
Übermedien
Der Podcast von Übermedien.de, dem Online-Magazin für Medienkritik.
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May 4, 2023 • 25min
Holger ruft an ... wegen Medienvertrauen
Wie sehr vertrauen die Menschen den Medien noch - und wie sehr sollten sie?
2022 ist das Medienvertrauen in Deutschland zwar leicht zurückgegangen, dennoch ist es höher als vor der Pandemie. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk genießt unter den verschiedenen Mediengattungen immer noch am meisten Vertrauen, der Wert ist aber auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Langzeitstudie „Medienvertrauen“, die die Universität Mainz seit 2008 durchführt. In dieser Woche wurden die neuen Ergebnisse veröffentlicht.
Medienvertrauen – was bedeutet das eigentlich? Und wie misst man das? Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit dem Journalistik-Professor Tanjev Schultz vom Journalistischen Seminar der Uni Mainz. Er erklärt: "Vertrauen ist verbunden mit Gefühlen, aber teilweise auch mit unreflektierten und und unbewussten Einstellungen. Man vertraut und merkt es gar nicht. Erst wenn das Vertrauen brüchig ist, reflektiert man darüber."
Auch wenn die aktuelle Studie zeige, dass es eine Menge Menschen gibt, die mit den Medien vergleichsweise zufrieden sind, gebe es auch viele, die "medienentfremdet" seien. Sie sagen zum Beispiel, Medien seien abgehoben und berichten über Dinge, die sie nicht interessieren. Dass Menschen unzufrieden und kritisch mit Medien sind, sei nichts Schlechtes, so Schultz. Wichtig sei aber eine solide Grundannahme, "dass uns niemand hinters Licht führen will." Denn das sei die Grundlage für demokratischen Austausch.
Wie viel Medien-Misstrauen verträgt eine Gesellschaft? Warum spielen die sogenannten alternativen Medien eine geringere Rolle, als man vielleicht annimmt? Wie ist das Medienvertrauen in anderen Ländern? Und warum ist Entschleunigung wichtig? Darüber sprechen Holger Klein und Tanjev Schultz in der neuen Folge "Holger ruft an…".
Links:
Medienvertrauen nach Pandemie und "Zeitenwende" – Langzeitstudie der Uni Mainz
Bildethik im Krieg – Essay von Tanjev Schultz
Wie das ZDF einmal eine Gelegenheit zu "selbstkritischer Bestandsaufnahme" entdeckte

Apr 27, 2023 • 35min
Holger ruft an ... wegen "Cancel Culture"
Wie funktioniert der mediale Kulturkampf?
Man darf nicht mehr Winnetou-Fan sein, wer Sombrero-Hut trägt, wird ausgeladen, Frauen dürfen nicht mehr als Frauen bezeichnet werden, und Toast Hawaii? Gibt’s angeblich auch bald nicht mehr. Alles gecancelt – so die Erzählung derer, die gegen eine von ihnen gesehene Woke-Bubble wettern. An vorderer Front in diesem Kulturkampf ist in Deutschland vor allem „Bild“. Aber auch andere Medien befeuern diese Erzählung immer wieder.
„Solche Stories sind eklatant leicht zu schreiben und ein Zeichen von Redaktionen, die nicht mehr so groß sind, wie sie mal waren“, sagt der Literaturwissenschaftler und Autor Adrian Daub im Übermedien-Podcast. Das Problem sei, wenn Profis in den Medien diese Gefühle bedienen und damit die Realität verzerren. Daub ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford und setzt sich in seinem Buch „Cancel Culture Transfer“ mit der Geschichte dieses Kulturkampfs auseinander.
Seinen Ursprung hat die Erzählung der Cancel Culture unter anderem an amerikanischen Universitäten, zu Zeiten, in denen Ronald Reagan Präsident und noch viel von Political Correctness die Rede war. Die Dynamik sei seit jeher dieselbe, meint Daub: Einzelne Anekdoten werden groß aufgeblasen – und „moralische Panik“ geschürt. Der Begriff geht auf den Soziologen Stanley Cohen zurück.
Woran erkennt man „moralische Panik“? Welche Rolle spielt #Metoo bei diesem Thema? Und was kommt als nächstes im Kulturkampf? Darüber sprechen Holger Klein und Adrian Daub in dieser Woche im Podcast.
