Christa Lutum ist eine erfahrene Bäckermeisterin und Mitgründerin der Bio-Bäckerei Beumer & Lutum. Im Gespräch teilt sie die sinnlichen Aspekte des Brotbackens und erklärt die Unterschiede zwischen handwerklichem und industriellem Brot. Sie thematisiert ihre Herausforderungen als erste weibliche Obermeisterin der Berliner Bäcker-Innung und spricht über die Bedeutung von Mehlqualität und Erntebedingungen. Zudem reflektiert sie über ihre eigene Reise im Bäckerhandwerk und die Wertschätzung für gutes Brot.
Christa Lutum hebt hervor, dass der wertvolle Unterschied zwischen handwerklichem und industriellem Brot oft schwer zu vermitteln ist.
Die kreative und handwerkliche Tätigkeit in der Backstube kann für Quereinsteiger eine erfüllende Berufung darstellen, trotz herausfordernder Arbeitsbedingungen.
Deep dives
Die Entwicklung einer Bio-Bäckerei
Die Gründerin einer Bio-Bäckerei ergab sich der Herausforderung, einen Markt für qualitativ hochwertige Backwaren zu schaffen. Anfang der 90er Jahre wurde erkannt, dass es trotz vorhandener Vollkornbäckereien in Berlin ein Bedürfnis nach neuen Brotsorten gab. Diese Bäckerei war die erste, die nicht nur Vollkornbrot anbot, sondern auch helles Brot, Ciabatta und Laugengebäck. Der Ansatz, Qualität über Quantität zu stellen, führte dazu, dass das Geschäft florierte und den Weg für die Akzeptanz hochwertiger Biowaren bei der Kundschaft ebnete.
Der Unterschied zwischen handwerklicher und industrieller Produktion
Handwerkliche Bäcker wie die Gründerin verwenden traditionelle Methoden, um Brot zu backen, während industrielle Bäckereien auf Maschinen angewiesen sind, die konstant die gleiche Qualität liefern müssen. Dies führt dazu, dass die Rezepturen häufig angepasst werden und auf die maschinellen Anforderungen abgestimmt sind. Im Gegensatz dazu basiert die Qualität des handwerklichen Brotes auf dem Wissen und der Erfahrung der Menschen, die direkt mit den Teigen arbeiten. Diese Handarbeit erfordert nicht nur Geschick, sondern auch eine Sensibilität für die Veränderung des Teigs, je nach Wetter und Mehlqualität.
Wertschätzung des Brotes
Die Gäste betonen, dass trotz einer theoretischen Wertschätzung für Brot in Deutschland, wenige Menschen tatsächlich den Herstellungsprozess ausreichend verstehen. Das Bewusstsein für die Qualität und die Handwerklichkeit ist oft nur oberflächlich und führt dazu, dass viele Kund:innen die höheren Preise für qualitativ hochwertiges Brot nicht nachvollziehen können. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen handwerkliche Bäcker stehen, wenn es darum geht, den Wert ihrer Produkte zu kommunizieren. Gespräche über die Qualität und die damit verbundenen Produktionskosten sind daher unerlässlich, um ein besseres Verständnis zu schaffen.
Zukunft des Bäckerhandwerks
Die künftigen Bäcker sind oft Quereinsteiger, die einen anderen Beruf aufgegeben haben, um ihre Leidenschaft für das Backen zu verfolgen. Auch wenn die Arbeitszeiten und das Einkommen herausfordernd sind, finden viele in der kreativen und handwerklichen Tätigkeit eine Erfüllung. Es wird betont, dass es entscheidend ist, die richtige Motivation und den Antrieb zu haben, um in dieser Branche erfolgreich zu sein. Langfristige Zufriedenheit kann entstehen, wenn die Backstube als ein Ort der Kreativität und des Genusses wahrgenommen wird, nicht nur als ein Job.
"Brot zu backen ist etwas unglaublich Sinnliches. Ich fühle den Teig – und wenn man das lang genug macht, dann fühlt man auch, ob das Brot was wird", sagt die Bäckermeisterin Christa Lutum, 63, im Podcast Frisch an die Arbeit. Gemeinsam mit Tony Beumer gründete sie 1993 in Berlin-Kreuzberg die Bio-Bäckerei Beumer & Lutum, die sich in den folgenden Jahren zu einer Kette mit sechs Filialen und über 170 Verkaufsstellen entwickelte.
2016 verließ Lutum das Unternehmen und backt seitdem wieder in einer eigenen kleinen Backstube Soluna. Ihre Brote verkauft sie auch persönlich auf Berliner Wochenmärkten. Nebenberuflich engagiert sie sich außerdem als sogenannte "Obermeisterin" der Berliner Bäcker-Innung – als erste Frau in der über 750-jährigen Geschichte, die den Vorsitz übernommen hat.
Im Podcast erzählt sie, warum sie für ihre Ausbildung als Bäckerin in den Achtzigerjahren noch eine Ausnahmegenehmigung des Ministerpräsidenten brauchte. Außerdem spricht sie darüber, warum der Unterschied zwischen handwerklich gebackenem und industriellem Brot vielen Kunden schwer zu vermitteln ist und weshalb sie selbst kein frisches Sauerteigbrot isst.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek. Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.
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