Alles Geschichte - Der History-Podcast

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Sep 5, 2025 • 22min

PIRATEN - Francis Drake, Freibeuter und Abenteurer

Pirat im Dienst der Königin - Francis Drake, geboren 1543, begann als Sklavenhändler. Dann plünderte er spanische Schiffe und Küstenstädte, umsegelte dabei die Welt und schlug sogar noch die mächtigste spanische Flotte aller Zeiten, die legendäre Armada, in die Flucht. Francis Drake wurde Englands Nationalheld, eine Art Robin Hood der Ozeane. Von Brigitte Kohn (BR 2009)Credits Autorin: Brigitte Kohn Regie: Martin Trauner   Es sprachen: Franziska Ball, Martin Umbach, Johannes Hitzelberger, Ulrich Frank, Katja Amberger Redaktion: Hildegard Hartmann Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2009 Besonderer Linktipp der Redaktion: ARD (2025): Ready for Liftoff! Der Raumfahrt-Podcast Immer mehr Raketen, immer abgefahrenere Missionen! In der Raumfahrt geht's gerade richtig ab. Das Wettrennen zum Mond und Mars hat längst begonnen. Bereit für den Start? Anne-Dorette Ziems, Fritz Espenplaub und David Beck nehmen euch alle zwei Wochen mit auf diese Reise. Wir sprechen über die neuesten Missionen, spannende Zukunftsvisionen und geben überraschende Einblicke in die Welt der Raumfahrt – ohne zu viel komplizierte Physik! ZUM PODCAST Linktipps WDR (2022): Anne Bonny - Die Piratin Schon als Kind will Anne keine "kleine Lady" sein. Als ihre Eltern mit ihr von Irland nach Amerika auswandern, rebelliert sie sowohl gegen die Sklavenhaltung als auch gegen alle Konventionen. Aber wie kann sie ihrem Schicksal als "feine Dame" entkommen? JETZT ANHÖREN Das Kalenderblatt (2008): Francis Drake überfällt Frigata 27.10.1572: Der englische Freibeuter Francis Drake war der erste Weltumsegler und Sieger in der Seeschlacht gegen die spanische Armada - was ihm den Status als "Volksheld" einbrachte. Doch mit knapp 55 Jahren ereilte ihn nicht der Heldentod, sondern er starb ganz unheroisch an der Ruhr … JETZT ANHÖREN   Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.  Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de. Alles Geschichte gibt es auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Alles Geschichte JETZT ENTDECKEN  Hier ein Auszug der Folge zum Nachlesen: ZITATOR FRANCIS DRAKE:„Seht, so enden Verräter!“ ERZÄHLERIN:Drake hat das Szepter nun fest in der Hand, die Reise wird ein voller Erfolg. Im September 1580 läuft Drakes Flotte unter der Führung seines Flagschiffs, der legendären Golden Hind, nach drei Jahren in den heimischen Hafen von Plymouth ein. England jubelt, Drakes Ruhm verbreitet sich in ganz Europa. Er hat eine ungeheure Leistung als Seemann vollbracht, die verhassten Spanier an den pazifischen Küsten ausgeplündert, wichtige Handelsbeziehungen hergestellt und herausgefunden, dass es südlich der Magellanstraße keinen Südkontinent gibt, dass vielmehr der Atlantische und der Pazifische Ozean dort ineinander übergehen. Und er hat unermessliche Reichtümer an Bord, die sofort in den Schatzkammern der Königin eingelagert werden. Der spanische Gesandte schäumt vor Wut und beantragt eine Audienz. ZITATOR GESANDTER:„Im Namen seiner Majestät des Königs von Spanien erhebe ich schärfsten Protest und fordere die sofortige Rückgabe des spanischen Eigentums!“ ZITATORIN KÖNIGIN ELISABETH:„Senor de Mendoza, was fällt Euch ein, Euch in meine Staatsgeschäfte zu mischen? Ich erwarte eine schriftliche Entschuldigung Eures Gebieters wegen dieser Verletzung der Etikette!“ ERZÄHLERIN:Am 4. April 1581 gibt Drake ein großartiges Festessen für Elisabeth an Bord der Golden Hind. Eine riesige, kaum zu bändigende Menschenmenge säumt das Ufer. Als die Königin das Schiff betritt, rutscht ihr ein rotes Strumpfband herunter. Ohne große Umstände streckt sie ihr schlankes Bein aus und befestigt es wieder an der richtigen Stelle. Absicht oder nicht, wer weiß das schon? Elisabeth ist eine Meisterin der Selbstinszenierung. Die Seemänner johlen vor Begeisterung.  