
Übermedien
Der Podcast von Übermedien.de, dem Online-Magazin für Medienkritik.
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Jul 14, 2023 • 18min
Holger ruft an ... wegen der ma Audio
Wie veraltet ist die Messung der Radio-Einschaltquote?
Diese Woche ist sie wieder erschienen: die halbjährliche Media Analyse Audio, kurz: ma Audio. Mit ihr wird ermittelt, wie viele Hörerinnen und Hörer Radiosender haben.
Vor allem für private Radiosender sind die Zahlen von Bedeutung – schließlich basieren auf ihnen die Werbepreise, die sie verlangen können. Aber auch öffentlich-rechtliche Sender schmücken sich gerne mit den Ergebnissen der Umfrage. Das Kuriose: Nach der Veröffentlichung der Zahlen gibt es meist nur jubelnde Gewinner, die sich über ihre Top-Reichweite freuen.
Aber wie verlässlich sind diese Zahlen, wenn es scheinbar keine Verlierer gibt? Und wie zeitgemäß und aussagekräftig ist die Befragung eigentlich? Und was wird da so gefragt?
Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit Anna Schnauber-Stockmann, die an der Uni Mainz zu Medienwirkung und Mediennutzung forscht.
Links:
ma Audio (Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V.)
Formatradio: Musik nur, wenn sie mau ist (Übermedien)
Musik im Radio: Die Männer der 80er, 90er und die besten Männer von heute (Übermedien)
Wie kann die Musik im öffentlich-rechtlichen Radio besser werden? (Übermedien-Podcast)

Jul 6, 2023 • 17min
Holger ruft an ... wegen Musikradio
Wie kann die Musik im öffentlich-rechtlichen Radio besser werden?
Zwei Musikjournalisten sind enttäuscht: vom öffentlich-rechtlichen Musikradio in Deutschland. Zu glatt, zu gleichförmig, zu viel Mainstream. Aber warum? Die beiden sprechen für ihr Projekt "Wo ist hier der Krach?" mit Hörfunkern in Europa und Australien darüber, wie gutes Musikradio klingt. Und welche Voraussetzungen es dafür braucht. Was er und seine Kollegin Melanie Gollin dabei gelernt haben, erzählt Martin Hommel im Übermedien-Podcast mit Holger Klein.
Martin Hommel ist Musikjournalist in Leipzig. Er ist fasziniert von Musikradios und produziert unter anderem seine eigene Sendung "Miserable Monday". Sein Lieblingsthema ist britischer Post-Punk. Außerdem denkt er (zu) viel über Paul McCartney nach. Mit Melanie Gollin hat er das Projekt "Wo ist hier der Krach?" gegründet. Gollin ist Musikjournalistin für Text und Audio in Berlin und gibt den musikjournalistischen Newsletter "Zwischen Zwei Und Vier" heraus. Ihr Schwerpunkt: Geld in der Musikindustrie – wer es hat, wer nicht und warum. Außerdem kennt sie sich gut mit Liedern aus, in denen es nicht um Liebe geht.
Links
Wo ist hier der Krach? Was der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk von anderen Ländern lernen kann
Formatradio: Musik nur, wenn sie mau ist (Übermedien)
Musik im Radio: Die Männer der 80er, 90er und die besten Männer von heute (Übermedien)

