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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Aug 1, 2024 • 15min
Der größte Hit des Zweiten Weltkriegs: Das Lied "Lili Marleen"
Am 2.8.1939 wird die Studioaufnahme des Liedes "Lili Marleen" der Sängerin Lale Anderson fertig. Erst ein Flop - dann wird das Lied durch einen Zufall ein Welterfolg.Den Text zu "Lili Marleen" schreibt 1915 der Infanterist Hans Leip. Der junge Mann ist erfüllt von düsterer Todesahnung: Am nächsten Tag soll seine Einheit an die Karpatenfront verlegt werden. Dabei ist er gerade in zwei Mädchen verliebt: Die blonde Lili und die dunkle Marleen. Das Gedicht landet 1937 in seiner ersten Lyriksammlung. Dort entdeckt es die Sängerin Lale Andersen, die auf der Suche nach Liedern für ihr Bühnenprogramm ist. 1939 wird das Gedicht vertont und aufgenommen. Das "Lied eines jungen Wachtpostens" ist zunächst ein Ladenhüter. Erst mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Jugoslawien taucht es 1941 aus der Versenkung auf. In Belgrad wird ein Soldatensender aufgebaut, der die Front mit der Heimat verbinden soll. Auch "Lili Marleen" landet dort auf dem Plattenteller. Schnell entwickelt sich ein wahrer Hype: Der Sender Belgrad richtet eine abendliche Grußsendung ein, die er immer um kurz vor 22 Uhr mit dem Lied beendet. So wird der wehmütige kleine Schlager zur Verbindung zwischen den Soldaten und den Lieben daheim. Doch auch bei den alliierten Soldaten wird das Lied ein großer Erfolg. Als es ihnen nicht gelingt, den Song zu unterdrücken, beschließen sie, ihn zu kapern und eigene Versionen herauszubringen. Besonders berühmt wird die Fassung von Marlene Dietrich, die es vor den GI’s an der Westfront singt. "Lili Marleen" wird der erste deutsche Millionenseller. In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:was Lale Andersen in jungen Jahren für ihre Karriere aufgibt,wie die Sängerin sich zunächst mit den Nazis arrangiert,wie deutsche und britische Soldaten in Nordafrika gemeinsam "Lili Marleen" lauschen,mit welchem Text die BBC das Lied persifliert,wie "Lili Marleen" vielleicht Lale Andersens Leben rettet.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dr. Julia Kahleyß, Leiterin des Stadtarchivs BremerhavenNorbert Schultze, Komponist (aus WDR Hörfunk-Archiv)Christian Peters: Lili Marleen - Ein Schlager macht Geschichte. Stiftung Haus der Geschichte. Bonn 2001 Lale Andersen: Der Himmel hat viele Farben - Leben mit einem Lied. Stuttgart 1972Gisela Lehrke: Wie einst Lili Marleen - Das Leben der Lale Andersen. Berlin 2002Heike Frey: Lili Marleen hatt‘ einen Kameraden - Musik in der Wehrmacht-Truppenbetreuung 1939-1945. Münster 2020 Weiterführende Links:Zeitzeichen: 29.08.1972 - Todestag der Sängerin Lale AndersenStichtag: 6. Mai 1992 - Marlene Dietrich stirbt in ParisZeitzeichen: 18.04.1939: Sendestart der "Orient-Redaktion" des Deutschen KurzwellensendersPlanet Wissen: Nationalsozialismus - Der Zweite WeltkriegWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane KopkaRedaktion: Matti HesseTechnik: Theo Kramer

