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Jun 22, 2024 • 15min

Götz von Berlichingen verliert seine rechte Hand (am 23.6.1504)

Der berühmte Fluch mit dem "Arschlecken" ist Goethes Erfindung - aber das historische Vorbild für den Bühnenhelden gibt es tatsächlich: Ritter Götz mit der eisernen Hand.Götz von Berlichingen - der um 1480 auf Burg Jagsthausen geboren wird - ist für seine Kämpfe berühmt-berüchtigt. In seinen Lebenserinnerungen nennt er sie im Titel: "Meine Fehden und Handlungen". Fehden sind Gefechte und Raubzüge, um auf eigene Faust Recht durchzusetzen. Fühlt sich ein Hof oder eine Familie benachteiligt oder übervorteilt, so bezahlt sie nicht selten einen Ritter, der die Beschuldigten bekämpft. Zu einem solchen Gefecht kommt es auch am 23. Juni 1504. Götz ist Anfang 20. Zwischen Bayern und Franken ist ein Erbstreit entbrannt: der Landshuter Erbfolgekrieg. Es kommt zu einer großen militärischen Auseinandersetzung. Götz kämpft auf der Nürnberger Seite. Doch deren Geschütz schießt plötzlich auf die eigenen Leute - und Götz verliert die rechte Hand.Sieben Monate lang wird er gepflegt und bekommt schließlich eine Prothese aus Metall: die eiserne Hand. Damit beginnen seine Fehden erst richtig. Obwohl sie eigentlich bereits gesetzlich verboten sind. Das kümmert Götz aber jahrelang nicht.In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:welches Geschäftsmodell Götz bei seinen Fehden favorisiert,wie seine eiserne Hand im Detail funktioniert,welches Privatleben er führt,für welchen medizinischen Einsatz die eiserne Hand später als Vorbild dient.wo jedes Jahr Goethes Theaterstück "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" aufgeführt wird.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Christine Reinle (Historikerin, Uni Gießen)Eva Hosemann (Intendantin Burgfestspiele Jagsthausen)Weiterführende Links:SWR: 5.7.1512: Götz von Berlichingen wird für vogelfrei erklärtZDF: Die eiserne Hand - Hand-Prothese und KraftausdruckWDR: Oelder Verein erforscht das berühmte Götz von Berlichingen-ZitatSWR: Goethes Ritterdrama "Götz von Berlichingen" feiert 250-jähriges JubiläumWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Dänzer-VanottiRedaktion: Christoph Tiegel und David Rother
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Jun 21, 2024 • 15min

Der Serienmörder Fritz Haarmann wird verhaftet (am 22.6.1924)

Fritz Haarmann tötet Anfang der 1920er-Jahre in Hannover mindestens 24 Menschen. Die Polizei ermittelt lange schlampig, verhaftet wird Haarmann nur durch einen Zufall."Es ist kein Vergnügen, einen Menschen zu töten. Es ist ein Grauen", sagt Fritz Haarmann bei einer Vernehmung. Und er sagt auch: "Man macht es leichter, wenn man liebt." Der Serienmörder tötet immer wieder junge Männer, die er attraktiv findet und an denen er sexuell interessiert ist. Als mitten in Hannover Schädel und Leichenteile gefunden werden, bezeichnen die Medien den unbekannten Täter als Monster, Werwolf und Vampir. Doch diese Bezeichnungen passen nicht zu dem Auftreten des Mannes, der lange unentdeckt mordet. Haarmann ist im Alltag freundlich und humorvoll - und so sympathisch, dass seine Opfer ihm offenbar zunächst vertrauen.1924 liefert der Prozess gegen Haarmann über Monate hinweg weltweit Gesprächsstoff. Serienkiller sind schon damals sehr gefragt. Was für die Opfer und die Hinterbliebenen großes Leid ist, wird für andere zum wohligen Grusel. Fritz Haarmann wird für 27 Morde angeklagt und für 24 zum Tode verurteilt. Am 15. April 1925 wird er geköpft.In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:welche Rolle sein Wandschrank bei den Morden spielt,warum die Polizei ihn bereits 1918 hätte schnappen können,wie sie ihm schließlich auf die Schliche kommt,wie der Volksmund die Taten von Fritz Haarmann besingt.Das ist unsere Interviewpartnerin:Lydia Benecke (Kriminalpsychologin)Weiterführende Links:ARD-Hörspiel: Vampir Haarmann - Serienmörder in der Weimarer RepublikZDF: Die Sitte - Von Weimar bis zur NachkriegszeitKrimininalfälle aus NRW: Peter Kürten - Der Vampir von DüsseldorfARDCrime Time: Echte Kriminalfälle - alle verfügbaren VideosWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas KlugRedaktion: Matti HesseTechnik: Holger Maerten
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Jun 20, 2024 • 15min

