die Abläufe von Interaktionen hinreichend zu beschreiben? Wann braucht man besser Erklärungen aus anderen Disziplinen wie Biologie oder Psychologie? Trifft "die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen" hier zu? Oder können einfach mehrere Ansätze zu gleichrangig wahren Aussagen kommen?
Wenn man mithilfe von wissenschaftlicher Methode beschreibt, wie manipulatives, Menschen schadendes und ausbeutendes Verhalten für eine Organisation funktional eingesetzt werden kann - inwiefern wirbt man dann für solche Strategien, schlicht dadurch, dass man ihre Brauchbarkeit erklärt?
Außerdem gibt es einen kleinen Ausblick, wie es in der vierten Staffel weitergehen wird.

Sep 26, 2021 • 32min
#44 "Eine gute Großkonferenz funktioniert wie eine Party - je offener die Erwartungen, umso besser"
Für funktionierende Workshops, das Stiften von Gemeinsamkeit, oder das diskrete Vermitteln der Botschaft, dass ein Mitglied in der Organisation nicht mehr erwünscht ist, braucht es vor allem eines: Eine begrenzte Anzahl an Teilnehmenden, damit die Interaktion stabil laufen kann.
Was aber passiert, wenn nicht maximal zehn Leute zusammen kommen, sondern hunderte? Und die wollen zusammen auch noch inhaltlich arbeiten? Geht das überhaupt? Und was können Unternehmen von Motivationsquacksalbern - und vielleicht von sogar Massenveranstaltungen der NSDAP lernen?
Diese und weitere Fragen rundum Großinteraktionen - in dieser Folge von Der ganze formale Wahnsinn.

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Sep 19, 2021 • 31min
#43 "Was vor Ort das Deo ist, ist in der Videokonferenz das brauchbare Mikrofon" - Über Interaktionen per Videocall
In der Diskussion werden die Parallelen zwischen Deodorant und Mikrofonen gezogen, die Ablenkungen in Videokonferenzen reduzieren. Die Sprecher beleuchten die Schwierigkeiten der nonverbalen Kommunikation und die Herausforderungen von hybriden Veranstaltungen. Zudem wird die Problematik der "Zoom-Fatigue" beleuchtet, verursacht durch digitale Wahrnehmungseinschränkungen. Technische Ausstattung und Strukturierung sind entscheidend für effektive Interaktionen, während die Nutzung von 3D-Avataren als potenzielle Lösung für bessere Kommunikation diskutiert wird.