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Apr 29, 2024 • 14min

Es war einmal...eine Bierkönigin - Rosemarie Veltins

Die erste deutsche Bierbraumeisterin brachte ihrer sauerländer Familien-Marke erstaunlichen Erfolg: Rosemarie Veltins. Sie starb am 30.4.1994 im Alter von nur 56 Jahren.Im Dorf Grevenstein bei Meschede im Sauerland steht seit 1824 eine kleine Landbrauerei, die der Familie Veltins gehört. Viele Jahre lang heißen die Brauherren Clemens, Carl oder Anton. Das ändert sich, als 1964 Rosemarie Veltins das Unternehmen übernimmt.Ihre kleine Brauerei ist zu diesem Zeitpunkt von großen Bierproduzenten aus Ruhrgebiet umgeben. Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, die vor allem Export-Biere verkauft, lässt Rosemarie Veltins nur Pils brauen. Mit dieser Besonderheit hat sie Erfolg: Zunächst beträgt der Jahresausstoß knapp 200.000 Hektoliter, 30 Jahre später sind es zwei Millionen Hektoliter. Rosemarie Veltins wird nun überall "die Bierkönigin" genannt.In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:was Rosemarie Veltins als Kind für einen Berufswunsch hat,welchen Ruf sie als Chefin bei der Belegschaft hat,mit welchem Trick sie den Geschäftsführer zu strukturierter Arbeit motiviert,wie Rosemarie Veltins die Räume in der Brauerei benennt,was sie in ihrer Freizeit gern macht.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dietrich Ballin (ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer bei Veltins)Ulrich Biene (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Veltins)Armin Naumann (Brauer und Mälzer)Weiterführende Links:Planet Wissen: Geschichte des BieresTiefenblick: Auf ein Bier durch Nordrhein-WestfalenZeitzeichen: Das erste Pilsner Urquell wird gebrautStichtag: Schankgefäßverordnung im Bundesgesetzblatt veröffentlichtStichtag: Bayerische Landesordnung zum Reinheitsgebot von BierWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina MeißnerRedaktion: Christoph Tiegel und David Rother
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Apr 28, 2024 • 15min

Schneller als 100 km/h: Camille Jenatzys Rekordfahrt im E-Auto

Es ist der 29.04.1899: Der "rote Teufel" Camille Jenatzy tritt zu einem Duell auf der Straße an. Sein Ziel: Die damals magische Grenze von 100 km/h mit dem Auto knacken.Schaulustige der besonderen Art versammeln sich auf den staubigen Straßen von Achères, einem Vorort von Paris, um Zeugen eines spektakulären Ereignisses zu werden: es sind neugierige Automobilisten. Sie sind angereist für das Autorennen, das den legendären "roten Teufel" Camille Jenatzy zur Legende machen sollte. Jenatzy, ein charismatischer Belgier mit einem ausgeprägten Sinn für Dramatik und Abenteuer, ist bereits eine bekannte Persönlichkeit in der aufstrebenden Welt des Motorsports. Seine Liebe zur Geschwindigkeit und sein unerschrockener Mut machen ihn zu einem Symbol für Innovation und Kühnheit unter den Rennfahrern seiner Zeit.Beim Duell in Achères mit seinem Dauerkonkurrenten am 29.4.1899 knackt Jenatzy die damals magische Grenze von 100 Stundenkilometern. In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:wieso Jenatzy ein "technologischer Dandy" war,wie die Jagd nach Rekorden zur Zeit der Jahrhundertwende eine besondere Rolle spielt, wie der "rote Teufel" zur Werbeikone wird, wie der Rennfahrer schließlich bei einem kuriosen wie tragischen Unfall - jedoch nicht mit dem Auto - stirbt Das ist unsere wichtigste Quelle:Prof. Dr. Kurt Möser: Über Mobilität; in: Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Bd 42, 2022.Interviewpartner:Prof. Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie Peter Becker, Mercedes-Benz classic Weiterführende Links:Im Temporausch – Das Jahrhundert der Geschwindigkeitsrekorde, SWRWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Kay BandermannRedaktion: Matti Hesse Technik: Nicolas Dohle
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Apr 28, 2024 • 15min

Die Meuterei auf der Bounty (am 28.4.1789)

