Mehr oder weniger Tiere halten für die Klimaziele?
Jan 24, 2025
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Harald Grethe, Professor für internationalen Agrarhandel und Direktor von Agora Agrar, und Peter Breunig, Professor für Marketing, diskutieren die komplexen Zusammenhänge zwischen Tierhaltung und Klimazielen. Sie beleuchten die Herausforderungen bei der Reduzierung von Emissionen in der Landwirtschaft und die Notwendigkeit, Konsumverhalten zu ändern. Hypothetische CO2-Preissysteme und alternative Proteine werden untersucht, ebenso wie die Rolle der Landwirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel. Beide Experten bieten spannende Einblicke in die Zukunft der Tierhaltung.
Der Rückgang der Tierhaltung in der EU könnte nicht sinnvoll sein, da die Produktion umweltfreundlicher sein könnte als in anderen Regionen.
Eine signifikante Reduktion des tierischen Konsums ist notwendig, um die Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft um 60 Prozent zu senken.
Innovative Technologien und alternative Proteine sollten gefördert werden, um die Emissionen in der Landwirtschaft weiter zu verringern und Klimaziele zu erreichen.
Deep dives
Weg von fossiler Energie
Um die Klimaziele in den nächsten 25 Jahren zu erreichen, ist ein starker Fokus auf erneuerbare Energien notwendig. Fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas müssen durch Wasser, Sonne und Wind ersetzt werden. Während in einigen Bereichen Fortschritte erzielt werden, gibt es auch große Herausforderungen, insbesondere im Flug- und Seeverkehr sowie in der Industrie. Darüber hinaus muss ebenfalls der Energieverbrauch in der Mobilität reduziert werden, was durch neue Technologien wie künstliche Intelligenz erschwert wird.
Herausforderungen im Ernährungssystem
Das globale Ernährungssystem trägt erheblich zur Klimakrise bei und ist für einen großen Teil der Treibhausgase verantwortlich. Ein Drittel dieser Emissionen stammen aus der Produktion und dem Transport von Lebensmitteln, wobei Rinder und Schafe durch ihre Methanemissionen eine wesentliche Rolle spielen. Es wird auch deutlich gemacht, dass der Anbau von Reis und die Düngung mit konventionellen Mitteln zusätzlich zur Freisetzung von klimaschädlichen Gasen beitragen. Derzeit gibt es keinen umfassenden Plan, wie die Emissionen im Agrarsektor effektiv reduziert werden können.
Die Studie zur klimaneutralen Landwirtschaft
Professor Harald Grethe hat eine bedeutende Studie zur nachhaltigen Landwirtschaft in der Europäischen Union veröffentlicht, die ein Szenario für ein klimaneutrales Ernährungssystem entwickelt. Diese Studie soll als Grundlage für politische Entscheidungen dienen, wie die Landwirtschaft in Zukunft gestaltet werden kann. Ein zentrales Ergebnis ist, dass die Treibhausgase in der Landwirtschaft um 60 Prozent reduziert werden können, was jedoch nicht ausreicht, um die Klimaneutralität zu erreichen. Eine wichtige Maßnahme besteht darin, den tierischen Konsum erheblich zu senken, da dieser rund 60 Prozent der Emissionen aus der Landwirtschaft ausmacht.
Kritik am Ansatz der Tierhaltung
Peter Bräunig hat die Studie von Grethe kritisch hinterfragt und betont, dass der Rückgang der Tierhaltung in der EU möglicherweise nicht im globalen Kontext sinnvoll ist. Er argumentiert, dass die Produktion tierischer Produkte unter besseren ökologischen Bedingungen in der EU im Vergleich zu anderen Regionen der Welt erfolgen kann. Aus diesem Grund sollte die EU tierische Produkte weiterhin produzieren, während gleichzeitig der Konsum in der Bevölkerung gesenkt wird. Damit ließe sich die Nachfrage decken, ohne die Umwelt in anderen Teilen der Welt zusätzlich zu belasten.
Politische Maßnahmen und Zukunftsszenarien
Die Diskussion über die Notwendigkeit von Verhaltensänderungen in der Ernährung zeigt, dass eine Beeinflussung des Konsums sowohl auf politischer als auch auf individueller Ebene erfolgen muss. Gleichzeitig müssen zukünftige Technologien und deren Implementierung in der Landwirtschaft gefördert werden, um Emissionen weiter zu senken. Der Austausch über verschiedene Szenarien für eine nachhaltige Landwirtschaft ist entscheidend, um die Herausforderungen zu meistern und die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen. Innovative Ansätze wie alternative Proteine und höherer Einsatz effizienter Technologien könnten zudem neue Lösungswege eröffnen, um die Klimaziele zu erreichen.
Kühe, Schweine und Hühner erhitzen die Erde. Deshalb sollten wir in der EU weniger von ihnen halten. Oder? So eindeutig ist das gar nicht. Es debattieren die beiden Forscher Harald Grethe und Peter Breunig.