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Jun 6, 2024 • 1h 4min

Karl Schlögel im Interview mit Alexander Marguier – „Das ist eine ganz ernst gemeinte Kampfansage an den Westen“

Cicero – Magazin für politische Kultur Im Cicero Podcast Politik ist der Osteuropahistoriker Karl Schlögel zu Gast. Karl Schlögel ist einer der besten deutschen Russlandkenner. Er war Professor an der Universität Konstanz und an der Viadrina in Frankfurt an der Oder, ist aber kein klassischer Studierzimmergelehrter, sondern jemand, der sein Wissen über die Region, für die er sich interessiert und über die er forscht, durch zahlreiche ausgedehnte Reisen erschlossen hat. Mit Chefredakteur Alexander Marguier spricht er über Putins Hass auf den Westen, Frank Walter Steinmeiers Haltung zum Ukrainekrieg, die Zukunft Russlands und warum er über die Politik von Bundeskanzler Scholz verzweifelt. Karl Schlögel: Die Mitte liegt ostwärts. Europa im Übergang, Hanser 2002 https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/karl-schloegel-die-mitte-liegt-ostwaerts-9783446251656-t-2048 Inhalt Podcast: 22:02 "Und ich finde es unglaublich, dass der Bundespräsident, Herr Steinmeier, es sich erlaubt hat, sozusagen herablassend und in einem Ton der Verächtlichkeit von den Leuten zu sprechen, die sich mit den Waffen und der Verteidigung beschäftigen." (Karl Schlögel) 30:50 "Das kann man ja Tag für Tag sehen, dass Russland zur Avantgarde der antiwestlichen, antiliberalen oder illiberalen und autoritären Strömungen wird. Und deswegen sind diese Verbindung zu Orban oder zur AfD oder zu zu eigentlich allen rechtskonservativen und rechtsextremen Strömungen sind die nicht einfach ausgedacht und nur pur instrumentell, sondern es sind innere Verwandtschaften und diese Auseinandersetzungen zu führen, hat man den Eindruck, sind wir sehr, sehr im Hintertreffen." (Karl Schlögel) 31:42 "Das kommt mir so vor wie ein Aufwachen einer eigentlich verschlafenen Gesellschaft, die nicht mitbekommen hat, was los ist. Und das betrifft eigentlich Institutionen wie Verfassungsschutz, Nachrichtendienste, politische Parteien, die mit großer Verspätung Hybriden Warfare überhaupt wahrnimmt. Und ich muss sagen, wenn man sich in dieser Szene bewegt hat, hat man einfach vor vielen, vielen Jahren alle diese Dinge schon mitbekommen." (Karl Schlögel) 38:21 "Die Triebkraft, die dieses große postsowjetische Russland in den Krieg getrieben hat, das sind innere (Gründe) und darauf haben äußere oder diplomatische Beziehungen, das wäre eine, meiner Meinung nach, totale Überschätzung, zu glauben, dass das die Ursache dafür gewesen ist. Und ich glaube, dass es weniger die NATO, sondern dass es die Unruhen, die es in Moskau gegeben hat, eben einer wachsenden Öffentlichkeit, einer zivilen Gesellschaft, also im Zuge der der Wahlfälschungen, die Massendemonstrationen in Moskau und in anderen Städten, dass das der Hauptgrund gewesen ist, um sozusagen einen kleinen erfolgreichen Krieg zu führen, um die Ruhe im Innern wiederherzustellen." (Karl Schlögel) 40:18 "Ein modernes Russland braucht keinen Diktator. Ein modernes Russland ist offen. Ein modernes Russland hat selbstständig denkende Köpfe und er hat nichts anderes gemacht und bis auf den heutigen Tag alles, was an Potenz in diesem Land drinsteckt, macht er mundtot. Verbannt er aus dem Land, er fügt dem Land einen ungeheuren Schaden zu. Und er hat keine Vorstellungen, was eigentlich ein modernes, nicht-imperiales Russland sein könnte. Und deswegen ist er nicht nur für die Ukraine und für Europa eine Katastrophe, sondern er ist eigentlich der Zerstörer Russlands." (Karl Schlögel) 43:09 Alexander Marguier bezieht sich auf ein Gespräch zwischen Gregor Gysi und Gerhard Schröder https://www.youtube.com/watch?v=ATrLGYtRCmc 46:36 Hören Sie dazu auch den Podcast mit Peter Sloterdijk und Ralf Hanselle https://www.youtube.com/watch?v=vG8ziRYrj4Y 48:51 "Wie soll man das nennen? Darf man eine Politik, die diese Entscheidungen nicht trifft, den Ukrainern alles zu geben, was sie brauchen? Darf man das Feigheit nennen?" (Karl Schlögel) 49:50 "Wenn sie jetzt nicht mit allen Mitteln, die sie braucht, unterstützt wird, dann kommen auf uns Dinge zu, das ist vollständig klar. Die Ukrainer bezahlen jetzt, und wenn sie nicht standhalten, dann werden wir irgendwann bezahlen." (Karl Schlögel) 50:10 "Am schrecklichsten fand ich die Äußerungen von Steinmeier. Das war für mich der O-Ton, wo er sich sozusagen spöttisch äußert über dieWaffenfrage, also diese ernste Frage. Da hat man den Eindruck, die Rede von der Zeitenwende, nämlich dass man das, dass das auf uns zukommt, wir sind ja erst am Anfang, dass man das durchstehen muss, dass das Konsequenzen hat also für das Leben von der deutschen Bevölkerung, dass das etwas mit Opfern zu tun hat. Da hat man den Eindruck, es ist doch noch nicht angekommen, was es in Wirklichkeit bedeutet." (Karl Schlögel) 59:45 "Meines Erachtens kann überhaupt niemand vorhersagen, was da passieren wird. Es gibt ja eine Diskussion im Exil. Das reicht von optimistischen Aussagen wie die Neugründung einer wirklichen Föderation oder Union (…) bis hin zum Verfall." (Karl Schlögel)
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May 30, 2024 • 48min

Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Interview mit Ben Krischke – „Wir kriegen sie alle“

Cicero – Magazin für politische Kultur Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) ist eine der streitbarsten und streitfreudigsten Politikerinnen des Landes. Derzeit noch im Bundestag und als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, demnächst aller Voraussicht nach als Abgeordnete in Brüssel, kämpft sie für ihre politischen Anliegen - etwa die Unterstützung der Ukraine mit weiteren Waffenlieferungen - und nimmt dabei selten ein Blatt vor den Mund. im Cicero Podcast Politik mit Ben Krischke spricht sie über deutsche Debattenkultur, europäische Demokratiedefizite und digitale Todesdrohungen. Inhalt Podcast: 3:05 "Es ist im Kleinen das, was wir im Großen erleben. Hartes Ego und auch Einfordern vom Staat. (…) Also dieses Einfordern, ich bezahl dafür und dann gibt es auch keinen nichts mehr dazwischen." (Marie-Agnes Strack-Zimmermann) 4:35 "Und ich bin jetzt nicht diejenige, die immer nur fragt 'Ist der Staat schuld, ist die Mutter schuld? Ist der Vater schuld?' Ich glaube, dass man auch selber mal ein Gefühl haben sollte, dass Rücksichtnahme spätestens dann interessant ist, weil man sie ja von sich selber auch oder für sich selber am besten einfordert." (Marie-Agnes Strack-Zimmermann) 9:51 Ben Krischke bezieht sich auf diese Diskussion am 20.9.2022 https://www.youtube.com/watch?v=G482kZuxWTU 15:26 "Wissen Sie, was ich glaube, was in der politischen Kommunikation so schwierig geworden ist, dass Sie aus Angst, etwas Falsches zu sagen, aus Angst, irgendjemand jetzt zu nahe zu treten, eben immer so halbseiden reden, also nicht sehr klar artikulieren. Und diese Art der Kommunikation hat sich komplett breitgemacht." (Marie-Agnes Strack-Zimmermann) 22:20 "Die Europäische Union muss von innen heraus auch bereit sein, Reformen an sich selbst durchzuführen, so wie die Union ja nicht nur das größte Friedens- und Wirtschaftsprojekt ist, sondern auch ein Rechtsstaatprojekt." (Marie-Agnes Strack-Zimmermann) 34:13 "Meine Sorge ist einfach, dass angesichts dieser Debattenkultur und, das ist keine Kultur mehr, das sind Abgründe, in die wir schauen, junge Menschen gar nicht mehr bereit sind, in die politische Diskussion zu gehen." (Marie-Agnes Strack-Zimmermann) 41:43 "Es geht einfach um große Gewaltphantasien und tiefste Respektlosigkeit. Und die bringe ich zur Anzeige. Und es hat sich auch schon rumgesprochen, so dass ich auch durchaus Emails oder in sozialen Netzwerken kriege: 'Na, ich würde ja gerne, aber ich sage es lieber nicht. Sie zeigen ja immer an'. (Marie-Agnes Strack-Zimmermann)
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May 23, 2024 • 35min