Bei der berühmtesten Meuterei der Seefahrts-Geschichte war manches nicht wie in der Legende: Kapitän Bligh war kein Tyrann, und Fletcher Christian nicht mal der Anführer der Meuterer...Es ist das Jahr 1789: die Besatzung des britischen Schiffes HMS Bounty rebelliert gegen ihren Kapitän William Bligh. Das Ereignis ist inzwischen zur Legende geworden und liefert Stoff für unzählige Romane und Kinofilme und prägt nach wie vor die Vorstellung vieler Menschen über das Leben auf See. Wachoffizier Fletcher Christian wird zum berühmten Meuterer – Kapitän William Bligh zum tyrannischen Bootsführer, der seine Mannschaft drangsaliert. Deswegen, so die Erzählung, hätte sie am Ende gegen ihren Kapitän gemeutert. Doch vieles über Christian, Bligh und die Meuterei gehört ins Reich der Legenden. Sehr wahrscheinlich ist Fletcher Christian nicht einmal der Anführer der Meuterei. Und Bligh nachgewiesenermaßen kein tyrannischer Kapitän.Als die Meuterer am 28. April 1789 Bligh und 17 treue Männer in einem winzigen Boot im Südpazifik aussetzen, war es Bligh, dem sie ihre Rettung nach 48 Tagen auf See verdanken. Er ist zu seiner Zeit einer der besten Navigatoren der Welt. Diese Überlebensfahrt gehört bis heute zu einer der außergewöhnlichsten Leistungen in der Geschichte der Seefahrt. In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:was William Blighs besondere Begabung war,warum die Reise der Bounty von Anfang an unter keinem guten Stern steht, wie sehr sich der echte William Bligh von der fiktiven Romanfigur unterscheidet, wie der Kapitän als Held nach England zurückkehrt,wie die Geschichte zu Ende geht, aber doch einige Fragen offen bleiben. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Caroline Alexander: The Bounty: The True Story of the Mutiny on the Bounty, London 2003.William Bligh: Meuterei auf der Bounty berichtet von William Bligh, 1973.Und das sind unsere Interviewpartner:Caroline Alexander, US-amerikanische Wissenschaftsautorin Simon Young, Bürgermeister von Adamstown, Pitcairn-Inseln Weiterführende Links:Pitcairn Island Study CenterDie Nachfahren der Bounty-MeutererWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: David RotherTechnik: Nicolas Dohle
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Apr 26, 2024 • 15min

Ende der Apartheid: Südafrikas langer Weg zur inneren Einheit

Die neue Übergangsverfassung Südafrikas vom 27.4.1994 bedeutet eine historische Wende. Bis heute kämpft das Land mit den Folgen des rassistischen Systems.Im Februar 1990 wird Nelson Mandela nach fast drei Jahrzehnten aus dem Gefängnis entlassen. Dieses Ereignis symbolisiert den Anfang vom Ende der Apartheid in Südafrika. Als Führer des "African National Congress" (ANC) kämpft Mandela gegen die rassistische Politik der Apartheid und setzt sich nach seiner Freilassung für Verhandlungen ein, die zu den ersten demokratischen Wahlen führen werden. Die historischen Wahlen vom 27. April 1994 schließen das dunkle Kapitel der Apartheid. Mandela verkörpert als erster demokratisch gewählter Präsident wie kein anderer die Hoffnung auf Versöhnung und Einheit des Landes. Doch wie kann die tiefe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit als Folge der jahrzehntelangen Apartheidpolitik überwunden werden? Auch wenn die neuen demokratischen Institutionen eine Grundlage für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit schaffen, bleiben Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen bestehen. Programme der Regierung zur sozialen Entwicklung und wirtschaftlichen Integration sind erste Schritte, die beachtliche Fortschritte erzielen. Als Vertreter afrikanischer Interessen, aber auch als Fürsprecher der Menschenrechte und des Friedens in der Welt spielt Südafrika auch auf internationaler Ebene eine zunehmend wichtige Rolle. Nach 50 Jahren rassistischer Trennungspolitik ist der Weg aber noch lang. In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammüller:welchen Erniedrigungen schwarze Südafrikanerinnen und Südafrikanner Tag für Tag unter der Apartheid aufgeliefert sind,wieso der Westen das System so lange schützt, wer der ANC ist und warum er sich von Israel und China beraten lässt, und wie die südafrikanische Verfassung dennoch zu einem der demokratischsten und umfassendsten Grundrechtekataloge wird.Das sind unsere wichtigsten Quellen:30 Jahre nach Mandelas Freilassung - Der Traum hat sich nicht erfüllt 11.02.1990: Nelson Mandela ist frei- SWR KulturUnd das sind unsere Interviewpartner:Prof. emer. Christoph Marx, Professor für Außereuropäische Geschichte, Universität Duisburg-EssenMonde Ralo, Shuttle-Unternehmer, Jeffreys Bay, SüdafrikaWeiterführende Links:Planet Wissen: Geschichte SüdafrikasPlanet Wissen: ApartheidMandelas heimliche KriegerWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda Dammmüller Redaktion: Matti Hesse Technik: Nicolas Dohle
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Apr 26, 2024 • 15min

