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Nov 15, 2024 • 15min

Aufstieg zur "Perle der Karibik": Die Gründung von Havanna

Havanna wird in der Bucht Puerto de Carenas 1519 gegründet, ist viele Jahre spanische Kolonie und kurzzeitig sogar von den Briten besetzt. Die bewegte Geschichte findet sich bis heute überall in der Stadt wieder.Havanna wird gleich dreimal gegründet, in der Bucht Puerto de Carenas - dem heutigen Hafen von Havanna - dann am 16. November 1519. Die spanischen Eroberer brauchen die Stadt "San Cristóbal de La Habana" als Stützpunkt für ihre Silberflotten. Am Anfang ist es ein armseliges Nest aus Hütten und staubigen Straßen. Aufgrund der strategisch günstigen Lage wird Havanna jedoch schnell zur wichtigsten Hafenstadt in der Karibik. 1552 löst sie das im Süden der Insel gelegene Santiago de Cuba als Hauptstadt ab.Später steigt Havanna durch Zucker und Tabak zur reichsten Stadt der Karibik auf. Der Wohlstand wächst aber nur bei der kleinen Schicht der Herrschenden - die meisten Menschen leben weiter in Elend und Armut. Ende des 19. Jahrhunderts ist Havanna berühmt als die "Perle der Karibik", in den 1950er Jahren als El Dorado für die Mafia und vergnügungssuchende US-amerikanische Touristen.Heute ist Havanna eine zweigeteilte Stadt: Die renovierte Altstadt mit vielen alten Kolonialbauten und funktionierender Infrastruktur. Und der ganze Rest, der aufgrund von Krisen und Mangelwirtschaft allmählich in sich zusammenfällt.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:von der Legende, wie die Stadt Havanna zu ihrem Namen kommt, wie die einjährige Besatzungszeit durch die Briten Havanna für immer verändert,wie afrikanische Sklaven Kuba zu wirtschaftlicher Blüte verhelfen,warum eine Schiffskatastrophe Kuba zur Unabhängigkeit verhilft,von einem Havanna zwischen verwitterten Prachtbauten, chromblitzenden Cadillacs und Salsa-Rhythmen.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dick Cluster, US-amerikanischer Sachbuchautor und ÜbersetzerDick Cluster und Rafael Hernández: The History of Havana. 2018Graham Greene: Unser Mann in Havanna. 3. Aufl., 1995Berge & Meer Touristik GmbH: Kuba.deBundeszentrale für politische Bildung: Kleine Geschichte des Widerstands in KubaWeiterführende Links:Planet Wissen: HavannaZeitzeichen: 19. Februar 2008 - Kubas Staatschef Fidel Castro gibt seinen Rücktritt bekanntStichtag: 9. Oktober 1967 - Ernesto "Ché" Guevara wird in Bolivien erschossenZeitzeichen: 26.05.1919 - Geburtstag der kubanischen Pianolegende Rubén GonzálezWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Matti HesseTechnik: Christina Gabriel
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Nov 14, 2024 • 15min

