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May 8, 2024 • 14min

Billy Joel - der singende Piano Man wird 75

Am 9.5.1949 wird Billy Joel in einem New Yorker Vorort geboren und früh von den Eltern zum Klavierunterricht genötigt. Basis für eine Weltkarriere als Pianist und Sänger.Billy erweist sich schon früh als musikalisch talentiert. Der Junge hängt aber auch mit New Yorker Straßengangs ab, beteiligt sich an kleinen Diebstählen und Prügeleien ohne Ende. Mit einem Highschool-Abschluss wird es so nichts. Der erbosten Mutter erklärt der junge Mann: "Ich gehe dann eben nicht zur Columbia University - ich geh‘ dann zu Columbia Records …"Bis zum musikalischen Durchbruch dauert es etwas. Schließlich gelingt dieser 1977 aber mit der LP "The Stranger" und dem Mega-Hit "Just the Way You Are" . Es folgen viele weitere Hits, die bis heute ihren Stammplatz in den Rotationslisten der wichtigsten Popsender haben. 160 Millionen Tonträger hat Joel mittlerweile verkauft - mehr als Bob Dylan, Bruce Springsteen oder U2. 2014 erklärt Billy Joel, er wolle kein weiteres Studioalbum veröffentlichen. Er habe alles gesagt und wolle keine Musik veröffentlichen, die nicht gut sei.Doch er ändert seine Meinung: Am 1. Februar 2024 veröffentlicht er mit "Turn the Lights Back On" doch wieder einen neuen Song. Im Video dazu altert er am Piano durch die Jahrzehnte: Vom jugendlichen Heißsporn zum weißbärtigen Glatzkopf, der am 9. Mai 2024 seinen 75. Geburtstag feiert.In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:Wie Billy Joel Selbstmitleid als künstlerische Triebfeder nutzt,was Billy Joel am "Just the Way You Are"-Image nervt,welche Rolle der deutsche Unternehmer und Dressurreiter Josef Neckermann in der Familiengeschichte der Joels spieltwarum Billy Joel für den Song "Goodnight, Saigon" kritisiert wird. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Fred Schuers: Billy Joel - Die Biografie. 2016Steffen Radlmaier: Die Joel-Story. Billy Joel und seine deutsch-jüdische Familiengeschichte. 2009 Hör-Tipp: Für alle, die sich für die Geschichte von Rpck- und Popmusik interessieren, ist der Podcast Urban Pop lohnenswert: Dort trifft Mikrofonlegende Peter Urban auf den NDR-Musikjournalisten Ocke Bandixen. Sie reden über Weltstars von Bowie bis Springsteen, von Johny Cash bis Taylor Swift, über Bands von den Beatles bis U2. Weiterführende Links:Stichtag - 24. Mai 1941 - Bob Dylan wird geboren"The Boss" Bruce SpringsteenZeitZeichen - 5. Juni 1912: Josef Neckermann wird geboren Stichtag - 7. August 1964: US-Kongress ermächtigt Präsident Johnson zum VietnamkriegWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas PfaffRedaktion: David Rother/Christoph TiegelTechnik: Sascha Schiemann
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May 7, 2024 • 15min

