Wie sich positive Psychologie und systemische Organisationstheorie ergänzen - Deep Dive mit Eva Schielein
Oct 22, 2024
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Eva Schielein, Organisationsberaterin und Autorin des Buches „Positive Organizing“, diskutiert, wie Positive Psychologie und systemische Organisationstheorie zusammenwirken. Sie erläutert, wie eine potenzialorientierte Perspektive Veränderungsprozesse in Unternehmen effektiver gestaltet. Besonderes Augenmerk liegt auf Selbstbeobachtung und Großgruppeninterventionen für optimales Lernen. Auch die Grenzen der Künstlichen Intelligenz in Veränderungsprozessen werden thematisiert, insbesondere wie sie Spannungen verdecken kann.
Die positive Psychologie fördert Resilienz und Optimismus in Organisationen, indem sie den Fokus auf Stärken und vergangene Erfolge legt.
Der Ansatz der wertschöpfenden Erkundung hilft Organisationen, durch vier Phasen positive Veränderungen nachhaltig zu gestalten, erfordert jedoch die aktive Einbindung von Stakeholdern.
Deep dives
Positive Psychologie und Organisationskompetenz
Die positive Psychologie beschäftigt sich mit den Aspekten des Lebens, die gelingen können, und was ein erfülltes Leben ausmacht. In der Diskussion wird der Begriff 'Glückspsychologie' erwähnt, jedoch wird betont, dass es vielmehr um Zufriedenheit und nachhaltiges Wohlbefinden geht. Diese Forschung bringt den Ansatz mit sich, dass Menschen ihre Stärken erkennen und nutzen sollten, anstatt sich auf Defizite zu konzentrieren. Besonders in Veränderungsprozessen in Organisationen kann der Fokus auf potenzialistisch orientierte Ansätze zu einer höheren Resilienz und Optimismus führen.
Fusion von Systemtheorie und positiver Psychologie
Die Verbindung der Systemtheorie mit der positiven Psychologie wird als zentraler Aspekt des Buches 'Positive Organizing' beschrieben. Der Ansatz sieht Organisationen nicht als bloße Ansammlung von Individuen, sondern als komplexe Systeme, die eigene Regeln und Dynamiken besitzen. Es wird betont, dass die Anwendung positiver Psychologie auf Organisationen nicht linear ist, sondern tiefere Kenntnisse über deren Funktionsweise erfordert. Ziel ist es, dass Organisationen lernen, sich selbst zu beobachten und zu intervieren, um positive Veränderungen nachhaltig umzusetzen.
Positive Abweichungen und Leistungssteigerung
Ein wichtiger Aspekt der positiven Psychologie in Organisationen ist die Fokussierung auf positive Abweichungen, also Beispiele für erfolgreiche Handlungsweisen aus der Vergangenheit. Anstatt sich auf aktuelle Probleme zu konzentrieren, hilft es, zu reflektieren, was in der Vergangenheit bereits gut funktioniert hat, um daraus zu lernen. Dieser Ansatz bietet eine wertvolle Anfangsenergie, um Herausforderungen intelligent anzugehen und Lösungen zu entwickeln. In diesem Kontext gewinnt das Konzept des ‘Positive Organizational Scholarship’ an Bedeutung, das die Stärken und Potenziale von Menschen und Organisationen in den Vordergrund stellt.
Wertschöpfende Erkundung in Veränderungsprozessen
Der Ansatz der wertschöpfenden Erkundung, auch als Appreciative Inquiry (AI) bekannt, wird als Methode vorgestellt, um Organisationen in Veränderungsprozessen zu unterstützen. Dieser Prozess besteht aus vier Phasen: Entdeckung, Traum, Design und Bestimmung, wobei der Fokus darauf liegt, was in der Organisation bereits funktioniert und welche positiven Zukunftsvisionen entwickelt werden können. Es wird betont, dass eine solche Methodik erfolgreich sein kann, solange die Bedingungen stimmen und Stakeholder aktiv in den Prozess eingebunden werden. Für Situationen, in denen klare Probleme bestehen oder Konflikte vorherrschen, kann dieser Ansatz jedoch begrenzt sinnvoll sein, da er möglicherweise oberflächliche Harmonie erzeugt, ohne die tieferliegenden Themen zu adressieren.