Als General Sherman 1864 Atlanta niederbrennen ließ

Es ist ein gnadenloser Akt, als Nordstaaten-General Shermann am 15.11.1864 die Stadt Atlanta niederbrennen lässt - und ein Wendepunkt im US-Bürgerkrieg.Der US-amerikanische Bürgerkrieg beginnt im April 1861 klein und begrenzt. Doch dann eskalieren Scharmützel zu Schlachten, die Zahl der Toten und Verwundeten geht in die Zehntausende. Im Kampf geht es mit Gewehr, Revolver und Bajonett oft Mann gegen Mann.Im April 1864 schreibt Ulysses S. Grant, Oberbefehlshaber der Unions-Armeen, an General William T. Sherman, dass es jetzt darum geht, Joseph Eggleston Johnstons Konföderierte Armee zu zerschlagen, so weit wie möglich ins Feindesland vorzurücken und dabei möglichst viele der feindlichen Kriegsressourcen zu zerstören.Sherman gilt als "harter Hund" und tut, wie ihm geheißen. Er marschiert gegen Atlanta, durchtrennt bei seinem Vormarsch die Lebensadern der Stadt, zerstört Transportwege und Gleise, die er unbrauchbar machen lässt. "Sherman-Schlips" nennen seine Leute die grotesk verbogenen Schienen.Bisher war die Zivilbevölkerung weitgehend vom Krieg verschont geblieben. Doch Shermans Strategie zielt jetzt auf eine Demoralisierung der Bürger des Südens - abgesegnet von höchster Stelle.Am 1. September 1864 rückt die letzte bei Atlanta stationierte Südstaatenarmee unter John Bell Hood aus der Stadt ab. Doch Sherman ist noch nicht fertig mit Atlanta. Am 15. November 1864 lässt der General die Stadt in Flammen aufgehen.Die Zerstörung Atlantas gilt als ein Wendepunkt des Krieges. Der Brand führt den Südstaaten die kommende Niederlage vor Augen, General Sherman fühlt sich in seiner brutalen Strategie bestätigt. In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:Dass die Sklavenbefreiung zunächst gar nicht im Fokus Präsident Lincolns und seines Kabinetts liegen,welche Rollen neue Waffen und Taktiken im Sezessionskrieg spielen,wie die Eisenbahn entscheidend auf den Kriegsverlauf wirkt,warum das Großfeuer im Film "Vom Winde verweht" mit dem realen Geschehen in Atlanta nichts zu tun hat,wie General William T. Sherman mit dem Marsch nach Savannah die Niederlage der Südstaaten besiegelt.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Norbert Finzsch, HistorikerWeiterführender Link:Planet Wissen: Der amerikanische BürgerkriegWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Herwig KatzerRedaktion: Matti Hesse
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Nov 13, 2024 • 15min

Nellie Bly reist in 72 Tagen um die Welt - im Jahr 1889

Am 14.11.1889 startet die unerschrockene Reporterin Nellie Bly ein abenteurliches Wettrennen um die Welt - in einer Zeit, in der andere Journalistinnen nur mit männlicher Begleitung auf die Straße gehen.Nellie Bly ist im ausgehenden 19. Jahrhundert eine sogenannte Stuntreporterin, das ist eine ziemlich abfällige Bezeichnung für das, was sie tatsächlich tut: Sie arbeitet als Undercover-Journalistin, um soziale Ungerechtigkeit aufzudecken; die Arbeitsbedingungen in einer Fabrik zum Beispiel oder Skandale im Gesundheitssystem.Ende des Jahres 1888 hat sie aber eine ungeheuerliche Idee: Sie will es Phileas Fogg gleichtun, dem Helden aus Jules Vernes Welterfolg "In 80 Tagen um die Welt". Ihr New Yorker Verleger Joseph Pulitzer hält Blys Idee für völlig abwegig. Schließlich ist sie eine Frau.Nachdem Blys Idee zunächst abgebügelt wird, darf sie ein Jahr später doch starten. Unversehens wird das Unternehmen zum Wettrennen, denn das Konkurrenzblatt "Cosmopolitan" schickt mit Elizabeth Bisland in entgegengesetzter Route ebenfalls eine Frau auf Weltreise.Das Rennen um die Welt bleibt bis zuletzt spannend. Während das Schiff von Elizabeth Bisland von den Stürmen im Nordatlantik aufgehalten wird, kämpft der Zug von Nellie Bly mit dem Schnee im mittleren Westen.Nellie Bly umrundet die Welt in 72 Tagen, sechs Stunden und elf Minuten. In New York wird sie von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt und von einer Ecke des Landes zur anderen gefeiert. Als Elizabeth Bisland vier Tage später ankommt, bemerkt es kaum jemand, und es ist fast niemand da, um sie zu begrüßen. In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:Welch großen persönlichen Einsatz Nellie Bly bei ihren Recherchen bringt,warum Frauen als Jounalistinnen Ende des 19. Jahrhunderts meist unter Pseudonym schreiben,unter welchen Einschränkungen Journalistinnen arbeiten,wen Nellie Bly mit einem kleinen Umweg besucht,wie die New York World mit einem Ratespiel ihre Auflage zusätzlich ankurbelt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Matthew Goodman, JournalistMatthew Goodman: 80 days. Nellie Bly and Elisabeth Bisland’s History Making Race Around the WorldNellie Bly: Around the World in Seventy-Two DaysElizabeth Bisland: In Seven Stages: A Flying Trip Around the WorldWeiterführende Links:ZeitZeichen - 29. Oktober 1911: Todestag des Verlegers Joseph PulitzerPlanet Wissen: Geschichte des Reisens - Tipps für die WeltreiseWDR-Hörspiel "Reise um die Erde in 80 Tagen" von Jules VerneWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph TiemannRedaktion: David Rother
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Nov 12, 2024 • 15min

