Warum hatten Sie Angst vor dem Michelin-Stern, Ilona Scholl?
May 14, 2019
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Ilona Scholl, Gastronomin und Gastgeberin des preisgekrönten Berliner Restaurants Tulus Lotrek, spricht über ihre Erfahrungen in der gehobenen Küche. Sie teilt ihre Ängste bezüglich des Michelin-Sterns und wie dieser das Ambiente des Restaurants beeinflusst hat. Scholl betont die Wichtigkeit einer unprätentiösen Atmosphäre und die universelle Freude am Essen. Zudem reflektiert sie über die Herausforderungen und Erfüllungen im Gastgewerbe und die Balance zwischen kreativer Intuition und betriebswirtschaftlichem Wissen.
Ilona Scholl betont die Bedeutung einer ungezwungenen Atmosphäre in ihrem Restaurant, um die Gäste beim Genuss der Speisen zu entspannen.
Der Einfluss des Michelin-Sterns auf das gesellschaftliche Ansehen der Gastronomie in Deutschland wird durch Scholls ausgezeichnete Gastgeberrolle herausgefordert.
Deep dives
Gastgeberin des Jahres: Eine Ehrung mit Bedeutung
Ilona Scholl wurde als Gastgeberin des Jahres ausgezeichnet, was auf ihre hervorragende Arbeit in ihrem Restaurant Toulouse-Lautrec hinweist. Die Auszeichnung zeigt, dass sie und ihr Team im Gastraum etwas besonders richtig gemacht haben, was zur Zufriedenheit und Freude der Gäste führt. Scholl betont, dass ihre Gastfreundschaft und das ungezwungene Ambiente des Restaurants von zentraler Bedeutung sind. Der Preis ist für sie besonders wertvoll, da er das geringe Sozialprestige der Kellnerei in Deutschland herausfordert.
Ein unkonventionelles Restaurantkonzept
Das Restaurant Toulouse-Lautrec bricht mit traditionellen Vorstellungen von Sterneküche, indem es eine ungezwungene und freundliche Atmosphäre schafft. Scholl erklärt, dass Holz- und keine weißen Tischdecken, sowie persönliche Interaktionen mit den Gästen, einen wesentlichen Teil des Konzepts ausmachen. Diese Herangehensweise lässt die Gäste entspannen und den Genuss der Speisen unbeschwert erleben. Ein zentrales Ziel des Konzeptes ist es, dass jeder Gast einen Abend in einem familiären Umfeld verbringen kann, ohne Angst, Fehler zu machen.
Der Weg zur Gastfreundschaft
Scholl schildert ihren unkonventionellen Werdegang in der Gastronomie, der eher aus Zufall als aus einem festen Plan entstand. Ihr Studium der Musikwissenschaften, Medienwissenschaften und Literaturwissenschaften bereitete sie auf die vielseitigen Gästebegegnungen vor. Die Erfahrungen, die sie beim Kellnern neben ihrem Studium sammelte, gaben ihr Einsichten in die menschliche Interaktion und das Bedürfniss der Gäste nach menschlicher Nähe. Scholl bemerkt, dass der Beruf oft als Nebensache gesehen wird, dabei kann die Gastronomie tiefen Sinn und Freude bringen.
Führung und Teamdynamik im Restaurant
Scholl hebt hervor, dass das Team im Toulouse-Lautrec eine Schlüsselrolle für den Erfolg des Restaurants spielt, auch wenn sie und ihr Partner Max anfangs an Mitarbeiterführungsstrategien scheiterten. Sie erkenne, dass ihre Mitarbeiter viel beizutragen haben und dass der Erfolg des Restaurants nicht nur auf ihren Schultern laste. Scholl spricht auch von der Herausforderung, die Balance zwischen persönlicher Identität im Service und der Notwendigkeit der Anpassung an die Wünsche der Gäste zu finden. Diese Dynamik ermöglicht es dem Team, als Einheit zu arbeiten und trotzdem individualisierte Erfahrungen für die Gäste zu schaffen.
"Das Sakrale hergebrachter Restaurants finde ich nicht besonders genussförderlich", sagt die Gastronomin Ilona Scholl im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Sie leitet das Restaurant Tulus Lotrek in Berlin und wurde zuletzt als Gastgeberin des Jahres ausgezeichnet. Ihr Restaurant erhielt Ende 2017 einen Michelin-Stern. Das habe die heute 36-Jährige aber nicht nur erfreut. "Ich hatte die Sorge, dass der Stern uns den Gastraum zerhackt", sagt Scholl. Aber die Gäste des Lokals seien weiterhin eher unprätentiös und uneitel. Ilona Scholl studierte Literaturwissenschaft und arbeitete nebenbei als Kellnerin. Ein erdender Nebenjob, wie sie sagt. Dennoch sei sie oft gefragt worden, ob sie nicht anders Geld verdienen könne. "In Deutschland gibt es diese Kellnerkultur wie in Italien, Frankreich und Österreich nicht", sagt Scholl. Das habe schon Zweifel ausgelöst: "Ich habe meine Begabung als nichts wert betrachtet." Dabei habe sie schon immer eine Leidenschaft für Essen gehabt.
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