Ein Leben für den Frieden: Pazifistin Bertha von Suttner

Für ihre Schriften und ihr Engagement erhält sie als erste Frau den Friedensnobelpreis, den Alfred Nobel auf ihr Wirken hin stiftet. Von Suttner stirbt am 21.06.1914.Ihre bedeutende Schrift "Die Waffen nieder!", schildert eindrucksvoll die Schrecken des Krieges und wird 1889 veröffentlicht. Sie wird zu einem Grundpfeiler der internationalen Friedensbewegung und die Autorin selbst zu einer Vorkämpferin revolutionärer Ideen. Bertha von Suttner, geboren 1843 in Prag, ist eine herausragende Schriftstellerin und eine engagierte Pazifistin. Sie wächst in einer aristokratischen Familie auf und entwickelt schon früh ein tiefes Interesse an Literatur und gesellschaftlichen Fragen. Von Suttner ist nicht nur Autorin, sondern auch eine unermüdliche Aktivistin. Sie gründet mehrere Friedensgesellschaften und setzt sich vehement für die Abschaffung des Krieges ein. Doch nicht als Revolutionärin, als Rote Bertha, wie sie von manchen genannt wird. Vielmehr glaubt sie an Veränderung und Weiterentwicklung. Und dafür schließt sie Bündnisse und knüpft Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten. Den Ersten Weltkrieg kann sie trotzdem nicht verhindern. Bertha von Suttner stirbt kurze Zeit vor dessen Ausbruch 1914. In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:wie Bertha von Suttner als erste Frau den Friedensnobelpreis erhält und damit Geschichte schreibt,welche Hindernisse sie überwinden muss, um als Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft Gehör zu finden,warum sie trotz aristokratischer Herkunft ein Leben im Exil und in Armut führt;welche Rolle ihre Ehe mit Arthur von Suttner dabei spielt, und wie sie internationale Friedenskongresse organisiert und damit das Fundament für spätere globale Friedensinitiativen legt. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Suttner, Bertha von, Memoiren (1909), Hamburg 2013.Suttner, Bertha von, Das Maschinenzeitalter. Zukunftsvorlesungen über unsere Zeit (1889/ Nachdruck von 1899), Norderstedt 2016.Suttner Bertha von, Die Waffen nieder! (1889), Königswinter 2022.Hamann, Brigitte, Bertha von Suttner, Kämpferin für den Frieden, Wien 2013.Streeruwitz, Marlene, Über Bertha von Suttner, (IN: Autorinnen feiern Autorinnen), Wien 2014.Und das sind unsere Interviewpartner:Guido Grünewald, Historiker und Mitglied der Deutschen FriedensgesellschaftMarlene Streeruwitz, Schriftstellerin. Weiterführende Links:Grünewald, Guido: Friedenshistorische Texte: Deutsche Friedensgesellschaft Bonn, Deutsche Friedensgesellschaft KölnPlanet Wissen: Alfred NobelPlanet Wissen: Der NobelpreisWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Friedrich Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
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Jun 19, 2024 • 14min

Alexandre Yersin entdeckt den Erreger der Pest (am 20.6.1894)

