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Jun 3, 2024 • 15min

Härte gegen politischen Protest: Massaker auf dem Tian'anmen

Es beginnt als Trauerfeier für einen beliebten Politiker, wird zum Massenprotest für gesellschaftliche Öffnungen - und endet im gewaltsamen Vorgehen des Militärs gegen das eigene Volk. Das Massaker auf dem Tian'anmen-Platz schockt die Welt.Mitte Mai besucht Michael Gorbatschow China. Die Parteiführung hätten den Mann, der in Osteuropa mit den Begriffen Perestroika und Glasnost eine Lawine losgetreten hat, gerne auf dem Platz des Himmlischen Friedens empfangen. Doch der Tian’anmen, auf dem Mao einst die Volksrepublik China ausgerufen hat, ist seit Wochen von Demonstrierenden besetzt. Vor allem Studierende fordern mehr politische Mitbestimmung, Freiheit und Gerechtigkeit, Hunderte von ihnen sind inzwischen in einen Hungerstreik getreten. Die westlichen Medien, die eigentlich über Gorbatschows Besuch berichten wollten, tragen nun die Bilder der Demonstranten in die Welt. Die chinesische Parteispitze wird nervöser und ringt mit ihrer Haltung. Tolerieren oder eingreifen? Das Staatsfernsehen strahlt sogar ein Treffen zwischen Ministerpräsident Li Peng und Studierenden aus. Doch aller Protest, alle internationale Aufmerksamkeit sind am Ende vergebens. In der Nacht auf den 4. Juni 1989 rollen die Panzer durch die Pekinger Innenstadt. "Unter den Toten und Verletzten sind überwiegend Studenten, aber auch Frauen und Kinder und Greise", berichtet die Tagesschau. Schätzungen zufolge sterben bei der Militäraktion rund 3.000 Menschen. In der Folge öffnet sich China wirtschaftlich, steigt zur weltweiten Exportnation auf. Die nach dem Massaker vom Westen initiierten Sanktionen versanden angesichts der wirtschaftlichen Gewinnaussichten in China. Die Parteispitze selbst tabuisiert die Ereignisse vom 4. Juni 1989 bis heute. Kein chinesisches Schulbuch berichtet darüber, Gedenkfeiern sind streng verboten.In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck: was man heute über den Mann weiß, der sich am Tag nach dem Massaker den Panzern in den Weg gestellt hat. warum China in den 1980er Jahren, ein Jahrzehnt nach Maos Tod, noch immer mit seiner politischen Neuausrichtung ringt,wie aus dem Trauermarsch für einen beliebten Politiker eine Großdemonstration wird,über die symbolische Bedeutung vom "Tian'anmen", dem Platz des Himmlischen Friedens,wie der ehemalige Studentenführer Wu’er Kaixi heute im Exil lebt und auf die Proteste blickt. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Daniel Leese, Sinologe, Universität FreiburgJeremy Brown: June Fourth. The Tiananmen protests and Beijing massacre of 1989. Cambridge 2021Daniel Leesel: Maos langer Schatten. Chinas Umgang mit der Vergangenheit. München 2020 Luisa Lim, Luisa: The People’s republic of Amnesia. Tiananmen Revisited. Oxford 2014Liao Yiwu: Die Kugel und das Opium. Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens. Frankfurt/M. 2012Weiterführende Links:Stichtag über Deng Xiaoping Mao ruft die Volksrepublik China ausWas geschah auf dem Tiananmen-Platz (Tagesschau)Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Almut Finck Redaktion: Frank Zirpins Technik: Annette Skrzydlo
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Jun 2, 2024 • 15min

