Übermedien

Übermedien
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Jun 29, 2023 • 27min

Holger ruft an ... wegen Medien und der AfD

Haben Medien die AfD groß gemacht? Über Rechtsaußen berichten: Warum tut man sich das überhaupt an? Ann-Katrin Müller ist Politik-Redakteurin beim „Spiegel“ mit dem Schwerpunkt AfD. Sie sagt: „Ich mache das trotz allem, was dazugehört – also den ganzen Bedrohungen und dem Hass und der ganzen anstrengenden Gespräche – ganz gerne.“ Aber wie berichtet man über eine Partei, die man für gefährlich für die Demokratie hält? Müller sehe sich dabei nicht als Aktivistin, die sagt "Hier! Wählt die bloß nicht". Aber: "Ich hätte gerne, dass die Menschen wissen, was da abgeht, um zu entscheiden, ob sie die wählen wollen.“ Nicht über die AfD zu berichten sei der falsche Weg. Ein aktuelles „Stern“-Interview mit Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, habe Müller aber irritiert. Etwa, weil der "Stern" Weidel fragt, was das erste Projekt der AfD wäre, käme sie an die Regierung. Und weil Weidel prominent auf dem Cover des Magazins zu sehen ist. Müller kritisiert das: „Alice Weidel liegt am Kiosk, sie ist sehr präsent und wird auch noch gefragt, was sie als Kanzlerin machen würde - und das ist dann bei einer Partei, die so gar keine Regierungsoptionen gerade auf Bundesebene hat, dann doch einfach schräg.“ Mit dem Aufschwung der AfD in den Umfragen stellt sich erneut die Frage: Welche Mitschuld haben Medien? Müller wolle nicht klingen "wie der erhobene Zeigefinger des Journalismus", aber bei der Berichterstattung über die AfD sei es wirklich wichtig, "dass wir uns unsere Standards gut überlegen“. Ann-Katrin Müller ist Politikredakteurin beim „Spiegel“. Sie studierte Politikwissenschaften und European Studies und volontierte beim ARD-Polittalk „hart aber fair“. Nach Stationen bei Phoenix, der „Financial Times Deutschland“ und dem WDR ist sie seit 2013 beim „Spiegel“. Zu ihren Schwerpunkten zählen die Themen sexualisierte Gewalt, Innere Sicherheit sowie die AfD. Mit ihrem Kollegen Maik Baumgärtner hat sie das Buch „Die Unsichtbaren – Wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben“ geschrieben. Links Im Osten nichts Neues? Wie Berichterstattung Vorurteile auf beiden Seiten weckt Sorge vor der "blauen Welle" – Analyse von Ann-Katrin Müller ("Spiegel") Warum der "Stern" mit Alice Weidel spricht – Video mit Chefredakteur Gregor Peter Schmitz Was können Sie eigentlich außer Hass, Frau Weidel? ("Stern"-Interview)
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Jun 23, 2023 • 25min

Holger ruft an ... wegen KI im Journalismus

Macht Künstliche Intelligenz Journalisten überflüssig? Axel Springer hat in dieser Woche angekündigt, eine große Zahl von Stellen abzubauen - und das unter anderem mit dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) begründet. Ist das ein erstes Zeichen eines dramatischen Umbruchs im Journalismus? Werden journalistische Inhalte in Zukunft nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen produziert? Holger Klein spricht darüber mit Christina Elmer. Er fragt sie unter anderem: Wie viel von der aktuellen Aufregung ist bloß ein vorübergehender Hype? Wie sehr verändern verschiedene Formen von Künstlicher Intelligenz tatsächlich die Arbeit von Journalisten? Welche ethischen Grundsätze gelten in Zukunft? Christina Elmer ist Professorin für Digitalen Journalismus und Datenjournalismus an der TU Dortmund. Zuvor arbeitete sie in unterschiedlichen Positionen in der Redaktion des "Spiegel", zuletzt als stellvertretende Entwicklungschefin. Sie engagiert sich im Vorstand des Vereins Netzwerk Recherche, ist Gesellschafterin bei "AlgorithmWatch" und wurde vom "Medium Magazin" als „Wissenschaftsjournalistin des Jahres 2016“ ausgezeichnet. Links Christina Elmer: „Warum jedes Medienhaus ein KI-Kompetenzzentrum braucht“ ("Medium Magazin") Kinderkrankheit oder „krasser Sündenfall“? Wie Ippen Media KI einsetzt Sind wir zu langsam für KI, die immer schneller immer besser wird? Erfundenes Interview mit Michael Schumacher: Zu dumm, um wahr zu sein Der KI-Fiebertraum und seine Auswirkungen auf politische Fotografie BR: Unsere KI-Richtlinien im Bayerischen Rundfunk
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Jun 16, 2023 • 27min