Vor tausenden Jahren entsteht die Pest in Zentralasien und verbreitet sich in verheerenden Pandemien über den Globus. Alexandre Yersin entdeckt schließlich ihren Erreger.Das Wort Pest kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet Seuchen, die ausbrechen, viele Opfer fordern und wieder vorbeigehen. Die erste Pest-Pandemie ist die justianische Pest im 6. Jahrhundert nach Christus - benannt nach dem damals regierenden Kaiser Justinian. Die genaue Opferzahl ist umstritten, er könnten bis zu 50 Millionen Menschen gestorben sein.Im 14. Jahrhunderts rafft die Pest etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin. Die Ärzte wissen damals noch nichts von Bakterien und Viren. Impfungen und Antibiotika sind noch unbekannt. Die Erkrankten müssen vor den Toren der Stadt in Seuchenhäusern leben. Der letzte große Pestausbruch in Europa findet zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Marseille statt. Danach verschwindet die Seuche von diesem Kontinent. Der Grund dafür ist bis heute unbekannt. Die Angst aber bleibt, weil die Krankheit weiterhin existiert.Im 19. Jahrhundert will man das Problem wissenschaftlich lösen. Im Juni 1894 schicken die Franzosen den gebürtigen Schweizer Alexandre Yersin, der bei Louis Pasteur gelernt hat, nach Hongkong, wo der Pesterreger aktiv ist. Dort entdeckt er "Yersinia Pestis" - das Bakterium, das heute seinen Namen trägt.In diesem Zeitzeichen erzählt Julia Schäfer:was Pest und Antisemitismus miteinander zu tun haben,mit welchen Mitteln in früheren Jahrhunderten erfolglos gegen die Krankheit vorgegangen wird,wie Alexandre Yersin illegal an Pest-Tote für seine Forschung kommt,wo die Pest heute verbreitet ist,dass die Pest als Bio-Waffe eingesetzt werden könnte.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professorin Julia Riehm (Fachtierärztin für Lebensmittel und Mikrobiologie, München)Professorin Marion Maria Ruisinger (Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt)Henri H. Mollaret und Jacqueline Brossollet: Alexandre Yersin - der Mann, der die Pest besiegte. Einsiedeln 1987Weiterführende Links:Zeitzeichen: Der Franzose Louis Pasteur wird geborenSRF: Alexandre Yersin - der stille Bezwinger der PestPlanet Wissen: Der Schwarze Tod - die Pest in EuropaWehrmedizinische Monatszeitschrift: Die Pest – ein kalkulierbares Risiko für das Militär?RKI: Ratgeber PestWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Julia SchäferRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek
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Jun 18, 2024 • 15min

Aus der Videospiel-Nische zum Millionenpublikum: Counter-Strike

Für das Taktik-Spiel im Team sind Shooter wie das am 19.06.1999 erschienene Counter-Strike beliebt. Neu ist seitdem der Fokus auf Diversität - zumindest bei manchen.Ein Mausklick, das Spiel beginnt. Die Anspannung ist greifbar, wenn die virtuelle Welt von Counter Strike zum Leben erwacht.Das Computerspiel Counter Strike erscheint 1999 ursprünglich als Modifikation des legendären Spiels Half-Life. Zwei Teams, die Terroristen und die Anti-Terror-Einheiten, stehen sich in taktischen Gefechten gegenüber. Gut und Böse, Schwarz und Weiß - Grauzonen gibt es hier nicht.Das Spiel besticht durch seine realistische Darstellung von Waffen und den hohen Anspruch an die Spielenden. Jeder Schritt, jede Entscheidung kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten. Seit seiner Veröffentlichung macht Counter Strike eine enorme Entwicklung durch: Es entwickelt sich von einem Spiel für Hardcore-Gamer zum Mainstream-Phänomen und bringt sogar eine eigene eSport-Szene hervor, in der Teams weltweit um Titel kämpfen.Für seine Spieler ist Counter Strike mehr als nur ein Spiel; es ist ein soziales Erlebnis und ein fesselndes Hobby, das Millionen Menschen weltweit verbindet, seine Faszination ungebrochen, und die Spannung bleibt – Schuss für Schuss. In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:wie sich Counter Strike zu einem der erfolgreichsten Online-Shooter der Welt entwickelt, wie zwei Informatikstudenten das Spiel ins Leben rufen und damit einen Meilenstein im Gaming setzen, warum Counter Strike trotz seiner Beliebtheit immer wieder in die Kritik gerät,und warum die Themen Gender, Diversität und Queerness bis heute keine Rolle spielen. Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Björn Bartholdy. Direktor des Cologne Game Lab, Technische Hochschule KölnMaarten van Hoek, GamerWeiterführende Links:ARTE: Art of Gaming (War Games)ZDF Terra X History: Von Pong zu Pokémon - Die Geschichte der VideospieleARTE: Game of Minds: Junge E-Sport-Profis am Limit Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Friedrich Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
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Jun 17, 2024 • 15min

