Hexenbulle: Wie ein Papsterlass die Hexenjagd befeuerte
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Dec 5, 2024
Vor 540 Jahren veröffentlichte Papst Innozenz VIII. die berüchtigte Hexenbulle, die zur ersten Welle von Hexenjagden in Europa führte. Diese Anweisung zur Bekämpfung von Zauberei befeuerte eine düstere Ära, in der bis zu 50.000 Menschen, hauptsächlich Frauen, brutal verfolgt und getötet wurden. Der Einfluss von Aberglauben, frauenfeindlichen Ideologien und das berüchtigte Buch 'Maleus Maleficarum' werden beleuchtet. Historische Vorurteile leben auch heute weiter und zeigen, wie gefährlich Massenhysterie und Aberglaube sein können.
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Trumps Springfield-Anekdote
Donald Trump behauptete, illegale Einwanderer äßen Haustiere in Springfield.
Diese Lüge, obwohl widerlegt, verdeutlicht die Macht von Verschwörungstheorien.
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Die Hexenbulle
Papst Innozenz VIII. erließ am 5. Dezember 1484 die Hexenbulle „Summis desiderantes affectibus".
Sie richtete sich gegen Zauberei und Hexerei, begangen von Personen beiderlei Geschlechts.
insights INSIGHT
Sexueller Missbrauch mit Dämonen
Die Bulle wirft Hexen und Zauberern sexuellen Missbrauch mit Dämonen (Inkubi und Sukkubi) vor.
Diese Dämonen galten als Verkörperungen sexueller Praktiken.
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Vor 540 Jahren, genau am 5.12.1484, besiegelt Papst Innozenz VIII. ein Unheil bringendes Schreiben. Als so genannte Hexenbulle wird es in die Geschichte eingehen.
Mit den Worten "Summis desiderantes affectibus", was so viel bedeutet wie "In unserem sehnlichsten Wunsch", fordert Papst Innozenz VIII. die konsequente Bekämpfung von Zauberei und Hexerei. Am 5. Dezember 1484 erlässt er dazu ein Dokument, das die Grundlage für zahllose Hexereiprozesse in Europa bildet.
Das Papstschreiben richtet sich direkt an die Kirche und fordert alle Geistlichen auf, die Arbeit der Inquisitoren bei der Jagd nach Hexen und Hexern zu unterstützen. Es ist der Auftakt zu einer dunklen Ära der Verfolgung, in der düstere Abhandlungen über Hexerei, wie der berüchtigte "Hexenhammer" des Inquisitors Heinrich Kramer, weite Verbreitung finden.
Kramer nutzt die Bulle, um vor allem gegen Frauen vorzugehen und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Ideologie hinter den Hexenprozessen gefestigt wird. Eine Welle von Verdächtigungen und Anklagen ist die Folge, die Prozesse vor weltlichen Gerichten arten in einen Hexenwahn mit erfolterten Denunziationen aus. Bis zu 50.000 Menschen sterben im Zuge der Hexenverfolgung in Europa - meist Frauen, die verbrannt, geköpft oder auf andere grausame Weise getötet werden.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
dass sogar Bischöfe sich über die Existenz von Hexen uneins sind,
dass Papst Innozenz mindestens 16 Kinder hat und welchen Einfluss das auf sein Streben nach Macht hat,
wie ihm dabei Ideologie, Aberglaube und Frauenfeindlichkeit in die Karten spielen,
warum die Opferzahlen der Hexenverfolgung gerade im deutschsprachigen Raum so hoch sind,
und wie die Hexenprozesse auch durch gezielte Fälschungen und den Missbrauch von wissenschaftlichen Gutachten legitimiert werden.
Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, München 2000.
Wolfgang Behringer: Heinrich Kramers „Hexenhammer“. Text und Kontext, in: Andreas Schmauder (Hg.): Frühe Hexenverfolgung in Ravensburg und am Bodensee, Konstanz 2001.
Rainer Decker: Die Päpste und die Hexen. Aus den geheimen Akten der Inquisition, Darmstadt 2013.
Und das ist unser Interviewpartner:
Dr. Peter Arnold Heuser, Zentrum für Historische Friedensforschung, Universität Bonn
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