Kinderrepublik statt Knast: Homer Lanes Pädagogik des Vertrauens
whatshot 14 snips
Sep 5, 2025
Ein innovativer Pädagoge gründet Kinderrepubliken, in denen straffällige Jugendliche selbstregiert leben. Sein Konzept von Verantwortung und Selbstbestimmung bringt Erfolge in der Rehabilitation. Besonders spannend sind seine Erfahrungen in Detroit und England, wo er Jugendlichen ein Mitspracherecht gewährt. Die Diskussion über gewaltfreie Erziehung und die Herausforderungen, die damit einhergehen, zeigt die Grenzen seiner Methoden auf. Zudem wird beleuchtet, warum Gefängnisse oft nicht die Lösung sind.
14:37
forum Ask episode
web_stories AI Snips
view_agenda Chapters
menu_book Books
auto_awesome Transcript
info_circle Episode notes
insights INSIGHT
Selbstbestimmung Fördert Regelbefolgung
Homer Lane glaubte, dass Jugendliche Regeln einhalten, wenn sie diese selbst bestimmen.
Seine Self-Government-Idee zeigte in Ford Republic und Little Commonwealth erste Erfolge.
insights INSIGHT
Gefängnis Als Schlechte Schule
Reformprojekte sahen Gefängnisse als "Schulen des Verbrechens" und suchten Alternativen.
Lanes Erfahrung und Herkunft gaben ihm Glaubwürdigkeit bei Jugendlichen.
question_answer ANECDOTE
Ford Republic Als Selbstverwaltete Wohngemeinschaft
In der Ford Republic lebten rund 60 auffällig gewordene Jungen in einer Wohngemeinschaft.
Lane führte gesetzgebende Versammlungen und Bürgergerichte ein, um Verantwortung zu fördern.
Get the Snipd Podcast app to discover more snips from this episode
Der Pädagoge gründet Kinderrepubliken, in denen straffällige Jugendliche sich selbst regieren – mit Erfolg und Schattenseiten. Am 5.9.1925 stirbt Homer Lane in Paris.
In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
wie Homer Lane den Weg von der Straße in die Reformpädagogik findet,
warum straffällige Jugendliche bei ihm dreimal täglich Obsttorte mit Eis haben dürfen,
von seinem besonderen Draht zu Kindern und Jugendlichen,
und wie er mit Charme und brillanter Rhetorik auch Förderer und Sponsoren für seine Projekte gewinnt.
Homer Lane ist schon Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugt: Wenn aus der Bahn geratene Jugendliche die Regeln des Zusammenlebens selbst bestimmen können, dann halten sie sich daran. Gefängnisse hingegen sieht er als kriminelle Lehranstalten, die selten zur Integration führen.
Einen ersten Praxistest unternimmt Homer Lane 1907, als er die "Ford Republik" in Detroit übernimmt. Dort leben rund 60 auffällig gewordene Jugendliche in einer reformpädagogischen Wohngruppe, finanziert von der Ford-Familie. Er lässt sie selbst bestimmen, nach welchen Regeln sie zusammenleben wollen, aber auch die Konsequenzen aus Verstößen tragen – mit Erfolg.
Bald gilt Homer Lane als die Autorität im Umgang mit jugendlichen Straftätern in den USA. 1912 folgt der Ruf nach England. In der Grafschaft Dorset baut er mit dem "Little Commonwealth" seine eigene Kinder- und Jugendeinrichtung auf. Als ihn zwei Mädchen des "unmoralischen Verhaltens" beschuldigen, muss er die Anstalt verlassen. Homer Lane stirbt am 5.9.1925 mit 50 Jahren in Paris.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Prof. Bernd Dollinger, Soziologe mit Schwerpunkt Jugendkriminalität, Universität Siegen
Prof. Jürgen Oelkers, Experte für historische Reformpädagogik, Universität Zürich
Homer Lane: Talks To The Parents And Teachers. London 1928
Elsie Bazeley: Homer Lane And The Little Commonwealth. London 1928
Johannes-Martin Kamp: Kinderrepubliken. Geschichte, Praxis und Theorie radikaler Selbstregierung in Kinder- und Jugendheimen, Wiesbaden 1995
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!