Wendepunkt in der Wissenschaft: Der Venustransit am 3.6.1769

Zum ersten Mal werten Wissenschaftler weltweit gemeinsam und erfolgreich Messdaten des Himmelsereignisses aus und prägen damit internationale Wissenschaftskooperation.Nur sehr selten stehen Erde, Venus und Sonne exakt in einer Reihe. Von unserem Blickwinkel aus wandert die Venus dann über die Sonnenscheibe, mit bloßem Auge als kleiner schwarzer Punkt zu sehen. Im 18. Jahrhundert findet dieser sogenannte Venustransit zwei Mal statt: 1761 und 1769.Die Astronomen glauben, dass sich aus der präzisen Transitdauer die Entfernung Erde-Sonne berechnen lasse und damit die Größe des Sonnensystems. Daraus ließe sich wiederum die Distanzen zwischen den Planeten ausrechnen. Das hätte praktischen Nutzen: Positionen auf See wären genauer bestimmbar – für den Seehandel von unschätzbarem Nutzen.Das einzige Problem daran ist: Hunderte von Astronomen müssen den kurzen Moment gleichzeitig beobachten, von so viel verschiedenen Positionen wie möglich. Deshalb entsteht eine internationale Kooperation von Forschern – trotz Siebenjährigen Krieg, der auf fast allen Kontinenten und Meeren zwischen England und Frankreich und ihren Verbündeten tobt.Doch ein optisches Phänomen lässt die rund 200 Forschern weltweit verzweifeln. Deshalb bleiben die Messungen hinter den Erwartungen zurück. Für den nächsten Transit am 3. Juni 1769 standardisieren alle ihre Instrumente und Messverfahren. Mit Erfolg: Sie errechnen aus den Rohdaten fast den heute gültigen Wert der Distanz Erde-Sonne, der "Astronomischen Einheit", von rund 150 Millionen Kilometern.In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:mit welchen irdischen Problemen die Astronomen auf ihren Forschungsreisen zu kämpfen haben,wie der sogenannte Schwarz-Tropfen-Effekt die Beobachtung des Venustransits erschwert,wie später der US-Astronom Edwin Hubble das Tor in die Welt der Galaxien aufstößt,welche Beispiele es heute für globale Forschungsprogramme im All gibt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professor Dieter B. Herrmann (2021 verstorbener Astronom und Astronomie-Historiker)Andrea Wulf: Die Vermessung des Himmels – Vom größten Wissenschaftsabenteuer des 18. Jahrhunderts. München 2023Gudrun Bucher: Die Spur des Abendsterns – Die abenteuerliche Erforschung des Venustransits. Darmstadt 2011Jean-Pierre Luminet: Rendez-vous mit Venus oder Die Liebe zur Astronomie. München 2005 Weiterführende Links:ARD alpha: Planet Venus - unser Abend- und MorgensternZDF: Das Universum - Die VenusUnser Hörtipp: Im WDR-Podcast Sport inside geht es in der aktuellen Folge um den deutschen Kolonialismus in Namibia: Dort hielt die herrschende weiße Minderheit Schwarze Fußballer aus ihren Ligen fern. Heute, mehr drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit, besteht die soziale Ungleichheit fort. Host Nora Hespers spricht mit Ronny Blaschke, Autor eines Buchs über Kolonialismus und Rassismus im Fußball.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang BurgmerRedaktion: Carolin Rückl und Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek
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Jun 1, 2024 • 15min