Jul 31, 2024 • 15min
Die Eröffnung des Berliner Zoos (am 1.8.1848)
Der Wandel des Berliner Zoos: Von der Faszination des Tieres als fremde Kreatur zur modernen Schutzeinrichtung und Tieren als Botschafter für den Naturschutz.Die Eröffnungs-Inventur des Zoos Berlin im Hochsommer 1844 dauert nicht sehr lange. Der Tierbestand ist noch dünn: "Fünf Kängurus. 46 Stück kleine Singvögel. Wasserschildkröten und Goldfische. Drei Nordische Füchse. Zwei Dachse, aus hiesiger Gegend. 24 verschiedene Affen, die böseren im Käfig, die verträglicheren im Freien" sind auf vier Seiten aufgelistet.Die heute seltsam erscheinende Einteilung in gute und böse Wesen könnte man allerdings auch auf die Zoo-Besucher anwenden. Darauf deuten unmissverständlich einige Verbotsschilder hin: Die Tiere sollen nicht mit Stöcken oder Regenschirmen gepiesakt werden oder dürfen kein mitgebrachtes Futter bekommen. In den ersten Tiergärten sind auch nicht nur Tiere zu sehen. In sogenannten "Völkerschauen" werden Menschen aus fernen Ländern "ausgestellt". In Berlin zum Beispiel eine Gruppe "Feuerländer" aus Südamerika.Früher ist in den Zoos tatsächlich die Faszination für das einzelne Individuum wichtig: Das Tier, die Kreatur, das Fremde. Heute ist der Auftrag ein anderer. Es geht um den Schutz bedrohter Tierarten. Selbstverständlich immer von Menschen bedroht, die Natur bedroht sich eigentlich nie selbst. Zoo-Besucher sollen in ihrem naturwissenschaftlichem Engagement gestärkt werden.In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:welche fragwürdigen Angebote der Tierhändler und Schausteller Carl Hagenbeck den ersten Zoos macht,wie der Wiener Verhaltensforschers Ludwig Huber ein neues Verständnis für den Umgang mit Tieren liefert,welche unvorstellbare Zahl Nachkommen auf den Nilpferd-Bullen "Knautschke" zurückgehen,welche Kritik es am "Arche-Noah-Prinzip" der Zoos gibt.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Andreas Knieriem (Direktor des Berliner Zoos)Tobias Rahde (Berliner Nashorn-Kurator)Cord Riechelmann (Biologe)Katja Lange-Müller (Schriftstellerin)Weiterführende Links:Planet Wissen: Tier und Mensch - Zoos20. Juni 1988 – Todestag des Nilpferds Knautschke19. März 2011 - Eisbär Knut stirbt im Berliner Zoo21. Mai 1853 - Erstes Aquarium eröffnet im Londoner Regents Park ZooStichtag: 12. Juni 1931 - "Südsee-Insulaner" im Kölner ZooWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Jürgen WerthRedaktion: Matti Hesse

Jul 30, 2024 • 15min
Pilot und Autor des "Kleinen Prinzen": Antoine de Saint-Exupéry
Am 31.7.1944 startet er von Korsika auf einen Aufklärungsflug. Und: in den Tod. Dass sein Ruhm als Autor des "Kleinen Prinzen" unsterblich machen wird, ahnt er wohl nicht.
Die Umstände des Todes von Antoine de Saint-Exupéry sind bis heute ungeklärt. Der Schriftsteller ist am 31. Juli 1944 mit einer zweimotorigen Lockheed P-38 auf einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer unterwegs, als seine Maschine vor Marseille abstürzt. Ist die Ursache es ein technischer Defekt? Oder hat ihn ein deutscher Jagdflieger vom Himmel geholt?Seine Flugleidenschaft prägt jedenfalls sein Werk. Auch beim Schreiben des "Kleine Prinzen" greift er auf seine Erlebnisse als Pilot zurück, etwa auf seinen Absturz in der Wüste und die Rettung durch Nomaden. Sein Biograf Joseph Hanimann sagt, Saint-Exupéry sei nur Schriftsteller geworden, weil er geflogen sei und das Fliegen schriftstellerisch nachbereitet habe: "Das eine ging bei ihm nicht ohne das andere."In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:welcher spätere Sportjournalist der Meinung ist, er habe Saint-Exupéry abgeschossen,welchen Hinweis auf den Absturzort ein Fischer 1998 in seinem Netz findet,wie Saint-Exupérys Flugleidenschaft in seinen Kindertagen geweckt wird,welche Schritte die Flugkarriere des Schriftstellers umfasst,wie seine Flugerfahrung sein Werk als Autor prägt.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Joseph Hanimann (Saint-Exupéry-Biograf)Marion Weckerle (Kuratorin der Saint-Exupéry-Ausstellung im Luftfahrtmuseum in Paris)Weiterführender Link:Stichtag 06.04.1943: "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-ExupéryWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger Redaktion: Matti Hesse

