Jung & Naiv

Sebastian Huhnholz, Politikwissenschaftler und Privatdozent an der LMU München, taucht tief in die Welt von Herrschaft und Fiskalität ein. Er diskutiert die historische Bedeutung von Steuern, von der Idee „No taxation without representation“ bis zu den aktuellen Herausforderungen der Schuldenbremse. Der Einfluss von protestantischer Ethik auf unsere Sicht auf Schulden ist ebenso Thema wie die Unterschiede zwischen Technokratie und Plutokratie. Huhnholz analysiert die Begreiflichkeit politischer Transformationen und fordert eine gerechtere Steuerpolitik.

Stephan Detjen, Chefkorrespondent beim Deutschlandradio, ist bekannt für seine tiefgreifenden Analysen zu Nahostfragen. Nadia Zaboura, Kommunikationswissenschaftlerin, beleuchtet verlorenes Vertrauen in die Medienberichterstattung. Hans Jessen, erfahrener Journalist, kritisiert die Polarisierung im Journalismus. Sie diskutieren die Wandlungen in der Berichterstattung über Israel und Palästina, mögliche Instrumentalisierungen des Antisemitismusbegriffs und den Verlust palästinensischer Stimmen in den Medien. Ein spannender Einblick in die Herausforderungen und Anforderungen an die aktuelle Medienlandschaft!

Zu Gast ist Anne Brorhilker, ehemalige Oberstaatsanwältin, die durch ihre Ermittlungen zum Cum-Ex-Skandal bekannt wurde und nun bei Finanzwende arbeitet. Sie gibt Einblicke in die Machenschaften der Finanzlobby und die Probleme der deutschen Verwaltung. Anne erklärt, wie Cum-Ex funktioniert und diskutiert die ungleiche Verteilung von Ressourcen zwischen Staat und Reichen. Sie thematisiert auch die Herausforderungen der Bürokratie und die Notwendigkeit für Reformen zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität. Ihr Appell für mehr Transparenz und Reformen ist eindringlich.

Zu Gast ist Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Hochschullehrer, bekannt für seine Arbeit zu Migration und Bildung. Er diskutiert die Herausforderungen der Migrationspolitik und deren Einfluss auf die Gesellschaft. Der Soziologe beleuchtet die Zukunft des Rentensystems und plädiert für eine gerechte Verteilung der Krisenkosten. Außerdem thematisiert er den Vertrauensverlust in die Politik und zeichnet ein Bild der Bedeutung von konstruktivem Misstrauen. Spannend sind auch seine Gedanken zur Rolle der Wissenschaft in der Öffentlichkeit und dem Einfluss von Populismus.

Jekaterina Schulmann, russische Politikwissenschaftlerin und Fellow an der Robert Bosch Academy, teilt ihre Erfahrungen als "ausländische Agentin" und beleuchtet den Krieg in der Ukraine. Sie diskutiert Putins System der personalisierten Autokratie und die Herausforderungen der russischen Invasion. Zudem analysiert sie, warum der Krieg gescheitert ist, die demografischen Probleme Russlands und die Möglichkeiten für eine pro-russische Regierung in Kiew. Schulmann kritisiert auch westliche Missverständnisse über Russland und skizziert mögliche Zukunftszenarien.

Jason Stanley, deutsch-amerikanischer Philosoph und Autor, spricht über seine Flucht aus den USA wegen der „faschistischen Regierung“. Er analysiert die Verbindungen zwischen AfD und US-Rechten sowie die Gefahren für jüdisches Erbe in Deutschland. Stanley thematisiert, wie Propaganda funktioniert und wie Trump als zentrale Figur in der Faschismusforschung wirkt. Außerdem beleuchtet er die Herausforderung durch Oligarchen in den Medien und betont die Notwendigkeit eines pro-demokratischen Engagements innerhalb des Journalismus.

Lea Ypi, Politikwissenschaftlerin und Philosophin an der London School of Economics, teilt ihre Erfahrungen als Albanerin und diskutiert die Herausforderungen der Demokratie sowie die Oligarchie, die sich oft als solche tarnt. Sie spricht über die Reformen für eine ökonomische Demokratie und ihre Vision eines föderal-sozialistischen Europas. Zudem analysiert sie die Gefahren von Tech-Oligarchien, die Entstehung von Faschismus aus Krisen und die Rolle der politischen Bildung. Ypi fordert eine klare Verantwortung gegen Kapitalakkumulation und verweist auf die Notwendigkeit von sozialer Gerechtigkeit.

Klaus Dörre, Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie, beleuchtet zentrale Themen wie autoritären Liberalismus und die Schwäche der Gewerkschaften. Er erklärt die Schnittstelle von Klimafragen und sozialen Konflikten sowie die Herausforderungen der Autoindustrie im Wandel. Dörre kritisiert, dass Heimatbindung oft stärkeren Einfluss auf Arbeitsentscheidungen hat als bloße Einkommensperspektiven. Sein Plädoyer für Wirtschaftsdemokratie und eine Umverteilung zur Bekämpfung von Ungleichheit rundet das Gespräch ab.

Jimmy Wales, amerikanischer Internetunternehmer und Mitbegründer von Wikipedia, spricht über die Entstehung dieser revolutionären Plattform. Er erklärt, warum er die Bezeichnung als Gründer oder Mitgründer unbedeutend findet. Zudem diskutiert Wales die wesentliche Unterscheidung zwischen Fakten und Meinungen, die für die Entwicklung von Wikipedia entscheidend war. Das Gespräch ist kurz und prägnant, was es zu einem einmaligen Erlebnis macht. Wales’ Geschichten bieten einen faszinierenden Einblick in die Welt des Wissensmanagements.

Johanna Baehr, Ozeanografin und Professorin für Klimamodellierung an der Universität Hamburg, teilt ihre Faszination für Meeresphysik und ihre Erfahrungen in der Forschung. Sie erklärt die Bedeutung der großskaligen Ozeanzirkulation und diskutiert die Risiken des Golfstroms sowie die Auswirkungen mariner Hitzewellen auf das Klima. Johanna thematisiert auch ihren Werdegang in einer männerdominierten Wissenschaft und die Wichtigkeit von Frauennetzwerken. Außerdem beleuchtet sie die Herausforderungen in der Klimaforschung und den Einfluss von Geo-Engineering.