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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Aug 27, 2024 • 15min
Raphael Lemkin, Vater der Völkermord-Konvention
Wenn ein Mörder für den Tod eines anderen Menschen büßt, wer büßt für den Mord an ganzen Volksgruppen? Die Frage bewegt Raphael Lemkin bis zu seinem Tod am 28.8.1959.In Berlin steht 1921 ein Armenier vor Gericht, der einen Türken auf offener Straße erschossen haben soll. Das Opfer war einer der Organisatoren des Völkermords an den Armeniern ein paar Jahre zuvor durch das Osmanische Reich. Durch den Prozess erfährt eine breite Öffentlichkeit von den mehr als 1,5 Millionen Armeniern, die durch Zwangsräumungen und Todesmärsche ums Leben kamen. Und der Prozess zeigt eine Lücke im internationalen Gesetz auf, die den Jurastudenten Raphael Lemkin im seinerzeit polnischen Lemberg nicht mehr loslässt: "Die Ermordung eines Individuums ist ein Verbrechen. Ist es dagegen kein Verbrechen, mehr als eine Million Menschen zu töten?" Raphael Lemkin reist in den 1930er Jahren mit Vorschlägen für ein internationales Gesetz zum Schutz von Minderheiten zu mehreren europäischen Konferenzen: Endlich sollen Volksgruppen vor der Vernichtung durch die eigene Regierung geschützt werden. Vergeblich. Lemkin selbst muss als polnischer Jude vor den Nationalsozialisten fliehen und rettet sich in die USA. Im Gepäck hat er Dokumente, die Hitlers systematische Vernichtung der Juden juristisch beweisen sollen.Raphael Lemkins Hartnäckigkeit zahlt sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nimmt 1948 einstimmig ein Gesetz zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord an. Raphael Lemkin geht als Vater der Völkermord-Konvention in die Geschichte ein.In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:Warum Raphael Lemkin 1933 seinen Job als Staatsanwalt in Warschau verliert,über Raphael Lemkins Flucht vor den Nationalsozialisten nach Schweden und in die USA, wieso der Jurist mit seiner Hartnäckigkeit von einigen als unangenehmer Mensch empfunden wurde,warum die Völkermord-Konvention ein großer Erfolg ist, aber auch viele Mängel aufweist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professor Christoph Safferling (Völkerrechtler, Universität Erlangen-Nürnberg) Raphael Lemkin: Axis Rule in Occupied Europe. Washington 1944Raphael Lemkin: Ohne Auftrag. Autobiografie. Bochum 2020Smantha Power: "A problem from Hell". America and the Age of Genocide. New York 2007Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg. Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Eine persönliche Geschichte. Frankfurt am Main 2018Weiterführende Links:Lemkins Gesetz - Auf den Spuren der Völkermord-KonventionStichtung – Prozess zum Mord an Talât Pascha beginntZeitzeichen - Die Gründung der GestapoWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Aug 26, 2024 • 15min
Hamburger Original und Herz des Ohnsorgtheaters: Heidi Kabel
Heidi Kabel, geboren am 27.81914 in einem gutbürgerlichen Haushalt an der Große Bleichen. In dieser Straße wird sie später zum Star: auf der Bühne des Ohnsorgtheaters.Heidi Bertha Auguste Kabel kommt am 27. August 1914 in Hamburg in derselben Straße zur Welt, in der 22 Jahre später der Bibliothekar Richard Ohnsorg eine Bleibe für seine Niederdeutsche Bühne findet. Heidis Vater leitet eine Druckerei, die Mutter erzieht Heidi mit strenger Hand. Dazu gehört, dass die Kinder keine Gefühle zeigen dürfen. Heidi Kabel sieht es später als Vorteil, weil sie gelernt habe, sich zusammenzunehmen.Die Eltern wollen, dass sie Konzertpianistin wird. Doch sie entscheidet sich fürs Theater. 