
Übermedien
Der Podcast von Übermedien.de, dem Online-Magazin für Medienkritik.
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Feb 24, 2023 • 28min
Holger ruft an ... wegen "Clans"
„Clan“ gleich „Kriminalität“ – woher kommt diese Assoziation?
Seit 2010 taucht der Begriff „Clan“ immer häufiger in Medien auf. Insbesondere „Arabische Clans“ bringen viele Menschen sofort in Verbindung mit organisierter Kriminalität. Aber warum ist das so? Holger Klein ruft diese Woche an bei Özgür Özvatan. Der Integrations- und Migrationsforscher hat mit seinem Team der Humboldt-Universität zu Berlin die Berichterstattung deutscher Medien von 2010 bis 2020 genau angeschaut und untersucht, ob und in welchen Zusammenhängen der „Clan“-Begriff überhaupt verwendet wird.
Ein Ergebnis: Wenn über „Arabische Clans“ berichtet wird, dann ausschließlich negativ und kriminalisierend – obwohl ein Großteil der Menschen, die Namen bestimmter Familien tragen, gar nicht kriminell ist und ein ganz normales Leben in Deutschland führt.
„Die Grundtheorie ist es, dass wir sagen, dass andere, die nicht hierher gehören, uns ein Problem bereitet haben.“ Und deshalb wähle man diese Bezeichnung, erklärt Özvatan. Machen Medien es sich zu leicht, wenn sie über organisierte Kriminalität berichten? Was hat ihn und seine Kolleg:innen bei ihrer Studie überrascht? Und was hat eigentlich Kim Kardashian mit dem Ganzen zu tun? Darüber sprechen Holger Klein und Özgür Özvatan diese Woche im Podcast.
Links:
"Clans" und "Clan-Kriminalität" – Kritisches Glossar der "Neuen Deutschen Medienmacher*innen"
Der Diskurs über "Arabische Clans" in deutschen Medien – Wissenschaftlicher Artikel
Der Politikwissenschaftler Mahmoud Jaraba im Video des "Mediendiensts Integration"
Podcast "Clanland"(rbb)

Feb 17, 2023 • 32min
Holger ruft an ... wegen "Katapult Ukraine"
War unsere Berichterstattung über „Katapult Ukraine“ nur ein „gefälschter Skandal“?
Vor knapp drei Wochen haben wir über Vorwürfe berichtet, die ukrainische Journalistinnen und Journalisten dem Projekt „Katapult Ukraine“ und dem „Katapult“-Chef Benjamin Frederich machen. Danach ist Fredrich von seinen Posten als "Katapult"-Geschäftsführer und -Chefredakteur zurückgetreten; außerdem hat er einen zweiten "Transparenzbericht" veröffentlicht, der alles klären sollte.
Doch es bleiben Widersprüche.
Auf unsere Anfrage, zum Beispiel, antwortete Fredrich, es seien Spenden in Höhe von 310.000 Euro eingegangen – laut "Transparenzbericht" sind es nun plötzlich 442.147 Euro. Ein größerer Teil davon ist auch nicht an Journalisten in der Ukraine gegangen, obwohl "Katapult" das ursprünglich so versprochen hatte.
Im Übermedien-Podcast spricht Stefan Niggemeier über seine Recherche zu "Katapult Ukraine" und "Katapult"-Gründer Benjamin Fredrich, über falsche Versprechen und übertriebene Behauptungen, und darüber, was ihn wirklich ärgert: Dass Fredrich die ukrainischen Journalisten nun im Grunde "vor den Bus" werfe.
(Und, Spoiler, die Antwort auf die Frage, ob das ein „gefälschter Skandal“ war, wie Fredrich behauptet – sie lautet: Nein!)