Genie und Sturkopf: Ludwig Wittgenstein (Geburtstag, 26.4.1889)

Ludwig Wittgenstein, ein außergewöhnlicher Philosoph, hat das Denken revolutioniert. Sein Leben war von inneren Kämpfen und sozialer Isolation geprägt, während er in der österreichischen Armee diente. Wittgensteins Beziehung zu Bertrand Russell zeigt die Herausforderungen seiner sozialen und intellektuellen Entwicklung. Trotz depressiver Phasen fand er spät im Leben eine Verbindung zu Ben Richard. Seine Überlegungen über Sprache und Realität sowie sein asketischer Lebensstil machen ihn zu einer faszinierenden Figur der Philosophie.
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Apr 24, 2024 • 14min

Rote Nelken in den Gewehrläufen: Portugals Revolution 1974

Die Nelkenrevolution in Portugal am 25.4.1974 beendet die bislang am längsten dauernde Diktatur Europas mit einem friedlichen Militärputsch. Am Ende siegt die Demokratie.In der Nacht zum 25. April 1974 geht ein Lied über den katholischen Rundfunk in Lissabon: "Grândola, Vila Morena". Es ist das verabredete Signal für den Militärputsch der "Bewegung der Streitkräfte", einem Zusammenschluss regimefeindlicher Offiziere.Als sie die Hauptstadt Lissabon besetzen, steckt die begeisterte Bevölkerung den Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe. Der Umsturz nach 47 Jahren Faschismus verläuft weitestgehend unblutig. Regierungstreue Truppen schießen allerdings auf unbewaffnete Demonstranten, vier davon sterben.Einer der wichtigsten Oppositionspolitiker während der Diktatur ist Mário Soares. 1970 verlässt er Portugal und geht ins Exil. Am 28. April 1974, drei Tage nach der Nelkenrevolution, kommt Soares zurück nach Lissabon. Er begleitet federführend den Gang Portugals in die Demokratie. Nach den ersten Präsidentschaftswahlen nach der Diktatur stellt die sozialistische Partei unter Soares die Regierung, In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Rubinich:wie eng die Verbindung der katholischen Kirche zur Diktatur ist,wie die Geheimpolizei mit politisch Andersdenkenden umgeht,welche Gründe schließlich zum Putsch führen,in welcher Kleinstadt in NRW die Sozialistische Partei Portugals gegründet wird,wie die Portugiesinnen und Portugiesen heute die Zeit der Diktatur bewerten.Das sind unser wichtigsten Interviewpartnerinnen- und partner:Fabian Schmiedel (Politikwissenschaftler und Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Lissabon)Margarida Peraia-Müller (Vorsitzende der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Lissabon)Nelson Pinto (Doktorand an der Universität Köln im Fach iberische und lateinamerikanische Geschichte) Weiterführende Links:Planet Wissen: Die Nelkenrevolution in PortugalZDF: Die Ära Salazar in PortugalDLF: Die Frauen und die NelkenrevolutionWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans RubinichRedaktion: Gesa RünkerTechnik: Nicolas Dohle
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Apr 23, 2024 • 16min

