Erich Landsteiner, Professor für Wirtschaft und Sozialgeschichte, beleuchtet die faszinierende Geschichte unserer Ernährung. Er erklärt, wie Zucker einst ein Luxusgut war, das auf Festen in beeindruckenden Skulpturen gefeiert wurde. Unterschiede zwischen Stadt und Land zeigen sich in der Backkunst – während die Reichen helles Weizengebäck genossen, lebten die Ärmsten mit Roggenbrot. Außerdem erfährt man, wie der Wein im Mittelalter weit weniger alkoholisch war und zum alltäglichen Genussgetränk wurde, weit entfernt von den teuren Weinen der Klöster.
Die Ernährung im Mittelalter variierte stark zwischen Arm und Reich, wobei Wohlhabende opulente Mahlzeiten und feine Zutaten genießen konnten.
Zucker und Gewürze dienten als Statussymbole, und während sie anfangs Luxusgüter waren, wurden sie im Laufe der Zeit allmählich breiteren Schichten zugänglich.
Deep dives
Ernährungsunterschiede im Mittelalter
Im Mittelalter war die Ernährung der Bevölkerung stark von ihrer sozialen Schicht abhängig. Reiche Menschen verfügten über kulinarische Raffinesse und waren in der Lage, sich opulente Mahlzeiten zu leisten, einschließlich Fleisch und feinsten Zutaten. Im Gegensatz dazu litten die ärmeren Schichten oft unter chronischer Unterernährung und ernährten sich hauptsächlich von Getreideprodukten wie Brei und Brot, wobei Fleisch eine Seltenheit war. Diese Unterschiede in der Ernährung spiegeln sich auch in der Art der verwendeten Zutaten wider, wobei beispielsweise die mediterrane Ernährung tendenziell vegetarischer war als die nordeuropäische, in der Fleisch eine größere Rolle spielte.
Gewürze und Zucker im sozialen Kontext
Die Verwendung von Gewürzen und Zucker im Mittelalter veranschaulicht den Reichtum und den sozialen Status der Menschen. Gewürze wie Pfeffer waren rar und teuer, was dazu führte, dass wohlhabende Städte wie Venedig durch den Gewürzhandel enorm reich wurden. Zucker war bis zum 15. Jahrhundert ein Luxusgut, das vor allem der Oberschicht zugänglich war, was zu opulenten Zuckerfeiern an Höfen führte. Mit der Zeit wurde Zucker jedoch auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich, insbesondere während der Industrialisierung, wo er zu einem wichtigen Kalorienlieferanten wurde.
Getränkekultur und Alkohol im Mittelalter
Die Getränkekultur im Mittelalter war geprägt von der Vorliebe für Wein und Bier, die als sichere Alternativen zu oft verunreinigtem Wasser galten. Während Wein in städtischen Gebieten weit verbreitet war, entwickelte sich Bier insbesondere im nördlichen Europa als Hauptgetränk. Darüber hinaus führte die Verbreitung von Tee und Kaffee im 17. und 18. Jahrhundert zu einem Wandel in den Trinkgewohnheiten, wobei diese neuen Getränke zunächst vor allem der Oberschicht vorbehalten waren. Mit der Zeit wurden Tee und Kaffee jedoch auch für die breitere Bevölkerung zugänglich und trugen zur Steigerung der Arbeitsfähigkeit in der frühen Industrialisierung bei.
Zucker ist heute in jeder Extrawurst drinnen, als billiger Geschmacksverstärker. Doch in der frühen Neuzeit und auch noch lange danach war er ein kostbares Gut, das sich nur die Reichen leisten konnten. Die allerdings feierten regelrechte Zuckerorgien mit Zuckerskulpturen, die sie bei ihren Festen aufstellten. Auch beim Gebäck schied sich die Welt in Reich und Arm – in der Stadt stellten die Bäcker das helle Weizengebäck her, die sogenannte Kaisersemmel, und draußen am Land entstand das billige Roggenbrot, das dann für die ärmeren Schichten in die Stadt gebracht wurde. Wein war weit davon entfernt, das heutige Genussgetränk zu sein. Er hatte im Mittelalter nur halb so viel Alkoholgehalt wie heute und war das Standardgetränk und auch zum Kochen, wegen der schlechten Wasserqualität. Der Weinviertler Wein kostete im 17. Jahrhundert in Wien nur ein Fünftel dessen, was man für einen Klosterneuburger oder Badener Wein zahlte – dort wurden Europas teuerste Weine hergestellt.
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