Feb 3, 2023 • 24min
Holger ruft an ... wegen der BBC
Was ist das für ein korrupter Sumpf bei der BBC?
Den Namen Richard Sharp kennen hierzulande wohl eher wenige. Er ist seit 2021 Vorsitzender der BBC und steht in Großbritannien aktuell im Zentrum eines mutmaßlichen Korruptionsskandals. Sharp soll Boris Johnson zu dessen Zeit als Premierminister zu einem Kredit verholfen zu haben. Kurz später machte Johnson seinen Parteifreund Sharp zum Chef der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt.
„Wenn man das vergleichen würde mit der ARD, ist das sowas wie Rundfunkratschef, Intendant und Verwaltungsratschef in einem“, erklärt Annette Dittert, ARD-Korrespondentin in London, von der Holger Klein diese Woche wissen will, was da bei der BBC los ist.
Sharp, ein bekennender Kritiker der BBC, ist es möglich, sich direkt ins Programm einzumischen. Die BBC sei eingeschüchtert, man spüre, dass die Journalisten, Reporter und Moderatoren sich nicht trauen, das Thema Brexit so kritisch anzugehen, wie sie es eigentlich müssten. Gerade in dieser Woche, in der der Brexit sich zum dritten Mal jährte, habe man das wahrnehmen können. Der politische Druck hat auch zur Folge, dass viele bekannte Gesichter die BBC verlassen, wie im vergangenen Jahr zum Beispiel Emily Maitlis.
Warum ist die BBC so schwach? Inwiefern ermöglicht das britische Mediensystem den politischen Druck auf Redaktionen? Und wo findet kritischer Journalismus in Großbritannien dann noch statt? Darüber sprechen Holger Klein und Annette Dittert diese Woche im Podcast.
Links:
<li><a href="https://www.dwdl.de/ukupdate/91470/bbcvorsitzender_unter_druck_ant__dec_verlaengern_bei_itv/?utm_source=&utm_medium=&utm_campaign=&utm_term=">BBC-Vorsitzender unter Druck</a> (DWDL)</li>
<li><a href="https://uebermedien.de/76128/eine-rede-als-warnruf-die-bbc-versagt-als-aufklaerer-im-zeitalter-des-populismus/">Eine Rede als Warnruf: Die BBC versagt als Aufklärer im Zeitalter des Populismus</a></li>
<li><a href="https://open.spotify.com/show/0zXLdM0YV1ukb8p8WzEG6D?si=MN6NXyAJRLucL-VwMhJcqg">„The News Agents“ – Podcast der ehemaligen BBC-Journalistin Emily Maitlis</a> (Spotify)</li>
<li><a href="https://uebermedien.de/76957/wie-ueberlebt-man-als-london-korrespondentin-eine-queen-beerdigung/">Wie überlebt man als London-Korrespondentin eine Queen-Beerdigung</a> (Podcast mit Annette Dittert)</li>

Jan 28, 2023 • 35min
Holger ruft an ... wegen Dieter Bohlen
Wie lässt sich der Rückfall ins sexistische Steinzeit-Fernsehen bei DSDS erklären?
In dieser Woche sorgte „Deutschland sucht den Superstar“ mal wieder für Negativschlagzeilen. Dieter Bohlen hatte die 22-jährige Kandidatin Jill Lange, die vorher schon in verschiedenen Reality-Formaten aufgetreten war, gefragt: „Hast du irgendwas Normales gemacht? Oder hast du nur Abi und dich durchnudeln lassen?“
Der Ausschnitt war nur in der Vorabausstrahlung im Streamingangebot RTLplus zu sehen. Nachdem Lange sich öffentlich über den Umgang mit ihr beschwert hatte und es viele negative Reaktionen gab, schnitt RTL die Szene aus der Ausstrahlung im Fernsehen heraus.
War diese Art, Kandidaten bloßzustellen, nicht eigentlich längst Geschichte, gerade auch bei RTL? Braucht es immer erst einen Shitstorm, bis der Sender merkt, wenn er Grenzen überschreitet? Oder ist das alles Kalkül?
Darüber spricht Holger Klein mit unserer Kolumnistin Samira El Ouassil. Sie sagt, dass diese Art Fernsehen „nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“, das versucht, „das Hässlichste, Schlimmste und Schlechteste im Menschen sichtbar zu machen und vor anderen so vorzuführen, dass es niedergemacht werden kann.“ Inzwischen hätten Reality-TV-Formate ein „soziales Bewusstsein“ entwickelt, und das Publikum nutze sie nicht mehr, um auf die Kandidaten herabzuschauen, sondern um sie anzufeuern.
Was ist ein „Gottschalkismus“? Wie funktioniert das „fantastisch inzestuöse Erfolgsmodell“ des Reality-TV, das in einem Format schon die Gäste für die anderen Formate generiert? Wieso bestimmen inzwischen nicht mehr die Regeln des Fernsehens, sondern von Plattformen wie Tiktok, wer ein Star wird? Und gibt es wirklich gute Gründe, Trash-TV zu gucken?
Links
DWDL: RTL schneidet Bohlen-Spruch vor TV-Ausstrahlung raus
Anja Rützel im „Spiegel“: Zoom auf den Hintern (€)
Dieter Bohlen im „Stern“: „Wenn mir einer in die Fresse haut, haue ich zurück“ (€)

