Mittelfinger an die AAA-Industrie: Baldur's Gate 3 war kein Zufall
Oct 10, 2023
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Human Nagafi, Unternehmensberater und Podcaster, sowie Leya Jankowski, Chefredakteurin von MeinMMO, diskutieren die Erfolgsgeschichte von Larian Studios und Baldur's Gate 3. Sie beleuchten die kreative Chaos-Atmosphäre im Studio und die Rolle von Early Access. Zudem werfen sie einen Blick auf die innovative Selbstvermarktung und die strategischen Entscheidungen, die das Spiel zu einem Hit gemacht haben. Wichtige Themen sind auch die Unabhängigkeit von großen Publishern und die Bedeutung von Community-Feedback für den Erfolg.
Larian hat mit Baldur's Gate 3 gezeigt, dass Unabhängigkeit von Publishern ihnen kreative Freiheit und Erfolg ermöglichen kann.
Die enge Beziehung zur Community und transparente Kommunikation sind entscheidend für Larians Strategie und steigern das Vertrauen der Spieler.
Der chaotische kreative Prozess bei Larian, sichtbar während der Präsentation vor der Veröffentlichung, zeigt ihre Innovationskraft in Stresssituationen.
Swen Vincke, als zentrale Figur bei Larian, prägt sowohl die Unternehmenskultur als auch die kreative Ausrichtung, birgt aber auch Risiken für die Zukunft des Studios.
Deep dives
Aktuelle Herausforderungen der Spieleindustrie
Die Spieleindustrie sieht sich derzeit mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert, darunter Entlassungen bei namhaften Studios wie BioWare und CD Projekt. Auch die Schließungen ganzer Studios, wie Mimimi Games in München und Daedalic, stehen im Mittelpunkt besorgniserregender Nachrichten aus der Branche. Trotz dieser negativen Entwicklungen gibt es positive Neuigkeiten aus der Gaming-Welt, die Hoffnung geben und Diskussionen anregen. Insbesondere die Erfolge von Larian, dem Studio hinter Baldur's Gate 3, bieten einen Lichtblick in der aktuellen Lage der Branche.
Die Einzigartigkeit von Larian
Larian ist ein außergewöhnliches Studio, das es geschafft hat, ein umfangreiches Rollenspiel zu entwickeln, ohne auf einen Publisher zurückzugreifen. Dieses unabhängige Modell hebt sie von vielen anderen großen Entwicklern ab und zeigt, dass kreative Freiheit und der Fokus auf die Spieler wichtig sind. Im Gegensatz zu vielen AAA-Studios, die unter dem Druck von Investoren und Publishern stehen, setzt Larian auf eine enge Beziehung zur Community und eine transparente Kommunikation über den Entwicklungsprozess. Diese einzigartige Herangehensweise hat es Larian ermöglicht, Baldur's Gate 3 zu einem Sommerhit zu machen.
Besuch bei Larian: Einblicke und Chaos
Der Besuch bei Larian, kurz vor der Veröffentlichung von Baldur's Gate 3, war geprägt von chaotischen Szenen, die den kreativen Geist des Studios widerspiegelten. Eine Präsentation, die unvorhergesehene technische Probleme hatte, führte dazu, dass alles schiefging, was hätte schiefgehen können, was jedoch zur allgemeinen Stimmung des Spiels beitrug. Dieser chaotische Umgang und die spontane Problemlösung sind Teil der DNA von Larian und zeigen, dass das Studio auch in Stresssituationen kreativ bleibt. Diese Erlebnisse machen deutlich, wie wichtig der menschliche Aspekt in einem kreativen Prozess ist.
Das riskante Unternehmertum von Larian
Die Geschichte von Larian ist eine von Kampf und Beharrlichkeit, gekennzeichnet von mehreren kritischen Momenten, die das Überleben des Studios in Frage stellten. Gegründet 1996, hat Larian immer wieder harte Rückschläge hinnehmen müssen, einschließlich finanzieller Schwierigkeiten und Teamverkleinerungen. Dennoch haben sie nie aufgegeben und sich kontinuierlich weiterentwickelt, was schließlich zur Schaffung von Erfolgen wie Divinity: Original Sin führte. Ihre Fähigkeit, trotz widriger Umstände an ihrer Vision festzuhalten, macht sie zu einem inspirierenden Beispiel in der Branche.
Kreativität und die Unternehmensführung
Sven Finke, der Gründer und kreative Kopf von Larian, spielt eine entscheidende Rolle in der Gestaltung der Unternehmenskultur und der kreativen Ausrichtung des Studios. Seine Leidenschaft für Spiele und der Fokus auf kreative Freiheit haben dazu beigetragen, dass das Studio seine eigene Identität bewahrt. Diese einzigartige Führungsstruktur, die sich stark auf eine zentrale Person stützt, birgt jedoch auch Risiken, insbesondere für die Zukunft des Unternehmens. Der Erfolg von Larian könnte in Gefahr sein, wenn Finke aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen könnte.