Großdenker der Frankfurter Schule: Jürgen Habermas

Kaum ein deutscher Philosoph hat so intensiv erforscht, wie öffentlicher Streit und Diskurse in der Bundesrepublik funktionieren. Auch mit 95 Jahren analysiert Jürgen Habermas messerscharf aktuelle Geschehnisse.Außerparlamentarische Opposition, Friedensbewegung, Rechtsextremismus, Kriegseinsätze der Bundeswehr, Asylrecht, Putins Ukraine-Krieg - die Debatten, in die sich Jürgen Habermas einmischt, spiegeln die Geschichte der alten und neuen Bundesrepublik.Als öffentlicher Intellektueller versucht er, Diskurse auf eine Auseinandersetzung um das bessere Argument auszurichten. Habermas hat den Anspruch, dass Philosophie ihre Zeit in Gedanken erfasst: Ein Hauptziel von ihm ist es, den Kapitalismus zu zähmen. Er beabsichtigt damit auch, über die Mechanismen der Gesellschaft aufzuklären.Geprägt wird Habermas in Frankfurt am Main: Als Assistent von Theodor W. Adorno setzt er sich am "Institut für Sozialforschung" mit ökonomischen Theorien auseinander, mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds und mit dem Marxismus. Habermas wird zum Kopf der zweiten Generation der sogenannten Frankfurter Schule.Sein Denken ist anschlussfähig für die nächste Generation der Kritischen Theorie, die ein ökologisches Zukunftsdenken entwickelt. Für Habermas ist klar: Für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Sozialstaat und liberaler Demokratie muss auch weiterhin gekämpft werden.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:weshalb Jürgen Habermas großes Publikum meidet und sich lieber schriftlich äußert,warum für den Philosophen die auf Profit ausgerichtete Kulturindustrie die Kultur zerstört,nach welcher Auseinandersetzung mit den Studierenden Habermas 1971 die Uni verlässt,wie er sich beim Historikerstreit der 1980er-Jahre positioniert.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Felix Kämper (Habermas-Forscher, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Arbeitsbereich: Politische Theorie und Philosophie)Jürgen Habermas: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Frankfurt am Main 1973Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt am Main 1981Jürgen, Habermas: Die neue Unübersichtlichkeit. Frankfurt am Main 1985Stefan Müller-Dohm: Jürgen Habermas - Eine Biographie. Berlin 2014Markus Schroer: Soziologische Theorien - Von den Klassikern bis zur Gegenwart. Paderborn, 2022Weiterführende Links:Kulturzeit: Der Philosoph und wir - Warum Jürgen Habermas uns alle angehtZeitzeichen: Todestag von Theodor W. AdornoNDR Kultur: Gibt es Cancel Culture? Mit Julian Nida-Rümelin und Jürgen HabermasNDR Kultur: Die Luhmann-Habermas-KontroverseUnser Hörtipp: WDR 5 "Das Philosophische Radio" mit Jürgen WiebickeWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VormwegRedaktion: Carolin Rückl und Frank ZirpinsTechnik: Joseph Baader
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Jun 16, 2024 • 15min

Freiheit bedeutet, zu entscheiden: Kierkegaards "Begriff Angst"

In nur vier Monaten bringt Sören Kierkegaard seine Freiheitsphilosophie zu Papier. Der Kern: Eigene Entscheidung erzeugt immer ein Gefühl der Angst. "Der Begriff Angst" erscheint dann unter Pseudonym - und beeinflusst andere Denker maßgeblich.Søren Kierkegaard argumentiert vom Standpunkt der einzelnen menschlichen Existenz aus. Es geht ihm um die Realisierung menschlicher Lebensmöglichkeiten, die von Angst begleitet sind. Dadurch entdeckt er die negative Existenzerfahrung als eine Grundlage der Philosophie.Sein Werk "Der Begriff Angst" - veröffentlicht unter Pseudonym - ist eine religionsphilosophisch-psychologische Schrift. Sie wird zwar von der dänischen Presse ignoriert. Aber sie inspiriert die Nachwelt: zum einen Existenzphilosophen wie Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre und Albert Camus; zum anderen Vordenker der Psychologie wie Sigmund Freud und Carl Gustav Jung.Kierkegaards Analysen existenzieller Angst ziehen Jahrzehnte später viele Leserinnen und Leser in ihren Bann. Umstritten aber ist das Heilmittel gegen die Angst, das er anbietet. Denn das sei der sogenannte "Sprung" in den wahren Glauben an Gott, der Erlösung bedeute. In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:in welchen strengen Verhältnissen Søren Kierkegaard aufwächst,wie seine Auffassung von Christentum seine Liebesleben einschränkt,welche Rolle für ihn die "Erbsünde" spielt,wie Angst, Freiheit, Entscheidung und Begehren für Kierkegaard zusammenhängen,warum der Philosoph als Religionskritiker gesehen werden kann.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Uta Eichler (Universität Halle, Philosophisches Seminar)Søren Kierkegaard: Der Begriff Angst. Ditzingen 2023Clare Carlisle: Der Philosoph des Herzens - Das rastlose Leben des Søren Kierkegaard. Stuttgart 2019Joakim Garff: Kierkegaard - Biographie. München/Wien 2004Weiterführende Links:BR Radiowissen: Existenzialismus: Freiheit als Strafe Das ThemaNDR Kultur: Können wir alleine sein? Mit Katja Kullmann und KierkegaardWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VormwegRedaktion: Frank ZirpinsTechnik: Christine Reinartz
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Jun 15, 2024 • 13min