Kriegsreporter Peter Arnett: Arbeiten unter Lebensgefahr

Vietnam, Afghanistan, Irak - der Journalist und Reporter Peter Arnett ist auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt fast immer dabei. Oft ist er in Lebensgefahr."Es gibt Geschichten, für die man sein Leben riskieren muss", sagte einst Peter Arnett. Drei Jahrzehnte berichtet der gebürtige Neuseeländer für US-Medien von den Kriegsschauplätzen dieser Welt. Seine Feuertaufe erlebt Arnett im Vietnamkrieg. Von 1962 bis 1970 berichtet der Journalist für die Nachrichtenagentur AP von den Fronten in Südostasien. Für seine ungeschminkten Reportagen wird er mit dem Pulitzerpreis geehrt.1980 gründet Ted Turner mit CNN den weltweit ersten reinen Nachrichtenkanal und holt den erfahrenen Reporter zum Fernsehen. Mit seinen Reportagen aus Bagdad bringt Arnett 1991 den Irakkrieg in die Wohnzimmer der Welt - und CNN den Durchbruch im Newsgeschäft. Unter anderem schildert der Reporter mit dem schütteren Haar live vom Dach eines Hotels, wie die Bomben und Raketen rings um ihn herum in der irakischen Hauptstadt einschlagen.Einen Namen macht Arnett sich auch durch seine Interviews etwa mit Saddam Hussein oder 1997 mit dem damals noch weithin unbekannten Al-Qaida-Führer Osama bin Laden. Arnetts Erfolge als Reporter und Kriegsberichterstatter sind unbestritten - ebenso wie seine Eitelkeit. 1999 verlässt er CNN nach einigen Auseinandersetzungen. Arnett wechselt noch einige Male den Arbeitgeber, ehe er 2007 seine Reporter-Laufbahn im Alter von 73 Jahren beendet. Er zieht sich ins Privatleben zurück und lebt seitdem in Los Angeles. In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:unter welch extremen Bedingungen Arnett vom Vietnamkrieg berichtet,wie der Reporter einmal 16 Stunden live sendet und damit die Kriegsberichterstattung verändert, welcher Maxime Arnett in seiner Laufbahn stets treu bleibt,von Kriegsberichterstattung in Zeiten von Social Media, Fake News und Cyberwar. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professor Martin Löffelholz (Medienwissenschaftler an der TU IlmenauHrsg. Martin Löffelholz, Kathrin Schleicher, Christian F. Trippe: Krieg der Narrative - Russland, Die Ukraine und der Westen. 2024 Katrin Eigendorf: Putins Krieg - Wie die Menschen in der Ukraine für die Freiheit kämpfen.2023Weiterführende Links:ZeitZeichen: 21.07.1977 - Todestag der Fotografin Lee MillerStichtag: 19. November 1938 - Ted Turner wird geborenStichtag: 11. August 1988 - Erstes Treffen zur Gründung der Al-QaidaStichtag: 7. August 1964 - US-Kongress billigt VietnamkriegWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Anja ArpRedaktion: Sefa-Inci Suvak
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Nov 11, 2024 • 14min