Holger ruft an ... wegen Donald Trump

Haben wir denn gar nichts gelernt aus der Ära Trump? Sobald Donald Trump zuckt, gehen Fernsehsender live. Berichten über jede kleinste Regung. Schicken sogar Helikopter, um ihn zu verfolgen. Ist das nicht irre? Und spielt das Trump nicht in die Karten? Natürlich ist es ein historisches Ereignis, wenn erstmals ein amerikanischer Ex-Präsident angeklagt wird. Aber ist die riesige mediale Aufmerksamkeit angemessen – und so klug? Auch in Deutschland berichten Medien live, im Fernsehen oder in Tickern, wenn ein neuer Gerichtstermin ansteht. Dabei ist den Reportern meistens bewusst, dass Trump jeden Medien-Auftritt für sich nutzen könnte, für seinen Wahlkampf. Ein Dilemma. Über den medialen Umgang mit dem manipulativen Ex-Präsidenten spricht Holger Klein mit "Tagesthemen"-Moderator Ingo Zamperoni. Ingo Zamperoni moderiert, im Wechsel mit Caren Miosga, die "Tagesthemen" im Ersten. Von 2014 bis 2016 war er Korrespondent im ARD-Studio in Washington. 2020 erschien seine ARD-Dokumentation "Trump, meine amerikanische Familie und ich", 2022 folgte "Trump, Biden, meine US-Familie und ich". Gemeinsam mit seiner Frau, der US-Amerikanerin Jiffer Bourguignon, ist er außerdem im Podcast "Amerika, wir müssen reden!" zu hören. Links: Klicken Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen ("Spiegel", €) Medien folgen Donald Trump auf Schritt und Tritt (Video) Trumps Lügen gehören ins Klapp-Butterbrot der Wahrheit (Kolumne) If Trump Runs Again, Do Not Cover Him the Same Way ("Washington Post")
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Jun 9, 2023 • 23min

Holger ruft an ... wegen Till Lindemann

An welche Regeln muss sich Verdachtsberichterstattung halten? Schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann: Der Sänger der Band Rammstein soll jungen Frauen gegenüber seine Macht missbraucht und sexuell übergriff gewesen sein. Der Eindruck, dass weibliche Fans systematisch für Sex während und nach Konzerten rekrutiert wurden, verfestigt sich aufgrund zahlreicher sich ähnelnder Berichte von Besucherinnen. Aber ab welchem Zeitpunkt dürfen Journalist:innen so schwere Anschuldigungen überhaupt veröffentlichten? Was müssen sie dabei beachten? Es gibt ja bisher weder eine Anklage noch einen Gerichtsprozess. Diese Fragen werden – auch in anderen mutmaßlichen #MeToo-Fällen – immer wieder gestellt. Holger Klein ruft diese Woche bei Lena Kampf an. Sie ist stellvertretende Leitern des Investigativressorts der „Süddeutschen Zeitung“, die am vergangenen Wochenende als erstes ausführlich über den Fall Lindemann berichtet hat. Im Übermedien-Podcast spricht sie über die Regeln der Verdachtsberichterstattug und was die besonderen Hürden bei Recherchen zu #MeToo sind. Wie ist das SZ-Team bei der Recherche vorgegangen? Warum wurde das angebliche „System Lindemann“ nicht schon früher aufgedeckt, hat der Musikjournalismus versagt? Und auf welche PR-Spins von Rammstein sollten wir jetzt nicht hereinfallen? Links: Am Ende der Show – "Süddeutsche Zeitung" über die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann Wann hören wir endlich auf, Opfern eine Mitschuld zu geben? (Kolumne von Samira El Ouassil) "Was wirklich bei Rammstein-Afterpartys passiert" – Video von Youtuberin Kayla Shyx
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Jun 2, 2023 • 25min

