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Gradmesser

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Dec 9, 2022 • 27min

Wie die fossile Lobby internationalen Klimaschutz torpediert

Unerwartetes Comeback: Öl- und Gasunternehmen machen 2022 Milliardengewinne, auf der Weltklimakonferenz waren mehr Lobbyisten als je zuvor. Dick im Geschäft: Saudi Arabien. Die zwanzig größten Öl- und Gasunternehmen der Welt, darunter Gazprom, BP, Shell oder Exxon, sind laut Climate Accountability Institute für ein Drittel der menschengemachten Treibhausgasemissionen seit 1965 verantwortlich. Damit tragen die Öl-Multis eine große Verantwortung an der Klimakrise, zugleich beschert ihnen 2022 exorbitante Gewinne. Denn seit Russlands Angriff auf die Ukraine sind vor allem die Gaspreise in unerwartete Höhen geschnellt. Die US-Unternehmen Chevron und ExxonMobile beispielsweise kommen im jüngsten Berichtsquartal auf einen Gewinn von 30 Milliarden Dollar, also 14 Millionen Dollar pro Stunde. Damit sich das Klima nicht weiter erhitzt, dürften laut Internationaler Energieagentur die großen Öl- und Gasmultis in keine neuen Ölquellen oder Gasfelder investieren. Doch stattdessen sind selbst auf der vergangenen Weltklimakonferenz in Ägypten neue fossile Deals abgeschlossen worden. Dass es ein künftiger Ausstieg aus Öl und Erdgas nicht in die Abschlusserklärung der Konferenz geschafft hat, liegt vor allem an Saudi Arabien. Nach einer Auswertung der Organisation Global Witness und des Corporate Europe Observatory waren bei der Weltklimakonferenz in Ägypten 636 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert, ein Viertel mehr als beim der Vorjahreskonferenz in Glasgow. 200 von ihnen waren sogar Teil der offiziellen Länderdelegationen. David Ryfisch von Germanwatch sagt in dieser Gradmesser-Folge, ob die fossile Lobby gerade den internationalen Klimaschutz kapert (ab ca. Min. 6:00). Vorher erklärt Sinan Recber vom Tagesspiegel Background Energie und Klima, warum die Nachfrage nach Öl und Gas trotz des derzeitigen Höhenfluges bald zurückgehen könnte (ab ca. Min. 2:10). Und am Ende der Folge sagt Caspar Schwietering vom Tagesspiegel Background Verkehr und Smart Mobility, welcher Totalschaden sich gerade in der deutschen Verkehrspolitik abzeichnet (ab ca. Min. 24:00). An dieser Stelle gibt es jetzt Werbung in eigener Sache: Wir haben den Tagesspiegel verdoppelt, beziehungsweise aus einer Zeitung zwei gemacht. Wer jetzt neugierig ist und sich das selbst ansehen möchte: Hier geht es zum Probe-Abo, und zwar 40 Tage gratis. Fragen, Anregungen oder Kritik am „Gradmesser“ schickt gerne an gradmesser@tagesspiegel.de. Wir freuen uns darauf.
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Dec 2, 2022 • 28min