Bonner Kanzlerbungalow: Wände, die deutsche Geschichte atmen

Als Dienstwohnung der Kanzler war er ziemlich unbeliebt: der Kanzlerbungalow in Bonn - zu kühl, zu eng, zu wenig Atmosphäre. Am 12. November 1964 wurde er fertiggestellt. Im ehemaligen Regierungsviertel von Bonn steht der Kanzlerbungalow – ein schlichtes Gebäude, das zwischen Bäumen und Rasenflächen fast unscheinbar wirkt. Doch hinter den bodentiefen Fenstern und Flachdächern wurde ein bedeutendes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte geschrieben. Von 1964 bis 1999 diente der Bungalow als Wohn- und Empfangsort der Bundeskanzler, die hier in schlichter, offener Architektur wegweisende Entscheidungen trafen und hochrangige Gäste willkommen hießen. Entworfen vom Architekten Sep Ruf, spiegelt das Gebäude Ludwig Erhards Wunsch nach einem demokratischen und modernen Bau wider: Keine Pracht, sondern Transparenz und Bescheidenheit, inspiriert von den Prinzipien des Bauhaus. Die Innenräume – geprägt von Glas und minimalistischem Design – geben Politik und Prominenz einen nüchternen Rahmen. Doch die Kanzler haben unterschiedliche Ansichten über das Gebäude: Während Erhard und Schmidt den puristischen Stil schätzen, passt Helmut Kohl das Interieur seinem Geschmack an und gestaltet den Bungalow zum seinem ganz persönlichen Machtzentrum um. Heute steht der Kanzlerbungalow unter Denkmalschutz und kann von der Öffentlichkeit besichtigt werden – ein Ort, an dem sich deutsche Architektur und politische Geschichte lebendig vereinen. In diesem Zeitzeichen erzählt Ulli Schäfer:warum der Kanzlerbungalow als Symbol für Erhards Vision von Bescheidenheit und Demokratie entworfen wird, und wieso das so gar nicht zu seinem öffentlichen Image passt, wie die Baukosten und der geplante Swimmingpool eine Debatte über Luxus auf Staatskosten entfachen, welche Veränderungen die einzelnen Kanzler vornehmen,und warum unter Helmut Schmidt sogar Panzerglasfenster eingebaut werden.Das ist unsere wichtigste Quelle:Kanzlerbungalow, hrsg. von der Wüstenrot-Stiftung und der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, München, London, New York 2023.Und das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:Judith Kruse, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Haus der Geschichte in BonnWeiterführende Links:Haus der Geschichte: Historische OrteWüstenrot Stiftung: Kanzlerbungalow in BonnGeheimnisvolle Orte – Geheimnis KanzlerbungalowDeutsche Stiftung Denkmalschutz über die Architektur von BungalowsArchitekt Sep RufSep Ruf GesellschaftWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulli Schäfer Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
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Nov 10, 2024 • 15min

Quelle-Insolvenz: Der Pionier des Online-Shoppings macht pleite

Der Versandhandel überlebt einen Krieg und die Ölkrise, nicht aber den Tod seines Gründers. Am 11.11.2009 ist Quelle insolvent. Dabei funktioniert die Geschäftsidee bis heute.In der Essener Grugahalle herrscht am 11. November 2009 gähnende Leere. Nur rund ein Dutzend der 10.000 Quelle-Gläubiger verlieren sich im Saal. Für Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg ist der Auflösungsakt nur noch eine Formalie. Das Aus für das traditionsreiche Versandunternehmen hat Görg schon Wochen zuvor in der Quelle-Heimatstadt Fürth angekündigt. 4.000 Mitarbeiter und 1.000 Beschäftigte bei Zulieferern und Dienstleistern verlieren ihren Job. Dabei hat alles so vielversprechend angefangen.1927 gründet Unternehmer Gustav Schickedanz die Firma "Gustav Schickedanz Kurzwaren en gros", aus der der innovative Versandhandel Quelle hervorgeht. Umsatz und Gewinne wachsen rasch. Zeitweise liegt der Quelle-Katalog praktisch in jedem deutschen Haushalt. Das Konzept geht über Jahrzehnte auf. Quelle trotzt dem vorübergehenden Berufsverbot des Firmengründers, der Ölkrise und der aufkommenden Konkurrenz durch Neckermann und Otto.Doch der Internethandel schwächt Quelle nachhaltig. Hinzu kommt die Fusion mit dem kriselnden Kaufhaus-Konzern Karstadt 1999, zu dessen Rettung ein dreistelliger Millionenbetrag die Konten wechselt. Daher verschont Insolvenzverwalter Görg Karstadt 2009 - im Gegensatz zu Quelle. In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:wie der Name "Quelle" entstehtvom Quelle-Gründer Gustav Schickedanz und seiner Rolle im Nationalsozialismus,wie seine Frau Grete den Betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg rettet,von den ersten Konkurrenten Neckermann und Otto,wie Ölkrise und Digitalisierung Quelle erst zu Veränderungen und schließlich zur Aufgabe zwingenDas sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Ralf Deckers, Mitarbeiter am Institut für Handelsforschung in KölnGustav Schickedanz, Quelle-GründerGregor Schöllgen, BiografGregor Schöllgen: Gustav Schickedanz - Biografie eines Revolutionärs. Berlin 2010Weiterführende Links:14. Mai 2006: Rudolph Karstadt eröffnet sein erstes GeschäftGalerie: Karstadt - wie alles begann2. September 2010: Slogan "Neckermann macht's möglich" erscheintWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Kay BandermannRedaktion: Carolin Rückl und Matti HesseTechnik: Michael Franke
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Nov 9, 2024 • 15min