1933 hebt sich am Theater von Richard Ohnsorg zum ersten Mal der Vorhang für sie. 1938 feiert sie ihre Filmpremiere mit "Ein Mädchen geht an Land". Nach dem Krieg übernimmt ihr Ehemann Hans Mahler das Ohnsorg-Theater und die beiden starten mit ihrem Mundart-Theater durch.Mit Kittelschürze und Kopftuch spielt sich Heidi Kabel ins kollektive Gedächtnis von Generationen. Schrullig, derbe und kratzbürstig inszeniert sie den Typus der forschen norddeutschen Nachkriegsfrauen, als Hausmeisterin, Mutter und Schwiegermutter, als Giftspritze, Krawallschachtel, Hausdrache und Tratschtante. Fernseh-Übertragungen aus dem Ohnsorg-Theater erreichen oft Einschaltquoten von 80 Prozent. Zu den Klassikern gehören "Vater Philipp", "Die Kartenlegerin" und "Tratsch im Treppenhaus".Am Silvesterabend 1998, mit 84 Jahren, verabschiedet sich die Volksschauspielerin auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters von ihrem Publikum. 2010 stirbt Heidi Kabel in Hamburg.In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:Über die Mitgliedschaft von Heidi Kabel in der NS-Frauenschaft,dass Wolfgang Borchert ein Gedicht für sie geschrieben hat, wie Heidi Kabel mit dem Schifferklavier durch Kneipen getingelt ist,was ihre Tochter Hilde über die Zusammenarbeit mit der Mutter sagt,wie das Verhältnis zum Kölner Volkstheater von Willi Millowitsch gewesen ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Heiko Mahler, Sohn von Heidi Kabel, Heidi Mahler, Tochter von Heidi KabelJürgen Lucke, MaskenbildnerWeiterführende Links:Ohnsorg-Theater: 1954 kommt die Bühne ins Fernsehen (NDR)Zeitzeichen über den Schriftsteller Wolfgang BorchertZeitzeichen über die Volksschauspielerin Liesel ChristWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi TenhavenRedaktion: Christoph Tiegel und Seva Suvak

Aug 25, 2024 • 15min
Vom Sklaven zum Kaiser von Haiti: Faustin I.
Faustin Soulouque kann weder lesen noch schreiben. Die politische Elite betrachtet ihn als Marionette - bis er sich am 26.08.1849 zum Kaiser von Haiti ausrufen lässt.Geboren wird Faustin Soulouque 1782 auf einer Plantage in Haiti, seine Eltern sind beide Sklaven. Elf Jahre später wird die Sklaverei abgeschafft. Die Macht erlangen aber künftig nicht die zahlenmäßig dominierenden Schwarzen, sondern die Haitianer mit je einem schwarzen und weißen Elternteil. Sie wurden früher aus der Sklaverei befreit, gelten als gebildeter.Auch der Schwarze Faustin Soulouque lernt weder lesen noch schreiben, kann aber beim Militär Karriere machen. Im Unabhängigkeitskampf gegen die französische Kolonialmacht steigt er zum General auf. 1847 wählt ihn der Senat zum Präsidenten von Haiti. Durch seinen in der Armee gezeigten Gehorsam gilt der 64-Jährige als besonders geeignet für die gängige "Stellvertreterpolitik". Dabei sucht sich die hellhäutigere politische Elite einen Schwarzen, den sie wie eine Marionette führen kann.Bei Faustin Soulouque geht die Strategie jedoch nicht auf. Im April 1848 ordnet der Präsident an, einen Teil der bisherigen politischen Führungsriege brutal zu eliminieren. Ein Jahr später, am 26. August 1849, lässt er sich vom Senat zum Kaiser ausrufen. Für seine Krönungsfeierlichkeiten greift Faustin I. tief in die Staatskasse. Er ordert eine Krone in Paris und legt sich nach französischem Vorbild einen eigenen Hofstaat an.Politisch regiert Faustin I. immer brutaler, selbst ehemalige Weggefährten lässt er verschwinden. 1859 ist Schluss damit. General Fabre Nicolas Geffrard putscht mit 6.000 Soldaten gegen den Kaiser, der daraufhin nach Jamaika fliehen muss.