Jul 29, 2024 • 14min
Der Beauty-Gigant: Eugène Schueller gründet L'Oréal
Eugène Schueller ist der Erfinder eines Haarfärbemittels, das weniger schädlich für Haare und Kofhaut ist. Am 30. Juli 1909 gründet er L'Oréal - der heute mit Abstand größte Kosmetikkonzern der Welt.Am 30. Juli 1909 gründet der Chemiker Eugène Schueller in Paris eine kleine Firma, aus der sich L’Oréal entwickelt, heute der weltweit größte Beauty-Konzern. Schuellers innovative Haarfärbemittel revolutionieren die Branche und legen den Grundstein für ein Imperium, das mittlerweile Produkte von Marken wie Lancôme, Armani und Garnier vertreibt. Schönheit, was bedeutet das eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschheit seit jeher und ist eng verbunden mit der Manipulation des äußeren Erscheinungsbildes. L’Oréal hat über die Jahrzehnte hinweg diesen Drang nach äußerer Schönheit erkannt und geformt. Es gibt auch ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Konzerns. Der Gründungsvater von L'Oréal sympathisiert in den 30er Jahren mit den Nationalsozialisten und dem Vichy-Regime. Vom Konzern wird das bis heute als "Privatsache der Familie" abgetan. In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:wie aus dem Färbeprodukt „Auréole“ der größte Kosmetikkonzern der Welt wird,warum sich das Konzept Schönheit nicht von Körperpolitik trennen lässt,warum der Konzern die politischen Aktivitäten des Firmengründers nicht aufarbeitet,wie die Beautyindustie heute erfolgreich auf das Konzept "Influencermarketing" setzt, und was daran problematisch ist.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen:Dr. Alexandra Karentzos, Humanwissenschaftliches Institut, TU Darmstadt Ines Imdahl, Tiefenpsychologin und Marktforscherin Stefanie von Albert, Douglas-Einkaufschefin Weiterführende Links:Stichtag: Eugéne Schueller Wie Machtstrukturen Schönheitsideale bestimmenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Kay Bandermann Redaktion: Sefa-Inci SuvakTechnik: Sarah Fitzek

Jul 28, 2024 • 15min
Meilenstein der Diplomatie: Die Haager Friedenskonferenz
Am 29.7.1899 endet die erste Haager Friedenskonferenz: Den Frieden sichern konnte sie nicht, sie regelte den Krieg. Trotzdem ist die Konferenz bedeutsam - bis heute.Den Haag, im Sommer des Jahres 1899: In der prachtvollen Umgebung des Huis ten Bosch, der Sommerresidenz der jungen Königin Wilhelmina von Oranien-Nassau, versammeln sich Diplomaten aus aller Welt zu einer historischen Zusammenkunft.Die Konferenz resultiert in drei wichtigen Abkommen: eines zur friedlichen Beilegung internationaler Streitigkeiten, eines zu den Gesetzen und Gebräuchen des Landkrieges und eines zur Ausdehnung der Genfer Konvention auf den Seekrieg.Es ist die erste von vielen Friedenskonferenzen, ein Meilenstein in der Geschichte des internationalen Rechts und der Diplomatie. Ein Vorbote der Moderne, mit einer aktiven zivilen Öffentlichkeit und einer frühen Form der Medienberichterstattung. Diese erste Versammlung legt den Grundstein für zukünftige internationale Bemühungen um Frieden und Sicherheit. Obwohl hier eigentlich nicht Frieden verhandelt, sondern Kriege geregelt werden. In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:Von der Gründung des Ständigen Schiedshofes, der bis heute eine zentrale Rolle spielt,welchen Beitrag Jan Bloch, Zar Nikoloas II., und Bertha von Suttner zum Zustandekommen der ersten Friedenskonferenz leisten,wieso die Konferenz in einer Phase gegenseitiger Hochrüstung und Modernisierung der Waffentechnik gerade zur richtigen Zeit kommt,warum die Abrüstungsbestrebungen trotz idealistischer Ziele nur als "wünschenswert" anerkannt, und nicht Teil des Friedensabkommens selbst werden,und wie diese und weitere Konferenzen zwar keinen Krieg verhindern, aber die Grundlage für das humanitäre Völkerrecht schaffen.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Johann von Bloch: Der zukünftige krieg in seiner technischen, volkswirtschaftlichen und politischen Bedeutung, Berlin 1899.Bertha von Suttner: Memoiren (1909), Hamburg 2013.Und das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:Madeleine Herren-Oesch vom Europainstitut in BaselWeiterführende Links:21.06.1914: Tod der Friedensaktivistin und Schriftstellerin Bertha von Suttner16.07.1918 - Todestag von Zar Nikolaus II.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Friedrich Redaktion: Matti Hesse