Friedrich Schiller: Dichter der Freiheit und Rebellion

Am 10.11.1759 wird der große Dichter und Dramatiker Friedrich Schiller in Marbach am Neckar geboren. Rebellion und die Suche nach Freiheit und Freude bestimmen sein Leben und Werk.Geboren wird Johann Christoph Friedrich Schiller am 10. November 1759 in Marbach am Neckar, im Herzogtum Württemberg, einem der deutschen Kleinstaaten. Sein Vater Johann ist Arzt beim Militär, die Mutter Elisabetha entstammt einer Bäckerfamilie. Der Ton in der Familie ist rau. Der Vater gilt als autoritär.In die Ausbildung des Schülers Friedrich Schiller mischt sich schon bald der Herzog persönlich ein. Carl Eugen von Württemberg befiehlt, dass der Junge mit 13 Jahren ins Internat der Fürstenakademie zieht. Dort studiert er zunächst Jura und später Medizin.Tagsüber steckt er im Drill, nachts aber liest er: Goethes Werther, der gerade erschienen ist, Shakespeare oder Gedichte des populären Friedrich Klopstock. Bald dichtet Schiller selbst angeregt, lernt Goethe kennen und wird zum Autor der Freiheit. In Werken wie "Die Räuber" und "Wilhelm Tell" schreibt er über die Rebellion.In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:wie das Publikum auf die Uraufführung der "Räuber" 1782 in Mannheim reagiert,was die Anführer der Französischen Revolution in einem Brief an Schiller schreiben,welchen hohen Preis der Dichter für seinen Einsatz für die Freiheit zahlt,wie Krankheiten sein Leben bestimmen,warum seine Freundschaft zu Goethe nur zögerlich beginnt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Robert Koall (Dramaturg, Düsseldorfer Schauspielhaus)Felix Krakau (Regisseur, Düsseldorfer Schauspielhaus)Dieter Hildebrandt: Die Neunte - Schiller, Beethoven und die Geschichte eines musikalischen Welterfolgs. München und Wien, 2005Rüdiger Safranski: Goethe & Schiller - Geschichte einer Freundschaft. München, 2009Hans-Jürgen Schmelzer: Der verlorene Sohn des schwäbischen Herodes - Ein neuer Blick auf Friedrich Schillers Leben und Werk. Stuttgart, 2008Weiterführende Links:Zeitzeichen 13.01.1782: Uraufführung des Dramas "Die Räuber"Zeitzeichen 17.03.1804: Uraufführung "Wilhelm Tell" von SchillerZeitzeichen 09.07.1826: Tod von Charlotte SchillerZeitzeichen 02.11.1970: Exhumierung von Johann Wolfgang GoetheWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Dänzer-VanottiRedaktion: Christoph Tiegel und David Rother
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Nov 8, 2024 • 17min

