Nackt gegen die Kolonialherrschaft: Krieg der Frauen in Nigeria
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Dec 2, 2024
Im Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft erheben sich Tausende von nigerianischen Frauen. Ausgelöst durch eine Volkszählung, die das Gerücht verbreitet, auch Frauen müssten Steuern zahlen, organisieren sie gewaltsame Proteste. Diese Frauen sind zentrale Akteurinnen im Palmölhandel und nutzen ihre wirtschaftliche Macht, um sich zu wehren. Tragische Auseinandersetzungen mit Kolonialsoldaten führen zu einem Massaker, doch letztlich bringen die Proteste bedeutende Veränderungen und mehr Rechte für die Frauen.
14:22
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Sitting on the Man
Nigerianische Frauen setzten das Ritual "Sitting on the Man" gegen die Warrant Chiefs ein.
Dieses Ritual beschämt Männer öffentlich, indem Frauen sie lautstark kritisieren und sich auf sie setzen.
insights INSIGHT
Vom Steuerprotest zum Aufstand
Der Widerstand der Frauen gegen die Steuern entwickelte sich zu einem Aufstand gegen die Kolonialherrschaft.
Die Frauen nutzten ihre lokalen Netzwerke, um sich zu organisieren und Palmwedel als Hilferuf zu senden.
question_answer ANECDOTE
Massaker von Egwanga
In Egwanga demonstrierten über 2000 Frauen mit Forderungen wie Steuerfreiheit und Abschaffung der Haft.
Britische Soldaten eröffneten das Feuer auf die unbewaffneten Frauen, töteten und verletzten viele.
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Der Protest einer Nigerianerin eskaliert nach dem 2.12.1929 zum Krieg tausender Frauen gegen die britische Kolonialherrschaft. Die gerät stärker ins Wanken als je zuvor.
Ab 1861 erobern die Briten Nigeria. 1914 erklären sie das westafrikanische Land zur Kolonie. Weil ihre Gewinne nicht so hoch ausfallen, wie sie erwartet haben, müssen die Einheimischen auch noch Steuern bezahlen. Das betrifft nur die Männer und zunächst nur jene im Norden Nigerias. Doch 1928 sind auch die Männer in den südöstlichen Provinzen rund um das Niger-Delta an der Reihe - ungeachtet erster Proteste.
Im November 1929 bringt eine Volkszählung das Fass zum Überlaufen. Es verbreitet sich das Gerücht, auch Frauen würden künftig besteuert - woher die Frauen das Geld nehmen sollen, ist unklar. Frauen-Gruppen verlangen eine schriftliche Erklärung, dass sie steuerfrei bleiben.
Am 2. Dezember 1929 wird der örtliche Vertreter der Kolonialverwaltung des Dorfes Oloko seines Amtes enthoben und inhaftiert, um die Lage zu beruhigen. Doch das passiert nicht. Mehrere tausend Frauen nehmen an Großdemonstrationen teil, bewaffnet mit Palmwedeln und Zweigen. Die Proteste gipfeln im Massaker von Egwanga: Mehr als 2.000 Frauen sind gekommen, um für ihre Forderungen zu kämpfen. Mehr als 30 Frauen werden von Soldaten erschossen.
Es werden Untersuchungen eingeleitet. Nach ihrem Abschluss müssen viele britische Vertreter ihren Hut nehmen. Die einheimischen Frauen bekommen mehr Rechte. Organisierten Protest von Frauen gibt es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder. Auch nachdem Nigeria ab 1960 unabhängig ist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
wie das Ritual "Sitting on the Man" den Krieg von 1929 mitentscheidet,
wie die "Warrant Chiefs" im Auftrag der Kolonialverwaltung die Bevölkerung ausnehmen,
warum der Begriff "Aba Riots" ("Unruhen von Aba") zu kurz greift,
warum auch heute noch nigerianische Frauen manchmal zu den Protestmitteln von damals greifen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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