Dank James Joyce ewiger Feiertag in Dublin: der "Bloomsday"

Sein "Ulysses" macht den Schriftsteller James Joyce weltberühmt. Der Roman spielt in Dublin an nur einem Tag: dem 16.5.1904, bis heute jährlich als "Bloomsday" gefeiert.Er gehört zu den prägenden Schriftstellern des letzten Jahrhunderts: James Joyce gibt der modernen Literatur entscheidende Impulse. Sein Hauptwerk, "Ulysses", sprengt alle Grenzen des Bisherigen und öffnet eine neue Welt.Der Roman spielt am 16. Juni 1904 - aus einem autobiografischen Grund: An diesem Tag findet das erste Treffen zwischen Joyce und Nora Barnacle statt, die später seine Frau wird. Der irische Schriftsteller verewigt den Tag in Dublin in seinem 1.000-Seiten-Roman, der an einem einzigen Tag spielt: Der Anzeigen-Eintreiber Leopold Bloom schlendert durch Dublin.Der "Bloomsday", der 16. Juni, wird bis heute temperamentvoll gefeiert, in Dublin und überall auf der Welt, wo man den Autor und sein Werk verehrt und bewundert. Auch wer den Roman nicht oder nicht zu Ende gelesen hat, darf mitfeiern.In diesem Zeitzeichen erzählt Monika Buschey:wie Nora Barnacle gleich beim ersten Treffen mit James Joyce zur Sache geht,welcher Schriftsteller sieben Jahre lang "Ulysses" ins Deutsche übersetzt,warum die Leser des Romans mit der Hauptfigur Bloom in den Puff, in die Kneipe und aufs Klo gehen,mit welchem frivolem Monolog von Molly Bloom, der Ehefrau des Helden, "Ulysses" endet.Das sind unsere wichtigsten Quellen:James Joyce: Ulysses. Frankfurt 1975Hans-Christian Oeser und Jürgen Schneider: James Joyce. Frankfurt 2007Friedhelm Rathje: James Joyce. Reinbek bei Hamburg 2004Weiterführende Links:SWR Kultur: Bloomsday! Fünf Fragen zum 100. Geburtstag des "Ulysses"NDR: Auf James Joyce' Spuren des Bloomsday aus "Ulysses" in DublinARD Alfa: James Joyce - Klassiker der WeltliteraturZeitzeichen: Der Schriftsteller Hans Wollschläger stirbt in BambergWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Monik BuscheyRedaktion: Christoph Tiegel und David Rother
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Jun 14, 2024 • 15min