"Der Hellseher Hitlers": Erik Jan Hanussen

Berlin Anfang der 30er: Tausende strömen in Hanussens (geboren am 2.6.1889) Vorstellungen, er hat beste Kontakte zu den Nationalsozialisten - dabei ist er Jude."Was ist Magie? Die Menschen in dem Glauben an das Wunderbare nicht zu stören, sondern zu bestärken", notiert Erik Jan Hanussen, der als Wahrsager auftritt. Für ihn sitzen im Publikum "Schwachköpfige, Wundersüchtige, Hysteriker, vor allem aber doch Kinder". Sein Geschäftsmodell funktioniert bestens.Hanussen berät die Polizei bei Kriminalfällen, aber auch Privatleute bei Lebensentscheidungen, Wetten, Finanzfragen und Liebesdingen. Ab 1930 gibt er seine eigene Hanussen-Zeitung heraus, verkauft magische Ketten, Amulette und eine Schönheitscreme. Seine "Prophezeiende Schallplatte" enthält Vorhersagen für die ganze Welt. Das alles bringt ihm ein Vermögen ein. Hanussen residiert in Berlin in seinem "Palast des Okkultismus". Auf seiner Yacht "Ursel IV" feiert er Partys mit Prominenz aus Politik, Film, Theater. Hanussen spendet viel Geld an die Nationalsozialisten und bekommt dafür den Schutz der SA. Doch 1932 veröffentlicht der Journalist Bruno Frei Beweise, dass Hanussen tatsächlich "Hermann oder Chaim Steinschneider" heißt - und Jude ist. Das kostet Hanussen nach der Machtübernahme der Nazis das Leben - wohl auch, weil er während seiner ausschweifenden Feste Dinge über hochrangige Nationalsozialisten erfährt, die niemand wissen soll.In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:welche Tricks Erik Jan Hanussen bei seinen angeblichen Vorhersagen anwendet,welche Nazi-Größen Schulden bei Hanussen haben,wie Hanussen versucht, sein Leben zu retten,wie der Österreicher vermutlich zu Tode kommt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Peter Walther (Literaturhistoriker)Peter Walther: Fieber - Universum Berlin 1930-1933. Berlin 2020Erik Jan Hanussen: Meine Lebenslinie. Berlin 1930Wilfried Kugel: Hanussen - Die wahre Geschichte des Hermann Steinschneider. Düsseldorf 1998Weiterführende Links:SZ: Mordfall Erik Jan Hanussen - Der Hellseher und die NazisRBB Retro: Hanussen II. (Gert Braun) bei einem Live-Experiment (1961)Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian KosfeldRedaktion: David Rother
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May 31, 2024 • 15min

Ein musikalischer Russe erobert den Westen: Michail Glinka

Der russische Komponist Michail Glinka ist überzeugt: "Das Volk schafft die Musik - der Komponist arrangiert sie nur!" Damit begründet er eine eigenständige russische klassische Musik - und seinen eigenen Weltruhm.Die Familie Glinka bringt mehrere Diplomaten, Dichter und Wissenschaftler hervor. Der berühmteste von ihnen aber ist Musiker: Michail Glinka. Er wird als zweites von 13 Kindern am 1. Juni 1804 nahe Smolensk im Westen Russlands geboren. Als Aristokratensohn erhält er eine umfassende Bildung.Im Frühjahr 1830 kommt Glinka nach Deutschland und reist von da aus vier Jahre lang in Europa umher. Dabei lernt er unter anderem die Komponisten Mendelssohn und Berlioz kennen. Mit dem Franzosen freundet er sich an: "Das Schönste, was mir je passiert ist, war sicherlich die Begegnung mit Berlioz."Mit 30 Jahren kehrt Glinka nach Russland zurück und schreibt seine erste Oper "Ein Leben für den Zaren". Sie macht ihn schlagartig bekannt und begründet die Periode einer eigenständigen russischen Musik. Michail Glinka ist auch der Verfasser von Orchestermusik, Klaviermusik, Chorwerken und Liedern.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:von welchem berühmten Komponisten der junge Michail Glinka das Klavierspielen lernt,wie Glinka seinen Freund Berlioz musikalisch einschätzt,was der Zar dem Komponisten für dessen erste Oper schenkt,wie sich Franz Liszt und Modest Mussorgsky von Glinka inspieren lassen,in welcher deutschen Stadt der Komponist stirbt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dorothea Redepenning (emeritierte Musik-Professorin, Universität Heidelberg)Michail Glinka: Aufzeichnungen aus meinem Leben. Wilhelmshaven, Heinrichshofen 1969Dorothea Redepenning: Russischer Stoff, europäische Form. In: Osteuropa, 53. Jg., 9–10/2003, S. 1262–1280Weiterführender Link:ARD Klassik: Die Ouvertüre von Glinkas Oper "Ruslan und Ljudmila"Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VratzRedaktion: Frank Zirpins
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May 30, 2024 • 15min

