
Archivradio – Geschichte im Original
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Latest episodes

Aug 31, 2024 • 36min
"Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen" – Hitler erklärt Kriegsbeginn und Pakt mit Stalin | 1.9.1939
Bei seiner Reichstagsrede zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 donnert Adolf Hitler immer wieder frenetischer Applaus entgegen. Er rechtfertigt den Überfall auf Polen mit einem angeblichen polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz in Schlesien. Jetzt schieße man eben "zurück".
Tatsächlich aber hatte die deutsche SS den Angriff auf den Sender inszeniert, um den Grund für den Überfall auf Polen zu liefern, der schon seit längerem geplant war. In seiner Rede kommt Hitler wieder auf sein Dauerthema zu sprechen: die Schmach der Kapitulation nach dem Ersten Weltkrieg und den Versailler Vertrag. So etwas wie damals werde sich nie wiederholen.
Hitler verkündet in der Rede auch den eine Woche zuvor mit Josef Stalin geschlossenen Pakt. Da Sowjetrussland seine Doktrin nicht nach Deutschland zu exportieren gedenke, gäbe es keinen Grund mehr für einen Konflikt. Beide Seiten seien sich klar geworden: Jeder Kampf gegeneinander würde nur anderen nützen. Am Anfang der Aufnahme begrüßt Reichstagspräsident Hermann Göring die Abgeordneten.

Aug 31, 2024 • 2min
Paul von Hindenburgs Dankerlass an die Truppen der 8. Armee nach der Schlacht von Tannenberg | 31.8.1914 / 17.10.1917 | Erster Weltkrieg
Schlacht bei Tannenberg
Am 31. August 1914 schlägt die 8. Armee des Deutschen Kaiserreichs bei Tannenberg die russische Armee. Ein siegessicher-gelassen sprechender Oberbefehlshaber Paul von Hindenburg gibt seinen Kämpfern ein paar Tage Urlaub.
Paul von Hindenburgs Dank an die Soldaten
"Soldaten der 8. Armee! Die vieltägigen heißen Kämpfe auf den weiten Gefilden zwischen Allenstein und Neidenburg sind beendet. Ihr habt einen vernichtenden Sieg über fünf Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen errungen. Mehr als 90.000 Gefangene, ungezählte Geschütze und Maschinengewehre, mehrere Fahnen und Ziele sonstiger Kriegsbeute sind in unseren Händen. Die geringen, der Einschließung entronnenen Trümmer der russischen Narew-Armee fliehen nach Süden über die Grenze. Die russische Wilna-Armee hat von Königsberg her den Rückzug angetreten.
Nächst Gott dem Herrn ist dieser glänzende Erfolg Eurer Opferfreudigkeit, Euren unübertrefflichen Marschleistungen und Eurer hervorragenden Tapferkeit zu danken.
Ich hoffe, Euch jetzt einige Tage wohlverdienter Ruhe lassen zu können. Dann aber geht es mit frischen Kräften wieder vorwärts mit Gott für Kaiser, König und Vaterland, bis der letzte Russe unsere teure, schwergeprüfte Heimatprovinz verlassen hat und wir unsere sieggewohnten Fahnen ins Feindesland hineingetragen haben.
Es lebe Seine Majestät der Kaiser und König – Hurra!"
Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Nachgesprochen und aufgezeichnet drei Jahre später, im Oktober 1917

Aug 25, 2024 • 7min
Robert Bosch spricht über sein Lebenswerk | 23.9.1941
Magnetzünder – Schlüsselprodukt für die Automobilindustrie
Robert Bosch ist 25 Jahre alt, als er 1886 in Stuttgart eine Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik eröffnet. Ein Jahr später entwickelt er das Produkt, dass seinem Betrieb ein riesiges Wachstum beschert: einen Magnetzünder für Verbrennungsmotoren – buchstäblich das Schlüsselprodukt für die aufkommende Automobilindustrie.
Die Firma expandiert, 1913 hat sie Niederlassungen auf allen Kontinenten. Aus der Werkstätte für Feinmechanik wird die bis heute bestehenden Robert Bosch GmbH.
Robert Bosch: bekennender Sozialdemokrat
Robert Bosch war ein bekennender Sozialdemokrat und nahm für sich auch eine soziale Betriebskultur in Anspruch. Er stiftete in Stuttgart ein Krankenhaus und verfügte in seinem Testament, dass die Erträge des Unternehmens gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden sollen. Das war die Voraussetzung für die Gründung der heutigen Robert Bosch Stiftung.
Robert Bosch starb 1942. Ein halbes Jahr vor seinem Tod gibt er am 23. September 1941, seinem 80. Geburtstag, dieses Radiointerview. Er spricht darin über seine berufliche Laufbahn und sein Selbstverständnis als Unternehmer.
Wie bei vielen Interviews in den Anfängen des Radios lesen die Beteiligten ihre Sätze hörbar von einem vorgefertigten Manuskript ab.

