Podcast - Deutsch

Martin Burckhardt
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Sep 4, 2023 • 1h 42min

Im Gespräch mit ... Thomas Mayer (Audio)

Wenn es in der Ökonomie den Konterpart des Kriegsphotographen gäbe, so könnte man Thomas Mayer einen ›Physiognomen des Crashs‹ nennen, nicht zuletzt auch deswegen, weil seine Biografie ihn mehrfach ins Auge des Sturms hineingeführt hat. Nach dem Berufseinstieg ins Kieler Instituts für Weltwirtschaft gelangte der junge Volkswirt zum Internationalen Währungsfond, danach zu Goldman Sachs und zu Salomon Brothers, wo er beobachten konnte, wie Nobelpreisträger und mit Preisen geadelte Genies den LTCM-Fonds in gigantische Verluste hineinstürzten. Nach diesem Vorspiel, dem die Dotcom-Blase nachfolgte, konnte Mayer als Chief European Economist und Co-Head of Global Economics der Deutschen Bank in London beobachten, wie sich die Subprime-Krise aufbaute und schließlich explodierte – ein Vorgang, der für ihn so etwas wie ein „persönlicher Weckruf“ war. Zum Chefvolkswirt der Deutschen Bank Gruppe avanciert, ließ er der Krise eine Reihe von tiefsinnigen Betrachtungen und Büchern folgen. Und obschon Mayer noch immer der Sozialphilosophie des Friedrich von Hayek anhängt, kommt er nicht umhin, dem Gros seiner Zunftgenossen eine Form des Wirklichkeitsverlustes zu bescheinigen, welcher im Wortsinn zu einer Entwertung der Werte geführt habe. Den Grund dafür sieht er in dem Vertrauen in das Financial Engineering, der irrigen Hoffnung, dass sich die radikale Unsicherheit einfach aus der Welt herausrechnen ließe. Und weil ihn sein Nachdenken längst über die Grenzen des Wirtschaftens hinausgeführt hat (und zunehmend Philosophen oder Soziologen seine Texte bevölkern), gestaltet sich ein Gespräch mit ihm wie ein Rundflug über die Zeiten und Gesellschaftsgebilde hinweg.Thomas Mayer leitet nach seinem Ausscheiden aus der Deutschen Bank das Flossbach von Storch Research Institute, die Denkfabrik des Vermögensverwalters Flossbach von Storch AG. Zugleich bekleidet er eine Honorarprofessur an der Universität Witten-Herdecke.Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Aug 24, 2023 • 49min

Philosophie der Maschine 15

Das Kapitel beschäftigt sich mit jenem sonderbaren geistigen Raum der Moderne, den der Dichter Novalis in der Innenwelt verortet hat (“Nach innen geht der geheimnisvolle Weg”), der sich historisch aber der Veränderung des Schriftbegriffs verdankt.Hat sich im Transsubstantiationswunder des Mittelalters die Oblate zum Leib Christi, der Wein zu seinem Blut verwandelt, verwandelt sich die Welt, unter Strom gesetzt, zu einem globalen Schriftkörper. Und von hier führt der Weg zu jenem Schreckgespenst des Panoptikums, das in der Gestalt des totalen Überwachungsstaates uns noch heute beschäftigt. Warum die Mühe, den Ursprung der Kybernetik auf das 18. Jahrhundert zurückzuführen? Nur deswegen, weil Benthams Überwachungsapparatur den Preis markiert, der für eine symbolische Ordnung zu entrichten ist: dass sich der Einzelne zur öffentlichen Figur verwandelt, dass er – symbolisch gesprochen – von jenem Schock getroffen wird, den der Abbé Nollet seinen Mönchen zugefügt hat.Zum NachhörenPhilosophie der Maschine 14Philosophie der Maschine 13Philosophie der Maschine 12Philosophie der Maschine 11Philosophie der Maschine 10Philosophie der Maschine 9Philosophie der Maschine 8Philosophie der Maschine 7Philosophie der Maschine 6Philosophie der Maschine 5Philosophie der Maschine 4Philosophie der Maschine 3Philosophie der Maschine 2Philosophie der Maschine 1hier der Link zur Publikation bei Matthes & Seitz Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Aug 15, 2023 • 52min

Im Gespräch mit ... Ulrike Ackermann (Audio)