Drake wird zum Ritter geschlagen. Danach kauft er sich ein großes Landgut und betätigt sich als Unternehmer und Politiker. O-TON PROFESSOR KLEIN:„Er war ja mehrere Male Parlamentsmitglied und war auch in vielen Ausschüssen. Aber interessant ist, dass die Redebeiträge von Drake nie in den Protokollen auftauchen. Er war nicht der Starparlamentarier. Ich glaube, dass er ein ganz guter Regionalpolitiker gewesen ist. In Devon hat er eine ganze Menge gemacht für die Sicherung der Küsten.“ ERZÄHLERIN.Das ist auch nötig, denn die Spanier rüsten zum Krieg. Elisabeth hat 1587 die schottische Königin Maria Stuart hinrichten lassen, das verschärft die Spannungen. Seit Philipp II. von Spanien Portugal annektiert hat, ist seine Macht noch gewachsen, nun soll auch England dran glauben. 1588 schickt Philipp die legendäre Armada, die größte Flotte der damaligen Zeit, gegen das Inselreich aus. Die gewaltigen Schiffe wirken wie schwimmende Kasernen. Jeder hält sie für unbesiegbar, aber das ist ein Irrtum. Die Spanier werden vernichtend geschlagen. Drake, inzwischen zum Vizeadmiral ernannt, hat die englische Flotte erfolgreich modernisiert. Er nimmt auch selbst an der Schlacht teil, und allein sein Name lässt die Spanier erzittern. O-TON PROFESSOR KLEIN:„Die Führungsstruktur bei den Spaniern war ganz hierarchisch. Der Oberbefehlshaber hat sozusagen den Unterbefehlshabern genaue Direktiven gegeben und die Spanier sind ja auch immer in so einer Halbmondformation gesegelt, und die Engländer waren flexibler.“ ERZÄHLERIN:Wie ein Rudel Hyänen, das einen Elefanten jagt, schießen die modernen englischen Schiffe auf die Armada zu. Auf den Enterkampf, für den die Armada konstruiert ist, lassen sich die Engländer gar nicht erst ein. Fünf Stunden lang tobt eine brutale Seeschlacht. Wenn sich die angeschossenen spanischen Schiffe kenternd zur Seite neigen, ergießt sich kübelweise Blut ins Meer und färbt das Wasser rot. Sturm kommt auf und treibt die fliehenden Schiffe gegen die umtosten Felsklippen. Das Ende der Armada ist ein Desaster. MUSIK ERZÄHLERIN:Dass der Zugriff Spaniens auf England dauerhaft abgewehrt werden konnte, daran haben die Leistungen Francis Drakes großen Anteil. Doch mit der spanischen Seemacht ist es noch lange nicht vorbei. Als Drake versucht, ihr in weiteren Expeditionen den Todesstoß zu versetzen scheitert er. Die Spanier haben dazugelernt. Sie fürchten Drake, den sie El Dragon, den Drachen nennen, wie der Teufel das Weihwasser, und sie rechnen jetzt überall mit ihm. Für den Matrosen Heinrich Hasebeck sind Drakes Attacken während seiner letzten Fahrt 1595 nach Südamerika nur ein sinnloses Gemetzel. ZITATOR MATROSE HASEBECK:„Da krachte es schon. Die Spanier hatten uns sehr wohl bemerkt, hatten uns nahe genug herankommen lassen und dann präzise das Feuer eröffnet. Augenblicklich herrschte Krieg. Fast von allen Seiten wurde auf uns gefeuert. Schon ein Schuss der ersten Salve traf in unseren Bug, riss dort ein Loch hinein und einen Mann entzwei. Ich sah, wie jemand die Leiche des zerfetzten Mannes über Bord wuchtete, und ich sah, wie ein Seemann versuchte, einen Schwall Blut von sich abzuwischen. Vorwärts, ihr Hunde, brüllte Drake.“ ERZÄHLERIN:Nichts wünschen die Spanier mehr als Drakes Tod. Doch Drake stirbt nicht im Kampf, er stirbt an der Ruhr, die unter den erschöpften Männern schnell um sich greift. Im Fieberwahn kurz vor seinem Tod im Januar 1596 stößt er wilde Flüche aus und verlangt nach seiner Rüstung. Am nächsten Tag wird seine Leiche in einen Bleisarg gebettet und unter dem Donner der Kanonen der See übergeben.Und Hasebeck? Der steht nicht dabei. Er ist von Bord geflohen, zusammen mit seiner Geliebten, einer schwarzen Frau namens Maria, die er in Rio de la Hacha kennen gelernt hat. Sein Tagebuch lässt er an Bord zurück, er braucht es jetzt nicht mehr. Irgendwo im heutigen Kolumbien verliert sich seine Spur.  