Holger ruft an ... wegen Funk

Was für eine Realität konstruieren die Reportagen von "Funk"? Für viele ist „Funk“, das junge Inhalte-Netzwerk von ARD und ZDF, ein rotes Tuch. Als zu subjektiv, zu links, zu unausgewogen und zu sehr fixiert auf bizarre Nischenthemen, Sex, Drogen und Crime werden die Videobeiträge vor allem von konservativen Beobachtern kritisiert, die immer wieder einzelne Beiträge skandalisieren. Das klassische journalistische Gebot der Neutralität wird von den „Funk“-Reporterinnnen und Reportern regelmäßig verletzt, die „professionelle Distanz“ gegen eine „teils radikal subjektive Perspektive eingetauscht“, stellt der Medienwissenschaftler Janis Brinkmann fest. „Sie alle werden von neutralen zu teilnehmenden Beobachter:innen, zu Grenzgängern des Journalismus – um Missstände aufzudecken, interessante Menschen zu zeigen, in alternative Lebenswelten einzutauchen – und um die junge Zielgruppe der 14–29-Jährigen durch authentische Geschichten emotional mitzunehmen.“ Im Gespräch mit Holger Klein im Übermedien-Podcast sagt er: „‚Funk‘ ist aus meiner Sicht ein wichtiger Akteur, der völlig unterbewertet ist in der Forschung.“ Für die Otto-Brenner-Stiftung hat er über 1000 Filme der Funk-Formate „Y-Kollektiv“, „STRG-F“, „reporter“, „follow me.reports“ und „Die Frage“ ausgewertet und untersucht: Mit welchen Themen befassen sie sich, aus welcher Perspektive, mit welchen Protagonisten, in welcher Form, mit welchen Strategien der Zielgruppenansprache. Ein Ergebnis: „In 90 Prozent der untersuchten Reportagen wird explizit Meinung geäußert oder ist die Perspektive subjektiv; Quellen wie Studien oder Expert:innen spielen eine untergeordnete Rolle.“ Brinkmann sieht die untersuchten „Funk“-Formate in der Tradition des „New Journalism“ in einer für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen aktualisierten und für Web-Video-Formate modifizierten Form. Zu den Befunden seiner Studie gehört auch: es gibt kaum internationale Bezüge in den Reportagen Großstädte dominieren; dörfliche Lebensrealitäten kommen kaum vor die neuen Bundesländer kommen fast gar nicht vor; eine Ausnahme ist höchstens Sachsen, insbesondere als Ort für Beiträge zur Thematik Rechtsradikalismus Brinkmann hofft, dass die Studie dazu beiträgt, eine größere, fundierte Debatte über die besondere Art des „Funk“-Journalismus anzustoßen, über ihre Chancen und Probleme: „Da lohnt es sich immer hinzugucken. Da passiert spannender Journalismus, da passiert das, was wir seit vielen Jahren als Entgrenzung im Journalismus verstehen. Wo, wenn nicht unter solchen Rahmenbedingungen sollen neue Formen des Journalismus entstehen? Man kann sich daran abarbeiten, man kann sagen, das sei kein Journalismus, das sei handwerklich nicht gut gemacht – entscheidend ist immer die Perspektive: Welche Normen lege ich zugrunde?“ Links: Janis Brinkmann: „Journalistische Grenzgänger – Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren“ Kurzzusammenfassung der Studie Deutschlandfunk: Studie der Otto-Brenner-Stiftung sieht „erstaunliche“ Schieflagen beim Jugendangebot funk Andrej Reisin: Ein „authentischer“ Host ersetzt keine Recherche
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May 25, 2023 • 24min

Holger ruft an ... wegen "Heizungsverbot"