Wenn ein extraterrestrischer Anthropologe ausgeschickt worden wäre, das auskühlende Freiheitspathos der westlichen Welt zu studieren, so würde er über kurz oder lang Ulrike Ackermann begegnen – gehört sie im deutschen Sprachraum doch zu den wenigen, die, mit einem feinen Gespür für Widersprüche und kognitive Dissonanzen begabt, die illiberalen Tendenzen des Zeitgeistes früh dingfest gemacht haben – ein Sensorium, das sie zur Gründung des John Stuart Mill-Instituts geführt hat, jenes Säulenheiligen der Freiheit, der wusste, dass man sich nicht gebildet nennen kann, »bevor man nicht nur die besten Argumente der eigenen Seite, sondern auch die besten Argumente der gegnerischen Seite gelernt hat«. Nun muss ein Gespräch über die Fröste der Freiheit, zumal wenn es von zwei Boomern geführt wird, notwendig in eine Verwunderung darüber einmünden, welch sonderbaren Wendung des Anything goes der Popkultur genommen hat – aber tatsächlich besteht die Kunst darin, Gesellschaftsprozesse sine ira et studio, mit äußerster Coolness zu analysieren.Nach einer langen publizistischen Karriere lehrte Ulrike Ackermann Freiheitsforschung und -lehre an der SRH Hochschule Heidelberg. Seit seiner Gründung 2009 leitet sie das John Stuart Mill Institut.Von Ulrike Ackermann sind u.a. erschienen: Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Aug 11, 2023 • 54min

Im Gespräch mit ... Axel Bojanowski (Audio)

Redet man über den Klimawandel, ist man unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie sich in einer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft ein apokalyptisches Denken breit machen und ein Diskurs sich hat herausbilden können, welcher der ›Leugner‹ und absoluter Gewissheiten bedarf. In jedem Fall greift die Rede über das Wetter, sofern sie allein den Meteorologen überlassen bleibt, viel zu kurz, gilt es die Rolle der Medien in den Blick zu nehmen. In Anbetracht dieses Sachverhalts drängte sich der Gedanke nachgerade auf, Axel Bojanowski zum Gespräch darüber zu bitten. Denn als studierter Meereskundler und Paläoklimatologe hat Bojanowski ein Vierteljahrhundert Wissenschaftsjournalismus hinter sich – für Geo, Zeit, Nature, Spiegel, Bild der Wissenschaft – und seit 2020 für Die Welt. Und weil Axel Bojanowski ein überaus umgänglicher Zeitgenosse ist, haben wir uns in einem langen Gespräch darüber unterhalten, auf welche Weise eine Frage, die doch vor allem technischer wie wissenschaftlicher Lösungen bedürfte, in einen regelrechten Katastrophismus, ja nachgerade eine Form der Katastrophenbegeisterung hat hineinführen können. Herausgekommen ist ein Gespräch, das ohne Eifer, ohne Zorn, sich dieser merkwürdigen Wahrnehmungsverzerrung zugewandt ist. Es ist kein Zufall, dass man sich dabei weniger über die Details des Klimawandels austauscht (den doch niemand in Abrede stellen will, schon gar nicht Bojanowski) und stattdessen auf die blinden Flecke der Debatte zu sprechen kommt: das Desinteresse, dass man den konkreten Lösungen zuteil werden lässt, die geradezu religiöse Erregung, welche sich der Disputanten bemächtigt, zuguterletzt das erstaunliche Beharren auf geistiger und moralischer Suprematie (welche dazu führt, dass man Opponenten wie Bojanowski kurzerhand von der Bühne verweisen möchte: Aus den Augen, aus dem Sinn!) Was kurzfristig ein Gewinn sein mag, ist auf lange Sicht jedoch eine große Gefahr. Denn schon Joseph de Maistre hat gewusst, dass der Weg in die Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist. Nimmt man die Zwänge in den Blick, welche die Journalisten in der Aufmerksamkeitsökonomie ausgesetzt sind, wird sichtbar, dass hier gruppendynamische Prozesse am Werk sind. Verabschieden sich die Gemäßigten aus der Debatte, rüsten sich die Aktivisten just in dem Maße, in dem sie die Bindung ans Reale verliert, in phantasmatischer Form auf. Was die Frage auf den Plan ruft: Frage: Könnte es sein, dass sich hier ein zeitgemäßer Donquixotismus anbahnt – eine moralische Panik, der es weniger um die Zukunft u tun ist, als um den Kampf gegen die Riesen, die übermächtigen Monster? Aber wenn dem so wäre, so entbehrte diese postmoderne göttliche Komödie nicht einer gewissen Ironie. Dass man mit Windmühlen gegen Windmühlen anreitet.Axel Bojanowski, dessen Homepage sich hier findet, hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Auf seinem Substack Blog Klimawandel-Hintergründe äußert er sich regelmäßig zu fachlichen Fragen, die den Klimawandel betreffen. Derzeit arbeitet er an einem Buch zum Thema. In der Welt sind kürzlich erschienen: Der lange Kampf der Umweltbewegung gegen die MenschenDer zweifelhafte Kampf der Klimaschützer-Elite um gesellschaftliche HoheitThemenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Aug 4, 2023 • 31min

