Die Kalorien-Lüge – Wie viel Energie brauchen wir wirklich?
Aug 20, 2024
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Max Rauner, ein Stoffwechselforscher, diskutiert die weit verbreitete Auffassung von Kalorien und deren Bedeutung für unsere Ernährung. Er hinterfragt die gängige Empfehlung von 2.000 Kilokalorien pro Tag und erläutert den Unterschied zwischen Kalorien aus verarbeiteten Lebensmitteln und solchen aus natürlichen Quellen. Zudem wird ein faszinierendes historisches Experiment zur Energieverbrennung beim Meerschweinchen thematisiert, während die Rolle von Mikronährstoffen und die Gefahren hochverarbeiteter Produkte für eine gesunde Ernährung hervorgehoben werden.
Die pauschale Empfehlung von 2000 Kalorien täglich ignoriert die individuellen Stoffwechselbedürfnisse und kann zu ungesunden Ernährungsgewohnheiten führen.
Hochverarbeitete Lebensmittel fördern Übergewicht und ernährungsbedingte Krankheiten, da sie oft höhere Kaloriendichten aufweisen und den Sättigungseffekt beeinträchtigen.
Deep dives
Die Kalorienlüge und ihre Ursprünge
Der tägliche Kalorienbedarf eines durchschnittlichen Erwachsenen wird oft mit 2000 Kilokalorien angegeben, eine Zahl, die rechtlich in Europa sowie in den USA festgelegt ist. Diese Zahl stammt aus den 1990er Jahren, als die Food and Drug Administration in den USA einen Mittelwert von 2400 Kilokalorien ermittelte und dann auf 2000 abrundete, um Unterernährung bei Frauen zu verhindern. Diese pauschale Bewertung ist jedoch in der heutigen Überernährungsrealität überholt und führt zu falschen Annahmen über den Energiebedarf. Ernährungsexperten warnen davor, dass solche Vereinfachungen den komplexen menschlichen Stoffwechsel nicht angemessen widerspiegeln und möglicherweise sogar schädlich sind, indem sie die Qualität der Ernährung in den Hintergrund drängen und Menschen davon ablenken, gesunde, unverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren.
Unterschiedliche Kalorienbedarfe im Alltag
Die Messung des Kalorienverbrauchs ist eine komplexe Angelegenheit, die von der individuellen Aktivität abhängt; etwa 65-70% des täglichen Kalorienverbrauchs werden für den Grundumsatz benötigt, während nur 20% durch körperliche Aktivität verbraucht werden. Studien zeigen, dass der Energieumsatz nicht proportionale zu körperlicher Aktivität steigt, was bedeutet, dass selbst bei aktiven Menschen der Kalorienverbrauch nicht wesentlich ansteigt. Ein Beispiel zeigt, dass selbst im Lebensstil eines Jäger- und Sammlervolks der Kalorienverbrauch pro Kilogramm Körpergewicht ähnlich ist wie bei Büroangestellten. Dies deutet darauf hin, dass der menschliche Körper komplex ist und sich auf verschiedene Weise an Energieerfordernisse anpasst.
Die Rolle hochverarbeiteter Lebensmittel
Hochverarbeitete Lebensmittel werden als Schlüsselfaktoren für Übergewicht und ernährungsbedingte Krankheiten identifiziert, da sie oft höhere Kaloriendichten aufweisen und mit ungesunden Zutaten wie Zucker, Fett und Salz angereichert sind. Eine Studie zeigt, dass Probanden, die mit solchen Lebensmitteln ernährt wurden, im Durchschnitt 500 Kalorien mehr pro Tag konsumierten als bei einer Ernährung aus frischen, unverarbeiteten Zutaten. Eine neuere Forschung versucht, den Sättigungseffekt von proteinangereicherten Fertigprodukten zu untersuchen und findet heraus, dass Teilnehmer weniger konsumieren, wenn die Produkte angereichert sind. Trotz dieser Ergebnisse empfehlen Experten, die Aufnahme von hochverarbeiteten Lebensmitteln grundsätzlich zu reduzieren, um eine ausgewogene Ernährung und Gesundheitsförderung zu gewährleisten.
Kalorien aus einer Fertigpizza sind etwas anderes als Kalorien aus Gemüse und Fisch. Stoffwechselforscher halten die Maßgabe von 2.000 Kilokalorien pro Tag für Unsinn. Von Max Rauner (SWR 2023) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/kalorienluege | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen
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