Jun 29, 2023 • 27min
Holger ruft an ... wegen Medien und der AfD
Haben Medien die AfD groß gemacht?
Über Rechtsaußen berichten: Warum tut man sich das überhaupt an? Ann-Katrin Müller ist Politik-Redakteurin beim „Spiegel“ mit dem Schwerpunkt AfD. Sie sagt: „Ich mache das trotz allem, was dazugehört – also den ganzen Bedrohungen und dem Hass und der ganzen anstrengenden Gespräche – ganz gerne.“ Aber wie berichtet man über eine Partei, die man für gefährlich für die Demokratie hält? Müller sehe sich dabei nicht als Aktivistin, die sagt "Hier! Wählt die bloß nicht". Aber: "Ich hätte gerne, dass die Menschen wissen, was da abgeht, um zu entscheiden, ob sie die wählen wollen.“
Nicht über die AfD zu berichten sei der falsche Weg. Ein aktuelles „Stern“-Interview mit Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, habe Müller aber irritiert. Etwa, weil der "Stern" Weidel fragt, was das erste Projekt der AfD wäre, käme sie an die Regierung. Und weil Weidel prominent auf dem Cover des Magazins zu sehen ist. Müller kritisiert das: „Alice Weidel liegt am Kiosk, sie ist sehr präsent und wird auch noch gefragt, was sie als Kanzlerin machen würde - und das ist dann bei einer Partei, die so gar keine Regierungsoptionen gerade auf Bundesebene hat, dann doch einfach schräg.“
Mit dem Aufschwung der AfD in den Umfragen stellt sich erneut die Frage: Welche Mitschuld haben Medien? Müller wolle nicht klingen "wie der erhobene Zeigefinger des Journalismus", aber bei der Berichterstattung über die AfD sei es wirklich wichtig, "dass wir uns unsere Standards gut überlegen“.
Ann-Katrin Müller ist Politikredakteurin beim „Spiegel“. Sie studierte Politikwissenschaften und European Studies und volontierte beim ARD-Polittalk „hart aber fair“. Nach Stationen bei Phoenix, der „Financial Times Deutschland“ und dem WDR ist sie seit 2013 beim „Spiegel“. Zu ihren Schwerpunkten zählen die Themen sexualisierte Gewalt, Innere Sicherheit sowie die AfD. Mit ihrem Kollegen Maik Baumgärtner hat sie das Buch „Die Unsichtbaren – Wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben“ geschrieben.
Links
Im Osten nichts Neues? Wie Berichterstattung Vorurteile auf beiden Seiten weckt
Sorge vor der "blauen Welle" – Analyse von Ann-Katrin Müller ("Spiegel")
Warum der "Stern" mit Alice Weidel spricht – Video mit Chefredakteur Gregor Peter Schmitz
Was können Sie eigentlich außer Hass, Frau Weidel? ("Stern"-Interview)

Jun 23, 2023 • 25min
Holger ruft an ... wegen KI im Journalismus
Macht Künstliche Intelligenz Journalisten überflüssig?
Axel Springer hat in dieser Woche angekündigt, eine große Zahl von Stellen abzubauen - und das unter anderem mit dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) begründet. Ist das ein erstes Zeichen eines dramatischen Umbruchs im Journalismus? Werden journalistische Inhalte in Zukunft nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen produziert?
Holger Klein spricht darüber mit Christina Elmer. Er fragt sie unter anderem: Wie viel von der aktuellen Aufregung ist bloß ein vorübergehender Hype? Wie sehr verändern verschiedene Formen von Künstlicher Intelligenz tatsächlich die Arbeit von Journalisten? Welche ethischen Grundsätze gelten in Zukunft?
Christina Elmer ist Professorin für Digitalen Journalismus und Datenjournalismus an der TU Dortmund. Zuvor arbeitete sie in unterschiedlichen Positionen in der Redaktion des "Spiegel", zuletzt als stellvertretende Entwicklungschefin. Sie engagiert sich im Vorstand des Vereins Netzwerk Recherche, ist Gesellschafterin bei "AlgorithmWatch" und wurde vom "Medium Magazin" als „Wissenschaftsjournalistin des Jahres 2016“ ausgezeichnet.
Links
Christina Elmer: „Warum jedes Medienhaus ein KI-Kompetenzzentrum braucht“ ("Medium Magazin")
Kinderkrankheit oder „krasser Sündenfall“? Wie Ippen Media KI einsetzt
Sind wir zu langsam für KI, die immer schneller immer besser wird?
Erfundenes Interview mit Michael Schumacher: Zu dumm, um wahr zu sein
Der KI-Fiebertraum und seine Auswirkungen auf politische Fotografie
BR: Unsere KI-Richtlinien im Bayerischen Rundfunk