Gegen den Menschenhass: Die Widerstandsgruppe Europäische Union

Am 8.5.1944 werden Mitglieder der Widerstandsgruppe "Europäische Union" hingerichtet. Sie haben gegen das Hitlerregime gekämpft und für ein besseres Leben ohne Hass. In seinem letzten Brief an seine Frau schreibt Georg Groscurth: "Liebe, gute, treue Anneliese, nun ist es soweit: In einer halben Stunde wird das Urteil vollstreckt." Der Arzt gehört zusammen mit dem Zahnarzt Paul Rentsch, dem Architekten Herbert Richter und dem Chemiker Robert Havemann zur Widerstandsgruppe "Europäische Union". Die Gruppe ist gut vernetzt. Richter arbeitet im Stab von Hermann Göring, Groscurth behandelt den "Führer"-Stellvertreter Rudolf Heß. Das Insiderwissen nutzen sie, um Juden und Zwangsarbeitern zu helfen. Ihr großes politisches Ziel: Sie wollen die Nazi-Diktatur durch einen menschlichen Marxismus ersetzen, der persönliche Freiheit garantiert, Einzelstaaten überwindet und ein vereinigtes Europa schafft. Doch die Gruppe wird enttarnt. Richter, Groscurth und Rentsch werden am 8. Mai 1944 hingerichtet. Nur der Chemiker Robert Havemann entkommt der Guillotine, weil seine Forschungen als kriegswichtig gelten. Insgesamt kommen 40 Mitglieder und Anhänger der Europäischen Union vor den Volksgerichtshof. 14 werden zum Tode verurteilt. Nach Kriegsende lebt Havemann in der DDR und macht zunächst als Professor und Volkskammer-Abgeordneter Karriere. Mit den Jahren macht die politische Realität aus dem überzeugten Sozialisten einen Oppositionellen der DDR – und die Erinnerung an die "Europäische Union" verschwindet aus der ostdeutschen Gedenkkultur. Auch in der BRD werden die Widerstandskämpfer zunächst nicht gewürdigt, sondern als kommunistische Gruppe abgetan. Erst nach der Wiedervereinigung wird die "Europäische Union" allmählich als Widerstandsgruppe anerkannt. In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:wie die "Europäische Union" im Untergrund agiert, warum ausländische Zwangsarbeiter wichtig für revolutionäre Pläne sind,durch welches Unglück die Gruppe enttarnt wird,seit wann die Widerstandsgruppe in der Erinnerungskultur doch noch breitere Anerkennung erfährt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Bernd Florath, Historiker Robert Havemann, Chemiker und später DDR-DissidentAbschiedsbrief von Georg Groscurth Weiterführende Links:Stichtag über Robert HavemannStichtag über die Widerstandsgruppe "Europäische Union"Robert Havemann Gesellschaft Archiv der DDR OppositionWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner WemberRedaktion: Gesa RünkerTechnik: Moritz Raestrup
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May 6, 2024 • 15min

Die "Perle Allahs": 93 Millionen für ein Stückchen Kalk

Am 7.5.1934 bezahlt ein Taucher den Fund der Riesenperle angeblich mit seinem Leben. Legenden über ihren Ursprung steigern ihren Preis - Experten bezweifeln ihren Wert...Die Erzählung geht so: Einst lebt eine Meerjungfrau in der riesigen Muschel, die die Perle Allahs hervorbringt. Durch ihren plötzlichen Verlust aber wird das Gleichgewicht des Meeres gestört, und die Meerjungfrau versucht seitdem, die Perle zurückzugewinnen. Andere berichten, die Perle gehöre dem Propheten Mohammed. Jahrhundertelang soll sie an einem heiligen Ort versteckt sein, bevor sie verloren geht. Dies sind nur zwei der vielen Geschichten und Legenden, die sich um die Perle Allahs ranken. Am 7. Mai 1934 geschieht der Zufallsfund: Die Perle wird von Tauchern vor der philippinischen Insel Palawan entdeckt. Diese beeindruckende Perle, bis heute, eine der größten natürlichen Perlen der Welt, wiegt etwa 6,35 Kilogramm und hat einen Durchmesser von fast 24 Zentimetern. Seitdem liefert sie Inspiration für zahlreiche Legenden. Als Symbol für Macht und Einfluss, so heißt es, streben Herrscher und Krieger nach der Perle, um sich Stärke und Schutz zu sichern. In anderen Erzählungen bringt sie Unglück und Verderben über ihre Besitzer. Immer aber steht sie beispielhaft für die seltene Schönheit und die Wunder der Natur.In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:welche zahlreichen Geschichten sich um die Perle ranken, und warum sogar ihr Fund selbst Teil einer Legendenerzählung sein könnte, woher die Perle Allahs vermeintlich ihren Namen hat, warum gar nicht so klar ist, ob die Perle wirklich echt ist, wie eine Perle wirklich entsteht und was ein Blister ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Wilburn Dowell Cobb, The Pearl of Allah, in: Natural History Magazine, 1939.Und das sind unsere Interviewpartner: Prof. Dr. Bernhard Hausdorf, Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels, Hamburg Dr. Laurent Cartier, Schweizerisches Gemmologisches Institut, Basel Weiterführende Links:Planet Wissen: PerlenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler Redaktion: Carolin Rückl und David Rother Technik: Sarah Fitzek
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May 5, 2024 • 15min