Wie und warum schüren Medien Angst vor dem geplanten Heizungsgesetz? Darf man überhaupt noch mit der alten Gastherme heizen, wenn das neue Heizungsgesetz kommt? Braucht für die Wärmepumpe jetzt jeder eine Fußbodenheizung? Und wann kommt der Staat persönlich bei mir vorbei und reißt meine Ölheizung aus dem Keller? Viele Mythen und Sorgen kursieren in der Debatte um die sogenannte Wärmewende und die geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), wie es korrekt heißt. Das neue (noch nicht beschlossene) GEG sieht vor, dass in Zukunft keine Heizungen mehr eingebaut werden dürfen, die nur mit Gas oder Öl laufen. Vor allem „Bild“ macht Stimmung gegen so genannte „Heizungsverbot“; auch der „Spiegel“ sorgte unlängst mit seinem Cover, auf dem Wirtschaftsminister Robert Habeck im Blaumann eine Gastherme demontiert, für Irritationen. Im Übermedien-Podcast sagt der Journalist Malte Kreutzfeldt: „Das ist so eine Kombination aus wahnsinnig vielen Falschannahmen und Falschbehauptungen, die in der Öffentlichkeit rumgeistern und die dazu führen, dass viele Leute das kritisch sehen.“ Fallen Medien auf eine Kampagne rein? Warum regen sich jetzt auf einmal alle auf, obwohl die Pläne der Koalition zum Heizungsaustausch nicht neu sind? Und wer denkt eigentlich vor lauter Heizungspanik noch an die Klimakrise? Darüber sprechen Holger Klein und Malte Kreutzfeldt diese Woche im Übermedien-Podcast. **Links: ** Robert Habeck mit der Rohrzange: Ernüchternde Antagonisierung auf dem "Spiegel"-Cover Malte Kreutzfeldt bei "Table Media" Die Wärmewende droht Deutschland zu überfordern - was jetzt passieren muss ("Spiegel"-Titel)
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May 19, 2023 • 23min

Holger ruft an ... wegen "Vice"

"Vice" ist pleite – ist Magazin-Punk nun endgültig tot? Laut, respektlos, grenzüberschreitend: Das ist "Vice", schon immer. Aber nun hat der Konzern dahinter Insolvenz angemeldet. Warum? Und wie geht's weiter? Holger ruft an bei Felix Dachsel, dem früheren Chefredakteur der deutschsprachigen "Vice"-Ausgaben. Im Podcast erzählt Dachsel von der Geschichte des Magazins, von der Bedrohung, dass andere Medien den speziellen „Vice“-Style adaptiert haben, von der Schwierigkeit, heutzutage überhaupt noch zu provozieren, und von den Umwälzungen auf dem Medienmarkt, die zur Krise des Magazins führten. Links: Deutsche Ausgabe von "Vice" "Vice"-Artikel von Felix Dachsel "'Vice' ist insolvent" (Tagesschau)
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May 11, 2023 • 36min

Holger ruft an ... wegen Fehlerkultur

Wieso sind Politiker so schlecht darin, mit eigenen Fehlern umzugehen? In der aktuellen Aufregung um Wirtschaftsminister Robert Habeck und seinen Staatssekretär Patrick Graichen kann man es wieder erleben: Wie schwer sich Politiker damit tun, mit Fehlern umzugehen. Aber wieviel Offenheit und Ehrlichkeit könnten sie sich erlauben, ohne dass das ihnen schadet, weil es von Medien skandalisiert wird? Was ist ein guter Umgang mit Fehlern? Die FAZ-Redakteurin Helene Bubrowski hat mit vielen Politikerinnen und Politikern über das Thema gesprochen. Sie sagt im Gespräch mit Holger Klein: „Ich plädiere für mehr Ehrlichkeit – aber ausgehend von dem Befund, dass es um die Ehrlichkeit überhaupt nicht gut bestellt ist. Das Typische ist ein totales Abblocken, ein teflonartiges Pingpong: Kritik sofort als Kampagne abzutun, sofort den polischten Gegner selber zu beschuldigen und überhaupt nicht zu zeigen, dass man bestimmte Dinge aufnimmt, ernst nimmt und überdenkt und möglichst auch noch die Schlussfolgerung zieht, es künftig anders zu machen. Um das Vertrauen der Menschen nicht komplett zu verlieren, muss sich da was ändern.“ Und über die Rolle der Medien: „Journalisten nehmen für sich in Anspruch, eine Wächterfunktion zu haben, die Mächtigen zu kritisieren, den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Um diese Ausgabe auszufüllen, muss man seinen Job auch mit größter Ernsthaftigkeit machen. Wen man da aber gleichzeitig größtmöglich skandalisiert, weil es entweder größere Aufmerksamkeit gibt oder mehr Klicks, dann haben wir irgendwan ein Problem.“ Mehr zum Thema: Wir haben 25 Medien gefragt, wie sie ihre Fehler korrigieren
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May 4, 2023 • 25min

