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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Apr 19, 2024 • 15min
Der Amoklauf an der Columbine High School (am 20.4.1999)
Die Tat von zwei Schülern in Littleton im US-Bundestaat Colorado erschütterte die USA. Eine Tragödie, die als Wendepunkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten gilt.Eric Harris und Dylan Klebold müssen sich monatelang vorbereitet haben: Laut Polizeibericht betreten sie um 11.14 Uhr ihre Schule und schießen um sich. Zunächst in der Cafeteria, dann gehen der 17- und 18-Jährige in die Bibliothek. In weniger als einer Stunde töten sie zwölf Schülerinnen und Schüler und einen Lehrer. Danach erschießen sie sich selbst. Die Menschen in den USA und der ganzen Welt sind geschockt. Der damalige Präsident Bill Clinton ahnt schon kurz nach der Tat: "Wir kennen noch nicht alle Gründe für diese Tragödie, und vielleicht werden wir sie auch nie ganz verstehen." Er soll Recht behalten. In der Folge wird jedes Detail im Leben der Täter analysiert. Gewaltverherrlichende Musik und so genannte Ego-Shooter-Computerspiele geraten ebenso wie die laxen Waffengesetze der USA als mögliche Treiber für den Amoklauf in Verdacht. Viele der ersten Spekulationen werden später widerlegt, aber bis heute beschäftigen sich Forschende mit den Vorfällen an der Columbine High School, um die Täter besser zu verstehen und so zu verhindern, dass es Nachahmer gibt. Auch der 19-Jährige, der 16 Menschen und sich selbst 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet, hat zuvor zu Columbine recherchiert – genauso wie der 17-jährige Amokläufer von Winnenden. In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:wie das Massaker an der Columbine High School zu einem Medienhype wird,warum dieser Amoklauf als Zäsur für Gewalt an Schulen gilt,über die schwierige Suche nach möglichen Motiven der Täter, wie jeder in einem Videospiel zum virtuellen Amokläufer der Columbine High School werden konnte. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Mareike Wilke, Institut für Konflikt- und Gewaltforschung, BielefeldBerichte in der Tagesschau und in US-Medien über den AmoklaufUS Kids - Amerikas Jugend gegen die Waffenlobby (ZDF-Doku)Weiterführende Links:Dunkle Seelen – Hörspiel-Podcast von Lydia Benecke11. März 2009 – Amoklauf von WinnendenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulrich Biermann Autorin: Veronika Bock Redaktion: Matti Hesse

Apr 18, 2024 • 15min
Er machte Hits und Stars wie kein zweiter: Hans R. Beierlein
Er entdeckte Udo Jürgens. Er zog die Fäden im Hintergrund des Mediengeschäfts und der Schlagerbranche: Hans Rudolf Beierlein, geboren am 19.4.1929.Der Gourmet und Frankreichliebhaber Hans R. Beierlein pflegt mit allergrößter Sorgfalt seine Kontakte zur französischen Musikelite, schafft es auch, Deutschland-Tourneen für die französischen Top-Stars zu organisieren. Der Kritik, dass er keine Ahnung von Musik habe, begegnet Beierlein mit der pragmatischen Antwort, es sei seine Aufgabe, aus Musiknoten Banknoten zu machen.Udo Jürgens und Hans R. Beierlein begegnen sich 1963 das erste Mal. Da ist Udo Jürgens ziemlich mutlos. Seine Platten verkaufen sich nicht, er möchte nicht mehr singen, nur noch komponieren. Beierlein erkennt sofort das große Potenzial des Klagenfurters und nimmt ihn unter seine Fittiche. Udo Jürgens gewinnt 1966 den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Es ist der Start seiner Weltkarriere.2014 verkauft Hans R. Beierlein die Rechte an allen 6.000 Musiktiteln seines Musikverlags Montana und zieht sich ins Private zurück. Im August 2022 stirbt er mit 93 