Jun 16, 2023 • 27min
Holger ruft an ... wegen Donald Trump
Haben wir denn gar nichts gelernt aus der Ära Trump?
Sobald Donald Trump zuckt, gehen Fernsehsender live. Berichten über jede kleinste Regung. Schicken sogar Helikopter, um ihn zu verfolgen. Ist das nicht irre? Und spielt das Trump nicht in die Karten?
Natürlich ist es ein historisches Ereignis, wenn erstmals ein amerikanischer Ex-Präsident angeklagt wird. Aber ist die riesige mediale Aufmerksamkeit angemessen – und so klug? Auch in Deutschland berichten Medien live, im Fernsehen oder in Tickern, wenn ein neuer Gerichtstermin ansteht. Dabei ist den Reportern meistens bewusst, dass Trump jeden Medien-Auftritt für sich nutzen könnte, für seinen Wahlkampf. Ein Dilemma.
Über den medialen Umgang mit dem manipulativen Ex-Präsidenten spricht Holger Klein mit "Tagesthemen"-Moderator Ingo Zamperoni.
Ingo Zamperoni moderiert, im Wechsel mit Caren Miosga, die "Tagesthemen" im Ersten. Von 2014 bis 2016 war er Korrespondent im ARD-Studio in Washington. 2020 erschien seine ARD-Dokumentation "Trump, meine amerikanische Familie und ich", 2022 folgte "Trump, Biden, meine US-Familie und ich". Gemeinsam mit seiner Frau, der US-Amerikanerin Jiffer Bourguignon, ist er außerdem im Podcast "Amerika, wir müssen reden!" zu hören.
Links:
Klicken Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen ("Spiegel", €)
Medien folgen Donald Trump auf Schritt und Tritt (Video)
Trumps Lügen gehören ins Klapp-Butterbrot der Wahrheit (Kolumne)
If Trump Runs Again, Do Not Cover Him the Same Way ("Washington Post")

Jun 9, 2023 • 23min
Holger ruft an ... wegen Till Lindemann
An welche Regeln muss sich Verdachtsberichterstattung halten?
Schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann: Der Sänger der Band Rammstein soll jungen Frauen gegenüber seine Macht missbraucht und sexuell übergriff gewesen sein. Der Eindruck, dass weibliche Fans systematisch für Sex während und nach Konzerten rekrutiert wurden, verfestigt sich aufgrund zahlreicher sich ähnelnder Berichte von Besucherinnen.
Aber ab welchem Zeitpunkt dürfen Journalist:innen so schwere Anschuldigungen überhaupt veröffentlichten? Was müssen sie dabei beachten? Es gibt ja bisher weder eine Anklage noch einen Gerichtsprozess. Diese Fragen werden – auch in anderen mutmaßlichen #MeToo-Fällen – immer wieder gestellt.
Holger Klein ruft diese Woche bei Lena Kampf an. Sie ist stellvertretende Leitern des Investigativressorts der „Süddeutschen Zeitung“, die am vergangenen Wochenende als erstes ausführlich über den Fall Lindemann berichtet hat. Im Übermedien-Podcast spricht sie über die Regeln der Verdachtsberichterstattug und was die besonderen Hürden bei Recherchen zu #MeToo sind.
Wie ist das SZ-Team bei der Recherche vorgegangen? Warum wurde das angebliche „System Lindemann“ nicht schon früher aufgedeckt, hat der Musikjournalismus versagt? Und auf welche PR-Spins von Rammstein sollten wir jetzt nicht hereinfallen?
Links:
Am Ende der Show – "Süddeutsche Zeitung" über die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann
Wann hören wir endlich auf, Opfern eine Mitschuld zu geben? (Kolumne von Samira El Ouassil)
"Was wirklich bei Rammstein-Afterpartys passiert" – Video von Youtuberin Kayla Shyx