Holger ruft an ... wegen Medienvertrauen

Wie sehr vertrauen die Menschen den Medien noch - und wie sehr sollten sie? 2022 ist das Medienvertrauen in Deutschland zwar leicht zurückgegangen, dennoch ist es höher als vor der Pandemie. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk genießt unter den verschiedenen Mediengattungen immer noch am meisten Vertrauen, der Wert ist aber auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Langzeitstudie „Medienvertrauen“, die die Universität Mainz seit 2008 durchführt. In dieser Woche wurden die neuen Ergebnisse veröffentlicht. Medienvertrauen – was bedeutet das eigentlich? Und wie misst man das? Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit dem Journalistik-Professor Tanjev Schultz vom Journalistischen Seminar der Uni Mainz. Er erklärt: "Vertrauen ist verbunden mit Gefühlen, aber teilweise auch mit unreflektierten und und unbewussten Einstellungen. Man vertraut und merkt es gar nicht. Erst wenn das Vertrauen brüchig ist, reflektiert man darüber." Auch wenn die aktuelle Studie zeige, dass es eine Menge Menschen gibt, die mit den Medien vergleichsweise zufrieden sind, gebe es auch viele, die "medienentfremdet" seien. Sie sagen zum Beispiel, Medien seien abgehoben und berichten über Dinge, die sie nicht interessieren. Dass Menschen unzufrieden und kritisch mit Medien sind, sei nichts Schlechtes, so Schultz. Wichtig sei aber eine solide Grundannahme, "dass uns niemand hinters Licht führen will." Denn das sei die Grundlage für demokratischen Austausch. Wie viel Medien-Misstrauen verträgt eine Gesellschaft? Warum spielen die sogenannten alternativen Medien eine geringere Rolle, als man vielleicht annimmt? Wie ist das Medienvertrauen in anderen Ländern? Und warum ist Entschleunigung wichtig? Darüber sprechen Holger Klein und Tanjev Schultz in der neuen Folge "Holger ruft an…". Links: Medienvertrauen nach Pandemie und "Zeitenwende" – Langzeitstudie der Uni Mainz Bildethik im Krieg – Essay von Tanjev Schultz Wie das ZDF einmal eine Gelegenheit zu "selbstkritischer Bestandsaufnahme" entdeckte
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Apr 27, 2023 • 35min

Holger ruft an ... wegen "Cancel Culture"

Wie funktioniert der mediale Kulturkampf? Man darf nicht mehr Winnetou-Fan sein, wer Sombrero-Hut trägt, wird ausgeladen, Frauen dürfen nicht mehr als Frauen bezeichnet werden, und Toast Hawaii? Gibt’s angeblich auch bald nicht mehr. Alles gecancelt – so die Erzählung derer, die gegen eine von ihnen gesehene Woke-Bubble wettern. An vorderer Front in diesem Kulturkampf ist in Deutschland vor allem „Bild“. Aber auch andere Medien befeuern diese Erzählung immer wieder. „Solche Stories sind eklatant leicht zu schreiben und ein Zeichen von Redaktionen, die nicht mehr so groß sind, wie sie mal waren“, sagt der Literaturwissenschaftler und Autor Adrian Daub im Übermedien-Podcast. Das Problem sei, wenn Profis in den Medien diese Gefühle bedienen und damit die Realität verzerren. Daub ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford und setzt sich in seinem Buch „Cancel Culture Transfer“ mit der Geschichte dieses Kulturkampfs auseinander. Seinen Ursprung hat die Erzählung der Cancel Culture unter anderem an amerikanischen Universitäten, zu Zeiten, in denen Ronald Reagan Präsident und noch viel von Political Correctness die Rede war. Die Dynamik sei seit jeher dieselbe, meint Daub: Einzelne Anekdoten werden groß aufgeblasen – und „moralische Panik“ geschürt. Der Begriff geht auf den Soziologen Stanley Cohen zurück. Woran erkennt man „moralische Panik“? Welche Rolle spielt #Metoo bei diesem Thema? Und was kommt als nächstes im Kulturkampf? Darüber sprechen Holger Klein und Adrian Daub in dieser Woche im Podcast. Links: Eine Leuchtrakete im Kulturkampf - blind gefeiert von deutschen Medien Wie man aus einer Mutter einen Elefanten macht So alt, dass es müffelt: Der Untergang des Abendessen Man muss kein Nazi sein, um antisemitische Klischees zu verbreiten

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