Artenschutz und Klimakrise: Wie wir zweimal die Welt retten

Tiere, Pflanzen, Pilze – immer mehr Arten sterben aus. Die Biodiversitätskrise ist so bedrohlich wie die Klimakrise. Was gegen beide hilft und warum jetzt eine gute Zeit ist zu handeln. Die Klimakrise erkennen inzwischen die meisten Menschen an. Weniger dagegen wissen von der Biodiversitätskrise und dass aktuell das nächste große Massenaussterben nach dem Verschwinden der Dinosaurier ablaufen könnte. Dabei ist es für die Menschen existenziell wichtig, dass es der Natur gut geht. Die Biologin Katrin Böhning-Gaese sagt im Podcast, warum Klima- und Biodiversitätskrise zusammengehören, wieso in Deutschland vor allem Vögel und Insekten verschwinden, und ob die UN-Biodiversitätskonferenz im Dezember in Kanada den Wendepunkt für den weltweiten Artenschutz bringen wird (ca. ab Min. 5:10). Zuvor verhilft Tagesspiegel Head of Audio Eva Köhler zu Grundlagenwissen über die Konferenz in Kanada (ca. ab Min. 2:00), und zum Ende der Folge sagen internationale Umweltaktivist:innen wie Ruth Davis, warum sie vor der Konferenz verhalten optimistisch sind (ca. ab Min. 25:00). Das Bundesamt für Naturschutz gibt in Deutschland die sogenannten roten Listen heraus. Darauf stehen die Tiere, Pflanzen und Pilze, die hierzulande vom Aussterben bedroht sind. Der allgemeine Trend: Tiere und Pflanzen in Deutschland leiden, genauso wie die Biodiversität weltweit. Mindestens eine Million Arten von acht ist vom Aussterben bedroht, sagt der Weltbiodiversitätsrat. Um dagegen vorzugehen, treffen sich vom 7. bis 19. Dezember Vertreter von 196 Staaten zur fünfzehnten UN-Biodiversitätskonferenz in Montréal in Kanada. Dort soll für den Artenschutz das erreicht werden, was in Paris vor sieben Jahren für den Klimaschutz geglückt ist. Ein neues Abkommen zum weltweiten Artenschutz soll beschlossen werden mit dem Ziel, das Artensterben bis 2030 zu stoppen und sogar zerstörte Natur zurückzugewinnen. Zentraler Punkt dabei: Je knapp ein Drittel aller Land- und Meerflächen sollen bis zum Jahr 2030 zu Naturschutzzonen werden. Aktuell ist es deutlich weniger: Nur acht Prozent der Meere und circa 15 Prozent der Landflächen sind bisher geschützt. Katrin Böhning-Gaese, die das „Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum“ in Frankfurt leitet, hält es für entscheidend, dass sich die Konferenz auf dieses Ziel einigt: „Die Biodiversität ist der Maschinenraum unserer Ökosysteme. Wir sind darauf angewiesen, dass sie funktionieren: Für unser Essen, unser Wasser, Medikamente, Baustoffe – um nur ein paar Dinge zu nennen.“ Und noch etwas in eigener Tagesspiegel-Sache: Wir haben als Redaktion quasi die Zeitung neu erfunden, beziehungsweise verdoppelt. Wer wissen möchte, wie das aussieht, kann an unserer Podcast-Umfrage hier teilnehmen. Alle, die mitmachen, bekommen den Tagesspiegel sechs Wochen digital und kostenlos. Für Kritik, Fragen und Anregungen erreicht Ihr den Gradmesser unter gradmesser@tagesspiegel.de. Wir freuen uns, von Euch zu hören. Und wenn Ihr neugierig auf andere Tagesspiegel-Podcasts seid, findet Ihr sie hier.
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Nov 25, 2022 • 32min

Rohstoffe für die Energiewende werden knapp - und was helfen kann

Nickel, Lithium, Seltene Erden: Sie sind essentiell für Windräder, Solarpaneele, E-Autos. Der Bedarf steigt, ebenso wie die Abhängigkeit von China. So muss jetzt umgedacht werden.. Deutschland will 2045 klimaneutral werden, schon bis 2030 sollen bereits 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien kommen. Um diese sehr ehrgeizigen Ziele zu erreichen, braucht es jetzt sehr schnell sehr viel mehr Windkraftanlagen, Solarparks oder E-Autos. Und es braucht riesige Mengen an Rohstoffen wie Lithium, Seltene Erden, Silizium und andere, die wir aktuell zum allergrößten Teil aus China importieren. Wie wir in diese Abhängigkeit gestolpert sind, und warum wir in Deutschland nicht selbst Metalle abbauen, darum geht es in dieser Gradmesser-Folge mit Henning Wilts vom Wuppertal Institut. Der Leiter der Abteilung für Kreislaufwirtschaft sagt aber auch, was für Alternativen es zu immer mehr Bergbau gibt, die auch noch sehr viel klimafreundlicher sind (ca. ab Min. 4:20). Einige Unternehmen haben in Deutschland inzwischen das Recycling aus ganz handfesten, wirtschaftlichen Gründen für sich entdeckt. Die Niederlande wiederum sind Deutschland hier insgesamt um etwas zehn Jahre voraus, wie und warum, auch das erklärt Henning Wilts. Vor dem Gespräch mit Wilts erklärt Eva Köhler, welche Metalle besonders wichtig für die Energiewende sind, wofür sie eingesetzt werden und woher sie kommen. Spätestens dann wird klar, warum unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein echtes China-Problem sieht (ca. ab Min. 2:10). Zum Abschluss der Folge schaut Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt vorbei und hat große Neuigkeiten mit dabei. Denn am 29.11. verändert sich einiges beim Tagesspiegel. Wer das selbst sehen will, nimmt einfach hier an unserer Podcast-Umfrage teil. Alle die mitmachen, erhalten sechs Wochen lang den Tagesspiegel digital und kostenlos (ca. ab Min. 27:40). Fragen, Anregungen oder Kritik schickt gerne an gradmesser@tagesspiegel.de. Wir freuen uns darauf.
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Nov 18, 2022 • 32min

