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May 28, 2025 • 23min
Das Automobil - Die ersten 50 Jahre
Kurt Möser, Technikhistoriker und Professor am KIT, beleuchtet die faszinierende Geschichte des Automobils. Er spricht über Bertha Benz' erste Testfahrt und die zentrale Rolle von Frauen in der Automobilgeschichte. Zudem erklärt er, wie das Auto vom Freizeitfahrzeug zum Statussymbol wurde und welche Herausforderungen die Pionierfahrer hatten. Auch die verschiedenen Antriebsarten und die militärischen Einflüsse auf die Automobilentwicklung werden thematisiert. Möser diskutiert schließlich, wie sich das Auto als Massenprodukt etablierte und die damit verbundenen Umweltprobleme.

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May 28, 2025 • 24min
Insolvenzen – Machtspiel zwischen Gläubiger und Schuldner
Die spannende Diskussion beginnt mit einem Blick in die Geschichte der Strafen für Schuldner im antiken Rom und deren Vergleich zum heutigen Insolvenzrecht. Es wird die wachsende Insolvenzgefahr im Bau- und Verkehrssektor beleuchtet und deren Auswirkungen auf ländliche Regionen. Außerdem wird die Entwicklung des Konkursrechts in Deutschland thematisiert, insbesondere die Herausforderungen, denen sich Gläubiger und Schuldner gegenübersehen. Der Einfluss des US-amerikanischen Chapter 11 auf internationale Insolvenzordnungen wird ebenfalls erläutert, mit einem Fokus auf Reformen, die Schuldnern neue Chancen eröffnen.

May 28, 2025 • 22min
50 Jahre Computerspiele - Pong, Pac-Man und Co
Die Entwicklung der Computerspiele begann mit Pong und legte den Grundstein für die Milliardenbranche. Historische Einblicke zeigen, wie Pioniere wie Ralph Baer eine Revolution in der Spielkultur auslösten. Der Aufstieg komplexerer Spiele wie Space Invaders und die japanische Einflussnahme werden beleuchtet. Super Mario, einst bekannt als Jumpman, wird als ikonische Figur analysiert, während die 80er Jahre mit der Verschiebung von Spielhallen zu Heimcomputern und innovativen Spielmechaniken auftrumpfen. Ein faszinierender Rückblick auf eine dynamische Branche!

May 28, 2025 • 23min
Bayerns SPD in Königreich und Republik - Aufbruch in die Moderne
Mit Reformen statt mit Revolution wollte die SPD im Königreich Bayern eine demokratische Gesellschaft durchsetzen. Der Erste Weltkrieg führte zur Zerreißprobe. Von Renate Eichmeier (BR 2024)Credits
Autorin dieser Folge: Renate Eichmeier Regie: Sabine Kienhöfer Es sprachen: Rahel Comtesse, Christian Baumann, Peter Weiß Technik: Matthieu Belohradsky Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview:Prof. Dr. Marita Krauss, Professorin i. R.Europäische Regionalgeschichte Universität Augsburg
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Bayerische Volkspartei, BVP - Die Extrawurst kommt auf den Grill
Ein Freistaat Bayern ohne CSU? Den gab es! Vor dem zweiten Weltkrieg hieß die dominierende Kraft im Land "Bayerische Volkspartei". Sie darf als Vorgänger der CSU gesehen werden, doch es ist ein Erbe mit Licht und Schatten.JETZT ENTDECKEN
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
ZITATOR:
Die Bayrische Republik wird hierdurch proklamiert. Die oberste Behörde ist der von der Bevölkerung gewählte Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat, der provisorisch eingesetzt ist, bis eine endgültige Volksvertretung geschaffen werden wird. (…) Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt. Hoch die Republik!
ERZÄHLERIN:
Rote Plakate informierten am Morgen des 8. November 1918 die Menschen in München, dass über Nacht die Monarchie abgeschafft worden war und sie ab sofort in einer Republik lebten. Am Tag vorher hatte eine Gruppe von Revolutionären um Kurt Eisner, den führenden Kopf der sozialdemokratischen Linken, den Landtag besetzt und das Ende der Wittelsbacher Herrschaft erklärt. Es war die Geburtsstunde des Freistaates Bayern. Innerhalb von gut zweieinhalb Jahrzehnten hatte sich die bayerische SPD von der neugegründeten Partei der Arbeiterbewegung zur Wegbereiterin eines demokratischen Bayern entwickelt.
O1 KRAUSS:
Die SPD ist im 19. Jahrhundert entstanden, eigentlich aus dem großen Bedürfnis heraus, die arbeitenden Klassen in irgendeiner Form einzubinden in Politikprozesse, sie rauszuholen aus dem Bereich der Wohlfahrt, mit reinzunehmen in Politikgestaltung.
MUSIK: Detailed look (reduced) 0‘22
ERZÄHLER:
Industrielle Revolution und demokratische Ideen bereiteten im 19. Jahrhundert den Boden für die Moderne. Die Industrialisierung sorgte für radikale Umbrüche und eine neue gesellschaftliche Schicht: Massen von Arbeitern und Arbeiterinnen, die sich zu organisieren begannen und nach politischer Teilhabe strebten. Die Arbeiterbewegung formierte sich auch im Königreich Bayern als soziale und politische Kraft, aus der schließlich die SPD als Partei hervorging. Die Historikerin Marita Krauss war bis zu ihrer Emeritierung Professorin für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Augsburg und hat sich intensiv mit der Geschichte der bayerischen SPD beschäftigt.
O2 KRAUSS:
Da entstanden eben zunächst Arbeitervereine, die sich um Belange der Arbeiter gekümmert haben, und es entstanden dann aber auch natürlich die ersten Gewerkschaften, und diese ganzen Bemühungen stehen im Kontext dieser ersten großen sozialen Bewegungen, die eben auch vor allem dann die zweite Jahrhunderthälfte geprägt haben. Wir haben Arbeiterbewegung, dann Frauenbewegung, Friedensbewegung, alles das ist bereits in der zweiten Jahrhunderthälfte des Neunzehnten Jahrhunderts da, natürlich auch die Lebensreform, und zusammen mit diesen Bewegungen ist auch der Erfolg der SPD natürlich zu sehen.
ERZÄHLERIN:
Staatlicherseits wurde der wachsende Einfluss der Arbeiterbewegung mit Misstrauen beobachtet. 1878 setzte Otto von Bismarck die sogenannten "Sozialistengesetze" durch. Sie dienten auch in der bayerischen Monarchie der staatlichen Sozialistenverfolgung.
Musik: In der Finsternis 0‘34
ERZÄHLER:.