Aug 21, 2024 • 13min
Foto-Pionier Felix H. Man und die Anfänge der Pressefotografie | 30.9.1983
Felix H. Man war in den späten 1920ern und frühen 1930ern einer der Pioniere der Pressefotografie. Geboren wurde er am 30. November 1893 in Freiburg unter dem Namen Felix Sigismund Baumann; er starb am 30. Januar 1985 in London.
Dokumentarfotografie während der Ersten Weltkriegs
Bereits während des Ersten Weltkriegs produzierte er mehrere Reportagebilderreihen wie "Ruhe an der Westfront" oder "Vom Schwein bis zur Wurst", später dann die berühmte Serie "Ein Tag im Leben Mussolinis". Seine Bildberichte in der "Münchner Illustrierten Presse" pflegte er mit dem Pseudonym "MAN" zu zeichnen. 1934 emigrierte er nach England, da er "mit der Hitlerei" nichts zu tun haben wollte.
In diesem Interview von 1983 berichtet er von den frühen Jahren.
Quelle: Deutschlandradio

Aug 21, 2024 • 6min
Kritik an deutscher Amateur-Fotografie | 24.4.1953
Ein Foto war in den Anfängen der Fotografie eine aufwändige Angelegenheit. Familienfotos entstanden nur bei seltenen Anlässen. Profi-Fotografen mussten engagiert, das Setting für das Bild genau arrangiert werden.
Im Lauf der Zeit wurden Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich und einfach bedienbar, man nahm sie mit in den Urlaub. Damit veränderten sich die Ansprüche an die Bildgestaltung – platt gesagt: Sie war vielen egal.
Bitte nicht "Tante Auguste vor dem Schloss"
Das wiederum beklagten diejenigen Profi- und Amateur-Fotografen, die das Fotografieren mit einem künstlerischen Anspruch verfolgten. So in diesem Interview von 1953. Es gab noch keine KI, auch das Wort "Selfie" war noch nicht erfunden. Und doch beklagt der Vorsitzende der Südwestdeutschen Amateur-Fotografen Carl Bosch (nicht identisch mit dem gleichnamigen Industriellen) einen Technik-"Fetischismus" und dass die Leute immer nur sich selbst vor irgendwelchen Sehenswürdigkeiten fotografieren würden.

Aug 20, 2024 • 28min
Die Deutschen entdecken Mallorca | 16.3.1957
Deutsche Flugdienst GmbH nimmt 1956 den Betrieb auf
Bis 1956 war Mallorca für die meisten Deutschen eine eher unbekannte Insel im Mittelmeer – der Weg dorthin wäre für einen Urlaub viel zu weit und zu teuer gewesen. Doch im Frühjahr 1956 nimmt die Deutsche Flugdienst GmbH ihren Betrieb auf, der Vorläufer der späteren Charter-Fluggesellschaft Condor. Als erste Ziele für Charterreisen bietet sie an: das Heilige Land, Kairo mit den Pyramiden, und eben: Mallorca.
Im Propellerflugzeug in den Urlaub auf die Mittelmeerinsel
Es sind Propellerflugzeuge, geflogen von US-amerikanischen Militärpiloten. Deutsche Piloten müssen erst noch ausgebildet werden bzw. diejenigen, die vor Kriegsende ihre Fluglizenz erworben hatten, dürfen noch nicht wieder fliegen.
Ein solcher Flug ist damals etwas Besonderes, eine Mallorca-Reise deutlich teurer als eine Autofahrt nach Italien. Die Reportage aus dem Jahr 1957 zeigt, wie schnell sich der Urlaubstipp Mallorca herumspricht.
Reporter ist Markus Joachim Tidick vom Südwestfunk. Der Bericht wird am 16. März 1957 unter dem Titel "Deutsche Luft-Touristen auf Mallorca" gesendet.

Aug 20, 2024 • 3min
DDR-Flüchtlinge gelangen über Ungarn nach Österreich | 23.8.1989
Im Lauf des Jahres 1989 fliehen immer mehr DDR-Bürger in die Bundesrepublik. Bis zu 60.000 sind es laut inoffiziellen Zahlen schon bis Mitte August. Doch dann kommt es nochmal zu einer kleinen Massenflucht über Ungarn. Gelegenheit dazu bietet ein "paneuropäisches Picknick", zu dem die ungarische Regierung nach Sopron eingeladen hat, nahe der österreichischen Grenze. Viele DDR-Bürger kommen – mit dem alleinigen Ziel, von Sopron über die Grenze nach Österreich zu fliehen. Die Bundesrepublik wird später Ungarn dafür immer wieder seinen Dank aussprechen, denn diese kleine Massenflucht gilt als einer der vielen kleinen Meilensteine 1989 auf dem Weg zur Wiedervereinigung. Die ersten fliehen schon am 20. August, am 23. August zeigt sich das ganze Ausmaß.
Aus Österreich berichtet Korrespondent Thomas Gerlach.