Die stärkste Frau der Welt: Der Zirkusstar Katharina Brumbach

Sie trägt ihren Mann buchstäblich auf Händen - durch die Manege: Katharina Brumbach (geboren am 29.4.1884), gefeierter Star in der "größten Show der Welt" in den USA.Das Zirkusleben wird Katharina Brumbach in die Wiege gelegt: Sie wird am 6. Mai 1884 in die niederbayerische Zirkusfamilie Brumbach geboren. Die Eltern arbeiten beide als Kraftakrobaten und vererben der Tochter einen kräftigen Körperbau. Zudem entwickelt sich das Mädchen zur geschickten Kämpferin und tritt früh vor Publikum auf.Als sie 16 Jahre alt ist, lobt der Vater ein Preisgeld von 100 Goldmark aus für denjenigen, der seine Tochter im Ringkampf besiegt. Der schmächtige Max Heymann lässt sich auf den Kampf ein, geht gnadenlos unter, aber macht Katharina auf dem Boden liegend einen Heiratsantrag. Sie nimmt an und schleudert bald ihren kleinen Mann durch die Manege. Eine Frau, die es wagt, sich nicht mehr elfengleich an den Mann zu schmiegen, sondern diesen durch Luft wirbelt, torpediert das dominierende Frauenbild. Hunderttausende Menschen in den USA wollen die "stärkste Frau der Welt" sehen.In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:warum Katharina Brumbach ihren Namen in Katie Sandwina ändert,dass sie zeitweise stolze 1.500 Dollar pro Woche verdient,mit welchen Mitteln sie sich für die Gleichberechtigung für Frauen einsetzt,warum das Ehepaar eine Gaststätte aufmacht.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Stefanie Haerdle, Kultur- und LiteraturwissenschaftlerinStefanie Haerdle: Keine Angst haben, das ist unser Beruf! Kunstreiterinnen, Dompteusen und andere Zirkusartistinnen, Berlin 2007.Weiterführende Links:Filmaufnahmen von Katie Sandwina von 1929 (Outtakes, Quelle: Youtube)Stichtag über den Schausteller Phineas Taylor BarnumWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.deWir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:Autor: Burkhard HupeRedaktion: Matti Hesse
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May 4, 2024 • 15min

Satire als Waffe: Wolfgang Neuss, Kabarettist

Der Mann mit der Pauke, späte Kiffer-Ikone, humorvoller Kritiker der bräsigen Wirtschaftswunder-BRD: Wolfgang Neuss (gestorben am 5.5.1989) war ein herausragender Satiriker.Geboren 1923 in Breslau, macht er in den 1950er und 60er Jahren durch seine messerscharfe Satire und seinen humorvollen Stil auf sich aufmerksam. Obwohl Neuss vor allem für seine Bühnenauftritte und kabarettistischen Beiträge bekannt ist, umfasst sein Werk weit mehr als nur oberflächliche Unterhaltung.Schon als junger Mann, geprägt von den Erlebnissen des Zweiten Weltkriegs, entwickelt Neuss eine kritische Sicht auf Politik und Gesellschaft. Seine frühen Erfahrungen führen dazu, dass er stets eine anti-autoritäre Haltung einnimmt, die seine Kunst durchdringt. Ernste gesellschaftliche Themen werden auf humorvolle Weise in seine Stücke eingeflochten. Seine Vielseitigkeit zeigt sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch in seinen zahlreichen Filmrollen. In mehr als 25 Filmen, darunter "Das Wirtshaus im Spessart" und "Die Halbstarken", beweist er seine Fähigkeit, die unterschiedlichsten Charaktere zu verkörpern. Neuss' Engagement geht jedoch über die Unterhaltungsindustrie hinaus – zeitlebens lehnt er traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Normen ab, setzt sich aktiv für soziale Gerechtigkeit ein und unterstützt politische Bewegungen, die sich für Gleichberechtigung und Frieden einsetzen. In diesem Zeitzeichen erzählt Inge Braun:was Wolfgang Neuss an der Nachkriegspolitik kritisiert,welches Buch ihn maßgeblich inspiriert, wie Neuss die Nation in Aufruhr bringt, wieso er von der Presse als "trauriger Hippie" bezeichnet wird, und warum "Wir Kellerkinder" heute aktueller denn je ist. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Anke Jablinski: Klettermax – dem Trauma zum Trotz, Roman einer Aufwärtsbewegung. Autobiografisches aus den Kreisen um Wolfgang Neuss, Frankfurt am Main 2011. Gaston Salvatore erzählt die Geschichte des Mannes mit der Pauke. Wolfgang Neuss, ein faltenreiches Kind, Frankfurt am Main 1974. Weiterführende Links:Wolfgang-Neuss-Archiv im Archiv der KünsteBR-Retro: Interview mit Wolfgang Neuss 1965WDR Retro: Neuer Filmspaß mit den zwei WolfgangsPlanet Wissen: Humor im WirtschaftswunderWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Inge BraunRedaktion: Gesa Rünker, David RotherTechnik: Antonia Herzog
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May 3, 2024 • 15min