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Sep 5, 2025 • 23min

PIRATEN - Segeln unter schwarzer Flagge

Blutrünstige Barbaren oder freiheitssuchende Abenteurer? Wie waren Piraten wirklich? Ein Blick in die Geschichte offenbart Leben voller Abenteuer, Mordlust - und sogar Demokratie unter Piraten. Von Niklas Nau (BR 2018)Credits Autor: Niklas Nau Regie: Frank Halbach   Es sprachen: Stefan Wilkening, Caroline Ebner, Christian Baumann Technik: Helge Schwarz Redaktion: Thomas Morawetz Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2018  Besonderer Linktipp der Redaktion: BR (2025): Nicht mehr mein Land Im Flüchtlingssommer 2015 ist Ali Gutsfeld stolz auf sein Land. Damals zeigt sich Deutschland offen, hilfsbereit, empathisch. Und Angela Merkel verspricht: "Wir schaffen das". Aber schon im selben Jahr gibt es heftige Proteste gegen Flüchtlinge. Merkel sagt daraufhin, wenn wir uns für Hilfe in Notsituationen entschuldigen müssen, "dann ist das nicht mein Land". In seinem neuen Podcast will Ali Gutsfeld herausfinden: Was ist in den letzten zehn Jahren falsch gelaufen? Was können wir dagegen tun? Und er fragt sich: Ist das noch mein Land? In sechs Folgen trifft er Menschen, für die 2015 alles verändert hat. Ein Podcast für alle, die ihr Land nicht wiedererkennen. Damit wir wieder lernen, miteinander zu reden. ZUM PODCAST Linktipps Radiowissen (2025): „Pirate Queens“ – Frauen unter der Totenkopf-Flagge   Sie sind Mythos: "Pirate Queens", Seeräuberinnen, der Schrecken der Karibik. Es gab sie wirklich, sie waren reale Personen in der Geschichte der Piraterie. Als Abenteurerinnen, Kämpferinnen für Frauenrechte und leidenschaftliche Liebhaberinnen sind sie zu Ikonen der Popkultur geworden. Autor: Frank Halbach JETZT ANHÖREN funk (2022): Mythos Piraten – Wie lebten sie wirklich? Piraten – wir kennen sie von Figuren wie Captain Jack Sparrow, dem wohl berühmtesten Piraten Hollywoods . Doch ein Leben als Pirat bedeutet in der Realität mehr als versteckte Schätze zu heben. Und selten geht die Geschichte der Piraten in der Vergangenheit so gut aus, wie Hollywood es uns vermittelt. Es ist vor allem ein Leben geprägt von Brutalität, Not und Armut. Die Piraterie ist so alt wie die Schifffahrt selbst. Diebe auf dem Meer gibt es, seit Handel über den Seeweg betrieben wird. Die Kilikischen Seeräuber versetzen schon in der Antike die Seeleute auf dem Mittelmeer in Angst und Schrecken. Piraten rauben, morden, plündern, nehmen Geiseln und bereichern sich. Auch das wird oft verklärt. Wieso es zu nahezu jedem Zeitpunkt in der Geschichte Piraten gab, was sie antreibt und wie ihr Leben tatsächlich aussah, erklärt euch Mirko in diesem Video. JETZT ANSEHEN Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.  Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de. Alles Geschichte gibt es auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Alles Geschichte JETZT ENTDECKEN Und hier ein Auszug des Audios zum Nachlesen: ErzählerDaniel Collins ist 23, und hat schon viele Seefahrten als Marinesoldat hinter sich, als er 1824 an Bord der Betsey geht. Von Wiscasset an der Ostküste der USA sticht die Crew des Handelsschiffs in See. Die Fahrt sollte zum Albtraum werden: Erzählerin Nur zwei Tage später läuft die Betsey in stürmischen Gewässern zwischen Florida und Kuba auf Grund. Die Mannschaft kann sich in einem beschädigten Rettungsboot auf eine kleine Insel retten. Doch sie sind nicht die einzigen dort: Zitator“Meine Ängste, dass es Piraten waren, bestätigten sich nun; und als ich sie so sah – ohne jeden Anreiz oder Provokation folterten sie einen Seemann, der keinen Penny besaß und durch einen Schiffbruch in ihre Fänge geraten war, krank und fast völlig hilflos, der Sie anflehte, ihn nicht in der Blüte seines Lebens (…) zu töten und sie daran erinnerte, dass er Frau und seine Eltern zurücklassen würde – da brach ich in Tränen aus und stand unwillkürlich auf, wie, um mein Leben teuerst zu verkaufen.