Jahren. In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:wie Beierlein als angehender Journalist in einem Waschraum seine erste Story aufschnappt,welchen Coup Beierlein mit dem Kampflied "Die Internationale" landet,warum Beierlein seine Mitarbeiter vor dem Grand Prix Eurovision de la Chanson 1966 Zeitungen in Kiosken aufkaufen lässt,welche Sonderstellung die Sängerin Alexandra in Beierleins Lebenswerk einnimmt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Die Textdichter Tobias Reitz und Thomas WoitkewitschHubert Bücken: Anders als andere - die montana-Story 1959-2009, München 2009.Weiterführende Links:Zeitzeichen: 24. Mai 1956 - Erster Grand Prix Eurovision de la ChansonWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Klasen Redaktion: David Rother Technik: Nicolas Dohle

Apr 17, 2024 • 15min
Radioprogramm der Nazis für den arabischen Raum
Täglich judenfeindliche Parolen: Das ist Aufgabe der "Orient-Redaktion", die im April 1939 im Auftrag der Nationalsozialisten ihre Arbeit aufnimmt. Die Propaganda wirkt.Die fremden Klänge, die der deutsche Radiosender bringt, sind nicht für das heimische Publikum gedacht. Sie beschallen den arabischen Raum von Nordafrika bis in den Nahen Osten. Sie zielen besonders auf Palästina, wo Muslime damals fürchten, Juden könnten einen eigenen Staat errichten, wenn die Mandatsmacht Großbritannien abgezogen wird. Ein Regionalkonflikt, den die nationalsozialistischen Machthaber mithilfe judenfeindlicher Hetze im Kurzwellenradio anheizen. In Königs Wusterhausen, knapp 40 Kilometer südlich von Berlin, besitzen die Nationalsozialisten den leistungsstärksten Kurzwellensender der Welt. Sie sind in der Lage, Radioprogramme um den halben Globus zu funken. Mit enormem Aufwand lassen Hitlers oberster Propagandist Joseph Goebbels und Reichspressechef Otto Dietrich die sogenannte "Orient-Redaktion" einrichten. 80 Mitarbeiter werden verpflichtet, Texter, Übersetzer, Sprecher – türkische, persische und vor allem Arabisch-Muttersprachler.Die antisemitische Hasspropaganda verschwindet mit Kriegsende aus dem Äther. Einen Nachhall hat sie bis heute. In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:dass Radiohören im arabischen Raum ein kollektives Ereignis ist,welches Hindernis die nationalsozialistische Rassenlehre für den Propagandasender darstellt,weshalb der Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, zum Glücksfall für den Nazisender wird.Das sind unser Interviewpartner und unsere wichtigsten Quellen:Matthias Küntzel (Historiker und Experte für islamischen Antisemitismus)Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand. Berlin/Leipzig 2019. Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. New Haven & London 2009Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina. Darmstadt 2006 Barry Rubin und Wolfgang G. Schwanitz: Nazis, Islamists, and the Making of the Modern Middle East. New Haven & London 2014.Weiterführende Links:Planet Wissen: Medien - Die Anfänge des RadiosPlanet Wissen: Nationalsozialistische RassenlehrePlanet Wissen: Judenhass - Eine mörderische IdeologieWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck Redaktion: Gesa RünkerTechnik: Annette Skrzydlo

Apr 16, 2024 • 15min
Nikita Chruschtschow: Vom Stalinisten zum polternden Reformer