Ida B. Wells: Kämpferin gegen Lynchjustiz und Unterdrückung

4. Mai 1884, USA: Die Schwarze Lehrerin Ida B.Wells nimmt im Zugabteil für Damen Platz - doch das ist nur für weiße Frauen. Ihren Rauswurf lässt sie sich nicht gefallen.Als Ida B. Wells 1862 geboren wird, lebt ihre Familie noch in Sklaverei. Drei Jahren später feiern die Eltern ihre Freiheit, bauen sich eine Existenz auf und sorgen dafür, dass ihre Tochter eine gute Schulausbildung bekommt – und das nötige Selbstbewusstsein, um für ihre Rechte einzustehen.Ihre erste Schlagzeile erzeugt Ida B. Wells, als sie sich am 4. Mai 1884 in ein Damenabteil der Bahn setzt, das in den Augen der Bahnmitarbeiter weißen Frauen vorbehalten ist. Das Zugpersonal zerrt die Lehrerin mit Gewalt raus, doch Wells erstreitet später 500 Dollar Schadenersatz vor Gericht. Und Ida B. Wells kämpft weiter, denn die Hoffnung der Schwarzen auf Gleichberechtigung nach dem Ende der Sklaverei wird nicht erfüllt. Der Rassismus gipfelt in Lynchjustiz, durch die tausende Schwarze willkürlich getötet werden. Ida B. Wells schreibt über die Ungerechtigkeit, das kostet sie ihren Job als Lehrerin. Doch sie gibt nicht auf und sorgt als Journalistin dafür, dass die Gräueltaten auch im Ausland bekannt werden und so der Druck auf die USA erhöht wird, gegen die Lynchmorde aktiv zu werden. In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:wie nach dem Ende der Sklaverei die Schwarzen zunächst auf Gleichberechtigung hoffen – und bitter enttäuscht werden,warum Ida B. Wells auch eine Vorreiterin für Frauenrechte ist, dass die Aktivistin die Weltausstellung 1893 für ihren Kampf nutzt,wie Ida B. Wells 2020 posthum den Pulitzer-Preis bekommt.Das sind unsere Interviewpartner:Manfred Berg, Professor für Amerikanische Geschichte in Heidelberg,Julia Sattler, AmerikanistinWeiterführende Links:Zeitzeichen 3. Juli 1863 – Die Schlacht bei GettysburgZeitzeichen 29. Oktober 1911 – Todestag des Verleger Joseph PulitzerWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia BelemannRedaktion: Matti HesseTechnik: Nico Söllner
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May 2, 2024 • 15min

