Yvonne Robel, Historikerin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, diskutiert faszinierende Aspekte des Nichtstuns in der Bundesrepublik. Sie beleuchtet, wie Müßiggang oft als Faulheit oder Protest wahrgenommen wird. Historische Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen seit den 1950er Jahren zeigen, wie das Nichtstun als Ausdruck von Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit gesehen wird. Robel spricht auch über die dystopischen Visionen in Filmen, die das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit reflektieren.
41:25
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question_answer ANECDOTE
Demo "Recht auf Faulheit"
Yvonne Robel beginnt ihren Vortrag mit einem Foto einer Demonstration am 2. Mai 2015 in Berlin.
Demonstrierende fordern z.B. "Couch statt Coach" oder "das Recht auf Faulheit".
insights INSIGHT
Spannungsfeld Nichtstun
Nichtstun wird politisch und argumentativ genutzt.
Es besteht eine Spannung zwischen Aktivität und Passivität.
insights INSIGHT
Nichtstun und die Gegenwart
Die Erforschung von Nichtstun hilft, die Gegenwart zu verstehen.
Es zeigt, wie Menschen über Arbeit, Zeit und menschliches Zusammenleben denken.
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Paul Lafargues "Das Recht auf Faulheit" ist eine satirische und sozialkritische Schrift, die sich gegen die Ausbeutung der Arbeiterklasse und die übermäßige Betonung von Arbeit richtet. Lafargue argumentiert, dass die moderne Arbeitswelt die Menschen entfremdet und ihre Lebensqualität mindert. Er plädiert für eine Reduktion der Arbeitszeit und eine größere Wertschätzung von Freizeit und Muße. Das Werk ist eine scharfe Kritik an der kapitalistischen Produktionsweise und ihren Auswirkungen auf das menschliche Leben. Lafargue verbindet seine Kritik mit einem humorvollen und ironischen Ton, der die Absurdität der Arbeitswelt hervorhebt. Die Schrift ist ein wichtiger Beitrag zur sozialistischen Theorie und zur Kritik der modernen Arbeitswelt. Sie regt zum Nachdenken über die Bedeutung von Arbeit und Freizeit in einer gerechten Gesellschaft an.
Viel Lärm um Nichts
Viel Lärm um Nichts
Eine Wahrnehmungsgeschichte des Nichtstuns in der Bundesrepublik
Yvonne Robel
In "Viel Lärm um Nichts" untersucht Yvonne Robel die Wahrnehmung des Nichtstuns in der Bundesrepublik Deutschland. Sie beleuchtet die ambivalenten Sichtweisen auf Muße, Faulheit und Müßiggang im Laufe der Geschichte. Die Studie analysiert öffentliche Diskurse, politische Debatten und gesellschaftliche Einstellungen zum Nichtstun. Robel zeigt, wie sich die Bedeutung des Nichtstuns im Kontext von Arbeit, Freizeit und gesellschaftlichen Veränderungen gewandelt hat. Das Buch bietet einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Wahrnehmung von Nichtstun und seine Bedeutung für die deutsche Gesellschaft.
Lob des Müßiggangs
Bertrand Russell
Bertrand Russells "Lob des Müßiggangs" ist ein Essay, der die Bedeutung von Freizeit und Muße für das menschliche Leben betont. Russell argumentiert, dass eine Gesellschaft, die sich ausschließlich auf Arbeit konzentriert, sowohl ungerecht als auch unproduktiv ist. Er plädiert für eine Umverteilung von Arbeit und eine größere Wertschätzung von Freizeitaktivitäten, die zur geistigen und kulturellen Entwicklung beitragen. Der Essay ist ein Plädoyer für ein ausgewogeneres Leben, in dem Arbeit und Freizeit in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen. Er kritisiert die übermäßige Betonung von Produktivität und Leistung und betont die Notwendigkeit von Ruhe und Muße für Kreativität und geistige Erneuerung. Russells Werk ist auch heute noch relevant, da es die Herausforderungen einer von Arbeit dominierten Gesellschaft aufgreift und nach Alternativen sucht.
Anleitung zum Müßiggang
Tom Hodgkinson
Das Beste, was wir tun können, ist nichts
Björn Kern
Die Arbeitslosen von Marienthal
Marie Jahoda
Die Arbeitslosen von Marienthal ist eine wegweisende soziologische Studie aus den 1930er Jahren, die die Auswirkungen von Massenarbeitslosigkeit auf eine kleine österreichische Gemeinde untersucht. Die Studie, die von Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld und anderen durchgeführt wurde, analysierte die sozialen, psychischen und wirtschaftlichen Folgen der Arbeitslosigkeit und zeigte die tiefgreifenden Auswirkungen auf das Gemeinschaftsleben und das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Die Ergebnisse der Studie hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die Sozialforschung und die Arbeitsmarktpolitik und werden bis heute als Klassiker der empirischen Sozialforschung angesehen. Die Studie betont die Bedeutung von Arbeit nicht nur für den wirtschaftlichen Unterhalt, sondern auch für die soziale Integration und das psychische Wohlbefinden. Sie beleuchtet die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die soziale Struktur, die Beziehungen innerhalb der Gemeinde und die individuellen Lebensläufe der Arbeitslosen.
Ein Vortrag der Historikerin Yvonne Robel Moderation: Katja Weber
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Nichtstun wird in der Bundesrepublik manchmal als das Gegenteil von Arbeit wahrgenommen. Oder als Muße. Aber auch als Faulheit. Oder als Protest. Die Historikerin Yvonne Robel fragt nach der Bedeutung des Nichtstuns für die Gesellschaft.