Ausgerechnet Stalins Erbe, der selbst Teil von Stalins Terrorapparat war, räumte mit den Verbrechen seiner Genossen auf. Geboren wurde er 1894 als Sohn eines armen Bauern.Ausgerechnet der politische Erbe Stalins, Nikita Chruschtschow, der selbst Teil des stalinistischen Terrorapparates war, räumt mit den Verbrechen seiner Genossen auf und betreibt die Entstalinisierung.Mit 15 Jahren wird der ungebildete Bauernsohn Chruschtschow Bergmann, später Gewerkschaftsfunktionär. An der Moskauer Arbeiter-Akademie gelangt er in Stalins Dunstkreis. Im Zweiten Weltkrieg ist Chruschtschow Parteichef der Ukraine. Bei Kriegsende wird er einmal mehr zum Schlächter im Auftrag Stalins. Er ist verantwortlich für die Rache an wirklichen oder vermeintlichen Kollaborateuren. Gegen den Rivalen USA schaffen die Sowjets 1957 im Weltraum mit dem Satelliten Sputnik einen Etappensieg. Real und verbal rüstet Chruschtschow mächtig auf. Doch wirtschaftlich können die Sowjets nicht mithalten. Und in der Kuba-Krise beweist Chruschtschow, dass er keinen Krieg will und in letzter Minute die Einigung mit US-Präsident Kennedy sucht.In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:wie Josef Stalin Nikita Chruschtschow in seinen Bann zieht,wie Stalin seine Gefolgschaft aufbaut und in sein Terrorregime zieht,wie Chruschtschow durch die eigenen Gräueltaten zum Kriegsgegner wird,wie Chruschtschow den Freiheitskampf der Ungarn und die Republikflucht aus der DDR bekämpft.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Jörg Baberowski (Professor für Osteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität Berlin)Jörg Baberowski (Hrsg.): Das russische Imperium: Von den Romanows bis zum Ende der Sowjetunion, 2022Weiterführende Links:Planet Wissen: Diktatoren - Josef StalinPlanet Wissen: Chruschtschows Geheimrede von 1956Planet Wissen: Kalter Krieg - Kuba-KriseWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember Redakteurin: Gesa Rünker Technik: Moritz Raestrup

Apr 15, 2024 • 15min
Medizinvermarktung als Heldengeschichte: die Behringwerke
Für seine Serumtherapie gegen Diphterie erhält der Mediziner Emil von Behring 1901 den Nobelpreis. Am 16. April 1914 eröffnet er die Behringwerke Marburg und Bremen.Mit dem japanischen Arzt und Bakteriologen Kitasato Shibasaburō und dem deutschen Mediziner und Forscher Paul Ehrlich entwickelt der deutsche Mediziner, Immunologe, Serologe und Unternehmer Emil Behring Arzneimittel gegen die Diphtherie. Nach dem Erhalt des ersten Nobelpreises für Physiologie oder Medizin wird er von Kaiser Wilhelm II. geadelt und heißt von da an Emil von Behring. 1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden Kaufleute in Bremen auf Behring aufmerksam. Behring hat gerade auf einem Kongress seine Arbeiten zu einem vorbeugenden Diphtherieimpfstoff vorgestellt. Am 16. April 1914 werden in Bremen und Marburg die Behringwerke eröffnet. Für die Entwicklung eines Gegengiftes gegen den Wundstarrkrampf (Tetanus) wird Behring in der Presse als "Retter der Kinder" und als "Retter der Soldaten" gerühmt. Tetanus ist bis dahin eher als Tierkrankheit bekannt, aber verunreinigte Erde in den Schützengräben sorgt dafür, dass allein in den ersten Kriegsmonaten über 1.600 Soldaten an Wundstarrkrampf sterben. In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:von den Schattenseiten der Lichtgestalt Emil von Behring, wie Kaninchen unter dem Bett Behrings Forschungen einleiten,wie schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine Diskussion darüber beginnt, ob man mit Gesundheit Geld verdienen darf,wie Behring die Fortsetzung seiner Forschungen selber torpediert.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Ulrike Enke (Medizinhistorikerin und Biographin, Uni Marburg)Malte Thießen (Medizinhistoriker, LWL Münster)Ulrike Enke: Emil von Behring 1854-1917, Göttingen 2023Weiterführende Links:Planet Wissen: Deutsche Geschichte - Der Erste WeltkriegStichtag - 8. April 1874: Das Reichsimpfgesetz wird erlassenPlanet Wissen: Alfred Nobel - Der NobelpreisWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene GeuerRedaktion: Gesa Rünker/Christoph Tiegel

