

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
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Mar 25, 2025 • 2min
Ferdinand Sauerbruchs Entnazifizierungsverfahren | 22.4.1949
Nach dem Krieg setzte die sowjetische Militärverwaltung in Berlin Ferdinand Sauerbruch als Stadtrat für das Gesundheitswesen ein. Sauerbruch unterstützte die Gründung der CDU in Berlin und engagierte sich für den Wiederaufbau. Doch seine Rolle während der NS-Zeit wirft Fragen auf: Sauerbruch war immerhin Generalarzt des Heeres und wusste offenbar auch von Senfgasversuchen an KZ-Häftlingen.
Es kommt zu einem Entnazifizierungsverfahren. Allerdings erst 1949, weshalb er im folgenden Ausschnitt beklagt, dass er vier Jahre lang mit dem schlechten Ruf, der ihm anhaftete, leben musste. Die Vorwürfe selbst weist er von sich.
Wie im Audio zu hören, nahm Sauerbruch das Verfahren nicht wirklich ernst. "Ich nehme das so auf die leichte Schulter, dass es mich ankotzt", sagte er selbst. Ihn entlastete schließlich der Umstand, dass er nicht Mitglied der NSDAP war. So konnte er weiter als führender Chirurg an der Charité arbeiten. Allerdings wurde er zunehmend dement. 1951 starb er.
Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Mar 25, 2025 • 12min
Ferdinand Sauerbruch über die Chirurgie | 1942
In einem Vortrag aus dem Jahr 1942 spricht der Arzt Ferdinand Sauerbruch über seinen Werdegang und über die Geschichte der Chirurgie.
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Mar 25, 2025 • 6min
Ferdinand Sauerbruch freut sich über Nationalpreis | 29.1.1938
1937 nimmt der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch den deutschen Nationalpreis entgegen. Auch das sollte ihm nach dem Krieg vorgeworfen werden, als seine Rolle in der Nazizeit untersucht wurde.
Der Nationalpreis verstand sich als nationalsozialsozialistisches Gegenstück zum Nobelpreis.
Sauerbruchs Dankesrede vom 29. Januar 1938 gerät zu einer Hymne auf den Nationalsozialismus.
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Mar 25, 2025 • 6min
Ferdinand Sauerbruch begrüßt "Erwachen" Deutschlands | 11.11.1933
Ferdinand Sauerbruch (1875 - 1951) war einer der einflussreichsten deutschen Chirurgen im 20. Jahrhundert. Er entwickelte an der Charité und am Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin zahlreiche neue chirurgische Verfahren.
Sauerbruchs Verhalten in der Nazi-Zeit war ambivalent
Sauerbruch war nach heutigem Stand kein Parteimitglied. Mal unterstützte er das Regime mit entsprechenden Aufrufen, mal übte er auch Kritik, etwa am sogenannten Euthanasieprogramm der Nazis. Es gibt Hinweise, dass er Hitler für eine Gefahr hielt.
In dieser Rundfunkansprache ist davon nichts zu hören. Sie stammt vom Anfang der Nazi-Diktatur, dem 11. November 1933. Das war ein Tag vor der Volksabstimmung zum Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. Am selben Tag fand auch die Reichstagswahl statt, bei der nur noch eine nationalsozialistische Einheitsliste zugelassen war. Sauerbruch spricht dennoch von der Möglichkeit zum freien politischen Bekenntnis.
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Mar 24, 2025 • 53min
Hans Rosenthal spricht über seine "Zwei Leben in Deutschland" | 24.5.1981
Hans Rosenthal (1925 - 1987) war jahrzehntelang einer der beliebtesten Showmaster des deutschen Rundfunks. Mit Sendungen wie "Allein gegen alle" oder "Dalli Dalli" zog er ein Millionenpublikum in seinen Bann. Dass er in der jüdischen Gemeinde aktiv war und dem Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland angehörte, war zwar bekannt. Es wurde aber kaum in der Öffentlichkeit thematisiert – auch nicht von Rosenthal selbst.