Fußball-WM in Katar: Das Märchen vom klimaneutralen Turnier

Katar hatte eine CO2-neutrale Weltmeisterschaft angekündigt, trotz riesiger neuer Stadien und täglicher Fan-Flüge. Die Praxis ist jetzt weniger grün, Fifa-Chef Infantino stört das nicht. Fifa-Chef Gianni Infantino hat in Katar nicht nur die beste, sondern auch die erste klimaneutrale Fußballweltmeisterschaft versprochen. In dem Land, das mit rund 34 Tonnen im Jahr den mit Abstand höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf weltweit hat. Wie Klimaneutralität da gehen soll – und ob es überhaupt möglich ist, darum geht es im Gespräch mit Islamwissenschaftler Tobias Zumbrägel vom Carpo-Institut (ca. ab Min. 6:50). Vorher sagt Inga Hofmann aus der Tagesspiegel-Sportredaktion, warum Katar trotz heftiger Kritik die WM im Jahr 2010 überhaupt zugesprochen worden ist (ca ab Min. 1:30). Am Ende der Folge berichtet Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background Energie und Klima von den wichtigsten Entwicklungen und Erkenntnissen von der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich in Ägypten (ca. ab Min. 28). Katar, in dem gerade mal 300.000 Kataris leben und noch einmal etwa zwei Millionen ausländische Arbeitende, hat für die WM acht riesige neue Fußballstadien bauen lassen. Allein für die WM-Infrastruktur habe man mehr als 200 Milliarden Dollar ausgegeben, wird verkündet. Das Emirat und die Fifa selbst gehen davon aus, dass durch das Turnier insgesamt 3,6 Millionen Tonnen CO2 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen werden. Das ist mehr als manche Länder in Afrika in einem ganzen Jahr ausstoßen. Doch angesichts der massiven Baumaßnahmen erscheint die Zahl immer noch zu niedrig, was inzwischen auch unabhängige Untersuchungen bestätigen. Denn Katar und die Fifa haben die ohnehin sehr hohen Emissionen buchhalterisch schöngerechnet, der eigentliche Betrag ist mindestens sechs Mal höher. So ignoriert Katar zum Beispiel die täglichen rund 160 Shuttle-Fan-Flüge aus den Nachbarländern ignoriert. Außerdem strecken das Emirat und die Fifa Emissionen, die beim Bau und Betrieb der Stadien entstehen, auf 60 Jahre Laufzeit und nehmen dann nur 70 Tage davon in ihre WM-Bilanz auf. Warum dann auch die angekündigte Kompensation der CO2-Emissionen nicht hält was sie verspricht, auch das erklärt Tobias Zumbrägel. Obwohl Katar inzwischen selbst die Folgen der Klimakrise deutlich spürt, setzt das Land weiter voll auf Erdgas. Kritik aus Deutschland daran ist angesichts der Einkaufstour der Bundesregierung in die Golfstaaten auf der Suche nach Flüssiggas allerdings etwas wohlfeil. Und noch eine Bitte des Audio-Teams des Tagesspiegels: Wir wollen noch besser verstehen, warum und wie Ihr Podcasts hört, welche Tagesspiegel-Podcasts Ihr kennt, und wie wir sie noch besser machen können. Dazu gibt es hier eine Umfrage. Alle die mitmachen, bekommen sechs Wochen lang den Tagesspiegel digital und kostenlos. Fragen, Kritik oder Anregungen schickt gerne an gradmesser@tagesspiegel.de.
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Nov 11, 2022 • 32min