Jul 27, 2024 • 14min
Unangepasst und erfolgreich: Schnittmuster-Königin Aenne Burda
Aenne Burda hat ein großes Ziel: Sie will das Leben der deutschen Nachkriegsfrauen schöner und eleganter machen. Mit Schnittmustern für Kleider.Ihre Rolle als Verlegerin beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Zeiten sind schwierig, das Leben ist grau und eintönig. Doch Aenne Burda hat eine Idee: ein Modemagazin mit praktischen Schnittmustern, das den Frauen ermöglicht, ihre eigene Kleidung zu nähen. Im Januar 1950 erscheint die erste Ausgabe von "Burda Moden" mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren. Ein gewagtes Unterfangen, das zum Erfolg wird – weltweit. In den 1980er Jahren erscheint das Blatt als erste westliche Zeitschrift in Russland – ein Erfolg, der bis in die Politik nachhallt.Aenne Burda wird am 28. Juli 1909 geboren. In der von Männern dominierten Verlagswelt geht sie ihren eigenen Weg. Mit ihrer Vision und ihrem Engagement revolutioniert und demokratisiert sie die Modewelt. Ihr Ziel ist klar: den Frauen der Nachkriegszeit Schönheit, Eleganz, Kreativität und ein Gefühl von Selbstvertrauen zu geben. In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:Wie aus der Lokomotivführertochter Anna Lemminger die Modekönigin Aenne Burda wird, wie ihr klarer und harter Führungsstil ihr dabei geholfen hat,vor welche Wahl Aenne ihren Mann stellt, um die Zeitschrift verlegen zu können, warum sie mit "Burda Mode" den Nerv der Zeit trifft,und wie sie schließlich erfolgreicher wird als ihr Mann.Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:Marianna Déri (Modedesignerin in Düsseldorf)Weiterführende Links:SWR-Geschichte: Porträt von Aenne Burda aus den 1960er-JahrenMDR-Film: Aenne Burda - Die Wirtschaftswunderfrau (Teil 1 und Teil 2)Stichtag 08.03.1987: "Burda Moden" erscheint als erste West-Blatt auf russischStichtag 01.04.1948: Franz Burda startet Vorläufer der Illustrierten "Bunte"Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Dänzer-VanottiRedaktion: Christoph Tiegel und Sefa Suvak

Jul 26, 2024 • 14min
Der Komponist Ferruccio Busoni stirbt in Berlin (am 27.7.1924)
Kritiker rühmen Ferruccio Busonis Virtuosität: "Es gibt gute Pianisten und es gibt große Pianisten. Und es gibt Busoni." Doch der Klassik ist der Komponist und Dirigent zu modern, der Moderne zu klassisch.Als unermüdlicher Künstler reist er um die Welt, um mit seinem virtuosen Klavierspiel und seinen Kompositionen Geld zu verdienen. Doch Ferruccio Busoni ist weit mehr als nur ein Musiker. Er ist eine universelle Künstlerfigur, die die Traditionen der Renaissance in die moderne Musik überträgt. Ferruccio Busoni wird 1866 in Empoli, Italien geboren. Er lebt für die Kunst und gestaltet sein Leben als ein Gesamtkunstwerk, wie es der Komponist Wolfgang Rihm beschreibt: "Kunst und Leben als Einheit, die komponierte Existenz." Busonis musikalisches Erbe umfasst nicht nur seine eigenen Werke, sondern auch seine tiefgehenden Interpretationen und Bearbeitungen von Bach, Chopin und Mozart. Seine Kompositionen zeichnen sich durch intellektuelle Tiefe und technische Brillanz aus, wie etwa die "Fantasia contrappuntistica", eine Vollendung von Bachs unvollendeter "Kunst der Fuge". Obwohl Busoni in der deutschen Musikkultur verwurzelt ist, prägen ihn seine italienischen Wurzeln ebenso wie seine internationale Karriere. Er ist ein Grenzgänger zwischen den Kulturen und Epochen, stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Struck-Schloen:Von der letzten Geburtstagsfeier Busonis,warum der Pianist in der Tradition der universellen Künstlerfiguren der Renaissance steht, wie der Künstler eine Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart schafft,was die "Erklärung der Menschenrechte der Musik" ist,und warum seine letzte Oper unvollendet bleibt. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Gottfried Galston: Kalendernotizen über Ferruccio Busoni, mit Anm. und einem Vorwort hrsg. von Martina Weindel, Wilhelmshaven 2000.Ferruccio Busoni: Von der Einheit der Musik, von Dritteltönen und junger Klassizität, von Bühnen und Bauten und anschliessenden Bezirken, Berlin 1922.Ferruccio Busoni: Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst, hrsg. von H. H. Stuckenschmidt, Wiesbaden 1954.Und das ist unser Interviewpartner: Reinhard Ermen, BiografWeiterführende Links:WDR 3 Werkbetrachtung: Ferruccio Busonis "Fantasia Contrappuntistica"Nachlass Ferruccio BusoniWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Michael Struck-SchloenRedaktion: Frank Zirpins