RAF-Weggefährten: Terroristen legen Bombe in Jüdischer Gemeinde

Nur etwas Rost am Zünder verhindert die Explosion einer Bombe der "Tupamaros West-Berlin" am 9.11.1969 Die Spur der Täter führt in den Nahen Osten, die DDR - und zum Verfassungsschutz.Ende der 1950er Jahre entsteht in Berlin an der Stelle, wo bis zur Zerstörung in der Reichspogromnacht 1938 eine der größten Synagogen Deutschlands stand, ein neues Jüdisches Gemeindehaus. Ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben nach dem Holocaust in Deutschland wieder aufblühen kann. Die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander im Land der Täter bekommt am 10. November 1969 einen herben Dämpfer: Eine Reinigungskraft findet im Gemeindehaus eine Bombe, die am Tag zuvor bei einer Gedenkveranstaltung explodieren sollte und nur wegen technischer Defekte kein Blutbad anrichtet.Hinter dem Anschlag steckt die linke Terrorgruppierung "Tupamaros West-Berlin", deren Mitglieder aus dem Umfeld des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds kommen. Sie sympathisieren mit den Palästinensern und richten sich gegen Israel und die Eroberung des Gazastreifens, des Westjordanlands und von Ost-Jerusalem. Für die Zeitgenossen ist das ein Schock: Menschen, die politisch links sind und sich der Aufklärung verpflichtet fühlen, hatte man zuvor nicht mit Antisemitismus in Verbindung gebracht. Der Anschlag auf das Gemeindehaus verschwindet bald aus dem Fokus der Öffentlichkeit, auch weil mit der RAF linker Terror eine neue Dimension erreicht. Erst Jahrzehnte später - nach dem Mauerfall - kommen die Hintergründe zur Bombe im Jüdischen Gemeindehaus ans Licht. Die Fäden reichen von Berlin bis in den Nahen Osten, darin verwickelt sind auch Jassir Arafat, ein Undercover-Mann vom Verfassungsschutz und die DDR-Staatssicherheit. In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:wie die Täter in einem Palästinenser-Lager ausgebildet wurden, dass nie Anklage gegen die Bombenbauer erhoben wurde,warum der Anschlag schnell in Vergessenheit geraten ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Wolfgang Kraushaar, Politologe, Hamburg Wolfgang Kraushaar: Bombe im Jüdischen Gemeindehaus. Hamburg 2005Armin Pfahl-Traughber: Linksextremismus in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme. Wiesbaden 2014Weiterführende Links:Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus. (DLF Kultur)19. Juli 1950 – Zentralrat der Juden in Deutschland gegründetDas ist unser Hör-Tipp: „Deutschland – ein halbes Leben. 35 Jahre Mauerfall“Im Podcast schaut der Journalist Christian Bollert auf Deutschland, 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution und dem Mauerfall. „Deutschland – ein halbes Leben“ hört ihr in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck Redaktion: Carolin Rückl und Frank ZirpinsTechnik: Annette Skrzydlo
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Nov 7, 2024 • 15min

Wie Hitler-Attentäter Elser fast die Weltgeschichte änderte

Der Tischler Georg Elser hat sein Attentat auf Hitler minutiös vorbereitet. Am Abend des 8.11.1939 scheitert es nur knapp – durch eine unvorhersehbare Reiseplanänderung.Es ist ein dichter Nebel, der Adolf Hitler an diesem Tag wahrscheinlich das Leben rettet – und Georg Elser sein Leben kosten wird. Wegen der schlechten Sicht können die Nazi-Oberen am Abend des 8. November 1939 nicht wie geplant mit dem Flugzeug von München nach Berlin reisen, stattdessen müssen sie den Zug nehmen. Die jährliche Rede von Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukellers fällt daher kürzer aus als üblich. Und als die von Georg Elser minutiös geplante Zeitbombe hochgeht, haben Hitler und Goebbels den Saal schon verlassen. Der Attentäter Georg Elser wird ungefähr zur gleichen Zeit an der Schweizer Grenze festgenommen. Den Entschluss, Adolf Hitler in die Luft zu jagen, hatte Georg Elser bereits ein Jahr zuvor gefasst. Der Tischler sieht bei seiner Arbeit in einer Armaturenfabrik jeden Tag, wie das NS-Regime für den Krieg aufrüstet. Zugleich haben die einfachen Arbeiter immer weniger Rechte: "Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass man nur dadurch etwas verändern kann, dass man die augenblickliche Führung beseitigt, also Hitler, Göring und Goebbels." Wäre das schlechte Wetter nicht dazwischen gekommen, so hätte Georg Elser womöglich Weltgeschichte schreiben und viel Elend in Europa verhindern können. Der Arbeiter hat immerhin schon 1938, also noch vor Kriegsbeginn, erkannt, dass der Nationalsozialismus nur Unheil bringen wird. Deutlich früher also als andere Widerständler war Georg Elser bereit, sein Leben zu riskieren, um das Nazi-Regime zu stoppen. In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember: wie Georg Elser als Arbeiter in einem Steinbruch anheuert, um an Sprengstoff zu kommen,mit welcher Raffinesse er sich nachts im Brauhaus einsperren lässt,welche Rolle die Abortanlagen des Bürgerbräukellers für das Attentat spielen,wie die Nationalsozialisten das missglückte Attentat für ihre Propaganda nutzen,dass Georg Elser noch kurz vor Kriegsende ohne Verfahren und am gleichen Tag wie Admiral Wilhelm Canaris und Dietrich Bonhoeffer hingerichtet wird.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Wolfgang Benz, Historiker, BerlinWolfgang Benz: Allein gegen Hitler: Leben und Tat des Johann Georg Elser. München 2024Johannes Tuchel/Peter Steinbach: Georg Elser. Der Hitler-Attentäter. Berlin 2008Weiterführende Links:Zeitzeichen über Dietrich Bonhoeffer20. Juli 1944 – Stauffenberg-Attentat auf HitlerGeorg-Elser-ArbeitskreisWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner WemberRedaktion: Christoph Tiegel, David RotherTechnik: Moritz Raestrup
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Nov 6, 2024 • 13min