Susanne Schröter im Interview mit C. Traub – „Die pro-palästinensischen Studenten blenden die Realität komplett aus"

Cicero – Magazin für politische Kultur Susanne Schröter ist Ethnologin und emeritierte Professorin an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main. Außerdem leitet sie das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam. Zuletzt erschien ihr Buch "Der neue Kulturkampf" im Herder Verlag, der prompt zu einem Bestseller wurde. Mit Susanne Schröter spricht Cicero-Volontär Clemens Traub über die antisemitischen Proteste an den deutschen Universitäten der vergangenen Wochen und den Einfluss des Postkolonialismus auf die Geisteswissenschaft. Lesen Sie auch das Interview mit Susanne Schröter vom 9. Mai 2024 „Bedenkliche Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit“ auf https://www.cicero.de/innenpolitik/antisemitismus-universitat-wissenschaftsfreiheit-susanne-schroter Inhalt Podcast: 9:11 "Ich hätte nie gedacht, dass das diese postkoloniale Theorie mal so dominant werden wird, dass sie sozusagen unhinterfragt ist und dass das alleine Kritik daran schon komplett moralisch diskreditiert wird." (Susanne Schröter) 9:52 "Und ja, ganz offensichtlich ist diesen Professoren es völlig gleichgültig, dass jüdische Studenten sich jetzt seit Wochen und Monaten schon gar nicht mehr an die Universitäten trauen. Also das ist ja das eigentliche Drama daran, dass man so einseitig Partei ergreift und das zulassen würde." (Susanne Schröter) 14:48 "Und dass aber diese Projektionen doch zum Teil wirklich lächerlich sind, sieht man an der Parole Queer Palace. Also das ist theoriegeleitet. (…) Im intersektionalen Feminismus geht man davon aus, dass es unterschiedliche, vom dominanten kapitalistischen Westen unterdrückte Gruppen gibt. Das sind auf der einen Seite die Völker des globalen Südens, dann sind es die Muslime, aber es sind auch die queeren Menschen. Und wenn diese Gruppen jetzt zusammen sich zusammentun, dann erhöhen sie ihre Schlagkraft. Und daher kommt die absurde Parole 'Queer Palastine'. Ungeachtet der Tatsache, dass queere Menschen in Palästina in den palästinensischen Gebieten einen außerordentlich beklagenswerten Schicksal haben." (Susanne Schröter) 18:10 "Aber eigentlich ist ja die Idee, dass der Mensch frei sein soll und von daher auch die Befreiung der Frau und die Befreiung und der Anerkennung von queeren Menschen. Das sind ja linke Ideen, und da würden Islamisten überhaupt nicht mitgehen. Das sagen sie auch ganz klar, dass ihnen das komplett gegen den Strich geht, weil das als unislamisch eben angesehen wird. Aber das nehmen die Linken in Kauf. Und wenn man dann einen gemeinsamen Gegner hat, dann läuft man auch zusammen. Und deshalb gab es auch Demonstrationen, auf denen Allahu Akbar gerufen worden ist und gleichzeitig Queer-Palästina-Plakate in die Luft gehalten wurden." (Susanne Schröter) 20:05 "Das ist eine Form kompletter Realitätsausblendung." (Susanne Schröter) ab 20:09 über die postkoloniale Deutungshoheit in der Kultur 34:00 "Ich erwarte, dass die Politik eindeutige Signale sendet. Und das hat ja unsere Wissenschaftsministerin auch getan. Dafür ist sie sehr kritisiert worden. Aber ich finde das den richtigen Weg, öffentlich auch zu sagen, 'das geht nicht. Das ist nicht legitim.' Und ich erwarte von den Universitätsleitungen, dass sie ihr Hausrecht auch in Anspruch nehmen und dass sie dafür sorgen, dass jüdische Studenten ohne Angst und ohne Bedrohung ihr Studium weiterführen können." (Susanne Schröter)
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May 16, 2024 • 36min

Karl-Ludwig Kley im Interview mit Daniel Gräber – „Wirtschaftsführer folgen der Macht und äußern sich nicht deutlich“