03.05.1974: Erich Honecker will auf Flüchtende schießen lassen

Offiziell gab es den Schießbefehl an der deutsch-deutschen Grenze nie – aber 429 Menschen ließen ihr Leben bei dem Versuch, vor der DDR-Diktatur zu fliehen. Einer der Verantwortlichen: Erich Honecker.Selbst Mauerbau, Stacheldraht-Zäune und Selbstschussanlagen halten DDR-Bürger nicht ab, in den Westen zu fliehen. Das will die SED verhindern und setzt auf rigide Überwachung. Für die rund 1.500 Kilometer lange innerdeutsche Grenze werden rund 50.000 Grenzsoldaten benötigt, die meisten von ihnen sind Wehrpflichtige.Ein Schwerpunkt ihrer Ausbildung liegt in Schießübungen. Und auch wenn es keinen "offiziellen Schießbefehl" gibt, so wird den Rekruten unmissverständlich klargemacht: Auf Flüchtlinge, Landsleute, sollen die Grenzbewacher – als letztes Mittel – mit ihren Waffen feuern.Am 3. Mai 1974 bekräftigt SED-Generalsekretär Erich Honecker im Nationalen Sicherheitsrat, es seien "die Genossen, die die Schusswaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen". Eine fatale Anweisung: Mehr als 400 Menschen kommen bei Fluchtversuchen ums Leben. Sie werden erschossen, ertrinken oder von Minen und Selbstschussanlagen getötet.In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:wie die DDR seit ihren Anfängen Bürger in den Westen verliert,mit welcher Rhetorik die SED-Führung Grenzsoldaten zum Schusswaffen-Gebrauch ermutigt,warum die DDR schließlich Selbstschussanlagen abbaut,über die juristische Aufarbeitung der Todesschüsse nach der Wiedervereinigung.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Prof. Manfred Görtemaker, Historiker und BuchautorPaul Küch, ehem. Grenzsoldat und BuchautorGörtemaker, Manfred: Republikflucht und Ausreisen. Justiz und Politik in der DDR. Berlin 2024Küch, Paul: Ich hatte einen Schießbefehl. Dülmen 2018"Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten" (Bundeszentrale für politische Bildung)Weiterführende Links:Stichtag 3. November 1994 – Der Mauerschützen-Prozess gegen Erich Mielke wird eingestelltStichtag: 3. Oktober 1964 – Vier Ostdeutsche flüchten durch den Tunnel 57Stichtag 17. August 1962 – Peter Fechter verblutet an der Berliner MauerStichtag 2. Oktober 1961 – 53 DDR-Bürger flüchten aus BöseckendorfWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner WemberRedaktion: Frank Zirpins
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May 1, 2024 • 15min

Revolutionär der Oper, ängstliches Genie: Giacomo Meyerbeer

Vor jeder Premiere war er krank vor Nervosität: Dabei war Giacomo Meyerbeer schon zu Lebzeiten ein Star-Komponist und Erfinder der "Großen Oper". Am 2.5.1864 stirbt er in Paris.Am 5. September 1791 wird er bei Berlin als Jakob Meyer Beer in eine großbürgerliche jüdische Familie geboren. Später zieht er den zweiten Vor- und den Nachnamen zu Meyerbeer zusammen.Die Bildungschancen des jungen Meyer sind gut. Er wird ausschließlich von Privatlehrern unterrichtet, sein musikalisches Talent fördern die Eltern gezielt. Meyerbeer reüssiert als Pianist, zielt aber früh auf eine Karriere als Komponist für die Oper. In Italien kann er seine ersten Werke platzieren, wo er seinen Vornamen zu Giacomo italianisiert.In Paris erfindet er zusammen mit Dramatiker und Theaterprofi Eugène Scribe das Genre der Grand Opéra neu, damals die Blockbuster des Musiktheaters. Für seine Leistungen wird er in Frankreich und Deutschland mit Orden und Titeln geehrt.In die Musikgeschichte geht Meyerbeer ein als das "ängstliche Genie" – hochnervös vor jeder Premiere, um das Wohlwollen von Presse und Publikum besorgt.In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:mit welcher Komposition Giacomo Meyerbeer 1827 seinen Durchbruch hat,wie er von Richard Wagner ausgenutzt und diffamiert wird,was der Komponist an Heinrich Heine über Antisemitismus schreibt,welche Bitte Giacomo Meyerbeer an den "allmächtigen Gott" notiert,warum seine letzte Oper "L'Africaine" erst nach seinem Tod Premiere hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Heinz Becker: Meyerbeer. Reinbek 1980Sabine Henze-Döring; Sieghard Döring: Giacomo Meyerbeer. Der Meister der Grand Opéra. München 2014Anselm Gerhard: Die Verstädterung der Oper. Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts. Heidelberg und Berlin 1992Rainer, Zimmermann: Giacomo Meyerbeer. Eine Biographie nach Dokumenten. Berlin 2014Mediathek-Tipp:50 Jahre ist es her, dass ABBA mit WATERLOO beim Eurovision Song Contest triumphierte. Der Dokumentarfilm "ABBA - die ganze Geschichte" erzählt die ABBA-Story neu und bringt sie in einen musikalischen, persönlichen und auch politischen Kontext. ABBA – Spiegel und Ausdruck des 70er Jahre Zeitgeistes - den Film gibt es hier in der ARD-Mediathek. Weiterführende Links:BRKlassik: Giacomo Meyerbeers Oper "L'Africaine" wird uraufgeführtGiacomo-Meyerbeer-Gesellschaft e.V.BRKlassik: Wagner-Festspiele Bayreuth: Warum auf den Spielplan auch Meyerbeer gehörtWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Holger NoltzeRedaktion: David RotherTechnikerin: Sarah Fitzek
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Apr 30, 2024 • 15min

Die Römer verlieren die Varus-Schlacht (im Jahr 9 n. Chr.)