Der Shakespeare unter den Tagebuchautoren: Samuel Pepys

Am 31.05.1669 macht der britische Marinebeamte den letzten Eintrag in sein Tagebuch. Es gehört zu den wichtigsten Quellen über das Leben im London des 17. Jahrhunderts.Samuel Pepys, geboren 1633 in London, ist vielen als akribischer und humorvoller Chronist des 17. Jahrhunderts bekannt. Über neun Jahre hinweg führt er ein Tagebuch über sein Leben als Musiker, Schriftsteller, Künstler – und berüchtigter Frauenheld. Eigentlich ist Pepys Staatssekretär im englische Marineamt. In mehr als 3000 Seiten hält er seinen Alltag detailliert fest, von banalen Alltagsbeobachtungen bis hin zu bedeutenden historischen Ereignissen wie der Pest und dem Großen Brand von London. Seine Einträge beginnen oft unspektakulär, werden aber schnell pikant. Auch humorvolle und selbstironische Einträge fehlen nicht: "Gelübde abgelegt, diese Woche keinen Wein mehr zu trinken. Heute dieses Gelübde gebrochen, worüber ich sehr traurig bin."Pepys’ Tagebuch ist eine Fundgrube für Historiker: Die Aufzeichnungen geben einen intimen Einblick in Pepys Leben, aber auch die Gesellschaft. Und sie lassen den Leser eintauchen in das London der 1660er Jahre - eine Welt voller Widersprüche, Leidenschaft und Wandel. Am 31. Mai 1669 verfasst Samuel Pepys den letzten Eintrag. Danach lebt er noch über 30 Jahre - nur schreibt er nicht mehr darüber. Oder wurden die fehlenden Bände bisher nur nicht gefunden?In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:weshalb Pepys seine Einträge in einem seltsamen Sprachmix schreibt und was das mit Beamtentum zu tun hat,wie seine Karriere im Flottenamt von Korruption und persönlichen Vorteilen geprägt ist,warum das Tagebuch erst im 19. Jahrhundert entdeckt und entziffert wird,was Pepys’ Tagebuch zu einer unschätzbaren Quelle für Historiker macht, und warum viele Passagen aus heutiger Sicht problematisch sind. Das ist unsere wichtigste Quellen:Samuel Pepys: Tagebuch aus dem London des 17. Jahrhunderts. Ausgewählt, übersetzt und herausgegeben von Helmut Winter, Stuttgart 1980.Und das sind unsere Interviewpartner:Prof. Matthias Pohlig (Historiker an der Humboldt-Universität in Berlin) Dr. Holger Rainer Maria Goetzendorff (Mitglied im Samuel Pepys-Club) Weiterführende Links:Pepys Büchersammlung Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler Redaktion: Carolin Rückl und David Rother Technik: Sarah Fitzek
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May 29, 2024 • 14min

Bandleader in kurzen Hosen: Benny Goodman, der "King of Swing"

