

Übermedien
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Der Podcast von Übermedien.de, dem Online-Magazin für Medienkritik.
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Oct 2, 2025 • 33min
Holger ruft an ... wegen „Der talentierte Mr. F.“
Wie lässt man einen Hochstapler auffliegen?
Die Geschichte klingt fast unglaublich: Samuel F., ein junger Mann aus den USA, stiehlt den Animationsfilm zweier deutscher Studenten, gibt ihn als eigenes Werk aus – und macht damit Karriere auf Filmfestivals. Die Bestohlenen merken es und beschließen, in die USA zu fliegen, um den Dieb zu stellen. Mit dabei: Regisseur Igor Plischke, der daraus den Dokumentarfilm „Der talentierte Mr. F.“ macht. Seit dieser Woche ist er in der ARD-Mediathek zu sehen.
Kurios ist nicht nur die Geschichte dieses dreisten Filmraubs, sondern auch die Methode der Filmemacher. Um den Hochstapler zur Rede zur stellen, tricksen sie ihn zunächst aus. Als sie ihn schließlich konfrontieren, reagiert der Dieb überraschend kooperativ – und die beklauten Studenten sind erstaunlich milde mit ihm. „Dass er partizipiert und so offen ist, hätte ich nicht erwartet“, sagt Igor Plischke, der diese Woche im Übermedien-Podcast bei Holger Klein zu Gast ist.
Wie rüstet man sich für die Begegnung mit einem Hochstapler? Was, wenn er ganz anders reagiert hätte? Warum behandelt der Film den Dieb so nachsichtig? Und war es gewollt, dass man als Zuschauer am Ende fast Mitleid mit dem Täter empfindet?
Zum Gesprächspartner:
Igor Plischke wurde 1985 in Bischkek, Kirgisistan, geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Er studierte Literatur- und Theaterwissenschaft sowie Politikwissenschaft. Sein Regiedebüt gab er 2014 mit dem Kurzfilm „Impuls“. Seitdem entstanden zahlreiche Werbefilme, Musikvideos und weitere Kurzfilme. 2019 gründete er gemeinsam mit der Regisseurin, Autorin und Schauspielerin Saralisa Volm die Produktionsfirma „Yad Film“. „Der talentierte Mr. F.“ ist Plischkes erster abendfüllender Dokumentarfilm.
Links:
„Der talentierte Mr. F.“ in der ARD-Mediathek
„Butty“ – Animationsfilm von Julius Drost und Moritz Henneberg

Sep 26, 2025 • 21min
Holger ruft an ... wegen Hass im Netz
Was hilft gegen Hass im Netz?
Die Moderatorin Dunja Hayali wurde kürzlich nach einer ihrer Moderationen im ZDF-„heute journal“ mit extremen Anfeindungen und Drohungen überzogen. Ihre Kollegin Ruth Moschner startete daraufhin die Petition „Schluss mit anonymem Internet-Hass!“, in der sie und andere beispielsweise einen „verpflichtenden Identifikationsnachweis“ für Accounts in sozialen Medien fodern. Ist das eine sinnvolle Idee?
Der Journalist und Social-Media-Experte Simon Berlin findet: Nein. Er stehe zu 100 Prozent hinter dem Anliegen der Petition, finde aber die „konkreten Forderungen und Formulierungen problematisch“, vor allem den Identifikationsnachweis, der im Übrigen seit Jahrzehnten immer mal wieder gefordert werde, vor allem von konservativer Seite.
Weshalb Berlin das problematisch findet, was er von einer Altersbeschränkung für soziale Medien hält und wieso er für mehr Einflussnahme der Nutzerinnen und Nutzer auf Algorithmen und viel mehr Transparenz seitens der Plattformbetreiber ist, hören Sie in der aktuellen Folge von „Holger ruft an“.
Simon Berlin ist Autor für die „Süddeutsche Zeitung“ und versucht, das Internet so zu erklären, dass es seine Eltern verstehen. Gemeinsam mit Martin Fehrensen schreibt er das „Social Media Watchblog“. Der Newsletter beschäftigt sich mit der Macht und Verantwortung der großen Online-Plattformen.
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Petition „Schluss mit anonymem Internet-Hass!“
Dunja Hayali über Hasskommentare (Insta-Video)
Dunja Hayali macht nach Shitstorm Onlinepause („Spiegel“)
Hetze gegen englische Fußballer: Twitter schließt Untersuchung zu rassistischen Tweets ab (RND)
Hasskommentatoren verzichten im Netz häufig auf ihre Anonymität (Uni Zürich)

