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Es war Oktober
Wolfgang und Stefan analysieren Friedrich Merz' Äußerungen zum "Stadtbild" und die daraus resultierende Rassismusdebatte. Außerdem erörtern sie die psychologischen und medialen Gründe für den Erfolg der AfD und befassen sich mit der prekären Lage der deutschen Wirtschaft sowie der Notwendigkeit einer neuen Industriepolitik.
00:01:44 Werbung: Märkte, Mächte, Emissionen mit Adam Tooze
In diesem Werbeblock empfehlen Stefan und Wolfgang den Podcast "Märkte, Mächte, Emissionen" der Heinrich-Böll-Stiftung, den sie als Fans des Wirtschaftshistorikers Adam Tooze selbst hören. Sie heben eine aktuelle Folge hervor, die sich mit Chinas Klimazielen und dem Solarboom in Pakistan beschäftigt.
00:00:56 Stadtbild Frankfurt
Wolfgang berichtet von seinen Beobachtungen in Frankfurt und widerspricht der These von Richard David Precht, dass die Gesellschaft von lauten, nach Aufmerksamkeit suchenden Individuen geprägt sei. Stattdessen beobachtet er den Modetrend des "Normcore", der auf Unauffälligkeit und Zurückhaltung setzt. Anschließend analysieren Wolfgang und Stefan die Äußerungen von Friedrich Merz zum "Stadtbild", die als rassistisch kritisiert wurden. Stefan beschreibt die schrittweise Eskalation der Debatte, von Merz' ursprünglicher Aussage über seinen Verweis auf die Sicherheit von Töchtern bis hin zu einer Demonstration von Frauen vor der CDU-Zentrale. Wolfgang ergänzt die Diskussion durch die Wiedergabe von Audio-Clips aus dem Internet, in denen Personen mit Migrationshintergrund Merz' Position unterstützen und eine härtere staatliche Gangart befürworten. Sie diskutieren, ob diese Haltung primär von Rassismus oder von einem zugrunde liegenden Sozialdarwinismus geprägt ist.
00:57:21 Erik Ahrens und Justus Bender erklären die AfD
Wolfgang und Stefan arbeiten anhand von Ausschnitten aus zwei verschiedenen Podcasts die Thesen von Erik Ahrens (ehemaliger AfD-Stratege) und Justus Bender (FAZ-Journalist) zum Erfolg der AfD heraus. Beide stellen fest, dass die Wähler der Partei von einem tiefen Pessimismus, Zukunftsangst und dem Gefühl der Orientierungslosigkeit geprägt sind, was Ahrens als "politisierte Depression" bezeichnet. Bender führt aus, dass diese Wähler einen starken Ordnungsdrang und eine hohe Empfänglichkeit für Ängste (Neurotizismus) aufweisen. Ahrens nutzt die Analogie des "Meeresgrunds", auf dem die AfD all jene auffängt, die aus der Gesellschaft herausfallen. Bender erklärt, dass die AfD in den sozialen Medien nicht durch strategische Brillanz, sondern durch Authentizität erfolgreich sei, da ihre Vertreter ihre Emotionen ungefiltert kommunizieren. Ahrens schlägt als Gegenstrategie vor, die AfD und ihre Anhänger nach deren eigenen sozialdarwinistischen Maßstäben als "Asoziale" und "gescheitert" zu konfrontieren.
02:39:15 Salon-Hinweise
Wolfgang und Stefan weisen auf den nächsten Salon hin. Dort werden sie das Buch "Zerstörungslust: Elemente des demokratischen Faschismus" von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey diskutieren. Wolfgang kündigt an, sich in diesem Rahmen auch mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der Debatte um eine mögliche Neuauszählung der Bundestagswahlstimmen zu beschäftigen.
02:42:39 Bert Rürup und Michael Hüther fragen nach Industriepolitik
Anhand von Ausschnitten aus dem Podcast "Handelsblatt Economic Challenges" diskutieren Wolfgang und Stefan die Analyse der Ökonomen Bert Rürup und Michael Hüther zur deutschen Wirtschaftslage. Diese konstatieren, dass sich Deutschland seit 2023 im dritten Rezessionsjahr in Folge befindet, was es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben habe. Gleichzeitig verzeichnen die DAX-Konzerne Rekordgewinne, was auf ihre Emanzipation vom nationalen Standort zurückzuführen sei, da sie ihre Gewinne überwiegend im Ausland erwirtschaften. Die Ökonomen diagnostizieren eine fortschreitende Deindustrialisierung in Deutschland, insbesondere in energieintensiven Branchen, da die großen Konzerne ihre Produktionsstätten verlagern und die heimischen Zulieferer zurückbleiben. Kritisiert wird auch das von Wirtschaftsministerin Kerstin Griese (CDU) beratene Gutachten zur "Wachstumsagenda", das die Realität der deutschen Wirtschaft ignoriere und auf eine veraltete Ordnungspolitik setze. Abschließend wird die geringe volkswirtschaftliche Rendite von Rüstungsausgaben im Vergleich zu Investitionen in Infrastruktur, Betreuung oder Bildung thematisiert.
04:06:56 Reichtum
Wolfgang und Stefan thematisieren Reichtum und die damit einhergehende Entkopplung von der Lebensrealität der meisten Menschen. Sie spielen Clips aus dem US-amerikanischen "All-In-Podcast" ein, in dem Milliardäre über ihre Erfahrungen in der First Class von Emirates sprechen und sich darüber beklagen, dass der Staat sich immer nur um die Probleme der Konsumenten, nicht aber um die der großen Fondsmanager kümmere. Dem gegenübergestellt werden Ausschnitte mit Bernie Sanders, der die Machtansprüche von Tech-Milliardären kritisiert, und Jabari Brisport, der die wachsende Kluft zwischen Lebenshaltungskosten und dem Vertrauen in die Demokratie in New York beschreibt. Richard David Precht schlägt bei Markus Lanz eine Mikrosteuer auf Finanztransaktionen als Umverteilungsinstrument vor. Abschließend plädiert Scott Galloway für eine radikale Umverteilung durch hohe Steuern auf Konzerne und Spitzenverdiener, um gesamtgesellschaftliche Aufgaben zu finanzieren.