Links:
Eine Leuchtrakete im Kulturkampf - blind gefeiert von deutschen Medien
Wie man aus einer Mutter einen Elefanten macht
So alt, dass es müffelt: Der Untergang des Abendessen
Man muss kein Nazi sein, um antisemitische Klischees zu verbreiten

Apr 18, 2023 • 23min
Holger ruft an ... wegen Döpfners Nachrichten
Warum gehören die Nachrichten von Mathias Döpfner in die Öffentlichkeit?
„Die Ossis“ seien entweder Kommunisten oder Faschisten, man solle für den Wahlsieg Donald Trumps beten und die FDP hofieren: Die internen Nachrichten des Springer-Vorstands Mathias Döpfner, die die „Zeit“ vergangene Woche veröffentlicht hat, zeichnen das Bild eines Verlags-Chef, der jegliche Grenzen zur Redaktion zu missachten scheint – auch wenn man sich über seine Gedankenwelt schon vorher ein Bild hätte machen können.
Mathias Döpfner betrachte seine Zeitung als politisches Instrument und schleppe einen „ganzen Rucksack an Ressentiments“ mit sich herum, sagt Holger Stark. Der stellvertretende Chefredakteur der „Zeit“ und seine Kollegin Cathrin Gilbert, Leiterin des Ressorts Unterhaltung, sind diese Woche zu Gast bei Holger Klein im Übermedien-Podcast.
Die beiden müssen sich seit der Veröffentlichung ihrer Döpfner-Recherche auch mit dem Vorwurf auseinandersetzen, sie hätten private Nachrichten Döpfners veröffentlicht, was gegen journalistische Prinzipien verstoße. „Wir haben bewusst Privates nicht veröffentlicht“, entgegnet Gilbert. Die Kommunikation um die es hier geht, sei "nicht-öffentlich", aber deshalb nicht privat.
Wie erklären die beiden diesen Unterschied? Wann hat ihre Recherche begonnen? Und wie sind sie dabei vorgegangen? Darüber spricht Holger Klein mit den beiden "Zeit"-Journalisten im Podcast.

Apr 14, 2023 • 29min
Holger ruft an ... wegen Twitter (nochmal)
Wird Twitter denn nun sterben und wenn ja, woran?
Als Elon Musk vor etwa einem halben Jahr mit einem Waschbecken in die Twitter-Zentrale einmarschierte, nachdem er den Microblogging-Dienst für sehr viel Geld gekauft hatte, dachten viele: Ok, das war’s. Twitter wird bald sterben. Noch ist das Soziale Netzwerk zwar nicht tot, siecht aber dahin: Technisch funktioniert immer weniger und wer nicht zahlt, büßt Reichweite ein. Musks Politik brachte zahlreiche Nutzer:innen dazu, Twitter den Rücken zu kehren. Aber eben längst nicht alle.
Auch Medienhäuser zeigen sich zögerlich, das Netzwerk endgültig zu verlassen. In den USA gibt es Vorreiter wie das National Public Radio (NPR). Twitter hatte NPR als "staatlich finanziert" gelabelt, das Rundfunk-Netzwerk sah die Gefahr, dass seine Glaubwürdigkeit untergraben werde und verkündete, Twitter den Rücken zu kehren. In Deutschland halten Medienhäuser (noch) die Füße still, wenngleich nur die wenigsten bereit sind, Musks Pläne finanziell zu unterstützen und für die Verifizierung zu bezahlen, wie eine Übermedien-Recherche zeigt.
„Twitter ist wie ein Jenga-Turm. Es steht die ganze Zeit auf der Kippe, wann es in sich zusammenfällt“, sagt Gavin Karlmeier diese Woche im Gespräch mit Holger Klein. Zusammen mit Dennis Horn spricht Karlmeier seit der Übernahme durch Musk fast täglich im Podcast „Haken dran“ über die Entwicklungen bei Twitter.
Was ist in den vergangenen Monaten passiert? Was muss passieren, damit deutsche Medienhäuser den Dienst verlassen? Und wie ist das mit der Idee, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Twitter-Alternative aufbaut? Darüber sprechen Holger Klein und Gavin Karlmeier im Podcast.