Seine ersten professionellen Auftritte als Musiker absolviert Benny Goodman in kurzen Hosen - und verdient so viel, dass sein Lehrer neidisch wird. Der Durchbruch für seine Swing-Musik kommt aber erst viel später.Den Höhepunkt seiner Karriere bildet das legendäre Konzert in der Carnegie Hall 1938. Geboren wurde der Musiker am 30. Mai 1909 in einem Armenviertel von Chicago, als neuntes von zwölf Kindern. Seine Eltern, jüdische Emigranten aus dem russischen Zarenreich, hatten in der Neuen Welt auf ein besseres Leben gehofft. Goodman zeigt schon früh außergewöhnliches Talent auf der Klarinette und tritt bereits mit dreizehn Jahren als professioneller Musiker auf und widmet sich bald ganz der Musik.In den 1930er Jahren bringt Benny Goodman mit seiner Band und den Arrangements von Fletcher Henderson, die maßgeblich den Sound der Swing-Ära prägten, frischen Wind in die Musikszene. Goodmans Auftritte werden zu einem Symbol der Swing-Ära, in der Jazz die Pop-Musik der Zeit ist und für einen Moment die Sorgen der Great Depression vergessen lässt. Sein Erfolg im Palomar Ballroom in Los Angeles im Jahr 1935 markiert den Beginn des nationalen Swing-Fiebers. Bis zu seinem letzten Tag bleibt Benny Goodman der Musik treu. Als er am 13. Juni 1986 stirbt, liegt seine Klarinette neben ihm – ein passendes Ende für den "King of Swing", der die Welt des Jazz für immer verändert hat. In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:warum es Aufnahmen des gesamten Konzertes in der Carnegie Hall gibt, obwohl dies nicht geplant ist,wieso diese erst 12 Jahre später veröffentlicht werden,dass Goodman schon mit 13 Jahren in die Musikergewerkschaft eintreten musste, warum ausgerechnet sein Lehrer ihm in jungen Jahren dazu rät, auf die Musik zu setzen,und wie der Musiker immer wieder Zeichen gegen Rassentrennung setzt. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Ross Firestone, Swing, Swing, Swing: The Life and Times of Benny Goodman. New York 1993. Studs Terkel, Giganten des Jazz. Zweitausendeins, Frankfurt 2005. Benny Goodman & Irving Kolodin, The Kingdom of Swing. 1939. Benny Goodman, Mein Weg zum Jazz. Eine Autobiographie, Zürich 1961. Weiterführende Links:Der "King of Swing" - Benny GoodmanWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Mau Redaktion: Frank Zirpins
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May 28, 2024 • 13min

Tenzing Norgay: Sherpa und Erstbesteiger des Mount Everest

Am 29.5.1953 stehen der Sherpa Tenzing Norgay (1914 geboren) und der Neuseeländer Edmund Hillary als erste Menschen auf dem Mount Everest, dem Dach der Welt.Sie sind die zwei ersten Menschen, die es dort hinauf schaffen: Für den Touristen Edmund Hillary, der aus Neuseeland kommt, heißt der Berg "Mount Everest", benannt nach einem Briten. Für den Bergführer und Träger Tenzing Norgay, der aus Nepal stammt, heißt der Berg "Chomolungma", das bedeutet "Göttinmutter der Erde".Die Nachricht der Erstbesteigung des höchsten Berges der Erde im Jahr 1953 macht weltweit Schlagzeilen. Der Mount Everest wird zum Sehnsuchts- und später auch zum Profilierungsziel einer nicht enden wollenden Flut von Bergtouristen.Ein Aufstieg führt entlang von Fixseilen inmitten von Hunderten ungeborgener Leichname. Die Sherpas verdienen zwar am Tourismus. Viele von ihnen sind gut bezahlte Fachkräfte oder schon selbst Unternehmer. Aber die Arbeit ist lebensgefährlich. Nach wie vor tragen vor allem sie die schwersten Lasten und das höchste Risiko.In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:wo genau Tenzing Norgay aufwächst,welche Bedeutungen das Wort "Sherpa" hat,mit welchem Tier die Einheimischen die westlichen Bergsteiger vergleichen,ob Tenzing Norgay oder ob Edmund Hillary als erster auf dem Gipfel ankommt,wie es 2013 zum Konflikt zwischen Sherpas und ausländischen Bergsteigern kommt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Billi Bierling (Bergsteigerin und Journalistin)Namgel Sherpa (Reiseleiter und NGO-Gründer)Jamling Tenzing Norgay: Auf den Spuren meines Vaters. München 2008Melissa Arnot et al.: Machtkampf am Everest Sherpas - Bergsteiger und die blutige Eskalation eines Konflikts. München 2013Weiterführende Links:Planet Wissen: Mount Everest - der höchste Berg der ErdeBR: David Göttler - Everest ohne SauerstoffTagesschau: Faszination Himalaya - Tote bei Mount Everest BergbesteigungWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Murat KayiRedaktion: Matti Hesse
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May 27, 2024 • 15min