Apr 14, 2024 • 15min
Er gründet das Museum Folkwang: Der Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus
Kontakt zu Kunst steigert die Lebensqualität - davon ist Karl Ernst Osthaus überzeugt. Viele Ideen setzt der 15.4.1874 geborene Kunstmäzen in seiner Heimatstadt Hagen um.Zu Beginn des 20. Jahrhunderts will Karl Ernst Osthaus mit seinem Erbe von drei Millionen Mark – heute wären das ungefähr 30 Millionen Euro - die Welt verändern. Sein Ziel ist "die kulturelle Hebung des industriellen Westens".Diese Aufgabe soll durch mehrere Institute erfüllt werden. Eine dieser Institutionen ist das Folkwang-Museum, das der Bankierssohn 1902 in Hagen gründet und das sich heute in Essen befindet.In Hagen gründet Osthaus außerdem eine Malschule, das "Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe", eine Zentrale für Design-Wanderausstellungen, den Folkwang-Verlag. Und er hat noch weitere Pläne.Ein Heilsbringer ist Osthaus allerdings nicht. Er ist antisemitisch eingestellt und gehört entsprechenden Gruppierungen an. 1916 wird er zum Militär eingezogen, erkrankt an Tuberkulose und wird beurlaubt. Schließlich stirbt Osthaus 1921 in einem Lungensanatorium in Meran mit nur 46 Jahren. In diesem Zeitzeichen erzählt Berit Hempel:wo Karl Ernst Osthaus seine Ideen entwickelt,wie er seine Gäste zu empfangen und zu verabschieden pflegt,aus welchen Ländern und Gegenden der Sammler Kunstwerke mitbringt,was der Mäzen alles sammelt,woher der Name Folkwang stammt.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner- und partnerinnen:Ralf Blank (Historiker)Birgit Schulte (Kunsthistorikerin, Osthaus Museum Hagen)Elisabeth May (Leitung Bildung & Vermittlung, Osthaus Museum Hagen)Weiterführende Links:Osthaus Museum HagenMuseum FolkwangAusstellung über Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur im Kunstmuseum KrefeldWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Berit HempelRedaktion: Gesa Rünker

Apr 13, 2024 • 15min
Rachel Carson: Pionierin der Umweltbewegung
Das Insektenvernichtungsmittel DDT gilt in den 60ern als Wunderwaffe. Rachel Carsons (gestorben am 24.4.1964) "Der stumme Frühling" warnt vor den Gefahren - mit Erfolg.Sie gilt als eine der Wegbereiterinnen der Umweltbewegung. Die Biologin Rachel Carson macht sich Anfang der 1960er-Jahre die mächtige Chemieindustrie der USA zur Feindin.Ihr Sachbuch "Silent Spring" ("Der stumme Frühling") erscheint im Sommer 1962. Darin zeigt die Wissenschaftlerin auf: Dort wo Pestizide eingesetzt worden sind, haben die Vögel aufgehört zu singen. Der gedankenlose massive Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln auf den Feldern - aber auch in Gärten und innerhalb der Häuser - ist keineswegs harmlos. Seit Jahren recherchiert die Biologin zu den Folgen des Einsatzes des Insektenvernichtungsmittels DDT auf Menschen und Umwelt.US-Präsident John F. Kennedy liest das Buch und setzt eine wissenschaftliche Kommission ein, um die Vorwürfe zu untersuchen. Die Folge: In den USA wird DDT schließlich verboten.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:warum der Einstieg in das Buch "Der stumme Frühling" für manche Wissenschaftler ein Aufreger ist,weshalb der unkontrollierte Einsatz von DDT so gefährlich ist,über welche Themen Rachel Carson außerdem noch schreibt,mit welchen gesundheitlichen Problemen die Biologin zu kämpfen hat,wie aktuell ihre Einsichten auch heute noch sind.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Linda Lear (US-Wissenschaftshistorikerin, Biografin von Rachel Carson)Christof Mauch (Direktor des Rachel Carson Instituts for Environment and Society an der Universität in München)Rachel Carson, Rachel: Der stumme Frühling. München, 2005Weiterführende Links:Stichtag: Pflanzenschutzgesetz verkündetLMU: Rachel Carson Center for Environment and SocietyRachelCarson.org: The Life and Legacy of Rachel CarsonZeitzeichen: John F. Kennedy wird geborenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Matti HesseTechnik: Nico Söllner