Spion im Kanzleramt: Verhaftung von Günter Guillaume

Am 24.4.1974 erschüttert die Verhaftung des DDR-Spions die BRD. Zwei Wochen später tritt Willy Brandt zurück. War Günter Guillaume aus Sicht der Stasi eine Top-Quelle?Es ist einer der bedeutendsten Spionagefälle der deutschen Geschichte und liest sich fast wie Fiktion: Am 24. April 1974 wird Günter Guillaume verhaftet. Als Maulwurf hat der ostdeutsche Agent sich bis in die höchsten politischen Kreise der Bundesrepublik Deutschland eingeschleust und schließlich als persönlicher Referent Willy Brandts gedient. Die Enthüllung von Guillaumes Doppelleben löst einen politischen Skandal aus. Obwohl Brandt betont, nichts von Guillaumes Tätigkeiten gewusst zu haben, übernimmt er die politische Verantwortung für den Skandal und tritt im Mai 1974 von seinem Amt als Bundeskanzler zurück. Die Verhaftung hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Ost und West. Sie führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust zwischen den beiden deutschen Staaten und erschwert die Bemühungen um eine Annäherung und Entspannungspolitik. In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:von der Hauptstadt der Spione,wie der Fall Guillaume trotz Verdachtsmomenten und wegen weiterer Formfehler zunächst nicht weiterverfolgt wird, dass Spione im tatsächlichen Leben eher unauffällig und nicht wie James Bond sind, wie Geburtstagsglückwünsche dann doch zur Enttarnung führen, warum der Bundeskanzler zum Lockvogel werden soll,und warum es in dem Fall nur Verlierer gibt. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Arnulf Baring: Machtwechsel, Stuttgart 1982. Willy Brandt: Erinnerungen. Mit den „Notizen zum Fall G“, Berlin und Frankfurt a. M. 1994.Günter Guillaume: Die Aussage – Wie es wirklich war, Tübingen 1990. Und das ist unser Interviewpartner:Florian Schimikowski (Historiker, Deutsches Spionagemuseum)Streaming-Tipp: Die ARD-Doku-Serie „WILLY- Verrat am Kanzler“ rekonstruiert die folgenreichste Agentenaffäre der Bundesrepublik – ein Polit- und Spionagethriller voller Geheimnisse, Lügen und Verrat. Erzählt von Expertinnen wie der Vertrauten Brandts und Journalistin Heli Ihlefeld und der DDR-Spionin Lilli Pöttrich. Hier geht es zur Doku-Serie.Weiterführende Links:Planet Wissen: Willy Brandt Planet Wissen: Willy Brandt – Ein Leben für die DemokratieWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner Redaktion: Gesa Rünker Technik: Moritz Raestrup
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Apr 22, 2024 • 15min

Ein Stück Deutschlands wird belgisch: "Bollenien" 1949-1958

Ein kurioser Mini-Staat entsteht am 23.4.1949 in der Eifel: "Bollenien" nennt man bald die belgische Verwaltungszone. "Hauptstadt" ist ein Dörfchen bei Aachen...Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, am 23. April 1949, annektiert Belgien einen schmalen Streifen entlang der deutsch-belgischen Grenze. Dazu zählen unter anderem der Aachener Stadtteil Bildchen, die Gemeinde Losheim, Hemmeres und einige Höfe im Monschauer Stadtteil Kalterherberg. Das neue Gebiet ist ein 20 Quadratkilometer großer Flickenteppich, den die 1.000 Einwohner Bollenien nennen – nach dem Militärverwalter der neuen Zone, General Paul Bolle.Unglücklich sind die Bollenier nicht über ihre neue Staatszugehörigkeit. Die belgische Regierung lässt Telefon- und Stromanschlüsse verlegen, Häuser anstreichen und eine Brücke über die Our bauen. Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der neuen Zone noch keine Fahrprüfungen. Wer 18 Jahre alt ist, darf Auto fahren. Als Bollenien neun Jahre später wieder zurück an die Bundesrepublik fallen soll, weigern sich einige vehement gegen den neuerlichen Wechsel der Staatszugehörigkeit – unter anderem mit einem Protest-Telegramm an Kanzler Konrad Adenauer.In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:warum Belgien 1949 "großzügig" auf deutsche Gebiete verzichtet,wie Mützenich belgisch werden möchte,vom Freibier für die neuen Staatsbürger,was für straffällige Bollenier vorgesehen ist.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Christoph Brüll, Historiker, Universität LuxemburgMichael Heinzel, Bonner HeimatforscherWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Markus Harmann und Joachim HeinzRedaktion: David RotherTechnik: Annett Bastian
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Apr 21, 2024 • 15min

