2.2 Revolution auf unseren Tellern: Die Zukunft des Essens 🐔🐽 🧪 🥳
Jan 19, 2023
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Ivo Rzegotta vom Good Food Institute, Siegfried Kröpfl, ein Haubenkoch, und Lukas Fesenfeld von der Uni Bern diskutieren die Zukunft des Essens. Sie erkunden, wie alternative Proteine und Fermentation die Lebensmittelproduktion revolutionieren können. Die Herausforderungen bei der Verbraucherakzeptanz von pflanzenbasierten und kultivierten Fleischalternativen stehen im Zentrum. Zudem wird über den Einfluss von gesellschaftlichen Normen auf unsere Essgewohnheiten und die nötigen politischen Maßnahmen für eine nachhaltige Ernährung gesprochen.
Die Reduzierung des Fleischkonsums ist entscheidend für Klimaschutz und den Erhalt der Kulturlandschaft in Deutschland und Österreich.
Alternative Proteine aus pflanzlichen Quellen bieten eine nachhaltige, gesunde und tierleidminimierende Option für Verbraucher.
Politische Unterstützung und technologische Fortschritte sind notwendig, um den Anteil alternativer Proteine bis 2035 signifikant zu steigern.
Deep dives
Wichtigkeit alternativer Proteine
Die Reduzierung des Fleischkonsums in Deutschland und Österreich ist entscheidend für die Erhaltung einer vielfältigen Kulturlandschaft und eines stabilen Klimas. Alternative Proteine aus pflanzlichen Quellen bieten eine nachhaltige und oft gesündere Ersatzoption, die gleichzeitig das Tierleid minimiert. Der Umstieg auf diese Produkte kann eine wichtige Maßnahme gegen die Klimakrise und das Artensterben darstellen. Um den Konsum von pflanzlichen Alternativen zu fördern, ist es wichtig, die Verbraucher über die Vorteile aufzuklären und sie zum Ausprobieren zu ermutigen.
Entwicklung pflanzenbasierter Produkte
Die aktuellen pflanzenbasierten Produkte haben sich in ihrer Qualität und Vielfalt erheblich verbessert und sind nun dichter am Geschmack und der Textur von Fleisch. Von einfachen Bohnenburgern ist man zu fortschrittlichen Erzeugnissen gekommen, die selbst bei ganzen Fleischstücken mithalten können, was eine breitere Akzeptanz bei Verbrauchern fördert. Märkte in Deutschland und Österreich bieten bereits eine Vielzahl dieser Produkte an, jedoch wird weiterhin an der Verbesserung gearbeitet, um auch ganze Stücke Fleisch zu simulieren. Eine Herausforderung bleibt die Nachfrage nach weniger Zusatzstoffen, die durch die Entwicklung transparenterer und gesünderer Produkte angegangen wird.
Kultiviertes Fleisch und seine Herausforderungen
Kultiviertes Fleisch, oft auch als Laborfleisch bezeichnet, wird derzeit nur in wenigen Ländern wie Singapur kommerziell angeboten und hat noch einen langen Weg vor sich, um breitere Märkte zu erreichen. Dieser Prozess ist in Europa langwierig aufgrund komplexer Zulassungsverfahren, was die Markteinführung erschwert. Die technologischen Fortschritte, die für die Produktion dieses Futters erforderlich sind, könnten in Nahrungskreisläufe eintreten, die an große Brauereien erinnern, und nicht mehr an Labors. Preis lautet weiterhin eine zentrale Herausforderung; gegenwärtig sind kultivierte Produkte teurer als herkömmliches Fleisch, was ihre Verbreitung behindert.
Die Rolle der Fermentation
Die Fermentation bietet ein spannendes Potenzial zur Herstellung alternativer Proteine, die den tierischen Äquivalenten in Geschmack und Textur sehr ähnlich sind. Traditionelle und moderne Fermentationsverfahren ermöglichen die Produktion von Produkten wie veganem Käse, der bioidentisch mit herkömmlichem Käse ist. Methoden wie Biomasse- und Präzisionsfermentation zeigen vielversprechende Ansätze, um neue Geschmacksprofile und Nährstoffe zu erzeugen, die für Verbraucher ansprechend sind. Diese innovativen Technologien stehen noch am Anfang, könnten jedoch künftig eine bedeutende Rolle im Markt spielen, besonders im Hinblick auf die Käsealternative.
Zukünftige Ernährungsszenarien
Eine Studie prognostiziert, dass bis 2035 etwa 11 % des aufgenommenen Proteins in Österreich und Deutschland aus alternativen Quellen stammen könnten, wenn der Trend anhält. Mit politischer Unterstützung und technologischen Fortschritten könnte dieser Anteil sogar auf 22 % steigen, was für die Reduzierung des Tierkonsums entscheidend wäre. Wachsende Weltbevölkerung und steigender Wohlstand in Entwicklungsländern könnten zu einer explodierenden Nachfrage nach tierischen Produkten führen, was zusätzliche Herausforderungen für Umwelt und Klima schafft. Der Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung erfordert also nicht nur individuelle Veränderungen, sondern auch umfangreiche politische und gesellschaftliche Maßnahmen.
Echtes Hähnchen essen, ohne Hühner zu töten? Käse ohne Milch? Alternative Proteine sind ein wichtiges Puzzleteil zur Lösung der Klimakrise. Die Politik muss den Ball endlich aufgreifen und es uns einfach machen, umzusteigen.
In der Folge zu hören:
Ivo Rzegotta, Good Food Institute
Lukas Fesenfeld, Uni Bern und ETH Zürich
Christian Jochum, Landwirtschaftskammer Österreich
Siegfried Kröpfl, Koch und Consultant für Gastronomie
Franz Sinabell, Ökonom Wifo, Bauer
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