Menschen verbinden, Milliarden bewegen: Gründung der UEFA

Einen sportlichen Fußball-Wettstreit auf europäischer Ebene zu organisieren: Das war der Traum der Gründerväter der UEFA. Inzwischen muss vor allem die Kasse stimmen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Seit ihrer Gründung 1954 hat sich die UEFA zu einem der größten Sportverbände der Welt entwickelt, mit 55 Mitgliedsländern und zahlreichen internationalen Wettbewerben. Doch die Anfänge sind bescheiden. Die treibenden Kräfte hinter der Gründung sind vor allem die Franzosen, allen voran der Schiedsrichter und ehemalige Spieler Henri Delaunay. Zusammen mit dem Italiener Ottorino Barassi und dem Belgier José Crahay verfolgt Delaunay das Ziel einer europäischen Fußball-Union. Im November 1953 genehmigt die FIFA die Bildung kontinentaler Konföderationen. Am 15. Juni 1954 wird die UEFA offiziell in Basel gegründet - und findet zunächst kaum Beachtung in der Öffentlichkeit. Heute ist die UEFA ein milliardenschwerer Verband, der trotz aller Kontroversen eine zentrale Rolle im Weltfußball spielt. "We must never forget: European football is a unique story, is a success story" sagt ihr aktueller Präsident Aleksander Ceferin. Die UEFA ist eine Erfolgsgeschichte, nicht nur sportlich, sondern vor allem auch wirtschaftlich. In diesem Zeitzeichen erzählt Ulli Schäfer:welche Rolle Frankreich bei der Gründung der UEFA spielt,warum Deutschland, Belgien und die Niederlande zunächst nichts von der Idee einer Europameisterschaft halten, welche Skandale die UEFA überschatten, warum die geplante Super League 2021 scheitert und sich sogar die Politik einmischt, und was das alles mit wirtschaftlichen Faktoren und Machtstrukturen zu tun hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Dietrich Schulze-Marmeling: Fußball - Zur Geschichte eines globalen Sports. Hildesheim 2000 Dietrich Schulze-Marmeling: Die Geschichte der Fußball-Europameisterschaft. Göttingen 2007Und das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Chaled Nahar, Sportjournalist und UEFA-Experte Dietrich Schulze-Marmeling, Autor und Fussball-ExperteWeiterführender Link:Planet Wissen: Geschichte des FussballsWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulli SchäferRedaktion: Frank ZirpinsHör-Tipp: Im WDR-Podcast Sport inside geht es in der aktuellen Folge um den deutschen Kolonialismus in Namibia: Dort hielt die herrschende weiße Minderheit schwarze Fußballer aus ihren Ligen fern. Heute, mehr als drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit, besteht die soziale Ungleichheit fort. Host Nora Hespers spricht mit Ronny Blaschke, Autor eines Buchs über Kolonialismus und Rassismus im Fußball.
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Jun 13, 2024 • 15min

Kohls Lieblingsprojekt: Das "Haus der Geschichte" in Bonn

Helmut Kohls Idee über ein Museum zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ab 1945 bis in die Gegenwart löste heftige Kritik aus. Doch es wurde ein Publikumsmagnet.Musik liegt in der Luft: Deutschlandhymne, DDR-Hymne und Europahymne zu einem symbolträchtigen Klangteppich verwoben. Die musikalische Inszenierung von Peter Herbolzheimer unterstreicht die historische Tragweite des Augenblicks. Am 14. Juni 1994 wird in Bonn das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland feierlich eröffnet. Helmut Kohl fordert bereits 1982 in seiner ersten Rede als Bundeskanzler ein solches Projekt, das ein neues Kapitel in der deutschen Erinnerungskultur aufschlagen soll. Das Haus der Geschichte ist bewusst nicht als traditionelles Museum konzipiert. Es soll vielmehr ein lebendiges Forum für die Auseinandersetzung mit der Geschichte Deutschlands nach 1945 bieten. Von Anfang an steht die Vermittlung der jüngeren deutschen Geschichte im Vordergrund - von der Nachkriegszeit über die Teilung Deutschlands bis zur Wiedervereinigung. In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:wie Helmut Kohl das Projekt initiiert und welche Ziele er damit verfolgt,welche Kritik und Diskussionen im Zusammenhang mit dem Bau entsetehen,warum das Haus der Geschichte bewusst nicht als Museum bezeichnet wird,wie das Haus der Geschichte seine Besucher aktiv in die Ausstellung einbezieht,und welche Themen noch umfassender beleuchtet werden könnten. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Thomas Hertfelder u.a., Hg., Erinnern an Demokratie in Deutschland. Demokratiegeschichte in Museen und Erinnerungsstätten der Bundesrepublik, Göttingen 2016. Hermann Schäfer, Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Strukturgeschichtliche Darstellung im Museum, 1988.Und das sind unsere Interviewpartner*innen:Prof. Dr. Harald Biermann (Präsident der Stiftung Haus der Geschichte) Dr. Simone Mergen (Direktorin der Abt. Bildung-Besucherservice, Stiftung Haus der Geschichte, Bonn) Lisa Riplinger (Geschichtslehrerin, Königin Luise Schule Köln) Besucher, Schülerinnen und Schüler Weiterführende Links:Haus der GeschichteWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor*in: Marfa Heimbach Redaktion: Matti Hesse Technik: Michael Franke

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