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:Wer das größte Vorbild für Faustin I. ist,mit welcher mörderischen Willkür er regiert hat,warum Haiti Geld an seine ehemalige Kolonialmacht Frankreich bezahlt,über den Rassismus internationaler Zeitungen.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Anne Brüske (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Räumliche Dimensionen kultureller Prozesse an der Uni Regensburg)Léon-François Hoffmann (unter Mitarbeit von Carl Hermann Middelanis): "Faustin Soulouque d'Haïti dans l'histoire et la littérature. Paris 2007Walter L. Bernecker: Kleine Geschichte Haitis. Frankfurt am Main 1996Weiterführende Links:DLF: Der Inselstaat Haiti und der Kampf um die UnabhängigkeitZDF: Die Gangs von Haiti - Armut, Gewalt und KorruptionARD: Haiti - ein Land am AbgrundWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VormwegRedaktion: Carolin Rückl und Sefa SuvakTechnik: Thomas Bleul

Aug 24, 2024 • 15min
Adele Schopenhauer – eine Pionierin der weiblichen Kunst
Schriftstellerin, Dichterin, Meisterin des Scherenschnitts: Adele Schopenhauer ist weit mehr als die Schwester des berühmten Philosophen. Am 25.8.1849 stirbt sie in Bonn.Adele Schopenhauer hat Glück. Ihre Mutter Johanna führt einen Salon, in dem sich die geistige Elite der Weimarer Klassik trifft. So lernt die junge Adele unter anderem Bettina von Arnim, Wilhelm Grimm, die Schlegels, Carl Maria von Weber, Felix Mendelssohn-Bartholdy und viele mehr kennen.Dazu gehört auch Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter und Adele verstehen sich bestens. Er bildet sie als Vorleserin und Schauspielerin mit aus und führt sie in die Literatur ein. Das Mädchen wächst heran zwischen klassizistischen und romantischen Idealen, lernt Italienisch, Französisch, Englisch, musiziert, malt, stickt und entdeckt ihr Talent für den Scherenschnitt.Später schreibt Adele Märchen, Novellen, Gedichte und Romane – doch alles mit mäßigem Erfolg. Erst als Reisende in Rom und Florenz erobert sie sich einen Platz in der patriarchalischen Welt. Sie diskutiert auf Augenhöhe mit Männern über Literatur, Kunst und Naturwissenschaften.In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:wie Adele Schopenhauer in einem unglücklichen Elternhaus aufwächst,welche distanzierte Beziehung sie zu ihrem berühmten Bruder Arthur hat,wer wohl die eigentlich große Liebe von Adele ist,wodurch die Schriftstellerin ihre gesamte Mitgift verliert.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:Francessca Fabbri (Kunsthistorikerin in Weimar)Angela Steidele (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin in Köln)Adele Schopenhauer: Tagebuch einer Einsamen. Berlin 1985Gabriele Büch: Alles Leben ist Traum – Adele Schopenhauer – Eine Biografie. Berlin 2002Angela Steidele: Geschichte einer Liebe – Adele Schopenhauer und Silbylle Mertens. Berlin 2010Lucca Müller: Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte. Köln 2023Weiterführende Links:Zeitzeichen 17.04.1838: Johanna Schopenhauer stirbtZeitzeichen 22.02.1788: Arthur Schopenhauer wird geborenZeitzeichen 29.01.1797: Sibylle Mertens-Schaaffhausen wird geborenHR2-Hörspiel: Geschichte einer LiebeKlassik Stiftung Weimar: Video zur Adele-Schopenhauer-Ausstellung 2019Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Doris ArpRedaktion: Christoph Tiegel und Matti HesseTechnik: Petra Laubach

Aug 23, 2024 • 15min
Ein Politiker geht baden: Reichspräsident Ebert in Badehosen
Am 24.08.1919 verunglimpfen seine Gegner den jüngst vereidigten Reichspräsidenten Ebert mit einem Skandalfoto. Politik mit Bademode - das wird noch heute gern gemacht.