Sep 19, 2025 • 24min
Holger ruft an ... wegen Charlie Kirk
Haben rechte Takes den Mediendiskurs gekapert?
Bis vor kurzem wussten in Deutschland wahrscheinlich nur sehr wenige, wer Charlie Kirk war. Seit dem tödlichen Attentat auf den Trump-Anhänger am 10. September hat sich das schlagartig geändert. Dabei galt Kirk auch für Rechtsextreme in Europa als Vorbild, erklärt Rechtsextremismusforscher Miro Dittrich im Übermedien-Podcast.
Der Fall Charlie Kirk zeige, so Dittrich, „wie Rechtsextreme es geschafft haben, eine gewisse Deutungshoheit über den medialen Diskurs zu erlangen“. Dazu gehöre etwa die Erzählung, Kirk habe für Meinungsfreiheit und offene Debatten gestanden. In Wahrheit aber gehe es nicht um Meinungsfreiheit, sondern darum, diese anzugreifen, sagt Dittrich.
Warum versagen Medien immer wieder bei der Berichterstattung über diese Themen? Warum hat das alles mit Konservativismus nichts mehr zu tun? Und gibt es vergleichbare Figuren wie Charlie Kirk auch in Deutschland? Darüber sprechen Holger Klein und Miro Dittrich in der neuen Folge von „Holger ruft an…“.
**Zur Person:
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Miro Dittrich arbeitet als Senior Researcher zum Thema Rechtsextremismus beim Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS). Er erforscht die Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft, mit Fokus auf menschen- und demokratiefeindliche Phänomene im digitalen Raum. Mittels qualitativer, quantitativer und OSINT-geleiteter Methoden untersucht er rechtsextreme Propaganda, Vernetzung und Radikalisierung online. Bei CeMAS leitet er das Projekt Digital Seismograph: Monitoring Terrorism. Von 2018 bis 2020 war er für das Projekt „de:hate“ bei der Amadeu Antonio Stiftung verantwortlich.
**Mehr zum Thema:
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Extrem offline: Warum Journalismus von der Internetkultur überfordert ist
Hasswort "Bürgerlich" (Kolumne)
Das Problem ist nicht, dass die AfD in Talkshows eingeladen wird. Sondern dass ihre Erzählungen sie längst dominieren.
**Was Miro Dittrich im Podcast empfiehlt:
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Brainrot Morde oder wie man einen Abgrund überwindet (Substack von Berit Glanz)
404 Media
Garbage Day - A newsletter about having fun online
QAA Podcast

Sep 10, 2025 • 16min
Holger ruft an ... wegen ProSiebenSat.1
Wie italienisch wird ProSieben nach der Übernahme durch den Berlusconi-Konzern?
Nun also doch: Der italienische Konzern Media for Europe (MFE) sichert sich die volle Kontrolle über ProSiebenSat.1. MFE teilte vergangene Woche mit, künftig mehr als 75 Prozent der Anteile an der deutschen Sendergruppe zu halten. Spekuliert wurde darüber schon länger. Mitte September soll die Übernahme final abgewickelt werden.
Hierzulande sorgt das für Nervosität. Ziel des Aufkaufs ist es angeblich, einen großen Medienkonzern zu schaffen, der Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime Konkurrenz machen kann. MFE ist bereits in Italien und Spanien sehr erfolgreich. Nervosität gibt es in Deutschland auch deshalb, weil MFE von einem Mann mit bekanntem Namen geführt wird: von Pier Silvio Berlusconi, einem Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der hatte MFE Ende der 70er-Jahre unter dem Namen Mediaset gegründet und teils fragwürdiges Programm gemacht. Aber: Wie politisch ist der Sohn? Und für was für eine Art Fernsehen steht MFE heute? Und was bedeutet die Übernahme nun für die deutschen Sender, ihre Redaktionen und für die Zuschauer?
Darüber spricht Holger Klein diese woche mit dem Medienjournalisten Timo Niemeier. Er schreibt mit kleiner Unterbrechung seit 2014 für das Medienmagazin DWDL.de und hat als Wahl-Wiener nicht nur die Entwicklungen auf dem deutschen, sondern auch auf dem österreichischen Medienmarkt im Blick. 2025 saß er erstmals in der Unterhaltungs-Jury des Grimme-Preises. (Offenlegung: DWDL.de ist Gesellschafter der Übermedien GmbH.)
Links:
Freie Bahn für MFE: Berlusconi sichert sich volle Kontrolle über P7S1 (DWDL.de)
Machte Berlusconis MFE ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte? (DWDL.de, Kommentar)
Jetzt gehört ProSieben.Sat1 zum Berlusconi-Konzern („Tagesschau“)
Übernahme durch Berlusconi-Konzern: Können Joko und Klaas ProSieben verlassen? (RND)
Was heißt eigentlich DWDL? (DWDL.de)