Diese Gesetze richteten sich gegen –
ZITATOR:
die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie
ERZÄHLER:
– und boten dem Staat die Möglichkeit, sozialistische Parteien, Versammlungen und Zeitungen zu verbieten.
ERZÄHLERIN:
Zwölf Jahre waren die Sozialistengesetze in Kraft. In dieser Zeit wurden Tausende von Menschen verhaftet oder in die Emigration getrieben. Nach der Entlassung Bismarcks wurden 1890 die Sozialistengesetze schließlich aufgehoben. Die hatten ohnehin wenig gebracht. Denn trotz der Repressionen war der Einfluss der Sozialdemokratie gestiegen – reichsweit und auch im Königreich Bayern. Der kaiserliche Kurswechsel wurde in der Parteizentrale in Berlin anders aufgenommen als bei den bayerischen Sozialdemokraten. Im Juni 1891 hielt der Parteivorsitzende Georg von Vollmar im Münchner Lokal "El Dorado" zwei Reden, mit denen er sich zum Ende der Sozialistengesetze und zum Kurswechsel der kaiserlichen Regierung positionierte und für eine Zusammenarbeit mit den herrschenden Kreisen eintrat.
O3a KRAUSS:
Für Bayern ist dabei sehr spannend, dass die bayerische SPD sich vor allem im Süden Bayerns sehr stark an einem reformistischen Konzept orientiert hat, das gesagt hat, wir wollen nicht die bestehende Gesellschaftsordnung umwälzen, sondern wir wollen innerhalb der Gesellschaft Reformen voranbringen.
ERZÄHLER:
Die bayerische SPD war kompromissbereiter als die Parteizentrale in Berlin. Sie stand –
O3b KRAUSS:
immer im scharfen Gegensatz zu dem mehr zentralistischen und auch sehr viel stärker revolutionsorientierten Zweig der SPD, die jetzt also das Reich auch dominierte. Wir haben da Namen wie eben dann Bebel und andere, die eben dann im Reich eine sehr stark auf Revolution auch noch ausgerichtete Politik voranbrachten.
ERZÄHLERIN:
Diese kritisierten die Politik ihrer bayerischen Genossen als "kleinbürgerlichen Reformismus", was die Bayern aber nicht daran hinderte, ihren eigenen Weg zu gehen. Der erste Landesparteitag der bayerischen Sozialdemokraten fand 1892 in Reinhausen statt, einem damals kleinen Vorort von Regensburg. Dieser Parteitag gilt als Gründungsdatum der bayerischen SPD. Siebzig Delegierte nahmen teil, darunter auch Georg von Vollmar. Sie stellten Kandidaten für die bevorstehenden Landtagswahlen auf und verabschiedeten ein Wahlprogramm, dessen Forderungen im Großen und Ganzen die nächsten zwei Jahrzehnte bestehen blieben.
Musik: Still waiting red 0‘35
ERZÄHLER:
Die wichtigste Forderung war die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für Männer und Frauen. Bislang galt nämlich, dass Frauen nicht wählen durften, sondern nur Männer, die Steuern bezahlten. Die Wahl erfolgte indirekt, das heißt die Wahlberechtigten wählten Wahlmänner, die dann ihrerseits die Abgeordneten wählten. Und die Wahl war nicht geheim, sondern der Wahlzettel wurde unterschrieben und offen abgegeben.
Außerdem forderten die Sozialdemokraten: mehr Rechte für das Parlament und für die kommunale Selbstverwaltung, Trennung von Staat und Kirche, Reformen im Schulwesen und bei den Arbeiterversicherungen …
ERZÄHLERIN:
Ein Jahr nach dem ersten Landesparteitag gewannen die Sozialdemokraten bei den Landtagswahlen 1893 fünf Mandate. Der Landtag bestand damals aus zwei rechtlich gleichgestellten Kammern: der Kammer der Reichsräte, in der adelige und geistliche Würdenträger saßen, die per Verfassung bestimmt oder vom König berufen waren. Und es gab die Kammer der Abgeordneten, die von den Wahlberechtigten gewählt wurde. Die stärkste Kraft dort war die katholisch orientierte Bayerische Zentrumspartei. Unter ihren Abgeordneten fanden sich katholische Geistliche. Sie vertrat in erster Linie die Interessen der mittelständischen Bevölkerung und machte sich für den politischen Katholizismus stark, den kirchlichen Einfluss in der Politik. Ihr Gegenspieler waren die Liberalen, die den kirchlichen Einfluss zurückdrängen und eine Trennung von Staat und Kirche wollten – ebenso wie die SPD und der Bayerische Bauernbund, die beide 1893 erstmals in den Landtag einzogen. Der Bauernbund war antiklerikal und sah sich als Verfechter kleinbäuerlicher Interessen. Und die SPD war die erste Partei, die sich als Interessensvertreterin der Massen von Arbeitern und Arbeiterinnen verstand. Mit den ersten fünf Landtagsmandaten begann der Aufstieg der SPD zu einer politischen Kraft im Königreich Bayern.
Musik: Aufbruch 0‘23
ERZÄHLER:
In diesen Jahren stand Prinzregent Luitpold für seinen psychisch kranken Neffen Otto II. an der Spitze der bayerischen Monarchie. Nach seinem Tod machte es eine Verfassungsänderung möglich, dass ab 1913 sein Sohn als König Ludwig III. regieren konnte. Bayern war eine konstitutionelle Monarchie, das heißt die Macht des Monarchen wurde verfassungsmäßig definiert. Zwar stand der König beziehungsweise der Prinzregent als sein Stellvertreter über allen. Er alleine bestimmte die Regierung, also den Ministerpräsidenten und das Kabinett – unabhängig vom Landtag, den einzuberufen und aufzulösen er berechtigt war. Aber auch der bayerische Landtag hatte Rechte, etwa die Prüfung des Staatshaushaltes und die Bewilligung der Steuern. Und diese Rechte nutzte die SPD, um ihre politischen und sozialen Reformen voranzutreiben. Ein großer Schritt war die Wahlrechtsreform von 1906, die sie gemeinsam mit dem Zentrum durchsetzte.
ERZÄHLERIN:
Die Landtagswahl wurde nun als direkte Mehrheitswahl durchgeführt. Das heißt: Die Wahlmänner wurden abgeschafft, die Abgeordneten direkt und auch geheim gewählt. Der Kandidat mit den meisten Stimmen in seinem Wahlkreis durfte in den Landtag. Allerdings blieb das Wahlrecht auf steuerzahlende Männer ab 25 Jahren beschränkt.