Cicero – Magazin für politische Kultur Kaum jemand kennt die deutsche Wirtschaft besser als Karl-Ludwig Kley. Chemie, Pharma, Luftfahrt, Energie, der promovierte Jurist blickt auf Jahrzehnte zurück, in denen er als Topmanager herausragender Unternehmen den Industriestandort Deutschland geprägt hat. Inzwischen ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa. Kapital-Ressortleiter Daniel Gräber spricht mit Kley über sein neues Buch, die Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke, die Energiewende der Grünen und warum man klimatechnisch unbedingt nach vorne schauen und nicht mit der Vergangenheit hadern sollte. Karl-Ludwig Kley: Klar zur Wende. So können wir das Steuer bei Klima und Energie noch rumreißen – Zehn ungehaltene Reden, DVA 2024 https://www.penguin.de/Buch/Klar-zur-Wende/Karl-Ludwig-Kley/DVA-Sachbuch/e628378.rhd Inhalt Podcast: 9:04 "Politik soll nicht wehleidig sein, wenn sie von der Wirtschaft kritisiert wird. Und die Wirtschaft soll den Mund aufmachen, wenn es wirklich Dinge gibt, die an der Politik zu kritisieren sind. Und dann kommt man zu einer Lösung, dann geht es weiter. Das ist Teil der demokratischen Diskussion, die ich meine." (Karl-Ludwig Kley) 14:21 "Mir fehlt bei dem Ganzen der Pragmatismus, die Fähigkeit zu erkennen, dass auch kleinere Maßnahmen jede Maßnahme, die das den CO2 runter bringt, ist wertvoll und wichtig. Und dann muss ich sie tun, selbst wenn sie nicht das Optimum ist. Und diesen Pragmatismus, den möchte ich gerne in der Politik wieder sehen." (Karl-Ludwig Kley) 24:02 "Mit vernünftigen Sicherheitsvorschriften. Mit solchen Umfeld Vorschriften ist das Fracking daher bei uns machbar und aus meiner Sicht auch notwendig." (Karl-Ludwig Kley) 27:05 "Und meine große Sorge ist, wenn wir uns aus der Produktion durch Kernkraftwerke jetzt abmelden, dass wir uns dann aus der Forschung und Entwicklung abmelden. Denn in der Technik, in der Physik, in der Chemie gibt es einen ganz engen Zusammenhang zwischen der wissenschaftlichen Forschung und der Umsetzung. Und wenn wir nicht mehr umsetzen können, dann verlieren wir auch an der Forschung. Und dann gehen die nach Frankreich, Kanada oder USA, um dort zu forschen. Und dann sind wir von einer möglichen Zukunftstechnologie abgeschnitten." (Karl-Ludwig Kley) 33:27 "Wir müssen auch aufpassen aus Deutschland, dass wir nicht in zu viel Parteienschelte eintreten. Wir brauchen die politischen Parteien in Deutschland zur Aufrechterhaltung unserer Demokratie, zur Willensbildung, auch zum Schaffen einer Akzeptanz in verschiedensten Bereichen der Bevölkerung. (…) Insgesamt glaube ich, haben wir im deutschen Parteiensystem schon politische Parteien, die gesamthaft ihrer Verantwortung gerecht werden." (Karl-Ludwig Kley) 34:38 "Die Wirtschaft muss sich äußern, die Wirtschaft muss sich deutlich äußern und sagen das und das geht so nicht. Und dann glaube ich unverändert an den demokratischen Dialog, dass irgendwann die Fakten und die Überzeugungskraft dazu führen, dass auch irreale Politiküberlegungen nicht mehr stattfinden. Ich vertraue auf den demokratischen Dialog. Davon werden Sie mich nicht abbringen." (Karl-Ludwig Kley)
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May 9, 2024 • 45min

Oskar Roehler im Interview mit Alexander Marguier – „Das Fernsehen der letzten 20 Jahre ist ein Friedhof“