Jan 12, 2023 • 41min
Holger ruft an ... wegen Harry
Warum ist der größte Skandal um Harry ein Skandal der Medien?
Prinz Harry hat ein Buch geschrieben. „Und ich war verblüfft, wie sehr mich das interessiert“, sagt Stefan Niggemeier im Übermedien-Podcast. Denn Harrys Geschichte ist nicht zuletzt eine Geschichte der Medien und vor allem eine massive Kritik am britischen Boulevard, aber auch anderen, „seriösen“ Medien. Seine Mutter Diana wurde bis in den Tod von Paparazzi verfolgt. Bis heute erzählen vor allem Blätter wie „The Sun“ Intimes und Erlogenes über ihn und seine Frau Meghan. Meistens ist das schnell und einfach erzählt: Harry ist der Bösewicht und Meghan die Hexe, die ihn dazu gemacht hat.
Warum steigen so viele Medien auf diese Narrative ein? Wie schafft es das britische Königshaus immer wieder die Deutungshoheit zu erlangen, ohne sich offiziell zu äußern? Warum sollte man das Buch lesen? Und was hat das alles mit der Debatte um die Silvester-Nacht in Berlin zu tun? Darüber sprechen Holger Klein und Stefan Niggemeier diese Woche im Podcast.
Links:
Harry – Das Interview mit dem britischen Sender ITV (ausgestrahlt bei RTL)
Harry in "The Late Show with Stephen Colbert"
Newsletter "Conquest of the Useless": Der Medienkritiker Mic Wright nimmt detailliert und pointiert die Berichterstattung der britischen Presse über "Spare" auseinander
Schlagzeilenbasteln Spezial: Meghan und Harry
Meghan und die uralte Geschichte von der bösen Frau, die den Mann ins Unheil stürzt

Jan 5, 2023 • 23min
Holger ruft an wegen ... Klimaaktivismus
Warum schmeißt man als Journalist hin, um Klimaaktivist zu werden?
Für Raphael Thelen ist Schluss. Nach mehr als zehn Jahren kehrt er dem Journalismus den Rücken und wird Aktivist bei der „Letzen Generation“. Er hat unter anderem das "Netzwerk Klimajournalismus" mitgegründet und für große Medien wie den "Spiegel" und die "Zeit" geschrieben. Jedoch stößt er als Journalist offenbar an seine Grenzen. Im Übermedien-Podcast spricht er mit Holger Klein diese Woche über seine Entscheidung.
Oft habe er sich von Redaktionen den Vorwurf anhören müssen, aktivistisch und nicht objektiv zu sein. Die Klimakrise werde nicht so behandelt, wie es notwendig wäre, kritisiert Thelen. Die einzigen, die vernünftig über darüber kommunizieren, kämen entweder aus der Wissenschaft oder aus der Klimabewegung. Und deshalb wechselt auch er jetzt die Seiten.
„Das ist mir klar, dass das mein Abschied aus dem Journalismus ist. Das ist mir sehr schwer gefallen, diese Entscheidung zu treffen, weil ich seit zehn Jahren diesen Beruf mache und ihn eigentlich auch liebe und immer daran geglaubt habe.“
Was hat er genau vor? Kann er noch optimistisch sein? Und was hat der Journalismus mit dem Coyoten aus "Road Runner" zu tun? Darüber sprechen Holger Klein und Raphael Thelen diese Woche im Übermedien-Podcast.
Links:
Die Klimakrise eskaliert und der Journalismus kommt nicht hinterher – Gastbeitrag von Sara Schurmann
Warum die letzte Generation alles richtig macht – Essay von Friedemann Karig
Klima – Der Newsletter für die, die es kapiert haben
Interview mit Raphael Thelen (Übermedien-Archiv)

Dec 30, 2022 • 26min
Holger ruft an ... wegen Jahresrückblick
Was war denn das für ein Jahr?
Was waren die Medienthemen des Jahres? Welche waren wichtig? Welche nur ein Popanz?
Zum Ende des Jahres blickt Holger Klein mit Lisa Kräher und Frederik von Castell zurück auf 2022 - und ein bisschen auch hinter die Kulissen von Übermedien. Es geht unter anderem um den Iran und den rbb, um Elon Musk und Twitter, um die Puffmama Leyla und um das Problem, wenn aus Videos aus dem Krieg, die nicht unabhängig überprüft werden können, ganze Nachrichtenberichte gebaut werden.