Apr 12, 2024 • 16min
Anhörung von J. Robert Oppenheimer vor der US-Atomkommission
Als der "Vater der Atombombe", J. Robert Oppenheimer, die Wasserstoffbombe ablehnt, muss er vor der US-Atomkommission erscheinen. Die Anhörung beginnt am 13.4.1954.Im Jahr 1942 starten die amerikanische Regierung und das Militär ein geheimes Atomforschungsprojekt. Sie übertragen J. Robert Oppenheimer die wissenschaftliche Leitung. Der Physiker wird zum "Vater der Atombombe". Seine Erfindung trägt wohl zum Ende des 2. Weltkriegs auch in Japan bei - und sie kostet 1945 mehr als 200.000 Menschen das Leben.Oppenheimer begreift, dass er maßgeblich dazu beigetragen hat, die Welt grundlegend und für immer zu verändern. Er versucht daraufhin, die wissenschaftliche und politische Kettenreaktion zu stoppen und spricht sich deutlich gegen den Bau der Wasserstoffbombe aus - und damit gegen die Weiterentwicklung der tödlichen Technologie.Diese Haltung bringt Oppenheimer Ärger ein. Am 13. April 1954 beginnt eine Anhörung vor der US-Atomkommission - dem Physiker wird unter anderem vorgeworfen, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Nach vier Wochen zermürbender Verhöre wird er aus allen geheimen Regierungsprojekten ausgeschlossen.Zwar wird diese Untersuchung Ende 2022 offiziell für fehlerhaft erklärt und aufgehoben, für Oppenheimer kommt das jedoch zu spät. Er stirbt bereits im Februar 1967.In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:welche verheerenden Folgen die Atombomben-Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki haben,warum die Anfänge von Oppenheimers Karriere nach Göttingen führen,warum dem Physiker eine Affäre mit Jean Tatlock zum Verhängnis wird,was es mit dem sogenannten "Manhattan-Project" auf sich hat, vom oscarprämierten Film "Oppenheimer" und weiteren Werken, die sich mit dem Leben des Physikers beschäftigen.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Ray Monk: Robert Oppenheimer - A Life Inside the Center. New York, Toronto 2012Abraham Pais: J. Robert Oppenheimer - A Life. Oxford University Press, 2006John Hunner: J. Robert Oppenheimer - The Cold War and the Atomic West, 2009Heinar Kipphardt: In der Sache J. Robert Oppenheimer. Frankfurt am Main, 1964Kai Bird und Martin J. Sherwin: American Prometheus, The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, New York, 2005Weiterführende Links:16.07.1945 - Die erste Atombombe wird gezündetMosaik-Beitrag zum Kinofilm "Oppenheimer" von Christopher NolanWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang MeyerRedaktion: Gesa Rünker

Apr 11, 2024 • 15min
Résistance in den Cevennen - der Held ist die Gemeinschaft