1919 wird in Deutschland die erste parlamentarische Demokratie gegründet. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert wird zu ihrem Repräsentanten gewählt und am 21. August auf die neue Verfassung vereidigt. Am selben Tag wird die Ausgabe der "Berliner Illustrierten Zeitung" verteilt, die eigentlich erst drei Tage später erscheinen soll.Auf der Titelseite wird der neue Würdenträger zwar nicht nackt, aber doch ungehörig unbekleidet seinem Volk präsentiert wird. Man sieht Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) in der damals keineswegs üblichen Badehose in der Ostsee stehen. Die Resonanz ist enorm. Ein Mann in Badekleidung gilt damals als äußerst unschicklich. Das Foto wird als Postkarte tausendfach verschickt. Dazu kommen Karikaturen, Fotomontagen, Spottverse und Lieder. Bei Eberts öffentlichen Auftritten schwenken kaisertreue Gegner rote Badehosen. Sie nutzen das Ebert-Foto zur Herabwürdigung des Präsidenten und der jungen Demokratie, die mit ihm baden geht. In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:in welchem Zusammenhang das Ebert-Foto entsteht,mit welchem Reim das republikfeindliche Satireblatt "Kladderadatsch" Ebert verhöhnt,in wie vielen Prozessen sich Ebert gegen die Verunglimpfungen wehrt,welche Politiker sich ebenfalls oberkörperfrei fotografieren lassen,wie solche Inszenierungen machtpolitisch und demokratietheoretisch einzuordnen sind.Das ist unsere Interviewpartnerin:Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus)Weiterführende Links:DLF: Bildsprache in der Politik - Manipulation bis AktivismusSWR: Rudolf Scharping amüsiert sich im SwimmingpoolMDR: Fotos zu "Putin oben ohne"ZDF: Warum sich Macron als Boxer inszeniertZDF: Trump inszeniert sich mit Gefängnis-FotoWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika BockRedaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak

Aug 22, 2024 • 15min
Ephraim Kishon: befreiendes Lachen über Satiren aus Israel
Von Israel aus erobert Ephraim Kishon mit seinem feinsinnigen Humor die Herzen der Deutschen, wird gar ihr Lieblingsschriftsteller. Zur Welt kommt er in Ungarn am 23.8.1924.Erst stolzer Ungar. Dann verfolgter Jude. Schließlich entschiedener Israeli. Ein Schicksal, das in vielem typisch ist für das 20. Jahrhundert und das in Budapest beginnt. Denn dort wird Ephraim Kishon am 23. August 1924 geboren. Doch wie wird der Holocaustüberlebende zeitweise der beliebteste Autor der Deutschen?Wohl weil der Satiriker Geschichten schreibt über mehr oder weniger normale Menschen, zwar mit exotischem Flair, aber gezeichnet wie die Nachbarn von nebenan. Sie schlagen sich herum mit Bürokraten, Waschmaschinen, Kindern und Ehefrauen und den Tücken des Alltags.Alles ins Groteske übersteigert, heiter, komisch, nie bösartig und einfach brillant. Israel wird darin nicht nur zu einem Land wie andere auch – man kann, man darf darüber sogar lachen! Auch als Deutscher - ohne jedes schlechte Gewissen.In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:Wie Ephraim Kishons Geburtsname lautet und wie ein Beamter diesen umbenennt,wovon die erste, im Zweiten Weltkrieg geschriebene Satire des Schriftstellers handelt,was die israelischen Kritiker über seine Bücher sagen,weshalb Kishons Erfolg in Deutschland auch ein Verdienst seines österreichischen Übersetzers ist,welche politische Position Kishon einnimmt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Silja Behre (Literaturwissenschaftlerin und Kishon-Biographin Tel Aviv)Silja Behre: Ephraim Kishon - Ein Leben für den Humor. München 2024Weiterführender Link:Zeitzeugen-Portal: ZDF-Interview mit Ephraim Kishon (1996)Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jutta Duhm-HeitzmannRedaktion: Christoph Tiegel und Frank ZirpinsTechnik: Nico Söllner

Aug 21, 2024 • 15min
Munchs Gemälde "Der Schrei" wird gestohlen (am 22.08.2004)