Warum Rechtsextremisten gegen Klimaschutz hetzen

Propaganda mit dem Blackout und Hass auf die Grünen: Wo sich Rechtsextreme und Libertäre zusammenschließen. Und die CDU ein Orientierungsproblem hat. Schon vor drei Jahren hatte der damalige AfD-Chef Alexander Gauland den Kampf gegen den Klimaschutz als eines der Hauptthemen der Partei ausgemacht. Aber dann kam Corona und die Rechtsextremisten hatten ein anderes Thema. Doch jetzt, wegen Russlands Angriff auf die Ukraine, Gasmangel und vor allem wegen der notwendigen Energiewende ist auch der Klimaschutz wieder im Fokus, vor allem in Ostdeutschland organisieren Radikal sogenannte Energieproteste. Deshalb geht es in dieser Gradmesser-Folge um die Frage: Was haben Rechtsextremisten eigentlich gegen Klimaschutz? Matthias Quent, Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, forscht seit Jahren zu Rechtsextremismus und beschäftigt sich jetzt zusammen mit Christoph Richter und Axel Salheiser in dem Buch „Klimarassismus. Der Kampf der Rechten gegen die Ökologische Wende“ damit, wie Demokratie und Klimaschutz zusammenhängen. (ca. ab Min. 6:10) Im Podcast analysiert Matthias Quent die Beweggründe, weshalb es zwar einerseits sogar Öko-Faschisten, die Mehrheit der Rechtsextremen leugnet entweder den Klimawandel komplett oder bezweifelt zumindest, dass man irgendetwas dagegen tun kann oder sollte. Ein entscheidender Grund dafür: Klimaschutz bedeutet auch, eigene Verhaltensweisen und Privilegien zu überdenken, und in letzter Konsequenz oft auch zu ändern. Hier funktioniert der Anschluss mit den Rechtslibertären, die aus wirtschaftlichen Interessen jegliche ausgleichende Gerechtigkeit oder Regulierung durch den Staat ablehnen. Die Verbindung von Rassisten und rechtslibertären Wirtschaftseliten hat im Trumpismus der USA einen vorläufigen Höhepunkt erreicht - dem Mutterland der Klimaawandelleugner. Das Potenzial für Rechtsextreme und Rechtslibertäre ist in Deutschland kleiner als in den USA. Quent zeigt, wo dennoch beispielsweise die CDU gerade Gefahr läuft, einem radikalen Populismus in der Klimafrage nachzugehen und wo die Hetze gegen die Grünen fast schon radikale Züge trägt. Nach dem Gespräch mit Matthias Quent berichtet Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background von der Weltklimakonferenz sowie über die Menschenrechtslage in Ägypten. (ca. ab Min. 26:10) Zu Beginn aber schaut Moritz Hohmann, ebenfalls vom Tagesspiegel Background Energie und Klima, erstmal auf die sogenannten Energieproteste. Moritz erklärt, wer dort auf die Straße geht. Außerdem weiß er, wie realistisch das Szenario eines Blackouts ist, vor dem dort regelmäßig gewarnt wird. Hier ein Spoiler: sehr, sehr unwahrscheinlich. (ca. ab Min. 1:15) Und noch eine Bitte des Audio-Teams des Tagesspiegels: Wir wollen noch besser verstehen, warum und wie Ihr Podcasts hört, welche Tagesspiegel-Podcasts Ihr kennt, und wie wir sie noch besser machen können. Dazu gibt es hier eine Umfrage. Alle die mitmachen, bekommen sechs Wochen lang den Tagesspiegel digital und kostenlos. Fragen, Kritik oder Anregungen schickt gerne an gradmesser@tagesspiegel.de. Wir freuen uns, von Euch zu hören.
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Oct 20, 2022 • 31min

Wozu braucht es noch die Weltklimakonferenz?