Jul 25, 2024 • 14min
Heinrich VI. und der dramatische "Erfurter Latrinensturz"
Der dramatische Latrinensturz von 1184 in Erfurt forderte viele Leben, als das Obergeschoss während einer Versammlung einstürzte. Heinrich VI. konnte nur dank eines Fenstersims entkommen, während andere in der Jauchegrube verschwanden. Mit seiner Aufgabe als Vermittler zwischen streitenden Fürsten stellt sich Heinrichs Geschicklichkeit in einem konfliktreichen Mittelalter unter Beweis. Zudem werden außergewöhnliche Details über die mittelalterliche Bauweise und die Gefahren der Latrinen erläutert.

Jul 24, 2024 • 15min
Preußischer Abenteurer und Ausbrecher: Friedrich von der Trenck
Im Kerker schrieb Friedrich von der Trenck mit seinem eigenen Blut Spottgedichte zwischen die Zeilen einer Bibel: nur eine Episode im abenteuerlichen Leben des Offiziers und Revolutionärs, der am 25.7.1794 in Paris hingerichtet wurde.Friedrich von der Trenck ist ein preußischer Offizier und Abenteurer, dessen Leben von radikalen Ansichten und ständigen Konflikten mit der Obrigkeit geprägt ist. Geboren 1727 in Königsberg, dient er bereits mit 18 Jahren im Garderegiment Friedrichs II. Trenck ist ein rastloser Geist, der es versteht, aus jeder Lage eine dramatische Geschichte zu machen. In seinen Memoiren schreibt er von spektakulären Ausbrüchen aus preußischen Festungen und den darauffolgenden abenteuerlichen Fluchten. Sie machen ihn europaweit bekannt.In seinen Schriften wettert er gegen die Willkür der absolutistischen Herrscher und für demokratische Ideen. Doch sein radikaler Ton und sein unbändiger Egoismus bringen ihm viele Feinde ein. In Paris wird er zunächst als Held der Revolution gefeiert, doch die politischen Wirren und Verdächtigungen bringen ihn schließlich ins Gefängnis. Am 25. Juli 1794 wird Friedrich von der Trenck in Paris hingerichtet, nur drei Tage bevor die Schreckensherrschaft der Jakobiner endete. In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:warum Friedrich von der Trenk in Österreich und Preußen nicht mehr willkommen ist,was seine Gefängnisausbrüche so spektakulär macht, welche innovativen Ideen es ihm ermöglichen, trotz widrigster Umstände in Einzelhaft zu schreiben,wie er sich in Paris als Opfer des Despotismus feiern lässt und die Stadt letztendlich für ihn zur Sackgasse wird. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Christopher Frey: Der Preuße von Zwerbach. Das ruhelose Leben des Friedrich von der Trenck im Spiegel der Familienkorrespondenz, St. Pölten 2019. Eberhard Cyran (Hrsg.): Des Friedrich Freiherrn von der Trenck merkwürdige Lebensgeschichte. Memoiren und Historie, Berlin / Frankfurt am Main / Wien 1983. Walter Grab: Ein Volk muss seine Freiheit selbst erobern. Zur Geschichte der deutschen Jakobiner, Frankfurt am Main / Olten / Wien 1984. Und das ist unser Interviewpartner:Dr. Christopher Frey (Wien)Weiterführende Links:Planet Wissen: Französische Revolution Planet Wissen: PreußenPlanet Wissen: Friedrich der GroßeFriedrich Freyherr von der Trenck merkwürdige Lebens Geschichte, von ihm selbst geschrieben, Bd. 1-3.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vormweg Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother Technik: Thomas Bleul

Jul 23, 2024 • 15min
Die "Küchendebatte" zwischen Nixon und Chruschtschow
Zwei mächtige Männer - Nixon und Chruschtschow - streiten mitten im Kalten Krieg über Einbauküchen. Es geht um den Vergleich zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Chruschtschow fordert Wetteifern um die Produktion von Gütern. Nixon präsentiert eine moderne amerikanische Einbauküche. Die 'Küchendebatte' wird nach Punkten entschieden. Die Auseinandersetzung beeinflusst die atomare Aufrüstung.