Jun 2, 2023 • 25min
Holger ruft an ... wegen Funk
Was für eine Realität konstruieren die Reportagen von "Funk"?
Für viele ist „Funk“, das junge Inhalte-Netzwerk von ARD und ZDF, ein rotes Tuch. Als zu subjektiv, zu links, zu unausgewogen und zu sehr fixiert auf bizarre Nischenthemen, Sex, Drogen und Crime werden die Videobeiträge vor allem von konservativen Beobachtern kritisiert, die immer wieder einzelne Beiträge skandalisieren.
Das klassische journalistische Gebot der Neutralität wird von den „Funk“-Reporterinnnen und Reportern regelmäßig verletzt, die „professionelle Distanz“ gegen eine „teils radikal subjektive Perspektive eingetauscht“, stellt der Medienwissenschaftler Janis Brinkmann fest. „Sie alle werden von neutralen zu teilnehmenden Beobachter:innen, zu Grenzgängern des Journalismus – um Missstände aufzudecken, interessante Menschen zu zeigen, in alternative Lebenswelten einzutauchen – und um die junge Zielgruppe der 14–29-Jährigen durch authentische Geschichten emotional mitzunehmen.“
Im Gespräch mit Holger Klein im Übermedien-Podcast sagt er: „‚Funk‘ ist aus meiner Sicht ein wichtiger Akteur, der völlig unterbewertet ist in der Forschung.“ Für die Otto-Brenner-Stiftung hat er über 1000 Filme der Funk-Formate „Y-Kollektiv“, „STRG-F“, „reporter“, „follow me.reports“ und „Die Frage“ ausgewertet und untersucht: Mit welchen Themen befassen sie sich, aus welcher Perspektive, mit welchen Protagonisten, in welcher Form, mit welchen Strategien der Zielgruppenansprache.
Ein Ergebnis: „In 90 Prozent der untersuchten Reportagen wird explizit Meinung geäußert oder ist die Perspektive subjektiv; Quellen wie Studien oder Expert:innen spielen eine untergeordnete Rolle.“ Brinkmann sieht die untersuchten „Funk“-Formate in der Tradition des „New Journalism“ in einer für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen aktualisierten und für Web-Video-Formate modifizierten Form.
Zu den Befunden seiner Studie gehört auch:
es gibt kaum internationale Bezüge in den Reportagen
Großstädte dominieren; dörfliche Lebensrealitäten kommen kaum vor
die neuen Bundesländer kommen fast gar nicht vor; eine Ausnahme ist höchstens Sachsen, insbesondere als Ort für Beiträge zur Thematik Rechtsradikalismus
Brinkmann hofft, dass die Studie dazu beiträgt, eine größere, fundierte Debatte über die besondere Art des „Funk“-Journalismus anzustoßen, über ihre Chancen und Probleme:
„Da lohnt es sich immer hinzugucken. Da passiert spannender Journalismus, da passiert das, was wir seit vielen Jahren als Entgrenzung im Journalismus verstehen. Wo, wenn nicht unter solchen Rahmenbedingungen sollen neue Formen des Journalismus entstehen? Man kann sich daran abarbeiten, man kann sagen, das sei kein Journalismus, das sei handwerklich nicht gut gemacht – entscheidend ist immer die Perspektive: Welche Normen lege ich zugrunde?“
Links:
Janis Brinkmann: „Journalistische Grenzgänger – Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren“
Kurzzusammenfassung der Studie
Deutschlandfunk: Studie der Otto-Brenner-Stiftung sieht „erstaunliche“ Schieflagen beim Jugendangebot funk
Andrej Reisin: Ein „authentischer“ Host ersetzt keine Recherche