ERZÄHLER:
Ein weiteres Problem, das den Sozialdemokraten unter den Nägeln brannte, war die Absicherung der Arbeiterschaft, so die Historikerin Marita Krauss.
O5 KRAUSS:
Die Idee war, über Tarif-Reformen es zu schaffen, dass die Arbeiter eine andere Form der Sicherheit hatten in Bezug auf Lohn, Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, auch in Bezug auf erste Formen von Urlaub, von gesichertem Urlaub.
ERZÄHLERIN:
Viele Unternehmen zeigten sich offen für den Vorschlag, Arbeitsverhältnisse tariflich zu ordnen. Bis 1907 waren etwa 75 Prozent der bayerischen Arbeiterschaft im gewerblichen Bereich mittels Tarifverträgen abgesichert.
Bezüglich der Rechte der Frauen gab es vorerst keine wegweisenden Verbesserungen. Für die Sozialdemokraten, so die Historikerin Maria Krauss, war das Thema Frauenrechte eher schwierig.
O6 KRAUSS:
Das war eben doch eine kleinbürgerliche Partei, die sehr wohl dachte, dass die Frauen bestimmten Rollen folgen. Andererseits gab es ganz großartige Einzelpersönlichkeiten. Also wir haben natürlich auf der Reichsebene Clara Zetkin und solche Vorkämpferinnen der Frauenbewegung. In München ist es zum Beispiel Dr. Hope Bridges Adams Lehmann, eine sozialdemokratische Ärztin englischer Herkunft, die sehr intensiv vor allem im Gesundheitsbereich die Politik der SPD mitgeprägt hat.
Musik: War is coming 0‘38
ZITATOR:
Der Weltkrieg droht! Die herrschenden Klassen, die euch in Frieden knechten, verachten, ausnutzen, wollen euch als Kanonenfutter missbrauchen. Überall muss den Machthabern in den Ohren klingen: Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege! Es lebe die internationale Völkerverbrüderung!
ERZÄHLER:
So der Berliner Parteivorstand der SPD am 25. Juli 1914 in der Parteizeitung "Vorwärts". Etwa einen Monat vorher waren der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajewo erschossen worden. Krieg lag in der Luft. Hunderttausende folgten dem sozialdemokratischen Aufruf und kamen zu Friedenskundgebungen in zahlreichen deutschen Städten – auch in München.
Musik: Political efforts red 0‘23
Nur ein paar Tage später verkündeten Kaiser Wilhelm II. in Berlin und König Ludwig III. in München die Mobilmachung – und brachten auch die Sozialdemokraten sehr schnell auf Kriegskurs.
ZITATOR:
Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.
ERZÄHLERIN:
Diese berühmten Worte stammen aus einer Rede, die Wilhelm II. am 4. August 1914 im Reichstag hielt. Mit der Beschwörung der nationalen Einheit wollte er die Sozialdemokraten auf Linie bringen – und schaffte das auch. Die SPD stellte die stärkste Reichstagsfraktion. Und die kaiserliche Regierung brauchte den Reichstag für die Bewilligung der Kredite, mit denen der Krieg finanziert werden sollte. Und tatsächlich stimmte die SPD an diesem 4. August für die Kriegskredite. Sogar Karl Liebknecht vom linken Flügel ordnete sich der Parteidisziplin unter.
ERZÄHLER:
Wie kam es zu dieser Kehrtwende der SPD innerhalb weniger Tage?
ERZÄHLERIN:
Der Aufruf zu den Friedensdemonstrationen kam aus den links-intellektuellen Führungskreisen der Sozialdemokraten. In der Reichstagsfraktion der SPD waren aber auch viele Gewerkschaftsfunktionäre, die praktische politische Arbeit leisteten wie das Aushandeln von Tarifverträgen, sich nicht prinzipiell in weltanschaulicher Gegnerschaft zum Wilhelminismus sahen, sondern die konkreten Interessen der Arbeiterschaft im Blick hatten – auch wenn damit eine Unterstützung der deutschen Großmachtpolitik verbunden war.
ERZÄHLER:
So wurden zum Beispiel Flottenbau und Kolonialpolitik unter dem Aspekt der Schaffung von Arbeitsplätzen gesehen.
Musik: Foreboding of war 0‘43
ERZÄHLERIN:
Dass dann die gesamte Reichstagsfraktion der SPD geschlossen für die Kriegskredite stimmte, hatte mit der Wirksamkeit der kaiserlichen Propaganda zu tun, wonach das russische Zarenreich der Kriegstreiber war, der Krieg ergo ein Angriffskrieg, gegen den sich das Deutsche Kaiserreich verteidigen musste. Nun wollten die Sozialdemokraten keinesfalls als national unzuverlässig gelten, als sogenannte "Landesverräter", die einen Verteidigungskrieg boykottierten. Zudem stieß die Version vom russischen Aggressor auf offenen Ohren innerhalb der SPD. Denn dort waren antizaristische Ressentiments weit verbreitet.
ERZÄHLER:
Schon im Vorfeld des Krieges hatte der Münchner Journalist und SPD-Politiker Kurt Eisner in einer Rede dem russischen Zarenreich die Kriegsschuld zugeschoben – ganz im Sinne der kaiserlichen Regierungspropaganda. Eisner bezeichnete Russland als "Kriegsfurie", forderte, dass der Zarismus gebändigt werden müsse, wolle man den Frieden in Europa erhalten. Seine antizaristische Haltung war typisch für die Sozialdemokraten, die im russischen Zarenreich ein Überbleibsel des Absolutismus sahen: rückständig, despotisch, reaktionär.
MUSIK: Constant fear 0‘39
ERZÄHLERIN:
Nicht nur Kurt Eisner, sondern die bayerische SPD insgesamt sprach sich für den Kurs der Berliner Reichstagsfraktion aus, also für die Bewilligung der Kriegskredite – auf Reichsebene. In Bayern dagegen stellten sie sich quer, wo auch Ludwig III. noch Geld brauchte für den Krieg. Der Landtag in München bewilligte eine zusätzliche Kreditaufnahme. Allerdings ohne die Stimmen der SPD. Die war nämlich wegen anderer Fragen gerade in erbitterte Streitigkeiten mit der bayerischen Regierung verwickelt – betonte aber ihre vaterländische Gesinnung und ihre Bereitschaft zu kämpfen.
ZITATOR:
Jetzt wird stramm exerziert und die alten Soldatentugenden wieder geweckt. Lieber Vollmar! Dessen dürfen Sie sicher sein; wohin wir auch kommen, meine Pflichten erfülle ich. Dieser Dienst wird der Partei und dem Vaterlande mit Freuden erwiesen.
