

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
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Jan 30, 2025 • 9min
Thomas Kemmerich (FDP) wird mithilfe der AfD Ministerpräsident in Thüringen | 5. und 6.2.2020
Regierungsbildung schwierig nach Thüringer Landtagswahl 2019
Nach der Landtagswahl in Thüringen im Oktober 2019 gestaltet sich die Regierungsbildung schwierig. Der bis dahin regierende linke Ministerpräsident Bodo Ramelow kommt mit Grünen und SPD auf keine Mehrheit mehr. Die CDU lehnt es ab, Ramelow zu unterstützen, bekommt aber sonst auch keine Mehrheit zustande. Mit der AfD zu regieren – der zweitstärksten Kraft im neuen Parlament – schließen alle aus.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bietet CDU und FDP an, dass sie doch eine Minderheitsregierung bilden könnten, die von der AfD unterstützt wird. Darauf gehen CDU und FDP aber nicht ein.
Thomas Kemmerich im 3. Wahlgang dank AfD zum Ministerpräsidenten gewählt
Am 5. Februar 2020 kommt es zur Ministerpräsidentenwahl. Grüne und SPD unterstützen Bodo Ramelow von der Linkspartei. Die AfD stellt einen eigenen Kandidaten auf. Erwartungsgemäß bekommt keiner eine absolute Mehrheit. Im dritten Wahlgang, wo die einfache Mehrheit reicht, stellt die FDP zusätzlich ihren Fraktionschef Thomas Kemmerich auf. Dank der AfD bekommt er eine Stimme mehr als Ramelow und wird Ministerpräsident. Die Aufregung ist groß.
Bundesweite Empörung: Kemmerich tritt zurück, Bodo Ramelow wird gewählt
Tags drauf kündigt Thomas Kemmerich seinen Rücktritt an. Vorausgegangen war bundesweite Empörung, auch innerhalb von Union und FDP. Bundeskanzlerin Merkel nennt den Vorgang unverzeihlich.
Wie ging es weiter? Kemmerich bleibt kommissarisch bis zum 4. März 2020 im Amt. Bis dahin einigen sich CDU und FDP zusammen mit Linken, Grünen und SPD auf das weitere Vorgehen. Bodo Ramelow soll eine Minderheitsregierung führen. Auch wenn die CDU ihn nicht wählt, kommt er im dritten Wahlgang auf mehr Stimmen als der von der AfD nun neu aufgestellte Björn Höcke.

Jan 26, 2025 • 6min
Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust" | 28.1.1979
Die US-amerikanische TV-Miniserie "Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss" erzählt in vier Episoden die Geschichte zweier Familien in der Zeit des Nationalsozialismus – einer jüdischen und einer nationalsozialistischen. Im Januar 1979 wurde die Serie auch in Westdeutschland ausgestrahlt.
Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.

Jan 25, 2025 • 4min
Anschlag auf SWF, um "Holocaust"-Ausstrahlung zu verhindern | 18.1.1979
Am 18.1.1979 detonierte ein Sprengsatz am Sender Koblenz des Südwestfunks – an jenem Abend, als die erste Folge von "Holocaust" im Fernsehen lief. Ähnliches passierte beim WDR in Münster. Der Verdacht fiel schnell auf Neonazis, die schon zuvor in Publikationen dazu aufgerufen hatten, die Ausstrahlung der Serie zu verhindern.
Der Verdacht bestätigte sich: Ein Nazi aus Wiesbaden wurde schließlich als Täter ermittelt und zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt.

