Hexenbulle: Wie ein Papsterlass die Hexenjagd befeuerte
Dec 5, 2024
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Vor 540 Jahren veröffentlichte Papst Innozenz VIII. die berüchtigte Hexenbulle, die zur ersten Welle von Hexenjagden in Europa führte. Diese Anweisung zur Bekämpfung von Zauberei befeuerte eine düstere Ära, in der bis zu 50.000 Menschen, hauptsächlich Frauen, brutal verfolgt und getötet wurden. Der Einfluss von Aberglauben, frauenfeindlichen Ideologien und das berüchtigte Buch 'Maleus Maleficarum' werden beleuchtet. Historische Vorurteile leben auch heute weiter und zeigen, wie gefährlich Massenhysterie und Aberglaube sein können.
Die Hexenbulle von Papst Innozenz VIII. leitete eine dunkle Ära der Hexenverfolgung in Europa ein, die zehntausende Opfer forderte.
Der Historiker Peter Arnold Häuser zieht Parallelen zwischen historischen Hexenverfolgungen und aktuellen Verschwörungstheorien, die fatalen Einfluss haben können.
Deep dives
Die Hexenbulle von Papst Innozenz VIII.
Die Hexenbulle, die am 5. Dezember 1484 von Papst Innozenz VIII. herausgegeben wurde, spielte eine entscheidende Rolle in der Hexenverfolgung in Europa. Sie gab Inquisitoren in Oberdeutschland die Erlaubnis, gegen vermeintliche Hexen und Zauberer vorzugehen, und bestätigte die Existenz von Zauberei, die nicht nur Frauen, sondern auch Männern zugeschrieben wurde. In dieser Bulle wird behauptet, dass Hexen mit Dämonen Missbrauch treiben und großen Schaden an Tieren und Ernten anrichten können. Diese Behauptungen aus dem Schreiben führten zu einer Welle von Hexenprozessen, die das Schicksal vieler Frauen und Männer besiegelten, die als Hexen verfolgt wurden.
Die Rolle von Heinrich Kramer und der Hexenhammer
Henricus Institoris, auch bekannt als Heinrich Kramer, war ein zentraler Akteur in der Hexenverfolgung und verfasste das berüchtigte Buch 'Maleus Maleficarum' oder 'Hexenhammer'. Nachdem er in Innsbruck aufgrund seiner anstößigen Befragungen an Frauen gescheitert war, nutzte er die Bulle des Papstes, um seine Theorien über Hexerei zu legitimieren. Das Buch machte eine Vielzahl von falschen Anschuldigungen gegen Frauen und trug zu einer zunehmenden Opferzahl in den Hexenprozessen bei, wobei viele von ihnen aufgrund der von ihm propagierten Ideen hingerichtet wurden. Kramers Werk wurde zum Handbuch für Hexenjäger und führte dazu, dass allein im deutschsprachigen Raum zehntausende Menschen, vornehmlich Frauen, ihr Leben verloren.
Aktuelle Parallelen zu Verschwörungstheorien
Der Historiker Peter Arnold Häuser reflektiert die Gefahren von Verschwörungstheorien in der heutigen Gesellschaft und zieht Parallelen zur Hexenverfolgung der Vergangenheit. Er weist darauf hin, dass irrationales Denken und Aberglaube nach wie vor in den politischen Diskurs eindringen können, was zu gefährlichen Konsequenzen führt. Dies wird durch aktuelle Ängste und Vorurteile gegenüber Einwanderern und bestimmten Gruppen in der Gesellschaft verdeutlicht, die nicht weniger paradox sind als die klassischen Hexenprozesse. Häuser betont die Notwendigkeit, Gesellschaften vor solchen gefährlichen Ideologien zu schützen, um ähnliche Tragödien zu vermeiden.
Vor 540 Jahren, genau am 5.12.1484, besiegelt Papst Innozenz VIII. ein Unheil bringendes Schreiben. Als so genannte Hexenbulle wird es in die Geschichte eingehen.
Mit den Worten "Summis desiderantes affectibus", was so viel bedeutet wie "In unserem sehnlichsten Wunsch", fordert Papst Innozenz VIII. die konsequente Bekämpfung von Zauberei und Hexerei. Am 5. Dezember 1484 erlässt er dazu ein Dokument, das die Grundlage für zahllose Hexereiprozesse in Europa bildet.
Das Papstschreiben richtet sich direkt an die Kirche und fordert alle Geistlichen auf, die Arbeit der Inquisitoren bei der Jagd nach Hexen und Hexern zu unterstützen. Es ist der Auftakt zu einer dunklen Ära der Verfolgung, in der düstere Abhandlungen über Hexerei, wie der berüchtigte "Hexenhammer" des Inquisitors Heinrich Kramer, weite Verbreitung finden.
Kramer nutzt die Bulle, um vor allem gegen Frauen vorzugehen und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Ideologie hinter den Hexenprozessen gefestigt wird. Eine Welle von Verdächtigungen und Anklagen ist die Folge, die Prozesse vor weltlichen Gerichten arten in einen Hexenwahn mit erfolterten Denunziationen aus. Bis zu 50.000 Menschen sterben im Zuge der Hexenverfolgung in Europa - meist Frauen, die verbrannt, geköpft oder auf andere grausame Weise getötet werden.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
dass sogar Bischöfe sich über die Existenz von Hexen uneins sind,
dass Papst Innozenz mindestens 16 Kinder hat und welchen Einfluss das auf sein Streben nach Macht hat,
wie ihm dabei Ideologie, Aberglaube und Frauenfeindlichkeit in die Karten spielen,
warum die Opferzahlen der Hexenverfolgung gerade im deutschsprachigen Raum so hoch sind,
und wie die Hexenprozesse auch durch gezielte Fälschungen und den Missbrauch von wissenschaftlichen Gutachten legitimiert werden.
Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, München 2000.
Wolfgang Behringer: Heinrich Kramers „Hexenhammer“. Text und Kontext, in: Andreas Schmauder (Hg.): Frühe Hexenverfolgung in Ravensburg und am Bodensee, Konstanz 2001.
Rainer Decker: Die Päpste und die Hexen. Aus den geheimen Akten der Inquisition, Darmstadt 2013.
Und das ist unser Interviewpartner:
Dr. Peter Arnold Heuser, Zentrum für Historische Friedensforschung, Universität Bonn
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