Philosophie der Maschine 14

Das Kapitel beschäftigt sich mit der Entdeckung der Elektrizität im 17. Jahrhundert, die nicht nur den Schriftbegriff, sondern auch die Idee der Gesellschaft radikal transformiert.Haben die Zeichen des Alphabets über der Welt geschwebt wie der Geist Gottes über den Wassern, so dringt nun die elektromagnetische Schrift in jeden Körper ein und verwandelt ihn – zur leibhaftigen Letter.Will man die Geschichte der Digitalisierung verstehen, so ist das Verständnis dieses epistemische Risses geradezu unerlässlich. Zum NachhörenPhilosophie der Maschine 13Philosophie der Maschine 12Philosophie der Maschine 11Philosophie der Maschine 10Philosophie der Maschine 9Philosophie der Maschine 8Philosophie der Maschine 7Philosophie der Maschine 6Philosophie der Maschine 5Philosophie der Maschine 4Philosophie der Maschine 3Philosophie der Maschine 2Philosophie der Maschine 1hier der Link zur Publikation bei Matthes & Seitz Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Jul 17, 2023 • 37min

Philosophie der Maschine 13

Europa, der einzige Kontinent, der sich selbst seinen Namen verliehen hat.Das Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, auf welche Weise die universale Maschine (obwohl ein zutiefst europäisches Projekt) die Welt erobert hat. Gerade der Kulturvergleich macht den Preis deutlich, der für die Nutzung einer Maschine zu entrichten ist.So fragt der von christlichen Missionaren erzogene Herrscher des Kongo, Mvemba Nzinga (1456–1543), als er mit dem administrativen Regelwerk konfrontiert wird, das die portugiesischen Eroberer für ihre Res publica christiana vorgesehen haben, seinen Gewährsmann Balthasar Castro: »Castro, welche Strafe ist für denjenigen vorgesehen, der in Portugal seinen Fuß auf den Boden setzt?«.Nimmt man die in der symbolischen Ordnung verborgene Gewaltdrohung, wird durchaus verständlich, warum beispielsweise die chinesische Hochkultur diesen Preis lange nicht zu entrichten gewillt war. In dem Maße jedoch, in dem sich die Maschine globalisiert, ist diese Möglichkeit nicht mehr gegeben – und so beeilen sich die Völker (wie in der japanischen Meiji-Revolution sichtbar), sich die Kultur der Maschine zu introjizieren.Zum NachhörenPhilosophie der Maschine 12Philosophie der Maschine 11Philosophie der Maschine 10Philosophie der Maschine 9Philosophie der Maschine 8Philosophie der Maschine 7Philosophie der Maschine 6Philosophie der Maschine 5Philosophie der Maschine 4Philosophie der Maschine 3Philosophie der Maschine 2Philosophie der Maschine 1hier der Link zur Publikation bei Matthes & Seitz Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Jun 27, 2023 • 55min

Philosophie der Maschine 12

Das Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, in welcher Form die universale Maschine eine epistemische Gewalt darstellt - eine Sozioplastik, welche die ihr unterliegenden Gesellschaften zwangsläufig in eine bestimmte Ordnung hineinpresst.Lange bevor Columbus zur Atlantik-Überquerung aufbrechen wird, ist das Europa des Mittelalters schon die Neue Welt, die es in Amerika suchen und finden wird.Zum NachhörenPhilosophie der Maschine 11Philosophie der Maschine 10Philosophie der Maschine 9Philosophie der Maschine 8Philosophie der Maschine 7Philosophie der Maschine 6Philosophie der Maschine 5Philosophie der Maschine 4Philosophie der Maschine 3Philosophie der Maschine 2Philosophie der Maschine 1hier der Link zur Publikation bei Matthes & Seitz Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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Jun 6, 2023 • 33min