Plankton - auf der Suche nach der Basis der Futterkette

Kleine und große Schwebewesen bevölkern die Meere. Die erste Expedition zu ihrer Untersuchung organisierte der Meeresbiologe Victor Hensen, der den Begriff Plankton erfunden hat - am 7.11.1889 kehrte sie heim.Im Jahr 1889 bricht der Kieler Biologe Victor Hensen zu einer außergewöhnlichen Reise auf. Er will erforschen, was wir heute unter dem Namen Plankton kennen: die winzigen, oft unsichtbaren Bewohner des Meeres. An Bord des Dampfers "National" und unterstützt von einem Team aus Zoologen, Botanikern und sogar einem Marinemaler startet Hensen die erste große Planktonexpedition in den Nordatlantik. An über 120 Stellen nehmen die Forscher Proben und entdecken unzählige Organismen, vom mikroskopischen Phytoplankton bis hin zu Quallen. Dabei entdecken die Forscher hunderte von neuen Arten – so viele, dass die gesammelten Proben noch Jahrzehnte lang analysiert werden. Hensens Ziel ist es, das Plankton systematisch zu erfassen, um dessen Bedeutung für das Leben im Meer zu verstehen. Eigens von ihm entwickelte, spezielle Netze werden dafür vertikal durchs Wasser gezogen – ein Verfahren, das uns auch heute noch in der Meeresforschung dient. In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:was Hensens erste Studien mit einem einzelnen Fisch, dem Goldbutt, zu tun haben, warum Plankton für die Nahrungskette im Ozean so wichtig ist und sogar das Weltklima beeinflusst, was die Forschungsteilnehmer der Expedition alles mitnehmen müssen, darunter nicht nur Messgeräte, sondern auch einen Marinemaler, warum es besonders in kalten Meeresgebieten viel mehr Plankton gibt als in wärmeren Gewässern, und welche Rolle neue Technologien wie DNA-Analysen und Satellitendaten heute in der Planktonforschung spielen. Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Meike Vogt, Senior Researcher und Klimawissenschaftlerin an der ETH Zürich.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Karl Brandt: Haeckel's Ansichten über die Plankton-expedition, Kiel 1891.Otto Krümmel: Reisebeschreibung der Plankton-Expedition, Schwerin 2021. Karl Brandt: Ueber die biologischen Untersuchungen der Plankton-Expedition. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 5, 1890, S. 112–114.Victor Hensen: Einige Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 5, 1890, S. 318–320. Weiterführende Links:SWR natürlich! - Plankton - der Schatz aus dem MeerDie Plankton-Expedition, Berlin-Brandenburgische Akademie der WissenschaftenG. Kortum: Victor Hensen in der Geschichte der Meeresforschung, Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein, Bd. 71, 2009, S. 3-25.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Noch mehr Infos zu dieser und anderen Zeitzeichensendungen von Murat Kayı finden Sie hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Murat KayiRedaktion: Frank Zirpins

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