Jan 14, 2025 • 28min
Albert Schweitzer erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels | 16.9.1951
Albert Schweitzer: Missionsarzt in Lambaréné
Nach seinem Theologiestudium geht Albert Schweitzer (1875 - 1965) 1900 als junger Gemeindepfarrer nach Straßburg. Dort wird er bald Leiter des theologischen Seminars und studiert Medizin. Anschließend arbeitet er in Lambaréné im heutigen Gabun als Missionsarzt. Er gründet ein Krankenhaus mitten im Urwald, wo er vor allem Leprakranke behandelt.
Ethik des Friedens und Ehrfurcht vor dem Leben
In Europa wird er außerdem berühmt als Philosoph und Theologe, der in seinen Vorträgen für eine Ethik des Friedens und der Ehrfurcht vor dem Leben einsteht. Während der Hochphase des Kalten Kriegs wirbt Albert Schweitzer für eine einseitige atomare Abrüstung.
Friedensnobelpreisträger 1952: "Der Geist muss Tat werden"
Sein Engagement bringt ihm etliche Ehrungen ein. 1952 erhält er den Friedensnobelpreis, bereits ein Jahr zuvor den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Am 16. September 1951 bedankt sich Albert Schweitzer in der Frankfurter Paulskirche auf seine unaufgeregt nüchterne Art: Seine Rede trägt den programmatischen Titel "Der Geist muss Tat werden".

Jan 12, 2025 • 15min
Bundeswehr startet mit 101 Soldaten | 12.11.1955
"Amt Blank" ging dem Bundesverteidigungsministerium voraus
1950 gab Bundeskanzler Konrad Adenauer den Anstoß zum Aufbau einer eigenen Armee. Das geschah zunächst geheim, denn die Alliierten hatten ein Wörtchen mitzureden. Den Auftrag gab er dem CDU-Politiker Theodor Blank. Sein Job war ziemlich verklausuliert, er leitete die "Dienststelle für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen", im allgemeinen Sprachgebrauch einfach "Amt Blank" genannt. Daraus wurde später das Bundesverteidigungsministerium.
Ehemalige Generäle der Wehrmacht unter den ersten Bundeswehrsoldaten
Die Gründung der Bundeswehr ist offiziell erst möglich, als am 5. Mai 1955 das Besatzungsstatut aufgehoben und die Bundesrepublik ein souveräner Staat wird. Ein halbes Jahr später treten die ersten 101 Soldaten in Bonn ihren Dienst an. Unter ihnen auch ehemalige Generäle der Wehrmacht wie Hans Speidel und Adolf Heusinger. Heusinger kommt im Beitrag auch zu Wort, ebenso wie Theodor Blank, der inzwischen erster Bundesverteidigungsminister ist.
200. Geburtstag des Generals von Scharnhorst wird Gründungstag der Bundeswehr
Das Datum, der 12. November 1955, war bewusst gewählt. Es ist der 200. Geburtstag des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst. Scharnhorst hatte Anfang des 19. Jahrhunderts das Heer reformiert, die Adelsprivilegien abgeschafft und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Auf ihn geht somit das Konzept vom Bürger in Uniform zurück. An seinem Ehrentag also treten die ersten Soldaten ihren Dienst an.
Der Name "Bundeswehr" existiert zwar schon, ist aber offenbar noch nicht etabliert ist. WDR-Reporter Hans Jesse spricht von den Deutschen Streitkräften.

Jan 10, 2025 • 22min
Alfred Wegeners Grönlandexpedition 1930 | 29.9.1931
Alfred Wegener: Eis vermessen, um Gletscher zu verstehen
Von Alfred Wegener stammt nicht nur die Theorie der Kontinentalverschiebung. Er war auch ein leidenschaftlicher Polarforscher. Auf seiner dritten und letzten Expedition nach Grönland im Jahr 1930 wollte Wegener unter anderem das Eis vermessen, um das Verhalten von Gletschern zu verstehen. Zu diesem Zweck sollten die Mächtigkeit des Festlandeises und ganzjährige Wetterverläufe erhoben werden.
Seinen Plan konnte Alfred Wegener nicht bis zu Ende führen. Wohl aufgrund körperlicher Überanstrengung kam er während einer Versorgungsfahrt, vermutlich am 16. November, im Alter von 50 Jahren ums Leben.
Expeditionsteilnehmer Johannes Georgi berichtet nach der Rückkehr
Expeditionsteilnehmer Johannes Georgi berichtete unmittelbar nach der Rückkehr am 29. September 1931 im Rundfunk von der Reise und Wegeners Tod.
In einer weiteren Aufnahme vom 7. Januar 1932 schildert Expeditionsteilnehmer Ernst Sorge die Suche nach Wegener und wie sein Grab schließlich gefunden wurde.

