Niko Rittenau, Bestseller-Autor und promovierter Ernährungswissenschaftler, teilt seine umstrittene Sicht auf die vegane Ernährung. Er spricht über die Herausforderungen, essentielle Nährstoffe wie Vitamin B12 und Cholin kritisch zu betrachten, und erklärt, wie individuelle genetische Unterschiede die Eignung einer pflanzlichen Ernährung beeinflussen können. Zudem beleuchtet er die ethischen Dilemmata bei der Wahl zwischen tierischen Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln. Rittenaus Perspektiven regen zur Reflexion über die eigene Ernährung und Gesundheit an.
Die Wahrnehmung veganer Ernährung hat sich durch neue Forschungsergebnisse gewandelt, was eine differenzierte Betrachtung notwendig macht.
Einige essentielle Nährstoffe wie Cholin und Kreatin könnten in einer veganen Ernährung unzureichend abgedeckt sein, besonders in kritischen Lebensphasen.
Persönliche Erfahrungen und gesundheitliche Probleme verdeutlichen die Bedeutung der individuellen Anpassung und Reflexion über Ernährungsentscheidungen.
Deep dives
Veränderung der Einstellung zur veganen Ernährung
Die Einstellung zur veganen Ernährung hat sich im Laufe der Jahre gewandelt, insbesondere durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Erfahrungen. Früher war die Überzeugung, dass eine gut geplante vegane Ernährung in jeder Lebensphase gesund sein kann. Jedoch haben sich im Laufe der Forschung und der auch kritischen Betrachtung verschiedener Nährstoffe Bedenken hinsichtlich potenzieller Mängel ergeben, insbesondere bei bestimmten Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit. Diese neuen Einsichten führen dazu, dass nun eine differenziertere Sichtweise auf veganen Ernährungsweisen erforderlich ist, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Potentielle Nährstoffmängel und kritische Phasen
Es gibt eine Vielzahl von Nährstoffen, die bei einer rein veganen Ernährung kritische Bedeutung haben können, insbesondere in speziellen Lebensphasen wie Schwangerschaft oder Kindheit. Zu den häufigsten Nährstoffen, die problematisch sein könnten, zählen unter anderem Cholin, Kreatin und verschiedene langkettige Omega-Fettsäuren. Studien deuten darauf hin, dass diese Nährstoffe in der vegane Ernährung möglicherweise nicht ausreichend gedeckt werden können, was gefährliche Folgen für die Gesundheit haben könnte. Es ist wichtig, dass sowohl ärztliche Fachgesellschaften als auch die vegane Gemeinschaft sich mit diesen potenziellen Mängeln eingehender auseinandersetzen und darüber diskutieren.
Persönliche Erfahrungen und der Einfluss auf die Ernährung
Persönliche Erlebnisse, insbesondere die Erfahrungen einer Partnerin, die gesundheitliche Probleme hatte, beeinflussten die Sichtweise auf die vegane Ernährung erheblich. Obwohl sie stark auf ihre Ernährung und Supplementierung achtete, erlebte sie dennoch signifikante Gesundheitsprobleme. Der Versuch, tierische Produkte wieder einzuführen, führte bei ihr überraschend zu einer Besserung der Symptome. Diese Erfahrungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, individuelle Unterschiede zu berücksichtigen und die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu erkennen.
UGFs und unbekannte Nährstoffe
Ein zentrales Thema in der Diskussion um vegane Ernährung sind die sogenannten Unidentified Growth Factors (UGFs), also Nährstoffe, die bisher nicht ausreichend erforscht sind. Diese Nährstoffe, die überwiegend in tierischen Produkten gefunden werden, könnten für die menschliche Gesundheit von Bedeutung sein, sind aber in der rechtlichen und medizinischen Diskussion weitgehend vernachlässigt worden. Die potenziellen Auswirkungen ihres Fehlens, insbesondere bei veganer Ernährung, sind noch nicht ausreichend erforscht. Während die Erkenntnisse über diese Faktoren wachsen, besteht die Notwendigkeit zur Schaffung von Bewusstsein und weiteren Studien in diesem Bereich.
Risiken der veganen Ernährung und gesellschaftliche Tabus
Die Diskussion über die Risiken einer rein veganen Ernährung wird oft von Tabus und Vorurteilen begleitet, die eine offene Auseinandersetzung erschweren. Menschen, die negative Erfahrungen gemacht haben und daraufhin aus der veganen Bewegung austreten, berichten häufig von gesundheitlichen Verbesserungen, nachdem sie wieder Tierprodukte konsumiert haben. Diese Phänomene werden jedoch oft nicht ausreichend analysiert oder diskutiert, was die Möglichkeit einer wichtigen Diskussion über die Sicherheit und Nährstoffversorgung in der veganen Ernährung einschränkt. Eine breitere öffentliche Diskussion über diese Themen ist notwendig, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen.
Ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Integrität
Die Auseinandersetzung mit ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen und persönlichen Werten führt zu einem häufigen Interessenskonflikt in der veganen Ernährung. Vegetarisch zu leben kann aus verschiedenen Gründen und für unterschiedliche Persönlichkeiten von Bedeutung sein, jedoch muss der gesundheitliche Aspekt gegenüber ethischen Überlegungen nicht ignoriert werden. Der Schreiber betont, dass er wirtschaftliche Entscheidung über persönliche Überzeugungen stellen möchte, besonders wenn es um das Wohlergehen anderer Menschen geht. Diese Reflexion zeigt die Komplexität der Ernährung und die Notwendigkeit, verschiedene Perspektiven in die persönliche Entscheidung einzubeziehen.
Hinweis: Niko Rittenau wird ab April die Leitung von Watson Nutrition übernehmen. Die Option zum Kauf des Unternehmens, das Nahrungsergänzungsmittel vertreibt, ergab sich erst nach der Podcast-Aufnahme. Weder Utopia noch Niko Rittenau selbst wussten zum Zeitpunkt des Interviews davon. Die im Podcast verbliebenen Aussagen zu Watson Nutrition bleiben weiterhin korrekt.
Zur Folge: Niko Rittenau ist Bestseller-Autor, studierter Ernährungsberater, absolviert aktuell seine Doktorarbeit im Fachbereich Ernährungswissenschaften und hat mittlerweile seine eigene kleine Farm – den Maranhof, wo er Hühnereier produziert und die Bruderhähne der Legehennen für die Fleischproduktion aufzieht. Auf seinem Youtube-Kanal nimmt er regelmäßig Nährstoffe unter die Lupe, die viele gar nicht kennen, und bezieht Stellung zu Ernährungsthemen, vor allem zum Veganismus.
Rittenaus aktuelle Positionen zur rein pflanzlichen Ernährung wurden in der veganen Community kontrovers, teils mit Empörung aufgefasst. Die vegane Ärztin Silke Rosenbusch veröffentlichte bereits mehrere Videos, in denen sie dem Bestseller-Autor unseriösen Umgang mit wissenschaftlichen Quellen vorwirft. Kilian Dreißig vom Vegan-Magazin Vegpool äußerte außerdem die Kritik, Rittenau würde zu viel in vereinzelte Fallberichte hineininterpretieren. Der Ernährungsexperte selbst reagierte mit eigenen Videos, in denen er seinen Standpunkt gegen die Kritik verteidigte.
Wir empfehlen, sich mit Rittenaus Position – aber auch mit der seiner Kritiker:innen – auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Für Rittenaus Perspektive bietet der Utopia-Podcast einen guten Einstieg.