Der Schlafmediziner Ingo Fietze sagt: "Schlechter Schlaf ist eine Erkrankung …"
Sep 18, 2018
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Ingo Fietze, ein renommierter Schlafmediziner und Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité, spricht über die steigende Bedeutung des Schlafs für die Gesundheit. Er erklärt, dass jeder Dritte in Deutschland unter Schlafstörungen leidet, vor allem junge Menschen. Stress ist oft der Auslöser. Fietze teilt seine persönlichen Einschlafrituale und betont die Rolle von Entspannung und Nickerchen. Zudem geht er auf die Herausforderungen der Schlafdiagnostik und die Optimierung von Schlaf für Spitzensportler ein.
Immer mehr jüngere Menschen leiden unter Schlafstörungen, was zeigt, dass frühzeitige Hilfe oft vernachlässigt wird.
Stress ist häufig eine Ursache für Schlafprobleme, aber auch andere Faktoren wie chronische Schmerzen müssen berücksichtigt werden.
Professor Vietze betont die Wichtigkeit eines natürlichen Schlafzyklus und empfiehlt, Rituale wie Kräutertee vor dem Schlafengehen zu etablieren.
Deep dives
Häufigkeit von Schlafproblemen
Immer mehr Menschen, darunter auch jüngere Personen, leiden unter Schlafstörungen. Diese Probleme treten oft erst nach Jahren des Leidens auf, was zeigt, dass viele Betroffene zu spät Hilfe suchen. Professor Vietze warnt, dass eine Schlafstörung chronisch wird, wenn sie länger als drei Monate anhält, und empfiehlt frühzeitige ärztliche Konsultation nach vier Wochen Schlafproblemen. Die meisten Patienten kommen heute nicht mehr in den typischen Altersgruppen, sondern bereits im Jugendalter, was ein alarmierendes Zeichen ist.
Ursachen von Schlafstörungen
Die Ursachen für Schlafstörungen sind vielschichtig, wobei Stress oft als Auslöser genannt wird. Professor Vietze betont jedoch, dass Stress nicht die einzige Ursache für Schlafprobleme ist, und viele Menschen mit Stress trotzdem gut schlafen. Stattdessen gibt es viele andere Faktoren, wie etwa chronische Schmerzen oder psychische Erkrankungen, die ebenfalls zu Schlafstörungen führen können. Diese Bedingungen müssen zuerst ausgeschlossen werden, um die spezifische Schlafstörung zu identifizieren und zu behandeln.
Mythen über Schlafoptimierung
Es gibt zahlreiche Missverständnisse hinsichtlich der Optimierung des Schlafs, und Professor Vietze erläutert, dass derzeit keine bewährten Methoden existieren, um den Schlaf zu optimieren. Er hebt hervor, dass der natürliche Schlafzyklus respektiert werden sollte und empfiehlt, vor 23 Uhr ins Bett zu gehen, um die Schlafqualität zu maximieren. Zudem erklärt er, dass Rituale wie das Trinken eines Kräutertees vor dem Schlafengehen hilfreich sein können. Letztlich ist es wichtig, den individuellen Schlafrhythmus zu finden und nicht zu versuchen, Schlaf durch äußere Hilfsmittel zu 'optimieren'.
Einfluss von Stress und Lebensstil
Der Einfluss von Stress auf die Schlafqualität ist ein zunehmendes Problem, das in einer sich schnell verändernden Lebenswelt immer größer wird. Arbeitsdruck, Lärm und Licht in Großstädten tragen dazu bei, dass Schlafstörungen zunehmen. Professor Vietze erwähnt, dass Schichtarbeit ebenfalls ein bedeutender Faktor ist, der die innere Uhr durcheinanderbringt und damit Einfluss auf die Schlafqualität hat. Trotz der zahlreichen Ursachen können viele Menschen keinen klaren Auslöser für ihre Schlafprobleme benennen.
Beruflicher Werdegang und Herausforderungen
Professor Vietze beschreibt seinen Weg in die Schlafmedizin, der von Gelegenheiten und Herausforderungen geprägt war. Er baute vor 30 Jahren das erste Schlaflabor in Deutschland auf und kämpfte gegen Widerstände, um dieses Fachgebiet zu etablieren. Seine ausgeprägte Hartnäckigkeit und das Engagement für die Schlafmedizin haben dazu geführt, dass das Thema heute breitere Aufmerksamkeit erhalten hat. Zudem fordert er eine intensivere Ausbildung und Forschung in der Schlafmedizin, um die steigende Anzahl der Betroffenen besser zu betreuen.
"… genauso wie ein Magengeschwür oder Krebs." Der 58-Jährige gründete vor knapp 30 Jahren das erste Schlaflabor. Heute leitet er an der Charité das Schlafmedizinische Zentrum und berät zum Beispiel die Tänzer des Staatsballetts Berlin beim Thema Schlaf. "Anfangs wurde ich mit meiner Arbeit nicht ernst genommen", sagt er im Podcast "Frisch an die Arbeit". Da war die Schlafmedizin noch ein Randgebiet in der Medizin. Das habe sich geändert: Jeder Zehnte in Deutschland leidet unter chronischen Schlafstörungen, jeder Dritte schläft nicht gut. Anders als früher seien heute viele seiner Patienten erst 20 Jahre alt. Der Auslöser dafür sei häufig Stress, sagt Fietze. Das kennt er selbst. Er sagt: "Wenn ich mein Arbeitspensum mit dem vergleiche, was ich vor 15 Jahren gemacht habe, dann habe ich damals gefaulenzt." Fietze sagt: "Eins meiner Vorhaben ist: mehr Entspannung." Dazu gehöre auch mehr Schlaf. Seine Einschlafrituale: Tiersendungen und eine Tasse Kräutertee. Wenn er tagsüber müde werde, mache er eben ein Nickerchen auf der Tastatur. Wenn man unbequem einschlafe, wache man nach ein paar Minuten ohnehin wieder auf und sei für die nächsten Stunden wieder fit.
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