ERZÄHLER:
Schrieb Erhard Auer, später erster sozialdemokratischer Innenminister Bayerns, an den SPD-Vorsitzenden Georg von Vollmar. Doch die nationale Euphorie erlosch schnell im ganzen Reich und ebenso schnell bröckelte die nationale Einheit. Bereits im Dezember verweigerte Karl Liebknecht im Reichstag seine Zustimmung für weitere Kriegskredite. Und auch Kurt Eisner rückte in München von seiner anfänglichen Unterstützung des Kriegskurses ab.
ERZÄHLERIN:
Für ihn war wie für den gesamten linken Flügel der SPD jetzt klar: Der Krieg diente nicht der Verteidigung, sondern der Eroberung und musste so schnell wie möglich beendet werden.
Musik: Wake keeping- 0‘37
ERZÄHLER:
Die Mehrheit der Sozialdemokraten blieb allerdings auf monarchischem Kriegskurs. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei, die 1917 zur Spaltung führten. Der linke Flügel gründete die Unabhängige Sozialdemokratische Partei, kurz USPD, die sich in München zu einem Sammelbecken für revolutionäre Kräfte entwickelte. Die hungernde Bevölkerung wollte Frieden – und zeigte das im Januar 1918 mit reichsweiten Massenstreiks. In München nahm Kurt Eisner eine führende Rolle in der USPD ein, hielt Anti-Kriegsreden, war maßgeblich an der Organisation eines Streiks von Munitionsarbeitern beteiligt und wanderte dafür ins Gefängnis. Währenddessen versuchten Mitglieder der weiterhin regierungskonformen MSPD, der Mehrheitssozialdemokratischen Partei, eine Verfassungsreform im Landtag durchzusetzen.
O7 KRAUSS:
Das ist der berühmte Auer-Süßheim-Antrag. Auer ist Erhard Auer, der dann 1918 den Vollmar ablöst als Führer der bayerischen Sozialdemokratie, eigentlich ein großer Reform-Antrag, der die konstitutionelle bayerische Monarchie in eine parlamentarische Monarchie verwandelt hätte, verändert hätte. Und der König hat aber gezögert, und es wurde alles eben im Grunde genommen immer wieder vertagt. Und das war noch auf der Landtags-Tagesordnung gestanden Anfang November. Aber da war es dann zu spät.
Musik: Dark wood 0‘50
ERZÄHLERIN:
Nach seiner Haftentlassung im Oktober 1918 nahm Kurt Eisner seine agitatorische Rednertätigkeit wieder auf – vor Massen von kriegs- und monarchie-müden Menschen. Außerdem besuchte er die Brüder Gandorfer in Niederbayern, um die Landbevölkerung in den revolutionären Prozess einzubinden. Karl Gandorfer war führender Kopf des linken Flügels des Bauernbundes, und sein blinder Bruder Ludwig Mitglied der USPD. Letzterer war mit Kurt Eisner am 7. November auf der Theresienwiese, wo sich Zehntausende zu Friedenskundgebungen versammelt hatten. Auch die MSPD unter Erhard Auer war vor Ort, beendete aber die Kundgebung vorschriftsmäßig. Die Gruppe um Kurt Eisner und Ludwig Gandorfer dagegen beschloss spontan, zu den Kasernen zu marschieren. Dazu Marita Krauss:
O8 KRAUSS:
Und in den Kasernen waren die vielen unzufriedenen Soldaten in der Heimat, die eben eh schon dachten, jetzt muss der Krieg unbedingt aus sein, und die sich dann diesen Revolutionären anschlossen. Und so fand dann eben eine unblutige Revolution statt. Der König floh aus München. Und am nächsten Tag wachten die Bayern auf, und es gab eine neue Regierung.
ERZÄHLER:
Provisorischer Ministerpräsident war Kurt Eisner. Bei der Zusammensetzung seines Kabinetts musste er – auch mangels politisch versierter Männer in der USPD – mehrheitlich Politiker der MSPD zulassen. Erhard Auer bekam das Innenministerium.
ERZÄHLERIN:
Zwischen Kurt Eisner, der USPD, insgesamt der revolutionären Linken und den Mehrheitssozialdemokraten um Erhard Auer gab es ideologische Unstimmigkeiten. Während die Linken ein basisdemokratisches Rätesystem favorisierten, wollte die MSPD eine parlamentarische Demokratie.
ERZÄHLER:
Innerhalb kurzer Zeit führte die Regierung Eisner die Arbeitslosenversicherung ein, den Achtstundentag und das Frauenwahlrecht. Die ersten demokratischen Wahlen in Bayern fanden im Januar 1919 statt – und endeten mit einem Wahlsieg der MSPD.
Musik:Schicksal 0‘42
Für die USPD war die Niederlage desaströs. Als Eisner seinen Rücktritt bekanntgeben wollte, wurde er auf dem Weg in den Landtag von einem Rechtsextremisten erschossen. Die junge bayerische Republik stürzte in eine tiefe Krise: Der Landtag wählte den MSPD-Politiker Johannes Hoffmann zum Ministerpräsidenten, doch die Linken riefen in München die Räterepublik aus. Daraufhin floh Hoffmann mit seiner Regierung nach Bamberg. Schließlich schlugen rechte Freikorps und Reichswehreinheiten die Münchner Räterepublik blutig nieder. Das politische Klima kippte nach rechts.
O9 KRAUSS:
Unter dem Gustav von Kahr, der dann den Johannes Hoffmann nach dem Kapp-Putsch beerbt, haben wir eben diese Ordnungszelle Bayern, die sich dann gründet, die eben alles, was links und jüdisch ist, eben verteufelt.
ERZÄHLERIN:
Als Revolutionäre und Gründer der Bayerischen Republik hatten die Sozialdemokraten in den folgenden Jahren der Weimarer Republik einen schweren Stand gegen die immer stärker werdenden rechtsextremen Kräfte.
Musik: Dark operation 0‘28
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden SPD-Mitglieder politisch verfolgt, viele in KZs ermordet – wenn sie es nicht ins Exil schafften, wie etwa der Jurist Wilhelm Hoegner, der nach dem Zweiten Weltkrieg dann Bayerischer Ministerpräsident wurde.

May 28, 2025 • 23min
NS-Vergangenheit als Familiengeschichte - Folgen und Aufarbeitung
Nach 1945 wurde über die NS-Zeit geschwiegen, bis nun auch Familien sich mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen. Eine Lehrerin erfährt schockierend von der NS-Vergangenheit ihres Vaters und kämpft mit den emotionalen Herausforderungen. Nachkommen von Tätern und Opfern treten in Dialog, um die Belastungen zu verarbeiten. Spannend ist die Reflexion einer Nachkommin, die sich für mehr Bewusstsein über historische Verstrickungen einsetzt. Zudem wird beleuchtet, wie die NS-Vergangenheit die Emotionen und Beziehungen der nachfolgenden Generationen beeinflusst.