Zwei Leben in Deutschland
Erst in seiner Autobiografie "Zwei Leben in Deutschland", die 1980 erschien, machte er sein Publikum darauf aufmerksam, dass es noch eine andere Seite gab. Der als fröhlicher Unterhalter bekannte Hans Rosenthal hatte den Holocaust nur knapp überlebt. Der Vater war 1937 gestorben. Nach dem Tod der Mutter 1941 kamen Hans, geboren am 2. April 1925, und sein jüngerer Bruder Gert Rosenthal (1932 - 1942) in ein Berliner Waisenhaus. Der 10-jährige Gert wurde von dort nach Riga deportiert und ermordet. Rosenthal selbst überlebte – ab März 1943 versteckt in einer Berliner Kleingartenanlage und unterstützt von drei nichtjüdischen Frauen.
Nachdem Rosenthals Buch erschienen war, stellte er sich im Saarländischen Rundfunk in der Sendung "Fragen an den Autor" den Fragen des Interviewers Heinrich Kalbfuß.
Nachwirkungen eines TV-Vierteilers
Zwei Ereignisse wurden in der Sendung mehrfach aufgegriffen: Zum einen der vierteilige Film "Holocaust", den die ARD zwei Jahre zuvor ausgestrahlt hatte und der – wie zu hören – immer noch nachwirkte. Zum anderen eine Äußerung des israelischen Ministerpräsidenten Begin. Der kritisierte nicht nur die deutschen Panzerlieferungen an Saudi-Arabien, sondern auch Bundeskanzler Helmut Schmidt. Diesen beschimpfte er als geldgierig, arrogant, kaltschnäuzig und geschichtsvergessen. Vor allem die Hörerinnen und Hörer sprachen Hans Rosenthal in der Sendung immer wieder auf diese beiden Ereignisse an.
Sendung "Fragen an den Autor" Quelle: Archiv des Saarländischen Rundfunks

Mar 16, 2025 • 4min
Der junge Christian Drosten identifiziert 2003 SARS-Virus | 7.5.2003
Der 30-jährige Drosten identifiziert zusammen mit Kollegen den tödlichen Erreger und entwickelt früh einen Test. NDR-Reporter Oliver Rabieh hat ihn damals getroffen.
Hintergrund
Im Frühjahr 2003 löst die aus China stammende Lungenkrankheit SARS eine Pandemie aus. Christian Drosten forscht damals am Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, identifiziert dort zusammen mit Kollegen den tödlichen Erreger und entwickelt sehr früh einen Test. NDR-Reporter Oliver Rabieh hat ihn damals getroffen.
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Mar 12, 2025 • 4min
Nina Hagen: "Mir kann keine Kacke was ausmachen" | 16.9.1979
DDR-Hit von 1974 auf Angela Merkels Wunschliste für den Zapfenstreich
Nina Hagen (*1955) gilt als deutsche Punkrock-Diva – ab Mitte der 1970er-Jahren macht sie mit schrillen Auftritten und experimentierfreudiger Musik Schlagzeilen. Gleich ihr erster Song, eine Interpretation des Schlagers "Du hast den Farbfilm vergessen", ist 1974 in der DDR ein Riesenhit. Angela Merkel hat sich das humorvolle Lied zu ihrem Großen Zapfenstreich am 2. Dezember 2021 gewünscht.
Junge Punkrock-Diva zeigt sich unbeeindruckt von Kritik
Nina Hagen emigriert im Dezember 1976 in die Bundesrepublik, später wird sie Teil der Londoner Punkszene. Sie bleibt ihrem Motto treu: wechselt Bands und Männer, probiert neue Musikstile und zeigt sich unbeeindruckt von Kritik.
Schon als 21-Jährige, in einem Interview vom 28. Dezember 1979, gibt sich Nina Hagen schnoddrig und selbstbewusst – trotz eines Streits mit ihrer Plattenfirma und trotz Beziehungsgerüchten um den Musiker Herman Brood. Im Interview beteuert sie ihre Liebe zu Ferdinand Karmelk, mit dem sie anderthalb Jahre später eine Tochter, die Schauspielerin Cosma Shiva Hagen, haben wird.