Cicero – Magazin für politische Kultur Autor und Filmregisseur Oskar Roehler spricht mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier über seinen neuen Film "Bad Director", der ab dem 9.5. in den deutschen Kinos zu sehen sein wird, über sein literarisches Schaffen, sein Verhältnis zu Angela Merkel und Gerhard Schröder, über die deutsche Filmbranche und warum er der Meinung ist, dass das Fernsehen der letzten 20 Jahre ein Friedhof sei. Oskar Roehlers Film "Bad Director" basiert auf seinem Roman "Selbstverfickung", Ullstein 2019 https://www.ullstein.de/werke/selbstverfickung/taschenbuch/9783548291673 06:42 "Wenn ich zu Hause an der Schreibmaschine sitze, dann habe ich die 100%ige Kontrolle. Und wenn ich am Set bin, dann geht die verloren durch unglaublich viele Imponderabilien, die stündlich eintreffen können, von Stürmen, Regenschauern, schlechter Laune, Durchfall des Hauptdarstellers bis hin zu katastrophalen Missverständnissen, Liebesentzügen, Machtspielen. Man begibt sich da auf ein relativ, sage ich mal, gefährliches Terrain. Und man muss es aushalten. (Oskar Roehler) 19:31 "Und das ist für mich so eine Antwort auf dieses ganze prüde, verlogene, im Film jetzt auch quasi so Wiederentdeckung dieser Sachen, die, die so camp waren und politisch total unkorrekt waren, aber einfach phantastischen Spaß gemacht haben und die man nie versucht hat einzuordnen als dies oder das oder jenes." (Oskar Roehler) 23:06 "Aber ich bin tatsächlich mit mit einem Heroen wie Willy Brandt im Grunde in meiner Kindheit groß geworden. Und Schröder hatte Format und mir fiel das ganz schwer bei (Angela) Merkel irgendeine Art von geistiger Eleganz, intellektueller Neugier, von einer bestimmten Art von Ausstrahlung, wie ich mir ein Politiker vorstelle, (zu erkennen)." (Oskar Roehler) 31:01 "Ich glaube, der Grund, weshalb ich aus der Filmakademie und aus verschiedenen dieser Geschichten da auch rausgegangen bin, ist, dass ich so das Gefühl habe, dass den Leuten, auch den Machern, das Gehirn eingeschlafen ist. Da passiert nichts." (Oskar Roehler)
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May 3, 2024 • 49min

Ali Ertan Toprak im Interview mit Alexander Marguier – „Wir verlieren unsere Jugend an die Islamisten“

Cicero – Magazin für politische Kultur Der Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland Ali Ertan Toprak hat die Ereignisse in Hamburg schon lange vorausgesehen: etwa 1200 islamistische Aktivisten hatten sich zu einer Kundgebung versammelt, bei der unter anderem die Einführung des Kalifats in Deutschland gefordert wurde. Seither ist die Empörung groß. Politiker aller Couleur fordern ein hartes Durchgreifen. Hören Sie seine Einschätzungen im Gespräch mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier im Cicero Podcast Politik. Lesen Sie begleitend zu dem Podcast ein aktuelles Interview mit Ali Ertan Toprak auf cicero.de: https://www.cicero.de/innenpolitik/islamisten-demonstration-hamburg-toprak Inhalt Podcast: 05:34 "Wer das Kalifat fordert, der lehnt unsere Demokratie ab, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung. Und wer die Scharia einführen möchte, lehnt unser Grundgesetz ab. Und da müssten alle Demokraten in unserem Land natürlich dagegen aufstehen." (Ali Ertan Toprak) 12:26 "So ein alter, bärtiger Islamist würde einen jungen Muslimen, der in Hamburg oder Berlin geboren und sozialisiert ist, möglicherweise gar nicht ansprechen. Und deswegen suchen sich natürlich die Islamisten solche jungen Menschen aus und bauen sie auf und lassen sie auf die Jugend los. Und das verfängt auch und gerade in den sozialen Medien sind solche Islamisten, junge Islamisten unterwegs, die gezielt junge Menschen ansprechen und ihre Sprache benutzen, die gleichen Klamotten anziehen. Und deswegen werden sie ja auch als Popislamisten betitelt von Verfassungsschützern." (Ali Ertan Toprak) 14:13 "Der Staat und die deutsche Gesellschaft müssen sich dem Islam, der Scharia anpassen und nicht umgekehrt. Und das ist das Gefährliche, dass das bei vielen jungen Menschen muslimischen Glaubens verfängt, ankommt. Und wir verlieren unsere Jugend. Das muss uns allen große Sorgen bereiten." (Ali Ertan Toprak) 19:49 "Und wenn wir als Staat und Gesellschaft uns nicht trauen dagegenzuhalten, unsere Werte aktiv zu verteidigen, dann entstehen natürlich nicht nur Parallelgesellschaften, sondern ich rede mittlerweile schon seit einigen Jahren von Gegengesellschaften. Parallelgesellschaft kann man gut oder schlecht finden, da lebt man nebeneinander her. Man ärgert sich nicht gegenseitig, stört sich nicht auch. Jeder macht so sein Ding. Aber mit Gegengesellschaft meine ich, dass Gruppen da sind, die aktiv und aggressiv gegen unsere Werte wettern. Und das passiert momentan in Deutschland, in Hamburg, auf unseren Straßen." (Ali Ertan Toprak) 29:24 "Der Islamismus gehört zu den wichtigsten Extremismen zurzeit und ist momentan auch die größte Gefahr, wo ja auch in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Islamisten festgenommen worden sind. Aber das hält man ja auf Sparflamme, auch in der Öffentlichkeit, damit auch in der Bevölkerung. Durch die gesellschaftliche Spaltung der letzten Jahre und natürlich den Aufstieg der AfD möchte man diese Themen, hat man den Eindruck, nicht so in den Fokus der Öffentlichkeit rücken." (Ali Ertan Toprak) 37:36 "Nur in den letzten 20, 30 Jahren haben ja mit dem Aufkommen des Islamismus und des islamistischen Terrors weltweit die Schreckensbilder und die Terrorherrschaften in den Scharia-Ländern dazu geführt, dass natürlich Islam und Muslime negativ konnotiert worden sind. Aber daran sind in erster Linie die islamistischen Terroristen verantwortlich. Dafür ist in erster Linie der politische Islam verantwortlich. Und die Mehrheit der Muslime haben sich nicht getraut, sich dagegen aufzulehnen." (Ali Ertan Toprak) 48:20 "Die Muslime haben in der Hand, ob der Islam irgendwann in Deutschland Teil dieses Landes werden sollte. Wir haben ja aus der Geschichte viele andere Beispiele von Religionen, Kulturen, die ja als Fremde gekommen sind, Teil der Gesellschaft geworden sind und dieses Land auch mitgeprägt haben. Und erst wenn diese Prägung vollzogen ist, dann kann man sagen, dass auch eine Religion zu unserem Land gehört. Aber wir sind noch zu sehr am Anfang." (Ali Ertan Toprak)
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Apr 25, 2024 • 34min