Mitten am Tag wird eines der bedeutendsten Gemälde des Expressionismus gestohlen. Den Dieben geht es nicht um Munchs Meisterwerk, trotzdem verändert der Raub Museen.Es ist ein Sonntagmorgen im August, als die beiden bewaffneten Männer in den Saal des Osloer Museums stürmen, in dem "Der Schrei" und die "Madonna" von Edvard Munch hängen. Die Besucher - Touristen - die sich darauf gefreut hatten, zwei Meisterwerke im Original zu sehen, finden sich in einem Albtraum wieder. Sie werden mit vorgehaltener Waffe zu Boden gezwungen.Wenige Stunden später findet die Polizei einen kaputten Bilderrahmen und das Fluchtauto. Von den Tätern keine Spur, aber jede Menge Fragen: Warum stahlen sie zwei so berühmte Gemälde? Verkaufen lassen sich solche Werke nicht. Einzig Lösegeld kann man damit erpressen. Aber wofür? Oder für wen? Die Bilder kann die Polizei erst zwei Jahre nach dem Raub sicherstellen. "Der Schrei", den Munch auf Pappe gemalt hatte, ist in keinem guten Zustand. Zwei Jahre dauert die Restaurierung. 2008 kann das berühmte Bild erstmals wieder ausgestellt werden. Der Raub des "Schrei" hat ein Umdenken in Sachen Sicherheitskonzept in Museen bewirkt.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:Wie viele Versionen des "Schrei" Edvard Munch gemalt hat und welche 2004 gestohlen wird,welche lange Entstehungsgeschichte der "Schrei" hat,wie eine Notiz auf der Rückseite der ersten Version des Bildes lautet,warum der Raub des "Schrei" mit einem anderen spektakulären Verbrechen in Beziehung steht,wo das sichergestellte Werk heute zu sehen ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Nils Ohlsen (Kunsthistoriker, Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer)Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani: Munch - Lebenslandschaft. Potsdam 2023Weiterführende Links:RBB - Art Crimes: Bereits 1994 wird der "Schrei" in Oslo gestohlenZeitzeichen 02.05.2012: Rekordpreis für Munchs "Der Schrei" bei Auktion erzieltNDR: Edvard Munchs "Madonna"ttt: Biopic über den norwegischen Künstler-Star Edvard MunchWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KlasenRedaktion: Carolin Rückl und Sefa SuvakTechnik: Sascha Schiemann

Aug 20, 2024 • 15min
Der echte Verbrecherjäger aus Babylon Berlin: Ernst Gennat
Der Berliner Polizist Ernst "Buddha" Gennat ist ein Schwergewicht der Kriminalistik, Leiter der ersten deutschen Mordinspektion. Der Kommissar vom Alexanderplatz stirbt am 21.8.1939.Er ist ein Mann mit Ausstrahlung: Ernst Gennat, der Chef der Berliner "Mordinspektion", wird wegen seiner stoischen Ruhe "Buddha" genannt - und wegen seiner Leibesfülle. Diese bringt ihm von weniger respektvollen Zeitgenossen auch den Spitznamen "Der volle Ernst".Gennats Leidenschaft für Kuchen ist in der ganzen Stadt bekannt. Seine Sekretärin platziert in seinem Büro am Alexanderplatz täglich Berge von Kuchen, von denen der Kommissar bei Besprechungen immer auch seinen Kollegen ein Stück anbietet.Sein Erfolg basiert jedoch auf neuartigen Arbeitsweisen: Seine 1926 gegründete Abteilung ist ausschließlich für Todesfallermittlungen zuständig. Spezialisten ermitteln nun systematisch mithilfe der "Zentralen Mordkartei", die Gennat anlegen lässt. Dadurch können Zusammenhänge erkannt und aus Fehlern gelernt werden.Das Schwergewicht unter den deutschen Kriminalisten stirbt an Magenkrebs, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf Polen.In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:Weshalb Ernst Gennat Tür an Tür mit Verbrechern aufwächst,was eine Leiche in einem Reisekorb mit seiner Karriere zu tun hat,wie bahnbrechend Gennats "Mordauto" und dessen Ausstattung ist,welche Rolle Folter bei seinem Umgang mit Tatverdächtigen spielt,warum Ernst Gennat als Figur in Volker Kutschers Gereon-Rath-Krimi-Reihe auftaucht.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Volker Kutscher (Autor der Gereon-Rath-Krimi-Reihe)Regina Stürickow (Historikerin, Autorin der Reihe "Kommissar Gennat und …")Guido Adler (Leiter der Mordinspektion im Polizeipräsidium Düsseldorf)Regina Stürikow: Kommissar Gennat ermittelt - Die Erfindung der Mordinspektion. Berlin 2016Weiterführende Links:ZDF: Sündenbabel Berlin - Mörder, Opfer und ErmittlerWDR: Der nasse Fisch (Hörspiel)WDR: Das Hörspiel zu Babylon BerlinARD: Die TV-Staffeln zu Baylon BerlinWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda DammmüllerRedaktion: Christoph Tiegel und Frank ZirpinsTechnik: Sascha Schiemann

Aug 20, 2024 • 14min