May 27, 2025 • 22min
Wer bin ich, woher komme ich? Die Sehnsucht nach Herkunft
Manche Menschen leiden, weil sie adoptiert oder in einer Babyklappe abgelegt wurden, das Produkt einer Samenspende sind oder die Vorfahren ermordet wurden. Warum ist das so schwierig für sie - selbst wenn sie von wohlwollenden, zugewandten Menschen großgezogen wurden? (BR 2020)
Credits Autorin dieser Folge: Ariane Stolterfoht Regie: Rainer Schaller Es sprachen: Christian Jungwirth, Katja Schild, Jennifer Güzel Technik: Daniela Röder Redaktion: Bernhard Kastner
Im Interview:Stefan Müller (Alias, Name der Redaktion bekannt), vaterloser MannVerena Gräfin von Plettenberg, Krisenpädagogin und SterbebegleiterinIrmela Wiemann, Diplompsychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Familientherapeutin; Helen Epstein, Journalistin und Buchautorin („Die Kinder des Holocaust“); Isabelle M. Mansuy, Professorin für Neuroepigenetik, Universität & ETH Zürich; Wilhelm Vossenkuhl, Philosoph und Professor Emeritus für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Und noch eine besondere Empfehlung der Redaktion:
Wie wir ticken - Euer Psychologie Podcast Wie gewinne ich die Kraft der Zuversicht? Warum ist es gesund, dankbar zu sein? Der neue Psychologie Podcast von SWR2 Wissen und Bayern 2 Radiowissen gibt Euch Antworten. Wissenschaftlich fundiert und lebensnach nimmt Euch "Wie wir ticken" mit in die Welt der Psychologie. Konstruktiv und auf den Punkt. Immer mittwochs, exklusiv in der ARD Audiothek und freitags überall, wo ihr sonst eure Podcasts hört. Wie wir ticken – Euer Psychologie Podcast
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May 27, 2025 • 20min
Todesmärsche bei Freising - Die qualvollen Trecks von KZ-Häftlingen
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges zwangen die Nationalsozialisten Tausende von KZ-Gefangenen aus dem ganzen Reich auf Todesmärsche Richtung Süden, oft nach Dachau. Viele Häftlinge starben auf dem Weg, der im April 1945 durch den Landkreis Freising führte. Von Ulrike BeckCredits Autorin dieser Folge: Ulrike Beck Regie: Irene Schuck Es sprachen: Thomas Birnstiel, Katja Amberger, Johannes Hitzelberger Technik: Andreas Lucke Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview:Karl-Heinz Zenker, Heimatforscher und Autor des Buches „Die Opfer der Todesmärsche im Landkreis Freising im Frühjahr/Sommer 1945“Zeitzeugin aus Tüntenhausen, die anonym bleiben möchte
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NS-Terror - Eingeschleust nach AuschwitzWitold Pilecki war wohl der einzige Häftling, der freiwillig im KZ Auschwitz war. Unter falschem Namen berichtete der polnische Untergrundkämpfer von 1940 bis 1943 den Alliierten von den Zuständen im Lager. Von Niklas Nau (BR 2017)JETZT ENTDECKEN
Und noch eine besondere Empfehlung der Redaktion:
Noch mehr Interesse an Geschichte? Dann empfehlen wir: Alles Geschichte – Der History-Podcast
Literatur:Zenker, Karl-Heinz, „Die Opfer der Todesmärsche im Landkreis Freising im Frühjahr/Sommer 1945“– detaillierte und beeindruckende Recherche mit anschaulichen Zeitzeugenberichten über das Schicksal der Häftlinge, die im April 1945 auf Todesmärschen in Richtung des KZ Dachau im Landkreis Freising unterwegs waren.
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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
1.O-Ton (ab 4:02)
Die san über die Amperleiten daherkommen nach Tüntenhausen. Auf dem Weg nach Dachau (…) Und ja, das war natürlich, das waren angeblich 5000 Menschen und natürlich in der gestreiften Ding. Das waren ja alles abgemagerte Menschen und (…) Brillen haben so manche gehabt und die Schrubber und Stöcke als Gehhilfen und der ist ja ganz langsam vorankommen der Truck.
Musik 2
"Eternity And A Day - 4. Parting A" - Komponistin: Eleni Karaindrou - Album: Eternity And A Day - Länge: 0'50
Erzähler
Eine alte Dame aus Tüntenhausen erinnert sich an den 27.April 1945. An den Tag, an dem rund 900 Häftlinge aus dem KZ Buchenwald auf ihrem Todesmarsch Richtung Dachau durch ihr kleines Dorf getrieben werden. Sie ist damals sieben Jahre alt und verängstigt beim Anblick der Männer in gestreifter Häftlingskleidung, die zu Skeletten abgemagert sind.
Erzählerin
Diese Szene ist ihr, die anonym bleiben will, bis heute lebendig. Genau wie die Tumulte und die brutale Gewalt des - in diesem Fall - weiblichen SS-Begleitkommandos, als der Zug beim Wirt in der Talsenke anhält und eine Frau beginnt, Brot zu verteilen:
Musik 3
"Fjølhøgget" - Album: The Senja Recordings - Komponist: Geir Jenssen - Künstler: Biosphere - Länge: 0'40
2.O-Ton (Zeitzeugin ab 4:51)
Dann war ein Fuhrwerk dabei. Da habens die rauf geschmissen, die halt nimmer haben können. Und der Treck ist dann dort irgendwann zum Stehen gekommen. Und da ist eben die Kramerin raus und hat das Brot - da hat es ja nur die großen Vierpfünder gegeben damals - aufgeschnitten und das da reingeschmissen. Und das war natürlich - da ist ja zugegangen. Und da waren auch Frauen dabei als Wachen, zur Bewachung. Die haben da zugedroschen, und Gewehrkolben da dreingehaut und es war schlimm, wo man das so gesehen hat. Es sind einige liegen geblieben und die sind dort in Tüntenhausen beerdigt worden.
Musik 4
"Whiten Featuring" - Album: Without Sinking - Komponistin: Hildur Gudnadottir - Länge: 0'15
Erzähler
Es gibt kaum eine Ortschaft im Landkreis Freising, in der Szenen wie diese im Frühjahr 1945 nicht allgegenwärtig sind.