Klimaschutz steht international gerade nicht ganz oben auf der Agenda. Beim Klimagipfel, der COP27, kommt es in Ägypten zum Schwur: Halten reiche Staaten wie Deutschland ihre Versprechen? Nach dieser Folge macht der Gradmesser zwei Wochen Pause und erscheint das nächste mal wieder am Freitag, den 11. November. Ein „Moment der Wahrheit“ wird die Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh, davon geht Lutz Weischer von „Germanwatch“ aus. Wenn ab dem 6. November für zwei Wochen die Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention zu ihrem jährlichen Gipfel zusammenkommen, wird sich zeigen, was die Versprechen der vergangenen COP in Glasgow wirklich Wert waren. (ab ca. 7:00 Min.) Wie ernst die Staaten es meinen mit dem Ausstieg aus Kohle, sowie aus Öl und Erdgas, ob die reichen Staaten mit den hohen CO2-Emissionen tatsächlich die ärmsten Länder, die am meisten unter der Klimakrise leiden, jetzt endlich mit den versprochenen Geldern unterstützen, das sind zwei der wichtigen Fragen, auf die es jetzt Antworten geben muss, betont der politische Leiter der Umwelt- und Entwicklungsorganisation im ausführlichen Podcast-Gespräch. Zwar dürfe man die Wirkung der Weltklimakonferenz auch nicht überschätzen, sagt Weischer. Aber: „Da schaut die ganze Welt hin und erfährt: Wie weit sind wir auf dem Weg zu den Pariser Klimazielen gekommen“. Dieses Pariser Klimaabkommen übrigens, in dem sich die Staaten der Welt darauf verständigt haben, gemeinsam die durchschnittliche Erderwärmung auf mindestens deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung zu beschränken, am besten aber nicht über 1,5-Grad steigen zu lassen, wurde auf der COP21 in Paris beschlossen. Wie das Abkommen funktioniert, erklärt Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background Energie und Klima. (ab ca. 1:40 Min.) Allerdings haben Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und die auch von Deutschland jetzt hektisch betriebene Suche nach alternativen fossilen Energiequellen große Unsicherheiten ausgelöst, ob der Weg in Richtung Erneuerbare Energien weg von den Fossilen tatsächlich künftig so konsequent beschritten werden wird. Auch das muss auf der COP27 geklärt werden, sagt Weischer. Denn gerade sieht es so aus, als ob zum Beispiel Kanzler Olaf Scholz, anders als in Glasgow versprochen, künftig doch wieder in die Erschließung von Erdgasquellen im Ausland investieren lassen will. Und da geht es vor allem um Vertrauen, das gerade die reichen Staaten in den vergangenen Jahren massiv verspielt haben. In Paris wurde nämlich auch beschlossen, dass die ärmsten Länder der Welt ab 2020 mit jeweils 100 Milliarden Dollar jährlich beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden sollen. Doch dieses Geld bekommen sie bisher nicht, beziehungsweise deutlich weniger. Gar kein Geld gibt es bisher für die Schäden, die durch die Folgen der Klimakrise entstehen, und die zum Beispiel im Zuge der katastrophalen Dürre am Horn von Afrika inzwischen Millionen Menschenleben bedrohen. „Die Staats- und Regierungschefs könnten die COP27 nutzen, das zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen, indem sie endlich aufhören zu reden und handeln, sagt die kenianische Klimaaktivistin Elizabeth Wathuti. (ab ca. 28:00 Min.) Manchmal, sagt sie, hat sie den Eindruck, dass die Europäer noch nicht so richtig verstehen, wie existenziell die Klimakrise ist. Schreiben könnt Ihr uns auch, und zwar an gradmesser@tagesspiegel.de. Wir freuen uns darauf.
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Oct 13, 2022 • 27min

Was die Wissenschaft besser machen kann

Was gegen die Klimakrise zu tun ist, ist bekannt. Warum passiert trotzdem nicht genug? Das wollten viele Menschen in diesem Wissenschaftsjahr wissen. Eine Expertin antwortet. „Warum wissen wir so viel über den Klimawandel, und trotzdem wird immer noch nicht genügend dagegen getan?“ Das treibt offensichtlich viele Menschen um. Denn so oder etwas anders formuliert haben diese Frage viele Bürgerinnen und Bürger im Wissenschaftsjahr 2022 an das Bundesforschungsministerium gerichtet. Stefanie Molthagen-Schnöring ist Co-Vorsitzende des „Science Panels“, bei dem die Fragen eingingen. Die Vizepräsidentin der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin spricht im Podcast darüber, warum Faktenwissen allein noch nicht zum Handeln führt, was es braucht, um aktiv zu werden, und was vor allem die Wissenschaft hier noch besser machen kann. Das Haus von FDP-Ministerin Bettina Stark-Watzinger wollte wissen, welche Fragen den Menschen auf den Nägeln brennen, und zwar zu jedem möglichen Thema. Am Ende ging es bei vielen der insgesamt rund 14.000 Einsendungen um den Klimawandel, Folgen der Erderhitzung, und wie damit umgegangen werden soll. Molthagen-Schnöring, die zu gesellschaftspolitischer Kommunikation und Wissenschaftskommunikation forscht, freut sich vor allem darüber, dass die Klimakrise nicht angezweifelt wird, und die Menschen vor allem wissen wollen, wie dagegen vorgegangen werden kann. Im Podcast-Gespräch geht es außerdem um aktuelle Krisen, die vorausschauendes Handeln erschweren, um Populismus und Klimaschutz, um positive Erzählungen, von denen die Wissenschaft gerne mehr liefern kann. Und darum, was jetzt mit den ganzen Fragen der Bürgerinnen und Bürger passiert. Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger an die Wissenschaft kann man hier nachlesen. Und hier geht es zum „World Nuclear Industry Status Report 2022“. Denn beim Thema Kernkraft stellen sich hierzulande ja auch gerade eine ganze Menge Fragen. Wenn Ihr Fragen an den Gradmesser habt, schreibt gerne an gradmesser@tagesspiegel.de. Wir freuen uns darauf!
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Oct 6, 2022 • 32min