Die Herausforderungen des Wachstums
Larian hat ein beeindruckendes Wachstum von 40 auf 450 Mitarbeiter innerhalb von nur wenigen Jahren erlebt, was eine enorme Herausforderung darstellt. Mit der wachsenden Teamgröße kommt auch die Notwendigkeit eines effektiven Managements und der Entwicklung klarer Strukturen. Das Studio muss sicherstellen, dass die Kreativität und Innovationskraft gewahrt bleiben, während gleichzeitig das Unternehmen professionell wächst. Diese Balance zu finden, ist entscheidend, um die Qualität ihrer Spiele auch in Zukunft zu gewährleisten.
Community und Publikumsengagement
Larians Engagement in der Community spielt eine zentrale Rolle in ihrem Erfolg und ihrer Publikumsbindung. Transparente Kommunikation über die Entwicklung und regelmäßige Updates zahlen sich aus und schaffen eine starke Verbindung zu den Spielern. Diese Community-orientierte Strategie hat nicht nur das Vertrauen der Spieler gestärkt, sondern bietet auch wertvolles Feedback, das in den Entwicklungsprozess einfließt. Larian zeigt, dass das Aufbauen von Vertrauen und Echtheit mit der Fangemeinde zu langfristigem Erfolg führt.
Ausblick auf zukünftige Projekte
Die Zukunft von Larian ist faszinierend, insbesondere nachdem Baldur's Gate 3 so ein großer Erfolg wurde. Das Studio plant, seine kreative Reise fortzusetzen und könnte möglicherweise neue Projekte im Divinity-Universum entwickeln oder sogar ein anderes Genre erkunden. Sven Finke hat bereits angedeutet, dass er gerne weiter im Divinity-Universum bleiben möchte, aber auch offen für neue Ideen ist. Die Herausforderung wird sein, den auftretenden Druck und die Erwartungen zu managen, während sie ihre kreative Vision verwirklichen.
Mit Baldur's Gate 3 hat Larian die Rollenspiel-Schlagzeilen des Sommers dominiert. Nicht schlecht für ein Studio, das nicht mit einem Publisher zusammenarbeitet, sondern die Entwicklung mit seinen vorherigen Erfolgen und dem fast dreijährigen Early Access finanziert hat.
Nun gibt es natürlich viele Indie-Studios, die ihre Spiele selbst veröffentlichen. Zumindest auf dem PC gibt es dafür dank Steam, GOG & Co. keine allzu hohen Hürden mehr. Allerdings hat Larian weltweit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und sprengt damit locker die Grenzen dessen, was wir normalerweise als »Indie« bezeichnen würden.
Wie hat es das belgische Studio trotzdem geschafft, erfolgreich zu sein? Mit einer klugen Strategie und noch klügerer Kommunikation - Baldur's Gate 3 war kein Zufall!
Was dahintersteckt, bespricht Micha in dieser extralangen Folge mit Human Nagafi, Unternehmensberater bei 1789 Innovations und Podcaster bei Corporate Therapy sowie Critical Infinity, und mit Leya Jankowski, der Chefredakteurin von MeinMMO, die Larian kurz vor dem Release von Baldur's Gate 3 besucht und dort mit vielen Menschen gesprochen hat.
Der wichtigste davon ist zweifellos der Studiogründer Swen Vincke, der Larian bis heute leitet - allerdings nicht nur als Geschäftsführer, Swen trifft auch die kreativen Entscheidungen. Weil Swen darüber hinaus die Mehrheit des Studios gehört - der chinesische Publisher Tencent hält nur eine Minderheit der Anteile -, ist Larian immun gegen die Wogen der Börse, denen beispielsweise CD Projekt ausgeliefert ist.
Die drei klassischen Erfolgssäulen Team, Technologie und Marke ergänzt Larian zusätzlich um eine vierte: Community. Das Studio kommuniziert viel und gerne mal selbstironisch (Stichwort »Ritterrüstung«) und kann dank seiner weltumspannenden Struktur schnell auf Feedback eingehen.
Das heißt nicht, dass immer alles geklappt hat - siehe etwa die Kontroverse um die vermisste Oberstadt von Baldur's Gate 3 oder natürlich die Bugs. Aber Larian hat bewiesen, dass sie unter ihren Ambitionen nicht zusammenbrechen, sondern tatsächlich daran wachsen können.
Fragt sich nur, ob das so bleibt. Denn der Preis der Unabhängigkeit besteht darin, dass ein einziger Flop das Ende des Studios bedeuten könnte - wenn sie jetzt eine wichtige Anpassung verschlafen.
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