Links:
„Haken dran – Das Twitter-Update“
Deutsche Medienhäuser wollen nicht für Twitter-Haken zahlen
Sind Filterblasen gar nicht so schlimm, wie alle sagen? – Podcast mit Frank Rieger vom CCC
Die Sache hat einen blauen Haken, Elon Musk! – Kommentar von Frederik von Castell
Twitter hat meine roten Linien überschritten. Und eure? – Kommentar von Frederik von Castell

Apr 6, 2023 • 18min
Holger ruft an ... wegen Russland
Wird es gefährlicher, aus Russland zu berichten?
„Wir wachen hier jeden morgen mit einem schlechten Gefühl auf“, sagt Ina Ruck, Moskau-Korrespondentin der ARD. Da sind zum einen die russischen Gesetze, die ihre Arbeit als Journalistin einschränken, und da ist ganz konkret auch noch der Fall des amerikanischen Journalisten Evan Gershkovich. Vergangene Woche war der in Russland offiziell akkreditierte Reporter des „Wall Street Journal“ festgenommen worden. Ihm wird Spionage vorgeworfen.
"Wir laufen mit unserer Arbeit Gefahr, weil dieser Spionageparagraf so riesig groß und schwammig gefasst ist, sehr schnell in irgendeine Falle zu tappen", erklärt Ruck im Übermedien-Podcast. Die Festnahme des amerikanischen Kollegen sei ein Signal "an uns alle, eine bestimmte Linie nicht zu überschreiten." Seit etwas mehr als einem Jahr gilt in Russland auch ein Zensurgesetz, das es unter Strafe stellt "Fake News" über das russische Militär zu verbreiten – also das, was aus Sicht der russischen Regierung "Fake News" sind. Viele ausländische Journalist:innen hatten daraufhin das Land verlassen, andere sind geblieben. Von der ARD sind aktuell Ina Ruck und eine weitere Korrespondentin im Land. Weitere wollen einreisen, bekommen aber keine Akkreditierung.
Unter welchen Bedingungen arbeitet man als Korrespondentin in Russland momentan? Wie kann sie sich durch das Land bewegen? Worüber kann sie berichten – worüber nicht? Und wann würde sie das Land verlassen? Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit Ina Ruck im Übermedien-Podcast.
Links:
In Moskau bleiben oder gehen: Wie deutsche Journalist:innen auf das russische Zensurgesetz reagieren
Wie kritische sollten Medien mit der Ukraine umgehen? (Podcast)
Diesen Text schrieb der US-Reporter Evan Gershkovich, bevor er in Russland verhaftet wurde ("Zeit")
Was machen russische Militärblogger? (Deutschlandfunk)

Mar 29, 2023 • 25min
Holger ruft an ... wegen Honoraren für Freie
Warum werden freie Journalisten nicht besser bezahlt?
110 Euro für einen Aufmacher im "Tagesspiegel"-Kulturteil? Für Ausstellungsbesuch, Interviews und das Schreiben des Textes? Die Konditionen, die die Journalistin Laura Ewert öffentlich machte, sind üblich. Üblich niedrig. Nicht zum ersten Mal entfachte kürzlich eine Diskussion um die Bezahlung von freien Journalist:innen.
Ein Honorar in dieser Höhe könne man schon als Ausbeutung bezeichnen, sagt Joachim Budde, Co-Vorsitzender der „Freischreiber", im Übermedien-Podcast. Der Berufsverband hat eine Kampagne gestartet, fordert von Medienhäusern 15 Prozent mehr Geld für freie Mitarbeiter:innen.
„Die meisten diktieren halt den Satz und kommen auch bei den meisten Freien damit durch“, sagt Budde. Das Schlimme sei dabei, dass diese Honorarsätze seit vielen Jahren gleich sind – trotz Inflation. Wichtig ist aber nicht nur, wie Medienhäuser mit ihren Honorarkräften umgehen, sondern auch, wie sich die Freien selbst positionieren. „Solange wir zu schlechten Bedingungen arbeiten, solange werden sich die Bedingungen nicht bessern“, sagt Budde.