Philosophie der Maschine 11

Erinnern wir uns daran, dass die machina mundi, wie der Deus ex Machina, von oben einfliegt, verwundert es nicht, dass sich der Schauplatz des Maschinendiskurses dorthin verlagert, wo um die Politik des Himmels gestritten wird. Es ist das aufstrebende Christentum, welches die Frage der Maschine aufnimmt – auf eine Weise freilich, die anmutet wie ein Palimpsest, ein wieder und wieder abgeschabtes, stets neu beschriebenes Pergament.Das Kapitel beschäftigt sich mit dem Paradox, dass ausgerechnet die christliche Welt (die sich vom antiken Materialismus zu lösen versucht) zum Katalysator der Maschinenwelt wird - über den Umweg der Universalschrift und des Himmelfahrtskommandos der unbefleckten Empfängnis. Und diese ist eine Bewegung, die fast notwendig in den Kathedralenbau, die Gründung der Universitäten und die Buchgesellschaft der Renaissance einmündet.Zum NachhörenPhilosophie der Maschine 10Philosophie der Maschine 9Philosophie der Maschine 8Philosophie der Maschine 7Philosophie der Maschine 6Philosophie der Maschine 5Philosophie der Maschine 4Philosophie der Maschine 3Philosophie der Maschine 2Philosophie der Maschine 1hier der Link zur Publikation bei Matthes & Seitz Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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May 27, 2023 • 2h 26min

Im Gespräch mit ... Philipp Hübl

Man könnte Philipp Hübl einen Post-Metaphysiker nennen, einen Philosophen, der die ideologische Hornbrille abgelegt und sich stattdessen der Empirie anvertraut hat. Dieser datengetriebene Ansatz freilich führt in ein Paradoxon hinein, und zwar insofern, als der Zugang ins Menschlich-Allzumenschliche fast notwendig in die Abgründe des Sozialen hineinführt, in all das, was sich nicht in ein kohärentes Weltbild auflösen lässt. Und nicht zufällig ist sein erstes größeres Werk, Der Untergrund des Denkens betitelt, einer „Philosophie des Unbewussten“ gewidmet. Bewaffnet mit den Waffen der Sozialpsychologie scheut sich Hübl nicht, in vermintes Terrain vordringen – und dies auf so entspannend unaufgeregte und nüchterne Weise, wie es einem Philosophen wohl ansteht. Und weil man sich mit ihm wunderbar über die Blüten der postmodernen Gesellschaft unterhalten kann (über Tribalismus, Pretendians und Moralhochstapelei), erfährt der Hörer, wie der Philosoph beim Warten auf das sich erhitzende Bügeleisen lernt, wie es ist, mit dem Bügeleisen zu philosophieren – und wie der Philosoph die Massenseele, das nervöse Datenbündel des Großstädters, in sich entdeckt hat.Philipp Hübl lehrte als Junior-Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart, danach an der Universität der Künste, Berlin. Von Philipp Hübl sind (u.a.) erschienenVerwandte Themen Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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May 14, 2023 • 1h 44min

Im Gespräch mit ... Christoph Türcke

Christoph Türcke ist der seltene Fall eines Theologen, der die Bahn des Philosophen eingeschlagen hat – und sich dabei mit dem Verdrängten, mit Nietzsche, Freud und der Frage des Geldes auseinandergesetzt hat. Und das ist ein Glücksfall. Denn seine religiöse Musikalität erlaubt ihm höchst überraschende Einblicke in die zeitgenössische Kreditordnung, die er auf das Menschenopfer zurückführt. Und weil ihn all seine Gedankenfiguren – da ist er dem Theologen in sich treu geblieben – zum alten Adam zurückführen, zieht er dem Gespräch über die Glaubenskrise des Spätkapitalismus die Frage vor, was denn Glauben heute sein kann.Christoph Türcke lehrte von 1995 bis 2014 als Professor für Philosophie an der Lepiziger Hochschule für Buchkunst und Grafik. Von ihm sind u.a. erschienen:Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe

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