Daniel Gräber im Interview mit Clemens Traub – „Das liest sich wie eine Kriminalgeschichte“

Cicero – Magazin für politische Kultur Wir haben Robert Habecks Geheimakten zum Atomausstieg freigeklagt. Unsere exklusiven Enthüllungen, die Sie in der Mai-Ausgabe des Cicero lesen können, zeigen ein grünes Anti-Atom-Netzwerk, das im Wirtschaftsministerium getrickst, getäuscht und gelogen hat. Cicero-Volontär Clemens Traub spricht mit dem zuständigen Ressortleiter Daniel Gräber über dessen umfangreiche Recherche und die brisanten Inhalte der Akten, die sich wie eine spannende Kriminialgeschichte lesen. Die Titelgeschichte finden Sie auf www.cicero.de und ab sofort am Kiosk oder im Cicero-Shop: https://shop.cicero.de/einzelhefte/ Inhalt Podcast: 12:47 "Die Schriftwechsel, Emails, Vermerke, Stellungnahmen aus den eigenen Fachabteilungen des Ministeriums, wie sie in die Leitungsebene um Robert Habeck und seine Staatssekretäre gegangen sind und was dann dort damit geschehen ist, das war ja das, was mich vor allem interessiert hat, neben auch die Korrespondenz mit den Kernkraftwerksbetreibern. Und diese Sachen haben sie alle komplett geheim gehalten mit dem pauschalen Argument, die Vertraulichkeit der regierungsinternen Beratung müsse da gewährt bleiben." (Daniel Gräber) 16:48 "'Prüft doch, ob nicht eine Verlängerung irgendwie möglich ist.' Das war das eindeutige Signal aus den zuständigen Fachleuten, die ja auch mit Steuergeld dafür bezahlt werden, dass im Land der Strom sicher ist und auch bezahlbar. Und das wurde komplett übergangen. Und man sieht auch, das war Teil dieser Puzzlearbeit, die ich dann gemacht habe, die einzelnen Emails in so eine Chronologie zu bringen und wer dann welches Dokument wo gelandet ist, wer es vielleicht noch verändert hat und wer es wie weitergereicht hat, wie darauf reagiert wurde. Und da sieht man eben, dass solche Stimmen gezielt ausgebremst, teilweise sogar verfälscht wurden oder solche Stellungnahmen auch in der Schublade verschwanden und zum Beispiel gar nicht bis zu Herrn Habeck vorgedrungen sind." (Daniel Gräber) 17:25 "Und ich versetze mich nur mal in die Lage von solchen Beamten Hinein, der. Wenn ich so was schreiben würde, und zwar aus einer Sorge auch um die wirtschaftliche Zukunft und die Energieversorgung dieses Landes und kriegt dann mit, wie eine rein parteipolitisch getriebene Führungsriege im Ministerium mich da systematisch ausbremst, nicht ernst nimmt, meine Stellungnahme eventuell sogar verfälscht, wäre ich schon ziemlich sauer und würde mich insgeheim freuen, wenn das öffentlich wird." (Daniel Gräber) 26:44 "Das ist, glaube ich, der große Gewinn dieser Recherche in unserer Veröffentlichung, dass man wirklich schwarz auf weiß nachlesen kann, mit welcher Skrupellosigkeit sie es durchgesetzt haben. Und zwar auch sich dabei der Mittel des Regierungsapparats bedient haben und da auch wirklich mit Manipulation, Zurechtbiegen und Verfälschen, also letztendlich mit klassischer Desinformation vorgegangen sind. Und das nicht zufällig, sondern systematisch. Und das ideologische Ziel Atomausstieg, koste es was es wolle, über das Wohl des Landes gestellt haben und letztendlich ihrer Regierungsverantwortung nicht gerecht geworden sind." (Daniel Gräber)
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Apr 19, 2024 • 44min