Wie klimafreundlich ist „grünes“ Investieren?

Geld anlegen und dabei das Klima retten – klingt super, ist in der Praxis komplizierter. Klar ist aber: Die Finanzmärkte sind entscheidend für den Umbau der Wirtschaft. Finanzinvestoren haben den Ruf, vor allem auf Rendite ohne Rücksicht auf Verluste und ethische Prinzipien zu setzen. Trotzdem schießen seit einiger Zeit sogenannte „grüne“ Fonds wie Pilze aus dem Boden, und Unternehmen präsentieren sich so nachhaltig wie möglich. Nicht, weil auf den Finanzmärkten der Philanthropismus ausgebrochen ist. Sondern weil die Politik, besonders die EU-Kommission mit dem Green Deal, klargemacht hat: Wir meinen es ernst mit dem Erreichen der Pariser Klimaziele. Davon ist Christian Klein überzeugt. Christian Klein ist Professor für Sustainable Finance, für nachhaltige Finanzwirtschaft an der Uni Kassel. Im Podcast sagt er, warum es nicht die Aufgabe der Finanzmärkte ist, die Welt zu retten, warum sie aber entscheidend sind für den Umbau der Wirtschaft hin zu Klima- und Umweltschutz. Die Geldmengen, die dafür notwendig sind, können die Staaten nicht alleine aufbringen, dazu braucht es private Investitionen. Warum er deshalb „ein großer Fan der EU-Taxonomie“ ist, sagt Klein auch, und erklärt, was neben der umstrittenen politischen Entscheidung für Kernenergie und Erdgas noch in dem neuen Steuerungsinstrument steckt. Wichtig ist Klein: „Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein Prozess.“ In der Tat ist Nachhaltigkeit noch nicht einmal konkret definiert, die Ratingagenturen legen die Kriterien für ihre Einordnungen selbst fest. Und das führt dann einerseits dazu, dass zum Beispiel auch Unternehmen wie Nestlé und BMW in nachhaltigen Fonds gelistet sind und nicht nur Hersteller von Windkraftanlagen. Sondern andererseits hat es auch zur Folge, das manche Ratingagenturen ein Unternehmen als nachhaltig bewerten, während andere das genau andersherum sehen. Warum nachhaltiges Investieren also in der Praxis kompliziert ist, bereits die Wahl der Bank für das Girokonto schon etwas beeinflusst und er optimistisch in die Zukunft blickt, auch das sagt Christian Klein. Vorher erklärt Ute Koczy von der NGO „Urgewald“, warum es ein Problem ist, dass Weltbank-Chef David Malpass offenbar den menschengemachten Klimawandel leugnet. Und sie sagt, wie die Weltbank trotz gegenteiliger Ankündigungen weiter indirekt die Erschließung fossiler Energiequellen wie Öl und Gas massiv in den sich entwickelnden Ländern fördert. Wer selbst sich selbst unverbindlich und möglichst unabhängig über nachhaltige Investitionsmöglichketen informieren will, kann zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale ein persönliches Finanz-Beratungsgespräch vereinbaren. Die Reihe „Finanztest“ der Stiftung Warentest beschäftigt sich regelmäßig mit grünen Geldanalgen, hier lassen sich die entsprechenden Ausgaben bestellen. Banken wie die Umweltbank, die GLS, die Triodos Bank konzentrieren sich bewusst auf nachhaltiges Investment. Wie gut die eigene aktuelle Bank arbeitet, könnte der Fair-Finance-Guide-Deutschland zeigen, der 18 deutsche Banken und Sparkassen auf ihre sozialen und ökologischen Selbstverpflichtungen hin untersucht. Spannend für einen Einstieg ins Thema ist auch die Website „Geld Bewegt“ der Verbraucherzentrale Bremen. Wir würden den Gradmesser gerne noch besser machen und vor allem erfahren, was Ihr davon haltet. Wir haben deshalb hier eine wirklich kurze Umfrage erstellt. Über Eure Teilnahme würden wir uns sehr freuen, für alle die mitmachen, gibt es als Dankeschön einen Monat gratis das E-Paper. Schreiben könnt Ihr uns an gradmesser@tagesspiegel.de, wir freuen uns, von Euch zu lesen.
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Sep 22, 2022 • 31min