Erzählerin
Denn um die Gräuel in den Konzentrationslagern zu vertuschen, beginnt die SS mit dem Vorrücken der Front schon ab dem Frühjahr 1944, nach und nach die Häftlinge aus fast allen Konzentrations- und Außenlagern zu evakuieren und sie auf Todesmärsche durch das Reich zu zwingen. Mit der Absicht, sie nicht den vorrückenden Alliierten in die Hände fallen zu lassen.
Musik 5
"Lie to me" - Komponist und Ausführender: Martin Todsharow - Album: Der Hauptmann (Original Motion Picture Soundtrack) - Länge: 0'30
Erzähler
Die Gefangenen werden entweder in überfüllten Güterwaggons abtransportiert oder auf Gewaltmärschen mitten durch Dörfer und Städte getrieben.
Erzählerin
In den letzten Kriegstagen sind Tausende Häftlinge im Landkreis Freising unterwegs – Ziel ist das KZ Dachau. Der Hallbergmooser Heimatforscher Karl-Heinz Zenker:
3.O-Ton (Zenker ab 5:08)
Das waren ziemlich viele Züge, weil, die einen kamen ja bis aus Buchenwald. Die anderen kamen aus dem KZ Flossenbürg und weil die Buchenwalder wahrscheinlich auch über das KZ Flossenbürg gelaufen sind. Und dann die Hersbrucker. Es dürften schätzungsweise (…) zwischen zehn bis 20 Märsche gewesen sein. Dazu kam natürlich dieser sogenannte Häftlings-Marsch aus dem Zuchthaus Straubing, der sich am 25. April auch Richtung Dachau in Marsch gesetzt hat. Es waren teilweise zu Beginn bis zu 3000 Teilnehmer an diesen Todesmärschen. Allerdings haben sich die natürlich dezimiert, weil unterwegs natürlich ziemlich viele vor Erschöpfung zusammengebrochen sind. Und die sind in der Regel vor Ort erschossen worden und von einem Begleitkommando, das am Ende des Zuges war, dann halt so provisorisch verscharrt worden.
Musik 6
"Lie to me" - Komponist und Ausführender: Martin Todsharow - Album: Der Hauptmann (Original Motion Picture Soundtrack) - Länge: 0'25
Erzähler
Wie im ganzen Reich sind die Märsche begleitet von Wachpersonal, das diejenigen brutal niederschlägt oder erschießt, die den Strapazen nicht mehr gewachsen sind. Allein im Landkreis Freising sterben noch während des Marsches oder danach mindestens 132 Menschen an den Folgen von Hunger, Gewalt und Entkräftung.
Erzählerin
Diese Zahl hat Karl-Heinz Zenker recherchiert durch ein akribisches Studium der Quellen. Damit die Ereignisse des Frühjahres 1945 im Landkreis Freising nicht in Vergessenheit geraten, machte er sich Jahrzehnte später auf Spurensuche. 2020 erschien sein Buch „Die Opfer der Todesmärsche im Landkreis Freising im Frühjahr/Sommer 1945“.
Erzähler
Als eine der Hauptquellen bei der Recherche dienten ihm dabei die Einmarschberichte der Pfarrer aus der Erzdiözese München-Freising, die unmittelbar nach Kriegsende - im Juni 45 - vom damaligen Kardinal Faulhaber beauftragt, aber erst 2005 vollständig veröffentlicht wurden. Dokumente, die viel über die Endkriegszeit aussagen:
4.O.Ton (11:51)
Der damalige Kardinal hat in der Erzdiözese München-Freising seine Priester beauftragt, über den Einmarsch der Amerikaner zu berichten. Und ihm ging es vor allen Dingen darum, ob sich die Amerikaner an Kirchengut hier zu schaffen machen, also an goldenen Kelchen und so. Und das war natürlich sehr unterschiedlich. Manche Pfarrer haben halt geschrieben. Ja ne, bei uns sind keine Amerikaner durch, war nichts. Und manche haben praktisch geschildert, was sich den ganzen Zweiten Weltkrieg über alles in der Pfarrgemeinde zugetragen hat von Gefallenen und natürlich auch von einzelnen Luftangriffen, die man auf den Dörfern miterlebt hat. Und manche haben natürlich also auch über die Todesmärsche berichtet und was sie davon hielten. Und in einer Gemeinde in Zolling, da ist ein Häftlingsmarsch durch, und das muss der Pfarrer wohl mitbekommen haben. Anders geht es ja gar nicht hier, und in seinem Bericht steht diesbezüglich überhaupt nichts. Und da habe ich dann im Nachgang erfahren, das war ein Militärpfarrer im Ersten Weltkrieg und er hat die Sache halt natürlich ein bisschen anders gesehen.
Erzählerin
Genau so unterschiedlich sind die Angaben in den Fragebögen der Gemeinden im Landkreis Freising, die im Frühjahr 1947 genaue Informationen zu den Todesmärschen geben sollten - zum genauen Datum, zur Anzahl der Häftlinge, den Toten und möglichen Zeugen. Diese Listen konnte Zenker über das Online-Archiv des Internationalen Suchdienst - kurz ITS - in Bad Arolsen einsehen und auswerten.
Musik 7
"Eternity And A Day - 4. Parting A" - Komponistin: Eleni Karaindrou - Album: Eternity And A Day - Länge: 0'20
Erzähler
Was ihn trotz der dürftigen Quellenlage motiviert hat, dieses Buch zu schreiben? Erstens die Erkenntnis, dass viele gar nicht mehr wissen, dass es Todesmärsche gab und zweitens:
4.O-Ton (0:20)
Geschichte hat mich Zeit meines Lebens interessiert, auch bereits schon in der Schule und auch in der Freizeit. und dann kam das Jahr 2014, der hundertjährige Jahrestag von Beginn Erster Weltkrieg und 75 Jahre Beginn Zweiter Weltkrieg. Und dann habe ich halt über den 1./2. Weltkrieg recherchiert, und da bin ich halt im Sterbebuch der Gemeinde auf den Eintrag gekommen von diesem Albert Labro, der auf einem Transport vom Zuchthaus Straubing ins KZ Dachau ums Leben gekommen ist. Ja und dadurch angestoßen, fängt man halt dann an und überlegt: Todesmärsche wusste ich schon, dass die gibt und dann hab ich halt angefangen zu recherchieren. Und dann stößt man halt immer mehr auf immer mehr Quellen und Zeitzeugen.
Erzählerin
Albert Labro war Bürgermeister der französischen Stadt Longwy, der laut einem Bericht der Stadt zu fünf Jahren Zuchthaus in Brüssel verurteilt wurde, weil er einem Menschen zur Flucht nach Großbritannien verholfen hatte. Von Brüssel aus wurde er über Rheinebach nach Kassel verlegt. Mitte März 1945 - als die Front näherkam - weiter nach Straubing.