Was ist wirklich passiert im verregneten Teutoburger Wald? Die Legende der Schlacht von Varus gegen "Hermann" wurde oft erzählt - die Wahrheitssuche ist akribische Forschung...Auf dem Weg ins Winterlager gerät die römische Armee im Jahr 9 nach Christus in eine Falle: Die Germanen unter der Führung von Arminius haben die Besatzer in unwegsames Gelände gelockt, das sie nur auf kleinen Pfaden durchquerten können. Wald, Moor und Felsen lassen es nicht zu, dass die Soldaten ihre gewohnte Formation einnehmen können, so dass die Germanen nun attackieren können.Nach drei Tagen im Kampf sind die Römer aufgerieben und ihr Anführer Varus stürzt sich – verzweifelt über die demütigende Niederlage – in sein Schwert. Arminius, der später als Hermann eingedeutscht wird, avanciert zum Helden. So will es die Legende um die Varusschlacht. Historiker indes rätseln seit Jahren, ob sich der Kampf zwischen den Römern und Germanen tatsächlich so zugetragen haben könnte. Dank neuster Technologie liefern ausgegrabene Fundstücke neue Hinweise über die Varusschlacht, den Helden Arminius und die Frage, ob die Römer in eine Falle gelockt oder in einer Stellung angegriffen wurden.In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:wie Arminius, von den Römern ausgebildet, zu den Germanen wechselte,was zeitgenössische Schreiber über die Varusschlacht notiert haben,was ein metallurgischer Fingerabdruck ist, und warum dieser für Historiker so wichtig ist.Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:Dr. Heidrun Derks, Leiterin des Museums Varusschlacht im Osnabrücker LandWeiterführende Links:Die Varusschlacht (Planet-Wissen)Varusschlacht im Osnabrücker Land (Museum und Park Kalkriese)Stichtag: 21. März 15 – Germanicus startet Rachefeldzug gegen GermanenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph ErdenbergerRedaktion: David Rother
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Apr 29, 2024 • 14min

Es war einmal...eine Bierkönigin - Rosemarie Veltins

Die erste deutsche Bierbraumeisterin brachte ihrer sauerländer Familien-Marke erstaunlichen Erfolg: Rosemarie Veltins. Sie starb am 30.4.1994 im Alter von nur 56 Jahren.Im Dorf Grevenstein bei Meschede im Sauerland steht seit 1824 eine kleine Landbrauerei, die der Familie Veltins gehört. Viele Jahre lang heißen die Brauherren Clemens, Carl oder Anton. Das ändert sich, als 1964 Rosemarie Veltins das Unternehmen übernimmt.Ihre kleine Brauerei ist zu diesem Zeitpunkt von großen Bierproduzenten aus Ruhrgebiet umgeben. Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, die vor allem Export-Biere verkauft, lässt Rosemarie Veltins nur Pils brauen. Mit dieser Besonderheit hat sie Erfolg: Zunächst beträgt der Jahresausstoß knapp 200.000 Hektoliter, 30 Jahre später sind es zwei Millionen Hektoliter. Rosemarie Veltins wird nun überall "die Bierkönigin" genannt.In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:was Rosemarie Veltins als Kind für einen Berufswunsch hat,welchen Ruf sie als Chefin bei der Belegschaft hat,mit welchem Trick sie den Geschäftsführer zu strukturierter Arbeit motiviert,wie Rosemarie Veltins die Räume in der Brauerei benennt,was sie in ihrer Freizeit gern macht.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dietrich Ballin (ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer bei Veltins)Ulrich Biene (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Veltins)Armin Naumann (Brauer und Mälzer)Weiterführende Links:Planet Wissen: Geschichte des BieresTiefenblick: Auf ein Bier durch Nordrhein-WestfalenZeitzeichen: Das erste Pilsner Urquell wird gebrautStichtag: Schankgefäßverordnung im Bundesgesetzblatt veröffentlichtStichtag: Bayerische Landesordnung zum Reinheitsgebot von BierWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina MeißnerRedaktion: Christoph Tiegel und David Rother

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