Die Stadt der Zukunft - hoch und grün

Wie bleiben Städte in der Klimakrise lebenswert? Hochhäuser und viele kleine Parks sind ein Teil der Lösung, beim Wasser müssen wir ganz neu denken. In Deutschland und in der EU insgesamt leben mehr als drei Viertel aller Menschen in Städten. Weltweit sind Städte für etwa 80 Prozent des Energieverbrauchs und für über 70 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Städte müssen also einerseits an den Klimawandel angepasst werden, um viele Menschen vor dessen Folgen zu schützen, andererseits könnte in den Städten, sehr viel für den Klimaschutz getan werden. Wie die Stadt der Zukunft aussehen muss, darüber spricht Klimageograph Christoph Schneider im Gradmesser. (ca ab Min. 9) „Viele Anpassungsmaßnahmen“, so Schneider, der auch Vize-Präsident der Humboldt-Uni ist, „kommen auch dem Klimaschutz zugute“. Hier lasse sich in vielen Fällen eine „Win-Win-Situation“ schaffen. Schneider erklärt auch, warum sich unsere Städte ungleich stärker erhitzen als das Umland, und warum gerade die Hitze in der Nacht für geschwächte Menschen besonders gefährlich sein kann. Für das Stadtklima in Zeiten der Erderwärmung seien „viele kleine Parks entscheidend, die gut über die Stadt verteilt sind“, da so insgesamt die Stadt besser „ausgekühlt“ werden kann. Am besten erreicht man eine solche Stadtstruktur, in dem man nicht nachverdichtet, sondern möglichst hohe Häuser baut. Und zwar solche, die wenig Grundfläche verbrauchen, aber dann von Grün und Freiflächen umgeben sind. Für Berlin, sagt Schneider, wäre es zum Beispiel besser „Häuser mit zwölf bis 20 Stockwerken hochzuziehen, als nur mit sechs“. Warum langfristig unsere Städte zu Schwammstädten umgebaut werden müssen mit Versickerungsflächen neben den Straßen, entsiegelten Freiflächen, wo das Wasser langsam versickern kann, statt in der Kanalisation abzufließen, sagt Schneider auch. Dass es für alles diese Maßnahmen Platz braucht, ist völlig klar. Autos deshalb völlig aus der Innenstadt zu verbannen, hält Schneider aber nicht „für des Rätsels Lösung“. Allerdings müsse künftig mit dem „wertvollen Raum in unseren Innenstädten sehr viel ökonomischer umgegangen werden“. Eine Maßnahme in dem Zusammenhang wäre, dass das Parken sehr viel teurer wird, auch für Anwohner:innen. Generell sagt der Klimageograph, auch im Blick auf Erfahrungen in Städten wie Amsterdam oder Kopenhagen, müsse beim Stadtumbau „auch einfach mal gemacht werden“. Wie das ganz unterschiedlich funktionieren kann, dazu kennt sich Christian Latz aus der Tagesspiegel Berlin-Redaktion aus. (ca ab Min. 1:30) Er hat zusammen mit Anna Thewalt und Julius Betschka die Bürgermeisterinnen Anne Hidalgo und Franziska Giffey zum Doppelinterview getroffen. Und während Hidalgo die Klimakrise als wichtigste Herausforderung der Stadtplanung begreift, hat die Regierende dazu eine andere Auffassung. Das Interview können Sie hier lesen (€). Wir würden den Gradmesser gerne noch besser machen und vor allem erfahren, was Ihr davon haltet, was wir hier so treiben. Wir haben deshalb hier eine wirklich kurze Umfrage erstellt. Über Eure Teilnahme würden wir uns sehr freuen, für alle die mitmachen, gibt es als Dankeschön einen Monat gratis das E-Paper. Schreiben könnt Ihr uns an gradmesser@tagesspiegel.de, wir freuen uns, von Euch zu lesen.
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Sep 15, 2022 • 33min

Vom Bauernhof zur Klimawirtschaft

Verstolpert die Ampel den Klimaschutz in der Landwirtschaft? Wo die FDP blockiert, was Landwirte tun wollen, und wie viel CO2 eingespart werden kann, das und mehr in dieser Folge.. Was hat Tierwohl mit Klimaschutz zu tun? Sehr viel, sagt Harald Grethe. Eine veränderte Tierhaltung ist einer der beiden großen Hebel, über die in der Landwirtschaft in Deutschland künftig potenziell viel Kohlenstoffdioxid eingespart werden kann. Auch deshalb ist der Agrarwissenschaftler und Co-Leiter des neuen Thinktanks Agora Agrar enttäuscht darüber, dass die Ampel, so wie ihre Vorgängerregierungen, sich jetzt verhakt hat beim Einführen eines Tierwohllabels. Der Frust darüber in der sogenannten Borchert-Kommission, die schon für die frühere CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner Empfehlungen erarbeitet hat, ist sogar so groß, dass sie jetzt erstmal ihre Arbeit ausgesetzt hat. Und, das ist ein ziemlich einzigartiger Vorgang, mit konkretem Verweis auf die blockierende Haltung der Freien Demokraten, die im Moment keines der beiden vorgeschlagenen Modelle der Finanzierung akzeptieren wollen. Dass die Landwirt:innen Geld für die Umstellung bekommen und das dauerhaft, diese Prämien sind zentraler Baustein der Tierwohlstrategie. Finde man dafür keinen Weg, „funktioniert der ganze Umbau der Nutztierhaltung nicht“, sagt Grethe. „Wenn die Politik sich nicht einigt, das auch zu finanzieren, wäre es letztlich ehrlicher, auch wenn das tragisch wäre, zu sagen: Wir machen das nicht. Und vor dieser Entscheidung steht die Ampelkoalition jetzt.“ Der zweite große Hebel, über den etwa sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen insgesamt gestoppt werden könnte, ist die Wiedervernässung der Moore. Kein anderes Land in Europa hat so viel Moore trockengelegt wie Deutschland, und aus diesen Böden steigt jetzt kontinuierlich CO2 in die Atmosphäre. Doch einfach nur „wieder nass machen“ ist gar nicht so einfach, denn das Land wird jetzt von Bauern und Bäuerinnen bewirtschaftet. Welche neuen Anbaumethoden es gibt, wie Flächen für Photovoltaik genutzt werden können, auch darüber spricht Grethe im Podcast. Außerdem in dieser Gradmesser-Folge: Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background Energie und Klima erklärt, warum eine Mehrheit im EU-Parlament jetzt die EU-Waldstrategie 2030 der Europäischen Kommission wieder aufgeweicht hat. Die Forstwirtschafts-Lobby hat sich hier durchgesetzt, sehr zum Ärger von Umweltschützern und Grünen. Und Michael Kühn von der Welthungerhilfe sowie Klimawissenschaftlerin Friederike Otto schauen auf Pakistan. Dort haben extreme Regenfälle und Flut ein Drittel des Landes unter Wasser gesetzt und Millionen von Menschen zu heimatlosen im eigenen Land gemacht. Physikerin Otto hat zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen in der „World Weather Attribution Initiative” in einer Studie untersucht, wie stark der Einfluss des Klimawandels auf die Ereignisse in Pakistan war. Wir würden den Gradmesser gerne noch besser machen und vor allem erfahren, was Ihr von unserer Arbeit haltet. Wir haben deshalb hier eine wirklich kurze Umfrage erstellt. Über Eure Teilnahme würden wir uns sehr freuen, für alle die mitmachen, gibt es als Dankeschön einen Monat gratis das E-Paper. Schreiben könnt Ihr uns an gradmesser@tagesspiegel.de, wir freuen uns, von Euch zu lesen.

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