Erzähler
Labro gehört zu denen, die ab dem 25.April vom Zuchthaus Straubing auf den Todesmarsch geschickt werden, den er nicht überlebt. Am 8.Mai stirbt er in Hallbergmoos. Im November 1946 wird er umgebettet nach Longwy.
Erzählerin
Labros Namen und sein Schicksal ließen sich eruieren. Genau wie das des niederländischen Rechtsanwalts Johann Backhuysen-Schuld, der am 26.Mai im Freisinger Hospital starb. Auch er war ein Häftling aus dem Zuchthaus Straubing:
5.O-Ton (Zenker 30:51)
Also, das konnte ich hier gut feststellen im Schlossgut Erching war eine Frau, die hat einen Niederländer aufgenommen. Als sich der Zug hier aufgelöst hat, ist halt der auch geflohen. (…) Der ist dann auch in das Hospital 1004 nach Freising gekommen und dort halt dann leider auch verstorben, weil er halt scheinbar zu krank war. Und da hat das Rote Kreuz dann seine Frau benachrichtigt, und die hat dann mitbekommen, dass ihn da diese Frau Selmayr versorgt hat und hat da auch einen Brief geschrieben, wo sie sich dafür bei dieser Frau Selmayr bedankt hat. Das war der Herr Backhuysen-Schuld.
Erzähler
Judith Selmayr, die Backhuysen-Schuld versteckt und pflegt, ist eine von den vielen in der Gesellschaft, die sich im Chaos der letzten Kriegstage hilfsbereit zeigen. Laut der Erzählung ihrer Enkelin stammte sie aus einer Familie, die aus Schlesien kam.
Musik 8
"Eternity And A Day - 4. Parting A" - Komponistin: Eleni Karaindrou - Album: Eternity And A Day - Länge: 0'20
Erzählerin
Karl-Heinz Zenker macht es sich zur Aufgabe, die Namen weiterer Opfer herauszufinden. Schon, damit die Strategie der Nationalsozialisten nicht aufgeht, die auf dem Marsch gestorbenen Häftlinge als Namenlose vergessen zu machen.
6.O-Ton (Zenker 26:55)
Ja, in zwei oder drei Fällen war das bekannt, dann hat man im Sterbebuch der Gemeinde damals den Namen eingetragen. Das war natürlich relativ einfach. Ansonsten hat es ja in Freising auf dem Domberg ein Lazarett gegeben. Das Lazarett war ursprünglich gedacht für das Kriegsgefangenenlager bei Moosburg. Und mit Kriegsende haben die Amerikaner des zum Hospital 1004 umfunktioniert. Und da sind natürlich vermutlich auch diverse Opfer beziehungsweise Verletzte von dem Bombenangriff in Freising eingeliefert worden, als auch viele Überlebende von den Todesmärschen bis zu manchen, die sich aus Dachau also dann halt in die Pampa geschleppt haben und dann halt dort untergekommen sind. Und von denen waren dann die Namen bekannt. Die standen im Sterbebuch der Stadt Freising. Und dann konnte ich über das Archiv von Buchenwald namentlich 41 Häftlinge feststellen, die zuletzt im KZ Buchenwald registriert waren. Aber das Gros der Namen derjenigen, die in der Pampe verscharrt worden sind, da sind die Namen nicht mehr zu eruieren gewesen.
Erzähler
Unter den Todesopfern sind gut 60 Menschen namenlos geblieben. Sie wurden umgebettet. 59 von ihnen fanden 1955 ihre letzte Ruhestätte auf dem Waldfriedhof Dachau, 4 von ihnen 1958 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
Musik 9
"Whiten Featuring" - Album: Without Sinking - Komponistin: Hildur Gudnadottir - Länge: 0'25
Erzählerin
Doch das Gros der Häftlinge überlebt und wird entweder noch während des Marsches oder bei der Befreiung des KZ Dachau durch US-Truppen der 7.Armee am 29.April 1945 befreit. Wie viele genau überlebt haben, die in den letzten Kriegstagen auf einem Todesmarsch durch den Landkreis Freising zogen, das lässt sich nicht sagen. Sie wurden nicht mehr gezählt. Doch welche Szenen sich kurz vor der Befreiung durch die US-Truppen abgespielt haben, darüber gibt es viele Berichte, die Karl-Heinz Zenker für sein Buch zusammengetragen hat.
Musik 10
"Eternity And A Day - 4. Parting A" - Komponistin: Eleni Karaindrou - Album: Eternity And A Day - Länge: 0'24
Erzähler
Wie beispielsweise der Zeitzeugenbericht eines Häftlings aus dem Zuchthaus Straubing, der am 25.April zusammen mit 3000 anderen Gefangenen auf Befehl der SS losmarschieren musste. Bewacht von Zuchthausbeamten mit Karabinern.
Musik 11
"Fjølhøgget" - Album: The Senja Recordings - Komponist: Geir Jenssen - Künstler: Biosphere - Länge: 0'45
Zitator
Wir marschierten gegen 7 Uhr vom Zuchthaus Straubing weg Richtung Landshut. Während des Marsches erfuhren wir von einem Mitgefangenen, dass es nach Dachau gehen sollte, wo wir unsere gemeinsame Massenhinrichtung zu erwarten hätten. Was dieser Marsch, der bis zum Abend des 30.April währte, alles an Entbehrung, Hunger, Elend, Misshandlung, Erschöpfung bis zum Tode, in sich schließt, kann kaum wiedergegeben werden. Nur summarisch sei einzelnes angedeutet: wir mussten den Marsch in Holzschuhen machen, an Verpflegung bekamen wir die ersten Tage noch zwei oder drei Stückchen Brot, dazu noch ein wenig Margarine oder ein Stücklein geräuchertes Rindfleisch von etwa 20 Gramm. Die letzten Tage fehlte jede Verpflegung.