Erste Eisdiele Deutschlands? Der Alsterpavillon wird eröffnet
Gegründet hat ihn ein Migrant - ein Franzose in Hamburg. Er wusste wie man Speiseeis zubereitet und eröffnete am 20. August 1799 in der Hansestadt den Alsterpavillon.Hamburg ist auch immer eine Stadt der Einwanderer. Und so sucht hier 1799 Vicomte Quatre Barbes, ein französischer Adliger, Zuflucht vor der Verfolgung in Frankreich. In der Freien und Hansestadt Hamburg gefällt es ihm so gut, dass er unbedingt ein Kaffee-Lokal am Wasser gründen möchte. Und so entsteht hier der "Franzosen-Pavillon", in dem sich betuchte Emigranten mit ihren Hamburger Freunden treffen. Zur Eröffnung gibt es Champagner, Kuchen, Kaffee und Eis. Man sagt, der noch auf Pfählen errichtete erste Pavillon sei Deutschlands erste Eisdiele gewesen.Im Laufe der Zeit kommen und gehen nicht nur die Betreiber, auch das Gebäude selber wird mehrfach abgerissen und wieder aufgebaut - meist prunkvoll und herrschaftlich. Hier verkehren Menschen, die den besser gebildeten und wohlhabenderen Schichten angehören. So gilt es unter den vielen Passagieren der großen Überseedampfer etwa als Muss, dieses Café besucht zu haben. Selbst Heinrich Heine setzt dem Alsterpavillon ein literarisches Denkmal. Später gastieren hier internationale Spitzenorchester.1942 wird der Pavillon während eines Bombenangriffs zerstört. Er wird zwar später wieder aufgebaut, doch das einst berühmteste Kaffeehaus Europas wird nie wieder zu seinem alten Glanz zurückfinden.In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:dass der erste Alsterpavillon auf Pfählen errichtet wird,wer der prominenteste Gast in den Anfangsjahren ist,warum der prunkvolle vierte Pavillon von den Hamburgern schlicht "Kachelofen" genannt wird,wie es zum Gammelfleisch-Skandal kommt,welchen Namen die Hamburger dem heutigen (sechsten) Pavillon geben.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Angelika Franke (Hamburg-Guides)Andreas Pfeiffer (mein-altes.hamburg)Weiterführender Link:Stadtgeschichte Hamburgs - mein-altes-hamburgWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina MeißnerRedaktion: Sefa SuvakTechnik: Alexander Buske

Aug 18, 2024 • 16min
Reformer und Begründer des römischen Kaiserreichs: Augustus
Cäsars Ziehsohn gelingt, woran der scheiterte: Augustus stürzt die Republik und stirbt am 19.08.0014 als erster römischer Kaiser - weil er einen Fehler Cäsars vermeidet.Octavians Aufstieg zum ersten römischen Kaiser der Antike beginnt als Adoptivsohn Julius Cäsars. Nach dessen Ermordung 44 v. Chr. tritt der 19-Jährige Cäsars Erbe an, teilt die Macht aber zunächst mit Marcus Antonius und Aemilius Lepidus. Octavian macht sich einen Namen als Feldherr und Kämpfer gegen die Piraterie. Mit klugen innen- und außenpolitischen Schachzügen und dank geschickter Klientelpolitik sichert er sich bald die uneingeschränkte Macht in Rom. Als ihm der Senat am 16. Januar 27 v. Chr. den Ehrentitel "Augustus" (der Erhabene) verleiht, beginnt seine Regierungszeit als Kaiser, die er allerdings nicht im Sinne einer despotischen Alleinherrschaft versteht. Bis zu seinem Tod am 19. August 14 n. Chr. regiert er im Einklang mit den republikanischen Traditionen Roms.In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:Warum die Staatsform Republik in Rom an ihre Grenzen stößt,dass den Römern Alleinherrscher eigentlich zuwider sind,wie Augustus es schafft, den Staat komplett umzubauen,welchen Fehler seiner Vorgänger er nicht begeht,wie Augustus schließlich zum Bewahrer wird, der alles verändert hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dr. Alexander Bätz (Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz)Christian Meier: Res publica amissa. Berlin 1980 Werner Eck: Augustus und seine Zeit. München 2014 Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie. Berlin 1998 Angela Pabst: Kaiser Augustus. Neugestalter Roms. Stuttgart 2014 Weiterführende Links:Zeitzeichen 13. Juli 100 v.Chr.: Geburtstag von Gaius Julius CaesarStichtag 23. September 63 v. Chr.: Kaiser Augustus wird geborenZeitzeichen 16.01.0027 v. Chr.: Octavian wird "Kaiser Augustus"Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang MeyerRedaktion: Carolin Rückl, Frank Zirpins