Ja zum Leben, auch wenn es wehtut: Friedrich Nietzsche

Nietzsche liebäugelt mit Chemie und Musik, entscheidet sich dann aber doch für eine Philologie-Professur. Am 28.05.1869 hält er seine Antrittsvorlesung in Basel.Friedrich Nietzsche ist weder promoviert noch habilitiert. Aber er hat sich bereits einen Namen mit seinen Veröffentlichungen Fachzeitschriften gemacht. Darum interessiert sich die finanzschwache Universität Basel für ihn. Als neuer Lehrstuhlinhaber für griechische Sprache und Literatur ist Nietzsche einfach preiswerter als ein namhafter Kollege.Bereits in seiner Antrittsvorlesung lässt Nietzsche keinen Zweifel daran, wohin es ihn zieht: "Philosophie ist geworden, was Philologie war." Seinem Erkenntnisdrang lässt er freien Lauf: "Meine Methode ist, für eine einzelne Tatsache zu erkalten, sobald der weitere Horizont sich zeigt."Mit seinen zwei Idole, dem Moralphilosophen Arthur Schopenhauer und dem Komponisten Richard Wagner, bricht Nietzsche bald - und findet sich selbst. Er verwandelt sich vom Philologen zum Philosophen. Die Voraussetzung für seinen posthumen weltweiten Ruhm.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:von wem Friedrich Nietzsche der Universität empfohlen wird,über welchen griechischen Gelehrten er bei seiner Antrittsvorlesung spricht,warum seine Worte bei den Basler Fachkollegen nicht gut ankommen,wie Nietzsche Einsamkeit verträgt,mit welchen gesundheitlichen Problemen der Philosoph zu kämpfen hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Cathrin Nielsen (Philosophisches Seminar der Universität Wuppertal)Cathrin Nielsen: Der frühe Nietzsche über Erkenntnis, Sprache und Rhythmus. Nietzsche-Studien BD. 39, Heft 1Friedrich Nietzsche: Sämtliche Briefe - Kritische Studienausgabe von Colli/Montinari. München 1986Wiebrecht Ries: Nietzsches Werke - Die großen Texte im Überblick. Darmstadt 2008Rüdiger Safranski: Nietzsche. Biographie seines Denkens. München 2000Karl Schlechta: Nietzsche-Chronik. München 1984Weiterführende Links:Zeitzeichen: Geburtstag von Friedrich NietzscheMDR DOK: Nietzsche erklärt - Promis der Geschichte mit Mirko DrotschmannSWR Kultur: Friedrich Nietzsche - Werte jenseits von "gut" und "böse"Zeitzeichen: Der Philosoph Arthur Schopenhauer wird geborenZeitzeichen: Geburtstag des Komponisten Richard WagnerUnser Hörtipp: WDR 5 "Das Philosophische Radio" mit Jürgen WiebickeWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VormwegRedaktion: Carolin Rückl und Matti HesseTechnik: Beate Prantner
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May 26, 2024 • 15min