May 25, 2023 • 24min
Holger ruft an ... wegen "Heizungsverbot"
Wie und warum schüren Medien Angst vor dem geplanten Heizungsgesetz?
Darf man überhaupt noch mit der alten Gastherme heizen, wenn das neue Heizungsgesetz kommt? Braucht für die Wärmepumpe jetzt jeder eine Fußbodenheizung? Und wann kommt der Staat persönlich bei mir vorbei und reißt meine Ölheizung aus dem Keller? Viele Mythen und Sorgen kursieren in der Debatte um die sogenannte Wärmewende und die geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), wie es korrekt heißt.
Das neue (noch nicht beschlossene) GEG sieht vor, dass in Zukunft keine Heizungen mehr eingebaut werden dürfen, die nur mit Gas oder Öl laufen. Vor allem „Bild“ macht Stimmung gegen so genannte „Heizungsverbot“; auch der „Spiegel“ sorgte unlängst mit seinem Cover, auf dem Wirtschaftsminister Robert Habeck im Blaumann eine Gastherme demontiert, für Irritationen. Im Übermedien-Podcast sagt der Journalist Malte Kreutzfeldt:
„Das ist so eine Kombination aus wahnsinnig vielen Falschannahmen und Falschbehauptungen, die in der Öffentlichkeit rumgeistern und die dazu führen, dass viele Leute das kritisch sehen.“
Fallen Medien auf eine Kampagne rein? Warum regen sich jetzt auf einmal alle auf, obwohl die Pläne der Koalition zum Heizungsaustausch nicht neu sind? Und wer denkt eigentlich vor lauter Heizungspanik noch an die Klimakrise?
Darüber sprechen Holger Klein und Malte Kreutzfeldt diese Woche im Übermedien-Podcast.
**Links:
**
Robert Habeck mit der Rohrzange: Ernüchternde Antagonisierung auf dem "Spiegel"-Cover
Malte Kreutzfeldt bei "Table Media"
Die Wärmewende droht Deutschland zu überfordern - was jetzt passieren muss ("Spiegel"-Titel)

May 19, 2023 • 23min
Holger ruft an ... wegen "Vice"
"Vice" ist pleite – ist Magazin-Punk nun endgültig tot?
Laut, respektlos, grenzüberschreitend: Das ist "Vice", schon immer. Aber nun hat der Konzern dahinter Insolvenz angemeldet. Warum? Und wie geht's weiter? Holger ruft an bei Felix Dachsel, dem früheren Chefredakteur der deutschsprachigen "Vice"-Ausgaben.
Im Podcast erzählt Dachsel von der Geschichte des Magazins, von der Bedrohung, dass andere Medien den speziellen „Vice“-Style adaptiert haben, von der Schwierigkeit, heutzutage überhaupt noch zu provozieren, und von den Umwälzungen auf dem Medienmarkt, die zur Krise des Magazins führten.
Links:
Deutsche Ausgabe von "Vice"
"Vice"-Artikel von Felix Dachsel
"'Vice' ist insolvent" (Tagesschau)

May 11, 2023 • 36min
Holger ruft an ... wegen Fehlerkultur
Wieso sind Politiker so schlecht darin, mit eigenen Fehlern umzugehen?
In der aktuellen Aufregung um Wirtschaftsminister Robert Habeck und seinen Staatssekretär Patrick Graichen kann man es wieder erleben: Wie schwer sich Politiker damit tun, mit Fehlern umzugehen. Aber wieviel Offenheit und Ehrlichkeit könnten sie sich erlauben, ohne dass das ihnen schadet, weil es von Medien skandalisiert wird? Was ist ein guter Umgang mit Fehlern?
Die FAZ-Redakteurin Helene Bubrowski hat mit vielen Politikerinnen und Politikern über das Thema gesprochen. Sie sagt im Gespräch mit Holger Klein:
„Ich plädiere für mehr Ehrlichkeit – aber ausgehend von dem Befund, dass es um die Ehrlichkeit überhaupt nicht gut bestellt ist. Das Typische ist ein totales Abblocken, ein teflonartiges Pingpong: Kritik sofort als Kampagne abzutun, sofort den polischten Gegner selber zu beschuldigen und überhaupt nicht zu zeigen, dass man bestimmte Dinge aufnimmt, ernst nimmt und überdenkt und möglichst auch noch die Schlussfolgerung zieht, es künftig anders zu machen. Um das Vertrauen der Menschen nicht komplett zu verlieren, muss sich da was ändern.“
Und über die Rolle der Medien:
„Journalisten nehmen für sich in Anspruch, eine Wächterfunktion zu haben, die Mächtigen zu kritisieren, den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Um diese Ausgabe auszufüllen, muss man seinen Job auch mit größter Ernsthaftigkeit machen. Wen man da aber gleichzeitig größtmöglich skandalisiert, weil es entweder größere Aufmerksamkeit gibt oder mehr Klicks, dann haben wir irgendwan ein Problem.“
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