Rita Levi-Montalcini - ihr Gehirn ging nie in Rente

103 Jahre alt wurde Rita "la professoressa" Levi-Montalcini, Entdeckerin des Nervenwachstumfaktors. Zur Welt kam die Medizin-Nobelpreisträgerin am 22.4.1909 in Turin.Rita Levi-Montalcinis Entdeckungen auf dem Gebiet der Neurobiologie gelten als bahnbrechend. Die herausragende italienische Neurologin und Zellbiologin wird am 22. April 1909 in Turin geboren und wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Gemeinsam mit Stanley Cohen erhält Levi-Montalcini 1986 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors (NGF), einem Botenstoff, der das Wachstum von Nervenzellen stimuliert. Dies revolutioniert das Verständnis für Entwicklung und Funktion des Nervensystems und hat weitreichende Auswirkungen auf die Neurobiologie und die Medizin im Allgemeinen."La professoressa", wie sie in Italien bewundernd genannt wird, ist eine unerschrockene Pionierin, die trotz der Hindernisse, mit denen sie als Frau und Jüdin während des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs in Italien konfrontiert ist, unermüdlich für wissenschaftliche Erkenntnisse kämpft. Sie sagt: "Im Leben sollte man niemals nachgeben, sich dem Mittelmaß hingeben, sondern sich aus jener Grauzone herausbewegen, in der alles Gewohnheit und passive Resignation ist. Man muss den Mut haben, zu rebellieren." Und dies tut sie, bis zu ihrem Tod mit 103 Jahren. In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:wie Rita Levi-Montalcinis besonderer Einfallsreichtum ihre Forschung beflügelt,wie die Grande Dame der Wissenschaft scheinbar alles mit Leichtigkeit nimmt,wieso es nie zu spät ist, Neues zu lernen,welche wichtige Rolle Emotionen beim Lernen spielen,und inwiefern die Wissenschaftlerin selbst der beste Beweis dafür ist, dass ihre Theorien zutreffen. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Rita Levi-Montalcini: Die Vorzüge des Alters. Leistungsfähigkeit und geistige Aktivität ein Leben lang, München/Zürich 2005. Charlotte Kerner: Ein Lob der Vollkommenheit. In: Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie – Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Weinheim und Basel 1999. Ralph A. Bradshaw: Rita Levi-Montalcini (1909–2012). In: Nature. Band 493, Nr. 7432, 2013, S. 306. Gisela Baumgart: Levi-Montalcini, Rita. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin und New York 2005, S. 847. Und das ist unser InterviewpartnerDr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor Weiterführende Links:Chao M et al.: Rita Levi-Montalcini: The story of an uncommon intellect and spirit. Neuroscience, 2013.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi Tenhaven Redaktion: Christoph Tiegel und David RotherTechnik: Nicolas Dohle
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Apr 21, 2024 • 15min

Der "Game Boy": Wie ein kleiner grauer Kasten die Welt erobert

Am 21.4.1989 startet der "Game Boy" mit bereits veralteter Technik - und trotzdem verändert er die (Videospiel-)Welt: Spielen wird überall und jederzeit möglich.Der "Game Boy" ist lange Zeit weltweit die meistverkaufte Spielkonsole. Und das, obwohl seine technische Ausstattung schon bei der Markteinführung 1989 sehr zu wünschen übrig lässt. Während die Konkurrenz fast zeitgleich mit großzügigen Farbbildschirmen und deutlich komplexerer Grafik aufwarten kann, besitzt der "Game Boy" nur einen grün-schwarzen Mini-Monitor.Auch der Hauptprozessor ist bei seinem Einbau in das Gerät bereits 15 Jahre alt. Er wird Ende der 1980er-Jahre eigentlich nur noch für die Steuerung von Wasch- und Nähmaschinen verwendet.Aber diese reduzierte technische Ausstattung ist für den "Game Boy" kein Nachteil. Im Gegenteil: Handhelds – Spielkonsolen, die nicht an den Fernseher gekoppelt werden müssen, sondern überall hin mitgenommen werden können – sind damals eine Innovation. Der Game Boy punktet gegenüber Konkurrenzprodukten mit der viel längeren Batterielaufzeit und dem verhältnismäßig günstigen Preis - so wird er zum Massenprodukt.In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:welches dem "Game Boy" beliegende Spiel ganz entscheidenden Anteil am Erfolg hat,warum es in Japan so viele Anbieter von Computerspielen gibt,was die drei Schriftzeichen Nin-ten-do auf Deutsch bedeuten,welche Einwände Pädagoginnen und Pädagogen gegen den "Game Boy" haben,dass es trotz Smartphones auch heute noch Fans des "Game Boy" gibt.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Christian Schiffer (Journalist BR, Digital- und Gamingexperte für die ARD)Weiterführende Links:BR-Retro: Super-Mario & Co auf dem "Game Boy"SWR: Alles über Retro-SpielekonsolenStichtag: Gameboy-Erfinder Gumpei Yokoi gestorbenStichtag: Das erste Pokémon-Spiel kommt auf den MarktStichtag: Die Playstation kommt auf den MarktStichtag: Spielwarenfirma Nintendo wird in Japan gegründetWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Fritz SchaeferRedaktion: Matti Hesse

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