Aug 18, 2024 • 1h 36min
Die SWF3-Ära 1975 bis 1998 – Erinnerungen von Programmchef Peter Stockinger | 3.6.2024
Peter Stockinger über die Erfolgsgeschichte einer Popwelle
Zu den Meilensteinen der deutschen Radiogeschichte gehört SWF3. SWF3 war die erste echte Popwelle in Deutschland und wurde nach der Gründung 1975 bald das reichweitenstärkste Radioprogramm. Anfang der 1980er-Jahre hatte es über acht Millionen Hörer täglich.
SWF3 wurde bei weitem nicht nur im Sendegebiet des Südwestfunks gehört, sondern von der Schweiz bis in die sogenannte Kölner Bucht. Das Programm stand für gute, auch neue Popmusik, Information, die sich wirklich am Hörerinteresse orientierte, authentische ungestelzte Moderatorinnen und Moderatoren und Humor. SWF3 brachte viele Innovationen in die Radiolandschaft: Jingles, Radiocomedy und vieles mehr.
SWF3 sendete bis 1998, dann wurde im Zusammenhang mit der Senderfusion aus SWF3 und SDR3 das heutige SWR3. Peter Stockinger war von der ersten Stunde an dabei und bis zur letzten Sendeminute 1998 Programmchef von SWF3.
Privates Podcast-Projekt bringt viele SWF3ler noch mal vors Mikrofon
In dieser Aufnahme von 2024 spricht er über die SWF3-Ära. Der ehemalige SWF3-Mitarbeiter Gregor Glöckner hat das Gespräch dem Archivradio zur Verfügung gestellt. Es ist Teil eines privaten nicht-kommerziellen Podcast-Projekts "SWF3 – Das Phänomen". Gregor Glöckner hat dafür mit vielen ehemaligen SWF3lern gesprochen – darunter auch manche, die später beim Fernsehen Karriere gemacht haben: Anke Engelke, Elke Heidenreich oder Frank Plasberg.
Dies ist eine gekürzte Fassung des Gesprächs mit Peter Stockinger. Das Gespräch in voller Länge findet sich im Podcast "SWF3 – Das Phänomen". Dort spricht Peter Stockinger auch über seine Erinnerungen an viele ehemalige programmprägende Stimmen wie Frank Laufenberg, Bernd Mohrhoff, Gunnar Schultz-Burkel, Michael Bollinger, Judith Kaufmann, Evi Seibert und über Elmar Hörig.

Aug 14, 2024 • 5min
Erste Bundestagswahl – Adenauer wartet mit Reporter auf das Ergebnis | 14.8.1949
CDU-Politiker Konrad Adenauer ist Kanzlerkandidat
Am 14. August 1949 dürften die Westdeutschen erstmals den Bundestag wählen. Dass der seinen Sitz in Bonn haben wird, das war drei Monate zuvor schon entschieden. Auch der CDU-Politiker Konrad Adenauer hatte als Präsident des Parlamentarischen Rats seinen Einfluss für Bonn geltend gemacht. Jetzt ist Konrad Adenauer Kanzlerkandidat der CDU. Ihm werden auch die besten Chancen eingeräumt.
Erste freie Wahl nach der Zeit des Nationalsozialismus
Noch ist das Ergebnis nicht da. In diesen Nachkriegsjahren gibt es noch keine Wahlsondersendungen, die um Punkt 18 Uhr die ersten Prognosen senden. Konrad Adenauer wartet bei sich zu Hause in Rhöndorf auf das Ergebnis, zusammen mit Reporter Werner Labriga, und sinniert über die Bedeutung dieser ersten freien Wahl nach der Zeit des Nationalsozialismus.

Aug 12, 2024 • 15min
Wahlaufruf des SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher | 12.8.1949
Kurt Schumacher betont die Signalwirkung dieser Wahlen, schließlich finden sie gemeinsam in allen drei Westzonen statt – was den Willen zu einer deutschen Einheit unterstreiche. Gleichzeitig seien die Wahlen auch von großer Bedeutung für das deutsch-französische Verhältnis.
Die SPD erzielte bei der Bundestagswahl 1949 29,2 Prozent der Stimmen.