Schriftsteller Joseph Roth stirbt mit nur 44 Jahren am 27.5.1939

Joseph Roth gehört zu den größten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts - und zu den rätselhaftesten. Ein brillanter Schreiber, ein Alkoholiker, ein Rastloser, der aus vier Koffern lebt."Ein Ostjude auf der Suche nach Heimat" - so fasst Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki das Leben von Joseph Roth zusammen. Mit 19 verlässt Roth seine galizische Geburtsstadt Brody und ist ab diesem Zeitpunkt unterwegs: Wien, Berlin und Paris sind die wichtigsten Stationen, dazu kommen unzählige Reisen.Unterwegs schreibt er als Reporter Reiseerzählungen mit Anspruch: "Mich liest man mit Interesse. Ich mache keine 'witzigen Glossen'. Ich zeichne das Gesicht der Zeit." Das gilt auch für seine Romane. Etwa das "Spinnennetz", eine hellsichtige Analyse des aufziehenden Nationalsozialismus. Aus der mehr oder weniger freiwilligen Rastlosigkeit wird 1933 eine erzwungene Flucht – vor den Nazis, die Roth ganz oben auf der Liste ihrer Gegner führen. Zermürbt von Flucht und Exil, zerstört durch viel zu viel Alkohol, stirbt er am 27. Mai 1939 in einem Pariser Armenhospital.In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:wie das Elternhaus von Joseph Roth sein Leben prägt,dass der Autor seine Romane und Artikel am liebsten schreibt, wenn es laut ist,über das schwierige Verhältnis Joseph Roths zu Frauen,wie sich sein Hass auf die Nationalsozialisten in Verzweiflung verwandelt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professorin Iris Hermann (Literaturwissenschaftlerin, Universität Bamberg)Joseph Roth: Die Erzählungen. Köln 1973Joseph Roth: Romane. Köln 1994Joseph Roth: Das journalistische Werk 1929 – 1939. Köln 2009Helmuth Nürnberger: Joseph Roth. Reinbek bei Hamburg 1981Wilhelm von Sternburg: Joseph Roth - Eine Biographie. Köln 2009Weiterführende Links:Klassiker Weltliteratur: Joseph RothHörspiel: "Das Spinnennetz" von Joseph Roth (Teil 1, Teil 2)Radiowissen: "Radetzky-Marsch" von Joseph RothWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane KopkaRedaktion: David RotherTechnik: Theo Kramer
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May 25, 2024 • 15min

Piano-Legende im Buena Vista Social Club: Rubén González

Der am 26.05.1919 geborene Rubén González entscheidet sich kurz vor dem Ende seines Medizinstudiums doch für ein Leben am Klavier. Er macht kubanische Musik weltberühmt.Eigentlich will Pianist Rubén González mit 77 Jahren seinen Ruhestand genießen. Doch es kommt anders. Der US-amerikanische Gitarrist Ry Cooder und Produzent Nick Gold reisen für ein Crossover-Projekt zwischen kubanischen und westafrikanischen Musikern nach Havanna. Da die Afrikaner nicht eintreffen, springen kurzerhand andere klangvolle Namen ein - unter ihnen Ibrahim Ferrer, Eliades Ochoa, Omara Portuondo und eben Rubén González.Buena Vista Social Club, wie man in Kuba sagt, gehen auf Welttournee und füllen die Konzertsäle von New York bis Amsterdam. Als 1998 der Dokumentarfilm von Wim Wenders in die Kinos kommt, sind González und Co. auf dem Höhepunkt ihrer zweiten, späten Karriere.Seit seiner Kindheit sitzt der am 26.05.1919 geborene Rubén Gonzaléz täglich am Klavier. Trotzdem will er nach der Schule zunächst Arzt werden. Doch 1940 bricht er sein Medizinstudium ab und lebt fortan nur noch für die Musik. Er wird zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Pianisten Kubas. Er gilt als Mann mit den seidenen Händen, dem Gefühl für Rhythmus und Harmonie. Und er ist der Pianist, der den kubanischen Son weiterentwickelt.Auch mit 81 Jahren tourt die Piano-Legende noch mit dem Buena Vista Social Club um die Welt. Zum letzten Mal tritt er zwei Jahre später in Mexiko und Kuba noch einmal öffentlich auf. Rubén González stirbt im Dezember 2003 in seinem Haus in Havanna.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:Warum Buena Vista Social Club in Kuba selbst kein Erfolg wird,was die Musiker des Buena Vista Social Clubs verbindet,von Gonzalez' Karriere vor dem Crossover-Projektvon der Liebe des Pianisten zum traditionellen Son.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Ramón Valle (kubanischer Jazzpianist)Jonas Reichert (Musikwissenschaftler mit Spezialgebiet kubanische Musik, Universität Bonn)BBC News: Buena Vista pianist Gonzalez diesWeiterführende Links:Die goldene Ära Havannas: Buena Vista Social Club14.08.1945 - Geburtstag des Filmregisseurs Wim WendersWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Carolin Rückl / Matti Hesse

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