Im Widerstand verbunden: am 12.4.1944 wehren sich in den Cevennen 120 Franzosen und Deutsche gemeinsam und erfolgreich gegen 2.000 SS-Männer und Vichy-Polizisten.Die südfranzösischen Cevennen sind ein besonderer Ort des 2. Weltkriegs. Denn hier kämpfen Deutsche auf beiden Seiten: Als Besatzungstruppen und gegen die Besatzer.Es ist der 12. April 1944, als rund 2.000 gut bewaffnete Männer von SS und Vichy-Polizei auf der Bergkette versuchen, die Résistance zu stellen. Ziel ist das Ausbildungslager "Picharlerie". In dem abgelegenen Gehöft haben sich 120 weit schlechter ausgestattete Maquisarden - wie sich die zivilen Widerstandskämpfer nennen - verschanzt.Sie nutzen ihre Ortskenntnis, um die Besatzer und ihre französischen Hilfstruppen in eine Falle zu locken. Deren schweres Gerät ist im unwegsamen Gelände keine Hilfe; die Angreifer erleiden hohe Verluste. Fast alle Widerstandskämpfer können dagegen in der Nacht durch die feindlichen Reihen entkommen; sie haben nur drei Tote zu beklagen.Sechs Wochen später sind die Nazi-Truppen bei der "Bandenbekämpfung" erfolgreicher: Es gelingt ihnen bei La Parade fast 70 Maquisarden einzukreisen - und später brutal zu ermorden. In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:Was die Cevennen so besonders macht,wie die protestantischen Kirchengemeinden den Juden in den Cevennen zur Seite stehen,was es mit dem Satz "Hier in den Cevennen gab es keine Helden - der Held war die Gemeinschaft" auf sich hat,warum der zivile Rettungswiderstand nach dem Krieg schnell in Vergessenheit gerät.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Annelie Buntenbach (Historikerin, früher DGB)Patrick Cabanel (Historiker; Experte Widerstand in den Cevennen)Weiterführende Links:Die Etablierung des NS-Regimes27.05.1943 - Nationaler Widerstandsrat in Frankreich konstituiertWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas PfaffRedaktion: Christoph Tiegel/David Rother

Apr 10, 2024 • 15min
Auf Sanddünen erbaut: Die Gründung der Stadt Tel Aviv
Am 11. April 1909 trafen sich rund 60 Familien auf den Sanddünen nördlich von Jaffa und gründeten Tel Aviv Heute gilt die Stadt als weltoffene Metropole.Eine alte Fotografie zeigt die Sanddünen nördlich von Jaffa: Mitten in den Dünen, dicht gedrängt, steht eine Gruppe von Menschen im Kreis. Die Frauen tragen schwarze Röcke, die Männer Anzug und Melonenhut, dazwischen Kinder. Es sollen der Legende nach genau 60 Familien sein, die sich am 11. April 1909 dort treffen.Der Grund: Der zionistische Verein Achusat Bait - zu deutsch: Hausbaugesellschaft - hat rund neun Hektar Dünengelände von einem arabischen Scheich gekauft. Die Fotografie hält jenen Augenblick fest, als Akiva Arieh Weiss die Parzellen unter den Mitgliederfamilien der Achusat Bait verlost.Das Ziel: Es soll eine Gartenstadt gebaut werden, die aus schindelgedeckten Häusern mit kleinen Gärten besteht - eine neue Stadt mit breiten, sauberen, ruhigen Straßen als Gegenmodell zur überfüllten und lauten Hafenstadt Jaffa. In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:Womit die Verlosung der Parzellen durchgeführt wird,wieso die Gründerjahre hart und dennoch für viele eine liebenswerte Erinnerung sind, warum das Wohnhaus des ersten Bürgermeisters von Tel Aviv Geschichte schreibt,wie die Stadt zur ihrem Namen kommt und was er bedeutet, wie sich Tel Aviv nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verändert hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Uriel Kashi (Historiker, Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem)Joachim Schlör: Tel Aviv - Vom Traum zur Stadt, Gerlingen 1999Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, München 2002Weiterführende Links:SWR: Die Weiße Stadt von Tel AvivZeitzeichen: Die Staatsgründung IsraelsZeitzeichen: Der israelische Politiker David Ben Gurion wird geborenZeitzeichen: "Baumeisterin Israels": Die Architektin Lotte CohnZeitzeichen: Platon von Ustinow - Abenteurer und MäzenZDF: Igor Levit zu Gast in Tel Aviv - eine kleine Sekunde TrostWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa HeimbachRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek