Selbstmitgefühl — Darum sollten wir nett zu uns selbst sein
Nov 20, 2024
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Andreas Knuf, ein Psychologe und Psychotherapeut, der sich auf Selbstmitgefühl spezialisiert hat und darüber ein Buch geschrieben hat, erklärt die Bedeutung von Selbstmitgefühl für unser psychisches Wohlbefinden. Er beschreibt, warum wir oft härter zu uns selbst sind als zu anderen und wie frühkindliche Erfahrungen unser Selbstbild beeinflussen. Außerdem diskutiert er praktische Strategien zur Überwindung des inneren Kritikers und erhellende Erkenntnisse über den Alkoholkonsum von Tieren, inklusive der überraschenden Vorliebe von Affen für Cocktails.
Selbstmitgefühl schützt die psychische Gesundheit, indem es hilft, belastende Erfahrungen besser zu verarbeiten und Alkohol- sowie Drogenmissbrauch zu reduzieren.
Die Entwicklung von Selbstmitgefühl wird durch eine kritische Kindheitserziehung erschwert, die oft negative Glaubenssätze über das eigene Selbstbild verstärkt.
Deep dives
Selbstmitgefühl und psychische Gesundheit
Selbstmitgefühl ist entscheidend für die psychische Gesundheit, da es Menschen hilft, besser mit belastenden Erfahrungen umzugehen. Studien belegen, dass Personen, die mitfühlend mit sich selbst sind, seltener zu Alkohol- und Drogenmissbrauch neigen und weniger häufig unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Beispielsweise zeigen Kriegsveteranen, die sich selbst Verständnis und Fürsorge entgegenbringen, eine signifikante Verbesserung ihrer psychologischen Stabilität. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, sich selbst ähnlich zu behandeln, wie wir es mit unseren Freunden tun würden.
Innere Kritiker und gesellschaftliche Konditionierung
Viele Menschen sind sich oft selbst gegenüber kritischer als gegenüber anderen, was stark mit ihren Konditionierungen aus der Kindheit verbunden ist. Kritische Kommentare aus der Vergangenheit können dazu führen, dass Individuen Fehler persönlich nehmen und verinnerlichen, anstatt die äußeren Umstände zu betrachten. Im Gegensatz dazu sind sie geneigt, anderen gegenüber Nachsicht zu zeigen, was auf tief verwurzelte Glaubenssätze über sich selbst hinweist. Diese selbstkritische Haltung kann zu einer doppelten Belastung führen, da sie zusätzlich zur natürlichen Traurigkeit über Misserfolge auch Scham- und Minderwertigkeitsgefühle auslöst.
Selbstmitgefühl versus Selbstliebe
Der Unterschied zwischen Selbstmitgefühl und Selbstliebe ist bedeutend, da Selbstmitgefühl eine tiefere, kontinuierliche Achtsamkeit für das eigene Wohlbefinden beinhaltet. Während Selbstliebe oft als Belohnung oder Entschädigung für selbst verursachte Stresssituationen betrachtet wird, erfordert Selbstmitgefühl die Fähigkeit, fortwährend die eigenen Grenzen und Bedürfnisse wahrzunehmen. Dies bedeutet, dass man sich in stressigen Situationen nicht verurteilen sollte, sondern stattdessen versucht, aktiv für sich selbst zu sorgen. Viele Menschen kämpfen jedoch damit, Selbstmitgefühl zu entwickeln, da sie oft in einer Kultur aufwachsen, die den inneren Kritiker verstärkt, anstatt auf Fürsorge und Freundlichkeit zu setzen.
Vielen Menschen sind mit sich selbst viel strenger als mit anderen. Doch wem es nicht gelingt, auch mit sich selbst mitfühlend umzugehen, kann seiner psychischen Gesundheit schaden. Der Psychologe und Psychotherapeut Andreas Knuf hat ein Buch über Selbstmitgefühl geschrieben. Im Interview erklärt er, was hinter dem Konzept steckt, warum es vielen von uns so schwerfällt – und wie ein verständnisvoller Umgang mit sich selbst gelingen kann.