Aber welche Machthebel haben Freie, um in Zukunft besser bezahlt zu werden? Und was kann man eigentlich als Leser und Leserin für faire Honorare tun? Darüber sprechen Holger Klein und Joachim Budde diese Woche im Podcast.
Links:
Weshalb arbeiten so viele Journalist:innen frei? (Interview)
Übermedien bekennt sich zu "Code of Fairness"
Kulturkritik in der Krise
#15Prozent: Kampagne der "Freischreiber" für faire Honorare

Mar 23, 2023 • 32min
Holger ruft an ... wegen Iran
Wie berichtet man von Deutschland aus über Iran?
Dass in deutschen Medien regelmäßig über Iran berichtet wird, ist nicht selbstverständlich. Nach dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini im vergangenen Herbst und den darauf folgenden Protesten mit vielen Toten war das mediale Interesse hierzulande für einige Zeit zwar groß. Mittlerweile sind die Nachrichten aber anderen Schlagzeilen gewichen – obwohl sich an der Situation der Menschen in Iran nichts geändert hat: Frauen, Minderheiten und Regimekritiker:innen werden unterdrückt, verhaftet, hingerichtet.
Freie Medien gibt es in Iran nicht, weil das Regime und seine Gemeindienste jede Form der kritischen Berichterstattung unterbinden. Holger Klein ruft diese Woche an bei Farhad Payar, dem Redaktionsleiter des „Iran Journal“, das für viele Menschen in Deutschland, die iranischen Wurzel haben und sich für das Land interessieren, eine wichtige Nachrichtenquelle. Gegründet 2009, als Blog, auf dem Inhalte aus Sozialen Medien gesammelt wurden, entwickelte sich das "Iran Journal" zu einem professionellen, journalistischen Online-Angebot, das in deutscher Sprache über politische und zivilgesellschaftliche Themen aus Iran und der iranischen Diaspora berichtet.
Wie kommen Payar und sein Team von Deutschland an ihre Informationen? Inwiefern hilft das "Iran Journal" anderen Medien bei ihrer Arbeit? Und wie schätzt er die aktuelle Lage ein? Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit Farhad Payar im Podcast.
Links:
Was muss man über Irans Propaganda wissen, um nicht darauf reinzufallen? (Podcast)
Wie sich deutsche Medien von iranischer Propaganda einlullen lassen
Adnan Tabatabai – Ein "Iran-Experte" mit Nähe zum System
Wenn Kopftücher zu Fahnen der Freiheit werden (Kolumne)

Mar 17, 2023 • 21min
Holger ruft an ... wegen "Bild"
RAUSWURF-RUMMS! WAS STECKT HINTER DEM "BILD"-BEBEN?
Axel Springer schasst die gesamte "Bild"-Chefredaktion. Es übernehmen: Marion Horn und Robert Schneider. Beide waren früher schon bei "Bild". Was hat der Wechsel zu bedeuten? Und wie geht es jetzt weiter? Holger ruft an: bei Medieninsider und "Bild"-Beobachter Marvin Schade.
Auch ihn hat überrascht, was am Donnerstag rauskam. Vor allem „die radikale Art“ und der Zeitpunkt des Rauswurfs. Losgegangen sei das Chaos, als im Dezember rauskam, dass Robert Schneider zu „Bild“ wechselt. Politisch sei nun ein „moderaterer Boulevard“ zu erwarten, moderater als unter Julian Reichelt. Aber auch „nicht harmlos“!
Marvin Schade ist Co-Gründer und Chefredakteur von "Medieninsider". Zuvor war er mehrere Jahre für den Branchendienst "Meedia" in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim "Focus" und zuletzt für Gabor Steingarts "Morning Briefing".
Im Podcast analysiert, welche Probleme es bei „Bild“ in den vergangenen Monaten gab. Und blickt mit unserem Podcast-Host Holger Klein nach vorn.
Links:
In eigener Sache: Neuaufstellung in der Chefredaktion ("Bild")
Springer wirft "Bild"-Chefredaktion raus ("Medieninsider")
Robert Schneider wird ab Mitte April Co-Chef von "Bild" ("Spiegel")
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Mar 9, 2023 • 15min
Holger ruft an ... wegen GNTM
Wie manipulativ ist "Germany’s Next Topmodel" und wird sich das je ändern?