Sep 5, 2025 • 30min
Holger ruft an ... wegen „AI first“
Macht bei Axel Springer bald KI die ganze Arbeit?
Dass Mathias Döpfner, der Chef des Berliner Axel-Springer-Verlags, die „Chancen von KI umarmen“ will, hat er bereits vor zwei Jahren deutlich gemacht. Dieses Jahr dann stellte Springer-Vorstandsmitglied Claudius Senst in einer Mail an die Mitarbeiter einen „Fünf-Punkte-Plan“ vor, an den sich alle halten müssen. „AI first“ lautete die Devise. Das Magazin „Medieninsider“ berichtete damals zuerst darüber.
„AI first“ bedeutet zum Beispiel, dass Journalisten zu Beginn einer Recherche immer erst eine KI befragen sollen, bevor sie eine Suchmaschine nutzen. Oder dass Artikel mindestens einmal von einer KI geprüft und „optimiert“ werden.
Kann das gut gehen? Schließlich zeigen KI-Modelle gerade bei solchen Aufgaben noch viele Schwächen. Was bedeutet das für die journalistischen Inhalte und die Abläufe in der Redaktion?
„Medieninsider“-Gründer Marvin Schade ist diese Woche zu Gast bei Holger Klein im Übermedien-Podcast und spricht darüber, wie der KI-Plan von Springer genau aussieht, woran er zweifelt, und wie KI den Journalismus verändert – mal davon abgesehen, dass sie viele Jobs kosten könnte.

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Jul 24, 2025 • 20min
Holger ruft an ... wegen Late Night
Friedrich Küppersbusch, ein bekannter Journalist und Medienunternehmer, reflektiert über die Absetzung von Stephen Colberts Late Night Show und deren politische Implikationen. Er diskutiert die finanzielle und politische Einflüsse, die zur Entscheidung geführt haben könnten. Außerdem thematisiert er den Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Late-Night-Shows, wobei er die politische Einseitigkeit in den USA als problematisch empfindet. Küppersbusch beleuchtet auch die Herausforderungen, die das Fernsehen in der politischen Kommunikation meistern muss.

Jul 17, 2025 • 29min
Holger ruft an ... wegen Medien und Kampagnen
Ingrid Brodnig, Buchautorin und Kolumnistin bei „Der Standard“, spricht über die Verantwortung der Medien im Fall der Richterkandidatin Frauke Brösius-Gersdorf, die Ziel von Desinformation wurde. Sie thematisiert, wie Medien in die Falle rechtsradikaler Kampagnen tappen können und die Gefahren fehlerhafter Berichterstattung. Zudem wird untersucht, wie Frauen im Journalismus ungerechtfertigte Vorwürfe erleiden und welche Rolle Qualitätskontrolle und Weiterbildung für Journalisten spielen sollten, um solchen Herausforderungen zu begegnen.

Jul 11, 2025 • 30min
Holger ruft an ... wegen KI und Medien
Sebastian Esser, Journalist und Geschäftsführer der Mitgliedschaftsplattform Steady, diskutiert die Bedrohung, die KI für unabhängige Medien darstellt. Er warnt, dass KIs Inhalte nutzen, ohne dass Medien davon profitieren, was deren Reichweite gefährdet. Esser spricht auch über die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung, damit Medien nicht zur Content-Lieferanten für große Plattformen werden. Zudem beleuchtet er Wege zur Stärkung kleinerer Publikationen im Kontext einer sozialen Medienlandschaft.

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Jun 26, 2025 • 18min
Holger ruft an ... wegen Iran
Parniean Soufiani, Redakteurin beim WDR und Host des Cosmo-Podcasts „Iran im Herzen“, bringt ihre Expertise in die Diskussion ein. Sie thematisiert, wie Persönliche Schicksale der Menschen im Iran und die iranischen Community in Deutschland oft zu kurz kommen. Soufiani betont die Wichtigkeit einer differenzierten Berichterstattung und das Teilen menschlicher Geschichten. Zudem wird die evolutionäre Natur der iranischen Revolution und die sprachlichen Nuancen im Umgang mit dem Iran behandelt, um Missverständnisse zu vermeiden.

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Jun 20, 2025 • 25min
Holger ruft an wegen ... Nachrichtenvermeidung
Julia Behre, Medienwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Medienforschung, analysiert die Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Reports 2025. 71 Prozent der Deutschen meiden Nachrichten; die Gründe sind vielfältig, darunter negative Emotionen und Themenverdrossenheit. Sie beleuchtet das Vertrauen in Nachrichten und das Wachsen skeptischer Haltungen gegenüber KI-generierten Inhalten. Der Einfluss von Corona auf die Nachrichtenvermeidung sowie die Herausforderungen für Journalismus im digitalen Zeitalter werden ebenfalls thematisiert.