Mathias Brodkorb im Interview mit Alexander Marguier – „Haldenwang beansprucht, der Volkspädagoge der Nation zu sein“

Mathias Brodkorb ist Autor des Buches "Gesinnungspolizei im Rechtsstaat" und beleuchtet die fragwürdigen Praktiken des Verfassungsschutzes. Er diskutiert, wie diese Behörde oft in die Grauzone zwischen berechtigter Sicherheit und Verschwörungstheorien abgleitet, was demokratische Prozesse gefährdet. Brodkorb kritisiert zudem die vage Definition von Extremismus und die Gefahren für die Meinungsfreiheit. Ein weiteres Thema sind die Herausforderungen und Reformen der Überwachungspraxis, die zunehmend die Grundrechte der Bürger infrage stellen.
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Apr 11, 2024 • 35min

Esther Bockwyt im Interview mit Clemens Traub – „Die woke Bewegung braucht immer etwas Neues, was sie anprangern kann“

Esther Bockwyt ist Psychologin und Autorin des Bestsellers über die Wokeness-Bewegung. Sie diskutiert die komplexen psychologischen Dynamiken dieser Bewegung und deren Einfluss auf Identität und Gruppenzugehörigkeit. Bockwyt beleuchtet die Herausforderungen, die Schriftsteller in politisch sensiblen Zeiten bewältigen müssen, und zieht Parallelen zu gesellschaftlichen Bewegungen. Ein zentrales Thema ist die Kultur der Hypersensibilität und deren langfristige Auswirkungen auf junge Menschen, sowie die Debatte über Empathiefähigkeit über Generationen hinweg.
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Apr 4, 2024 • 53min

Klaus-Rüdiger Mai im Interview mit Ben Krischke – „Sahra Wagenknecht hat sich selbst zur Marke aufgebaut“

