FALTER Radio

Markus Reisner, Oberst des österreichischen Bundesheeres und Historiker, analysiert die militärstrategischen Aspekte der Ukraine-Konflikts und zieht überraschende Parallelen zur Sowjetzeit. Er warnt vor Naivität gegenüber Russland und betrachtet die Ukraine im globalen Nord-Süd-Konflikt, in dem Europa aktiver auftreten sollte. Reisner erläutert die Rolle von Unterstützern aus dem globalen Süden, diskutiert Eskalationsmomente und potentielle Friedenspläne. Zudem skizziert er drei mögliche Endspiel-Szenarien für die Ukraine und betont die Bedeutung von Cyberkriegen.

Oliver Rathkolb ist Zeithistoriker und leitete das Institut für Zeitgeschichte. Im Gespräch mit Barbara Tóth beleuchtet er die rechtlichen Konsequenzen des Urteils gegen einen ehemaligen Chefredakteur der Aula, ein rechtsextremes Magazin. Rathkolb analysiert die historische Bedeutung des Verbotsgesetzes und zieht Parallelen zu früheren NS-Prozessen. Zudem erklärt er, wie die Aula NS-Ideologien unter einem neuen Deckmantel verbreitete und diskutiert die Auswirkungen des Urteils auf Online-Plattformen und die Rolle des Verfassungsschutzes.

Günther Ogris, Sozialwissenschaftler und Vorsitzender des STEM-Instituts, und Katharina Beclin, Kriminologin der Universität Wien, sprechen über die Sicherheitslage in Österreich. Ogris präsentiert, dass die Kriminalitätsrate sinkt, während die Medien unser Sicherheitsgefühl beeinflussen. Beclin thematisiert die steigenden Anzeigen trotz rückläufiger Verurteilungen und erklärt den Diversionseffekt. Beide kritisieren die mediale Wahrnehmung von Ausländerkriminalität und diskutieren wichtige Themen wie Gewalt gegen Frauen und die Herausforderungen der Jugendkriminalität.

Eva Konzett, stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift Falter und Expertin zur Benko-Causa, diskutiert die brisanten Vorwürfe gegen René Benko und seine Frau, einschließlich der angeblichen Vermögensverschiebung zur Gläubigervermeidung. Sie enthüllt Details zu versteckten Wertgegenständen wie Bargeld und Schmuck und erläutert Benkos Verteidigung sowie die Beweislage. Zudem thematisiert sie die gesellschaftlichen Folgen der Causa und mögliche Reformen im Nachgang, während sie einen Ausblick auf die nächsten Schritte der Insolvenz gibt.

Irina Scherbakowa analysiert die dunklen Wurzeln des Putin-Regimes und dessen Verharmlosung des Stalinismus. Sie beschreibt die psychologischen Folgen des Terrors und kritisiert die Propaganda, die gesellschaftliche Normen untergräbt. Scherbakowa erkennt die Militarisierung des Gedächtnisses und die Umdeutung von Geschichte als Legitimierung für imperialistische Ambitionen. Ihre düstere Prognose warnt vor der fortwährenden Bedrohung für Europa und der Gefährdung demokratischer Werte durch Putins Politik.

Kathy Leichter, Dokumentarfilmemacherin und Enkelin der österreichischen Antifaschistin Käthe Leichter, spricht über die gespaltene Linke in den USA und das Vermächtnis ihrer Familie. Sie beleuchtet die Herausforderungen intergenerationeller Traumata und Stolz sowie ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit durch Filmprojekte. Kathy diskutiert auch das politische Erbe ihres Vaters, die Risiken für die Demokratie und die Notwendigkeit, Klassen- und Identitätspolitik zu vereinen. Spannend sind ihre Einblicke in den aktuellen Widerstand gegen Faschismus.

Nicole Scheyerer, Kunstkritikerin und Journalistin, und Cordula Reyer, ehemaliges Topmodel, diskutieren über den legendären Modedesigner Helmut Lang. Sie beleuchten seinen revolutionären Clean Chic, den Einfluss seiner unkonventionellen Modeschauen und die Retrospektive im MAK. Cordula teilt persönliche Erinnerungen an Langs kreative Zusammenarbeit sowie seine innovative Marketingstrategien. Beide betonen Langs nachhaltigen Einfluss auf die Modewelt und die Herausforderungen, die mit seiner kommerziellen Expansion verbunden waren.

Florian Klenk, Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung FALTER und journalistischer Ermittler, diskutiert zusammen mit dem Historiker Oliver Rathkolb und Karin Schaden, der Tochter des beschuldigten Antiquars Rainer Schaden, einen skandalösen Justizfall. Sie sprechen über die Hausdurchsuchung und die Anklage wegen NS-Wiederbetätigung, die durch den Kauf belasteter Bücher ausgelöst wurde. Rathkolb erläutert das NS-Verbotsgesetz, während Klenk die juristischen Implikationen analysiert. Karin Schaden gibt persönliche Einblicke in den Schrecken, den ihre Familie durchlebt.

Nina Horaczek, Journalistin beim Falter, beleuchtet die Debatte um das geplante Kopftuchverbot für Schülerinnen unter 14. Sie hinterfragt die Herkunft der Regierungsangabe von 12.000 betroffenen Mädchen und deckt methodische Schwächen in den zugrunde liegenden Studien auf. Horaczek kritisiert die unzureichende Evidenz aus Österreich und die problematische Übertragung deutscher Daten. Zudem verdeutlicht sie die politischen Motivationen hinter dem Gesetz und ruft zu einer evidenzbasierten Politik auf, anstatt schnelle Gesetze ohne klare Daten zu erlassen.

Oliver Jens Schmitt, Historiker an der Universität Wien und Autor des Buches 'Moskaus westliche Rivalen', beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen Russland und seinen westlichen Nachbarn. Er erklärt, dass man die Gegenwart nur versteht, wenn man bis ins 9. Jahrhundert zurückblickt. Schmitt diskutiert Putins historische Begründungen und die Kontinuitäten hybrider Kriegsführung, die auf mongolische Taktiken zurückgehen. Zudem warnt er vor den Gefahren für das Baltikum und lobt Finnlands vorbildliche Reaktion auf Bedrohungen.