Erzählerin
In dem Buch von Karl-Heinz Zenker ist zu lesen von Wachleuten, die Gefangene mit Stöcken und Gewehrkolben schlagen oder auf sie eintreten. Und von Häftlingen, die in großer Zahl ermordet werden - von SS-Soldaten, die sich noch nicht aus dem Staub gemacht haben. Allein im Wald zwischen Freising und Moosburg sollen 1273 Häftlinge erschossen worden sein. Ein Zeitzeuge berichtet:
Musik 12
"Lie to me" - Komponist und Ausführender: Martin Todsharow - Album: Der Hauptmann (Original Motion Picture Soundtrack) - Länge: 0'40
Zitator
„Als unser Elendszug am Samstag 28.April 1945 bereits Freising in der Richtung Dachau passiert hatte, hieß es plötzlich gegen Abend: Umkehren! Dachau war bereits von den amerikanische Truppen genommen worden, so dass wir nicht mehr hineinkonnten. Es wurde kehrt gemacht und das Ziel war nun, uns so lange zwischen den Fronten herumzuführen, bis wir alle völlig erschöpft liegen geblieben wären, um dann von der SS den Todesstoß zu bekommen.“
Erzähler
Soweit kommt es zum Glück nicht. Karl-Heinz Zenker:
7.O-Ton (Zenker (ab 22:09)
Die wurden dann unterwegs befreit. Also dieser 3000 Marsch - die haben so ungefähr 100 Begleiter gehabt, die müssten sich wahrscheinlich aufgeteilt haben. (…) Also ein kleiner Teilzug, der ist also durch Goldack und Hallbergmoos marschiert. Ein anderer Teil, der ist kurz vor Eching von den Amerikanern befreit worden. Weil sie müssen sich das so vorstellen - vermutlich haben die Begleiter auch mitbekommen - die Amerikaner stehen kurz zuvor, und dann haben sich die genau wie viele SS-Leute, wenn die mitbekommen haben, die Amerikaner sind kurz vor uns - haben sich die aus dem Staub gemacht. Haben teilweise dann noch sich Zivilklamotten besorgt und sind dann stiften gegangen.
Erzählerin
Die Zeitzeugin aus Tüntenhausen ist eine von vielen, die den Einmarsch der Amerikaner als Tag der Befreiung erlebt:
8.O-Ton (Wimmer ab 0:35)
Die letzten Tage des hab ich erlebt: Wir waren dann, wo die Amerikaner kommen sind, bei meinen Großeltern in Zurrnhausen. (…) Die ganze Familie - meine Mama, mit die drei Kinder. Ich habe zwei Geschwister. Ich war die ältere. Und mein Vater, der war im Krieg. Ja, das war dann so, wie die Amerikaner kommen san, das war ein sonniger Tag, kann ich mich erinnern. Also wo die durchfahren san (…) Da waren da viele Leute, die haben die Friedensglocken geläutet. Dann ist der Truck stehen blieben. Das war ein Lastwagen, Panzer das war alles Mögliche. (…) Und dann haben die Amerikaner uns - wir waren da im Hof über den Gartenzaun, und die haben uns dann so viel Zeug zugeschmissen. Kaugummi und Schokolade und so. Also Sachen, die mir nicht kennt haben. Und die waren sehr freundlich.
Erzähler
Die amerikanischen Besatzungssoldaten sorgen dafür, dass viele Leichen, die teilweise nur notdürftig verscharrt waren, mit Hilfe der Bevölkerung umgebettet werden. Und eine Ruhestätte finden. Karl-Heinz Zenker:
9.O-Ton (Zenker ab 24:34)
Die Amerikaner haben in dem Fall (…) dann sich die Parteigenossen geholt, und die Parteigenossen mussten die ausgraben und auf dem Ortsfriedhof dann beerdigen. Und die anderen, die irgendwo verscharrt worden sind - und wo es bekannt war, hat dann nach dem Krieg das Landratsamt Freising veranlasst, dass die auf die Ortsfriedhöfe umgebettet werden. Diese Umbettungssaktionen haben entweder gleich mit dem Kriegsende oder nach dem Kriegsende stattgefunden und dann 56 und 58 hat eine französische Delegation diese Gräber also ausfindig gemacht. Und die sind dann entweder in Dachau auf dem Friedhof bestattet worden oder viele sind in Flossenbürg bestattet worden. Da können Sie sich natürlich vorstellen, das war elf, 13 Jahre nach Kriegsende. Da dürfte man wahrscheinlich nur noch die Skelette gefunden haben hier und vielleicht mal ein paar Stofffetzen. Und das Problem war, die Häftlinge hatten ja nur die Nummer, und die ist natürlich dann nicht aufgetaucht. Und deswegen sind es in Anführungszeichen lauter Namenlose, weil man die dann nicht mehr feststellen konnte, wer zu dieser Nummer gehört.
Erzählerin
Der Landkreis Freising ist eine Blaupause für das Schicksal aller Opfer der Todesmärsche im ganzen Reich. Aufgrund fehlender Dokumente lässt sich nicht genau ermitteln, wie viele es insgesamt waren, die auf diesen Räumungstransporten starben. Schätzungen gehen von etwa 250.000 Menschen aus.
Musik 13
"Eternity And A Day - 4. Parting A" - Komponistin: Eleni Karaindrou - Album: Eternity And A Day - Länge: 0'45
Erzähler
Seit 2016 erinnert in Hallbergmoos ein Gedenkstein mit einer Informationstafel an die Opfer der Todesmärsche. Er konnte in Eigeninitiative des Heimat- und Trachtenvereins und mit Hilfe von Spenden aufgestellt werden, mit dem Ziel, die Erinnerungskultur im Landkreis Freising aufrecht zu erhalten.
Erzählerin
Karl-Heinz Zenker war damals Vorsitzender des Vereins. Im letzten Kapitel seines Buches findet sich ein Namensverzeichnis - zur Erinnerung an die Häftlinge, die unmittelbar vor oder nach Kriegsende getötet wurden, verhungert oder an Krankheit und Erschöpfung gestorben sind.
10.O-Ton (Zenker ab 43:01)
Das war mir wichtig, dass wir den Toten, wo ich es feststellen konnte, Namen geben konnten. Das waren, wie gesagt, schwerpunktmäßig diejenigen, die im Lazarett oder im Hospital gestorben sind. Dann sind im Moosburger Krankenhaus noch zwei oder drei verstorben, die dann auch im Sterbebuch der Stadt standen. Und das ist doch heute auch so, wenn irgendwo ein Attentat oder Anschlag ist, wird doch da auch mit einem Denkmal der Toten gedacht. Und da stehen natürlich auch die Namen. Und deswegen war mir das wichtig, vor allen Dingen, weil es hier für diese Leute keine Gräber mehr gibt. Die sind ja irgendwo in Flossenbürg beziehungsweise im Waldfriedhof. Da gibt es ja dann noch Gedenksteine, aber nicht für unsere. Und in Freising ist in im Schnoor Stifter Friedhof - der ist irgendwann in den 50er-Jahren eingeebnet worden. Und so sind diese Namen festgehalten. (…) Dass man den Toten ihre Namen zurückgibt, dass sie nicht nur eine Nummer sind.

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