Cicero – Magazin für politische Kultur Journalist und Autor Klaus-Rüdiger Mai im Cicero Podcast Gesellschaft mit Ben Krischke über Sahra Wagenknecht, über Hegel, über Karl Marx und zur Frage 'Wohin geht es eigentlich mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht?`. Klaus-Rüdiger Mai: Die Kommunistin. Sahra Wagenknecht: Eine Frau zwischen Interessen und Mythen, Europa Verlag 2024 https://www.europa-verlag.com/Buecher/6682/DieKommunistin.html Inhalt Podcast: 3.58 "Mit anderen Worten ich bin fest davon überzeugt, dass wenn man politische Vorstellungen und Positionen heute verorten möchte, braucht man andere Maßstäbe." (Klaus-Rüdiger Mai) 6:36 "Oder ich kann es mal mit einem anderen Wort sagen: In der DDR hatten wir manchmal den den Scherz, dass wir sagten Sozialismus ist der Klassenkompromiss auf der Basis des Topfes, das heißt, niemand verhungert. Aber wenn man ein Schnitzel will, kommen sie wieder mit der großen Eintopfterrine daher." (Klaus-Rüdiger Mai) 8:56 "Der Kommunismus steht natürlich auch für eine Vorstellung, dass man die Welt verbessern kann, dass man die Glückseligkeit aller hervorbringen kann. Da bin ich in großer, großer Skepsis, dass so etwas geht. Und ich halte es auch fast für schädlich." (Klaus-Rüdiger Mai) 9.43 "Ich begreife jedenfalls Kommunismus nicht als eine platte Ideologie, sondern ich glaube, das ist ideengeschichtlich schon etwas differenzierter aufzufassen." (Klaus-Rüdiger Mai) 12.35 "Nur weil es gibt natürlich auch ein teuflisches Moment bei Hegel. Er ist auch so ein bisschen die, die der Vollwaschautomat. Man kann, was man drückt, das kriegt man hinterher auch raus." (Klaus-Rüdiger Mai) 14.56 "Auf der anderen Seite kann das aber auch heißen, dass der Staat die letzte Instanz ist. Weil er die Wirklichkeit der sittlichen Idee ist und da ist. Und da liefert Hegel im Grunde eine philosophische Möglichkeit der Rechtfertigung auch totalitärer Systeme." (Klaus-Rüdiger Mai) 17.44 "Also ich will das nicht ausführen, aber wenn wir das annehmen, dass wir in diesen großen Wechsel sind, sind natürlich alle gesellschaftlichen Organisationen, alle politischen Parteien, alle, die an dem Diskurs teilnehmen, aufgerufen, darüber nachzudenken und Vorschläge zu unterbreiten und diese Sachen auch zu diskutieren. (…) Wenn wir in unserer Demokratie wirklich demokratisch vorgehen, dann müssten wir alle und ich meine auch wirklich alle Vorstellungen, Ansätze, diskutieren, prüfen, gewichten, weniger verurteilen als beurteilen. Nicht aus der Summe unserer Vorurteile, sondern aus der Summe unserer Urteile agieren. Das wäre das Gebot der Stunde." (Klaus-Rüdiger Mai) 19.36 "Wir können die Inhalte unseres Denkens komplett verändern. Ich denke nur eines können wir nicht: die Art und Weise unseres Denkens, unsere Denkwege verändern. Wir haben eine Methodik des Denkens, wir haben eine Eigenart des Denkens." (Klaus-Rüdiger Mai) 25.39 "Und das Problem bei Marx ist letztendlich, dass er den Einzelnen auflöst in eine allgemeine, in eine Gemeinschaftsidentität. Das ist genau das Problem, das wir heute haben in der Identitätsphilosophie." (Klaus-Rüdiger Mai) 27.30 "Ich sag es ganz deutlich: Ich misstraue allen gesellschaftlichen Vorstellungen, die nicht vom Individuum, sondern von Gruppen oder Klassenidentitäten ausgehen, weil sie eine geringe Meinung haben vom Einzelnen und den Einzelnen immer als eine Marionette der Umstände und Verhältnisse sehen und letztendlich der Einzelne nur das tut, was ihm eigentlich durch die Gesellschaft vorgegeben ist. Und das ist für mich eine Vorstellung von Menschen, die viel, viel zu klein ist." (Klaus-Rüdiger Mai) 29.38 "Das kritisiert sie, dass immer mehr Menschen aus dem Blickfeld der Politik und des Denkens fallen. Und zwar alle Menschen, die angefangen von den alten Stadtbezirken der großen Städte in den Dörfern usw und kleinen Städten leben. Das ist die Kritik und hat sie auch völlig recht mit. (…) Nur ich sehe bei ihr nicht den liberalen Ansatz, dass sie sagt Ja, ich gehe wirklich vom Einzelnen, ich gehe wirklich vom Individuum aus." (Klaus-Rüdiger Mai) 33.08 "Wir brauchen auch einen modernen Liberalismus, wir brauchen auch einen modernen Konservatismus. Das muss auch parteipolitisch sich realisieren. Dann hätten wir ein Reanimierung, dann hätten wir eine wirkliche Stärkung unserer Demokratie." (Klaus-Rüdiger Mai) 35.42 "Die Ampel macht es ja nichts anderes, dass sie einen Namen für die Wirklichkeit gefunden hat. Der Name ist AfD. Sie bekämpft ja nicht die AfD, sondern sie bekämpft die Wirklichkeit. Sie bekämpft die Folgen ihrer falschen Politik." (Klaus-Rüdiger Mai) 38.37 "Sahra Wagenknecht gehört zu den wenigen Fällen von Politikern, die nicht durch ihre Partei, sondern gegen ihre Partei groß geworden sind." (Klaus-Rüdiger Mai) 40.08 "Warum hat Sahra Wagenknecht diese Partei gegründet? Ganz einfach weil sie die sozialpolitische Linke vertritt, die gegen die identitätspolitische Linke verloren hat." (Klaus-Rüdiger Mai) 44.32 "Und die das Kunststück, was zu leisten ist, dass aus der Partei, die bis jetzt mit einer Frau an der Spitze eine reine Westpartei ist, in den ostdeutschen Landtagswahlen eigene Strukturen aufbaut. (…) Und auch ein Stück weit ostdeutscher wird auch für Ostdeutsche als Ostdeutsche erkennbar. Das wird man sehen." (Klaus-Rüdiger Mai)

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