Bildschnitt mache keinen neuen Menschen, sagte Heidi Klum in einem Statement vor dem Start der aktuellen Staffel „Germany’s Next Topmodel“ bei ProSieben. Es war ein Versuch, Vorwürfe zu entkräften, die Ex-Kandidatin Lijana Kaggwa im Mai 2022 in einem viel beachteten Video geäußert hatte.
Kaggwa unterstellte Klum und dem Sender unter anderem, die Kandidatinnen auf Zuckerentzug zu setzen, absichtlich Unfälle auf dem Laufsteg zu provozieren, Handlungen und Aussagen beim Dreh vorzuschreiben und diese im Schnitt manipulativ zusammenzusetzen. Lijana Kaggwa wurde für ihr Video vom Sender verklagt. Ein Gericht kassierte zwar einige wenige ihrer Aussagen. Doch auch eine zweite Instanz gab ihr in entscheidenden Punkten Recht.
Kaggwa, die nach ihrer Teilnahme bei GNTM massiv bedroht wurde und die Darstellung ihrer Person in der Sendung dafür verantwortlich macht, setzt sich nun gegen Cybermobbing ein. Der Würzburger Rechtsanwalt Chan-jo Jun berät sie und sagt: "Wenn der Preis für eine erfolgreiche Show darin besteht, dass man Menschen manipuliert, anders darstellt und Mobbing provoziert, dann braucht diese Show nicht im Fernsehen zu sein."
Chan-jo Jun ist diese Woche zu Gast im Übermedien-Podcast und erklärt, was das Gericht tatsächlich zu GNTM festgestellt hat, warum Heidi Klum in ihrem Statement widerlegt, was gar nicht behauptet wurde, und was Lijana Kaggwa mit ihrem neuen Video, das gerade online ging, bewirken könnte.
**Links:
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Aktuelles YouTube-Video von Lijana Kaggwa
Thread von Chan-jo Jun zu Berufungsentscheidung des OLG Hamburg
Germany's Next Knebelvertrag ("Spiegel")
Heidis neue Körperwelten – Kolumne von Samira El Ouassil

Mar 4, 2023 • 25min
Holger ruft an ... wegen Tiktok-Filtern
Zwei neue Filter der Social-Media-Plattform Tiktok haben in den vergangenen Tagen viele Menschen fasziniert und alarmiert. Sie können in bisher nicht gekannter technischer Brillanz live die Gesichter der Menschen, die sich filmen, verändern. Der „Bold Glamour“-Filter „verschönert“ sie hin zu einem leicht exotischen Schönheitsideal mit vollen Lippen, kräftigen Augenbrauen, markanten Gesichtszügen und makelloser Haut. Der „Teenage-Look“-Filter lässt sie jünger aussehen.
Im Gespräch mit Holger Klein erklärt unsere Kolumnistin Samira El Ouassil, wie diese Filter wirken und was sie in Menschen auslösen können.
Leute, die sich dauernd mit Filter filmen, sagt sie, „sind irgendwann so durchdrungen von diesem Ideal von sich selbst, das sie auf ihren eigenen Fotos sehen, dass sie versuchen, das kosmetisch durch Eingriffe nachzustellen.“ Als „Snapchat Dysmorphia“ bezeichne man das Gefühl: „Mein Gesicht sieht gar nicht aus, wie ich aussehe.“ Betroffene erkennen dann das wirkliche Ich gar nicht mehr als solches.
Links:
Links
Twitter-Thread mit Videos mit "Bold Glamour"-Filter
Fotografin erzählt von der Wirkung des Filters auf ihre Kunden
Twitter-Thread mit Videos mit "Teenage-Look"-Filter
„New Yorker“: The Age of Instagram Face
„Body Image“: Photo manipulation as a predictor of facial dissatisfaction and cosmetic procedure attitudes
„Wall Street Journal“: Facebook Knows Instagram Is Toxic for Teen Girls, Company Documents Show
„Aesthetic Surgery Journal“: „The Influence of Photo Editing Applications on Patients Seeking Facial Plastic Surgery Services“
Jia Tolentino: „Trick Mirror: Über das inszenierte Ich“
Wolfgang Ullrich: „Selfies“