Dec 23, 2022 • 38min
Holger ruft an ... wegen Podcasts
Was macht gute Podcasts aus und wie findet man sie?
Zum Ende des Jahres wird es bei uns im Podcast etwas meta: Holger Klein ruft diesmal bei Podcast-Experte Sandro Schroeder an und spricht mit ihm, na klar, über Podcasts!
In den vergangenen vier Jahren, in denen Sandro Schroeder gemeinsam mit Larissa Vassilian und Marcus Engert bei Übermedien fast 100 Ausgaben der Kolumne "Die Podcastkritik" geschrieben hat, hat sich in der Branche viel getan. „Die Szene hat sich wahnsinnig professionalisiert. Podcasts klingen toller und sind aufwendiger geworden“, sagt Schroeder.
Selbst kleine Lokalzeitungen produzieren mittlerweile gute Audioserien. Und auch den Öffentlich-Rechtlichen sei nun endlich klar, dass Podcast kein Trend ist, der schnell wieder vorbei geht. Von einer Streaming-Plattform als Alternative zum großen Anbieter Spotify sei man aber doch noch ein Stück entfernt, meint Schroeder. Dabei findet er die Idee richtig gut.
Was waren seine Podcast-Highlights 2022? Warum hält er Promis mit viel Reichweite nicht für die besten Hosts? Und wie und wo findet er eigentlich neue, gute Podcasts?
Darüber reden Holger Klein und Sandro Schroeder anlässlich der letzten Ausgabe unserer Kolumne im Podcast.
Links:
"The Trojan Horse Affair": Ein Lehrstück über Journalismus und Recherchen
"Hören/Sagen" – Sandro Schroeders Newsletter über Podcasts
Aktuelle "Onlinestudie" von ARD und ZDF
Alle Folgen der Podcastkritik bei Übermedien

Dec 16, 2022 • 20min
Holger ruft an ... wegen gedruckter Zeitungen
Ist Print tatsächlich tot oder lohnt sich eine Reanimation?
Seit knapp drei Wochen erscheint der "Tagesspiegel" im neuen, kleineren Format – ein Relaunch, für den der Verlag viel Geld ausgegeben hat. Und die "taz" soll es mittelfristig unter der Woche nur noch digital geben, dafür stellte sie kürzlich eine neue gedruckte Wochenendausgabe vor.
Wieso das denn jetzt? Hieß es nicht schon vor Jahren, Print sei tot? Warum investieren Medienunternehmen überhaupt noch ins Papier?
Holger Klein ruft diese Woche an bei Medienwissenschaftler Stephan Weichert. "Wir wissen, dass Print noch genug Geld bringt, dass es sich lohnt, diese geduckten Blätter am Leben zu erhalten. Wir reden hier noch nicht von künstlicher Beatmung."
Kann man junge Zielgruppen so erreichen? Und was wollen die eigentlich? Immerhin sehnen sie sich nach Momenten der Entspannung – ohne Smartphone, sagt Weichert. Der richtige Moment für eine gedruckte Zeitung? Und hat eigentlich jemand an die steigenden Papierpreise in Folge des Krieges und der Energiekrise gedacht?
Links:
Wie der "Tagesspiegel" die gedruckte Zeitung revolutionieren will ("Spiegel")
"taz" bringt neue Wochenzeitung heraus ("Spiegel")
VOCER - Institut für digitale Resilienz

Dec 6, 2022 • 21min
Holger ruft an ... wegen der Sittenpolizei
Was muss man über Irans Propaganda wissen, um nicht darauf reinzufallen?
Der Iran habe die Sittenpolizei abgeschafft, berichteten am Sonntag und Montag internationale Medien. Ist doch eine gute Nachricht, ein Zeichen, dass das Regime nachgibt, oder? Nicht wirklich. Holger Klein ruft diese Woche an bei Gilda Sahebi. Für die Journalistin, die seit Monaten die Ereignisse in der Islamischen Republik bei Twitter und in Medien einordnet, ist diese Meldung ein „Ablenkungsmanöver“. Und viele Medien seien darauf reingefallen.
Das Kommunikationsziel des iranischen Regimes sei es stets, den Schein der Legitimität zu wahren. Vorzutäuschen, dass man es mit einer „normalen“ Regierung zu tun habe. Doch seitdem die Weltöffentlichkeit nach dem Tod der Kurdin Mahsa Zhina Amini und den davon ausgelösten Protesten auf das Land schaut, weil auch Medien mehr darüber berichten, bröckelt dieses Bild.
Warum übernehmen Medien trotzdem immer noch häufig die Narrative der iranischen Führung und verbreiten dadurch Desinformation? Wie kommt man als Journalistin an verlässliche Informationen aus dem Land? Und wie hat sich die deutsche Berichterstattung über Iran in den vergangenen Monaten verändert? Darüber sprechen Holger Klein und Gilda Sahebi diese Woche im Podcast.
Links:
Wie sich deutsche Medien von iranischer Propaganda einlullen lassen
Adnan Tabatabai: Ein "Iran-Experte" mit Nähe zum System
Warum die Abschaffung der Sittenpolizei ein Ablenkungsmanöver der Mullahs ist ("Der Spiegel")
Geleakte Aufnahme: Was die iranische Führung über die Proteste denkt ("Der Spiegel")