Mar 8, 2025 • 18min
Die ersten Corona-Toten in Deutschland | 9.3.2020
Nachdem im Januar 2020 die Welt vom neuartigen Corona-Virus erfuhr, ging es schnell. Aus immer mehr Ländern werden immer mehr Infektionen mit immer mehr Tote gemeldet. Frankreich verkündet den ersten Todesfall schon am 15. Februar 2020, Italien ist besonders stark betroffen.
Auch in Deutschland erklären die Behörden einzelne Infektionshotspots zu Risikogebieten, Veranstaltungen werden abgesagt, Klassenfahrten gestrichen. Leute ahnen, was auf sie zukommt; sie beginnen mit Hamsterkäufen.
Doch Deutschland trifft es vergleichsweise spät. Am 9. März 2020 werden die ersten zwei Corona-Toten gemeldet, beide in Nordrhein-Westfalen – in Essen und in Heinsberg.
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Mar 7, 2025 • 5min
Bundestag stimmt für Schuldenbremse im Grundgesetz | 29.5.2009
Konjunkturpaket der großen Koalition soll Finanzkrise entgegenwirken
2009 wird die Welt von einer großen Finanzkrise geplagt. Die trifft auch die deutsche Wirtschaft. Um gegenzusteuern, beschließt die große Koalition aus Union und SPD und Kanzlerin Angela Merkel das größte Konjunkturpaket, das es bis dahin gab, und macht dafür ordentlich Schulden. Daraus wird unter anderem die sogenannte Abwrackprämie bezahlt, ein finanzielles Geschenk, für alle, die ihr altes Auto aufgeben, um sich ein neues zu kaufen.
Nach dem Konjunkturpaket soll die Schuldenbremse kommen
Gleichzeitig will sich die Regierung mäßigen: Das eine Mal noch fett Schulden machen – dann soll alles besser werden. Eine Schuldenbremse soll her. Das empfiehlt auch die Föderalismuskommission im Februar 2009. Zwei Jahre lang hatte sie unter dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günter Öttinger und dem SPD-Fraktionschef Peter Struck getagt und im Februar 2009 empfohlen: Der Bund soll nur noch im einstelligen Milliardenbereich neue Schulden machen dürfen, die Länder ab 2020 überhaupt keine mehr.
Grüne und Linke gegen notwendige Verfassungsänderung, FDP enthält sich
Dafür ist eine Grundgesetzänderung notwendig – und die beschließt die große Koalition im Bundestag am 29. Mai 2009, gegen die Stimmen von Grünen und Links-Partei. Die FDP enthält sich.
Zwei Wochen später stimmt auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundesrat für die Verfassungsänderung – sie tritt damit in Kraft.

Feb 19, 2025 • 10min
Hanau ein Jahr nach dem Terroranschlag | 18./19.2.2021
Am 19. Februar 2020 ermordet ein 43-jähriger Terrorist 9 Menschen in Hanau. Ein Jahr später sind immer noch viele Fragen offen. Die Angehörigen trauern nicht nur um ihre Verwandten, sondern zeigen auch Unverständnis für das Verhalten von Polizei und Behörden nach der Tat.
Armin Kurtovic und Said Etris Hashemi erzählen
Auch Armin Kurtovic hat seinen Sohn Hamza verloren und erzählt SWR3-Reporter Jakob Reifenberger am 18. Februar 2021, wie es ihm seitdem ergangen ist. Er ist wütend auf Ermittlungsbehörden – und hat Angst um die drei Geschwister von Hamza, die noch leben. Zwei von ihnen wohnen noch daheim, und wenn sie mal unterwegs sind, braucht's nur einen kleinen Trigger, und Vater Armin wird fast verrückt.
Am 19. Februar 2021 findet dann in Hanau im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Gedenkveranstaltung für die Opfer statt.
Anlässlich des Jahrestags trifft SWR3-Reporter Nils Dampz auch Said Etris Hashemi, der seinen Bruder verloren hat. Er selbst überlebte den Anschlag.
In einem weiteren Beitrag berichtet Said Etris Hashemi auch über die Ereignisse jener Nacht vor einem Jahr.