Jan 10, 2025 • 5min
Alfred Wegeners Tod in Grönland 1930 – Ernst Sorge berichtet 1932
Wir verdanken ihm die Theorie von der Kontinentalverschiebung, doch zu seinen Lebzeiten war Alfred Wegener vor allem als Polarforscher bekannt. Auf seiner dritten großen Grönlandexpedition kam er im Alter von 50 Jahren ums Leben.
Expeditionsteilnehmer Ernst Sorge schildert am 7. Januar 1932 die Suche nach Wegener und wie sein Grab schließlich gefunden wurde.
"Offene Augen, freundlichen Blick, wie stets im Leben. Die Gesichtszüge ruhig, entspannt, ohne jedes Anzeichen von Krampf. (...) Nach allen genannten Kennzeichen muss Wegener im Zelt, aber wohl nicht im Schlaf, schmerzlos gestorben sein. (...) Wegener hat die Verwirklichung seiner Pläne nicht mehr erlebt. Sein Werk aber lebt, solange Wissenschaft betrieben wird und solange Forschungsreisen hoch geschätzt werden."
Im Bild: Alfred Wegener

Jan 10, 2025 • 15min
Reichsrundfunk berichtet über Alfred Wegener und die Kontinentalverschiebung | 30.8.1944
Wegener hatte die Theorie 1912 vorgestellt, allerdings waren seine Belege noch schwach. 1930 kam er bei einer Grönlandexpedition ums Leben – deshalb gibt es von Wegener selbst kaum Tonaufnahmen.
Obwohl im von den Nazis kontrollierten Reichsrundfunk ausgestrahlt, handelt es sich um eine völlig undogmatische Sendung. Und nebenbei zeigt sie, wie Schulfunk damals klang.
In den 1950er Jahren wurde dank neuer Entdeckungen die Hypothese der Kontinentalverschiebung zur Theorie der Plattentektonik weiterentwickelt. Sie ist heute die Grundlage, um Vulkanismus, Erdbeben und viele andere Prozesse an der Erdoberfläche und in der Tiefe zu verstehen.

Jan 5, 2025 • 2min
"Rätselhafter Krankheitsausbruch" – Erster ARD-Bericht über Corona | 7.1.2020
Am 31. Dezember 2019 wurde die Weltgesundheitsorganisation WHO über eine Reihe ungewöhnlicher Fälle von Lungenentzündung in der chinesischen Stadt Wuhan informiert. Am 7. Januar 2020 geben die chinesischen Behörden bekannt, dass es sich offenbar um ein neuartiges Coronavirus handelt.
Hier der erste Hörfunkbericht zum Thema im deutschen Radio von China-Korrespondent Steffen Wurzel.

Jan 5, 2025 • 5min
Franz Oehlecker über die moderne Bluttransfusion | 5.1.1932
Franz Oehlecker (1874 - 1957) gilt als Pionier der modernen Bluttransfusion. Als Hamburger Chirurg am Krankenhaus Barmbek sammelte er Erfahrungen mit der Verträglichkeit und der Hygiene bei der Übertragung von Spenderblut. 1933 erschien sein Buch "Bluttransfusion".
In diesem Vortrag der Reichsrundfunkanstalt vom Januar 1932 erklärt Franz Oehlecker den Stand der Wissenschaft und wendet sich gegen das verbreitete Vorurteil, bei der Transfusion übertrügen sich auch Charaktereigenschaften des Spenders. Nein, sagt der Chirurg, "es ist das Zentralnervensystem und Gehirn, nicht das Blut."
Er spricht von "köstlichen neuen Blutstoffen", die das Gehirn besser ernährten. Nach der Blutübertragung werde der Kranke "auch im Triebleben lebhafter", bekomme zudem mehr geistige Spannkraft. Nie jedoch ändere sich das Denken, Fühlen, Wollen des Empfängers in eine ganz andere Richtung. Das Blut sei nur vorübergehend neu und werde durch Eigenblut ersetzt. "Von den roten Blutkörperchen wissen wir, dass sie nur 2 bis 3 Wochen leben."
Franz Oehlecker war einer der ersten bekannten deutschen Chirurgen, der 1933 das "Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler" unterzeichnete.
Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte


