Geld anlegen und dabei das Klima retten – klingt super, ist in der Praxis komplizierter. Klar ist aber: Die Finanzmärkte sind entscheidend für den Umbau der Wirtschaft.
- Finanzinvestoren haben den Ruf, vor allem auf Rendite ohne Rücksicht auf Verluste und ethische Prinzipien zu setzen. Trotzdem schießen seit einiger Zeit sogenannte „grüne“ Fonds wie Pilze aus dem Boden, und Unternehmen präsentieren sich so nachhaltig wie möglich. Nicht, weil auf den Finanzmärkten der Philanthropismus ausgebrochen ist. Sondern weil die Politik, besonders die EU-Kommission mit dem Green Deal, klargemacht hat: Wir meinen es ernst mit dem Erreichen der Pariser Klimaziele. Davon ist Christian Klein überzeugt.
- Christian Klein ist Professor für Sustainable Finance, für nachhaltige Finanzwirtschaft an der Uni Kassel. Im Podcast sagt er, warum es nicht die Aufgabe der Finanzmärkte ist, die Welt zu retten, warum sie aber entscheidend sind für den Umbau der Wirtschaft hin zu Klima- und Umweltschutz.
- Die Geldmengen, die dafür notwendig sind, können die Staaten nicht alleine aufbringen, dazu braucht es private Investitionen. Warum er deshalb „ein großer Fan der EU-Taxonomie“ ist, sagt Klein auch, und erklärt, was neben der umstrittenen politischen Entscheidung für Kernenergie und Erdgas noch in dem neuen Steuerungsinstrument steckt. Wichtig ist Klein: „Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein Prozess.“
- In der Tat ist Nachhaltigkeit noch nicht einmal konkret definiert, die Ratingagenturen legen die Kriterien für ihre Einordnungen selbst fest. Und das führt dann einerseits dazu, dass zum Beispiel auch Unternehmen wie Nestlé und BMW in nachhaltigen Fonds gelistet sind und nicht nur Hersteller von Windkraftanlagen. Sondern andererseits hat es auch zur Folge, das manche Ratingagenturen ein Unternehmen als nachhaltig bewerten, während andere das genau andersherum sehen.
- Warum nachhaltiges Investieren also in der Praxis kompliziert ist, bereits die Wahl der Bank für das Girokonto schon etwas beeinflusst und er optimistisch in die Zukunft blickt, auch das sagt Christian Klein.
- Vorher erklärt Ute Koczy von der NGO „Urgewald“, warum es ein Problem ist, dass Weltbank-Chef David Malpass offenbar den menschengemachten Klimawandel leugnet. Und sie sagt, wie die Weltbank trotz gegenteiliger Ankündigungen weiter indirekt die Erschließung fossiler Energiequellen wie Öl und Gas massiv in den sich entwickelnden Ländern fördert.
- Wer selbst sich selbst unverbindlich und möglichst unabhängig über nachhaltige Investitionsmöglichketen informieren will, kann zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale ein persönliches Finanz-Beratungsgespräch vereinbaren. Die Reihe „Finanztest“ der Stiftung Warentest beschäftigt sich regelmäßig mit grünen Geldanalgen, hier lassen sich die entsprechenden Ausgaben bestellen.
- Banken wie die Umweltbank, die GLS, die Triodos Bank konzentrieren sich bewusst auf nachhaltiges Investment. Wie gut die eigene aktuelle Bank arbeitet, könnte der Fair-Finance-Guide-Deutschland zeigen, der 18 deutsche Banken und Sparkassen auf ihre sozialen und ökologischen Selbstverpflichtungen hin untersucht. Spannend für einen Einstieg ins Thema ist auch die Website „Geld Bewegt“ der Verbraucherzentrale Bremen.
- Wir würden den Gradmesser gerne noch besser machen und vor allem erfahren, was Ihr davon haltet. Wir haben deshalb hier eine wirklich kurze Umfrage erstellt. Über Eure Teilnahme würden wir uns sehr freuen, für alle die mitmachen, gibt es als Dankeschön einen Monat gratis das E-Paper.
- Schreiben könnt Ihr uns an gradmesser@tagesspiegel.de, wir freuen uns, von Euch zu lesen.
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.