“   Erzähler Collins schafft es tatsächlich, den Piraten zu entkommen. Nach einer abenteuerlichen Irrfahrt gelangt er zurück nach Wiscasset, wo er seine Geschichte aufschreibt. Eine Geschichte, in der uns Piraten so begegnen, wie wir sie auch aus manch anderen Legenden und Erzählungen kennen: Gierig, verschlagen, grausam, böse. Immer bereit, zu morden und zu brandschatzen, und hilflose Opfer über die Planke zu schicken, hinab zu den Haien. ErzählerinUnd doch kennen wir noch ein zweites Piratenklischee: Das vom romantischen Freiheitssucher und Gentleman-Abenteurer mit Herz aus Gold. Captain Jack Sparrow ist so einer, oder Errol Flynns „Captain Blood“. ErzählerWelches Bild stimmt, wer waren Piraten wirklich? Grausame Schurken, romantische Abenteurer, oder ein bisschen was von beidem? Erzählerin Piraten gab es schon in der antiken Welt; zeitweise wimmelte etwa das Mittelmeer nur so von Ihnen. ErzählerVor allem dort, wo Krieg herrscht, gedeiht die Piraterie während der Antike. Griechische Stadtstaaten wie Sparta oder Athen waren sich nicht zu schade, in Konflikten auch auf angeheuerte Piratenflotten zurückzugreifen. Der Makedonische König Philipp beschwert sich in einem Brief an die Athener so über einen von deren Verbündeten:  ZitatorEr hat alle Kaufleute, die nach Mazedonien segeln, als Feinde behandelt, gefangen genommen und als Sklaven verkauft. Und Ihr habt ihm dafür noch gedankt! Es würde keinen Unterschied machen, würdet offen zugeben, Krieg gegen mich zu führen. Denn als wir offen im Streit lagen habt Ihr ebenso Seeräuber gegen mich ausgesendet, Händler versklavt, meinen Feinden geholfen und meine Länder bedroht. Erzählerin Doch mit dem Weltreich von Philipps Sohn, Alexanders dem Großen, und später im Römischen Reich wird es für Piraten ungemütlicher: In diesen befriedeten Imperien sind sie bloß noch eine Bedrohung für Sicherheit und Handel. Immer wieder führen die Herrscher deswegen Feldzüge gegen die Seeräuber, der Politiker und Redner Cicero bezeichnet Piraten als „Feinde aller“ – als Feinde der Menschheit. ErzählerDoch wirklich sicher vor Piraten sind Seeleute und Küstenbewohner nie lange: Ob vor den Wikingern in ihren gefürchteten Drachenbooten, den Vitalienbrüdern um Gödeke Michels oder den Piratenflotten der sogenannten Barbareskenstaaten Nordafrikas, die vom 16. bis ins 19. Jahrhundert die Küsten Italiens, Spaniens und Portugals unsicher machten. ErzählerinDie Zeit jedoch, die unser Bild von Piraten entscheidend geprägt hat, beginnt Mitte des 17. Jahrhunderts und dauert weniger als hundert Jahre: Das „Goldene Zeitalter der Piraterie“. ErzählerDie Weltmeere waren damals zu geschäftigen Orten geworden. Aus der „neuen Welt“ – den Amerikas – brachten Schiffe Tabak, Holz, Zucker, Silber, Gold, und andere Reichtümer zu den Kolonialherren im alten Europa, aus Asien flossen Gewürze, Indigo, Seide, Salpeter und Tee. Aus Afrika wiederum brachten die Kolonialherren „menschliche Ware“ übers Meer: Verschleppt, um auf den Plantagen und in den Minen der neuen Welt zu schuften. Luxus und Gebrauchsartikel aus Europa und noch vieles mehr – Jedes Schiff war ein Vermögen wert, ein einziger Überfall konnte eine Crew zu reichen Männern machen. ErzählerinEine Verlockung, der auch die europäischen Kolonialmächte selbst nicht widerstehen konnten. Um den eigenen Profit zu vergrößern und konkurrierende Nationen zu schwächen, gaben die Kolonialstaaten damals Kaperbriefe aus. Wer solch einen Brief besaß, durfte als „Freibeuter“ – als eine Art legaler Pirat –  Schiffe feindlicher Nationen überfallen. Sir Francis Drake hatte es mit Angriffen auf die Spanische Silberflotte im 16. Jahrhundert zum Nationalhelden mit Ritterschlag gebracht. Ein Beispiel, dem viele Kaperfahren in der Folge nachzueifern suchten. ErzählerDoch was, wenn ein vielversprechendes Handelsschiff nun mal die „falsche“ Flagge hatte? Oder wenn ein neu geschlossener Friedensvertrag Schiffe einer Nation auf einmal Tabu machte? Vom ehrenhaften Freibeuter zum geächteten Piraten war es nur ein kleiner Schritt – den im goldenen Zeitalter eine ganze Reihe von Seeleuten wagten. Erzählerin Etwa Captain William Kidd. Eigentlich war der erfahrene Seefahrer von den Engländern als Piratenjäger engagiert worden: Er sollte die Piraterie im indischen Ozean eindämmen. Doch Kidd wurde selbst zum geächteten Piraten. ErzählerKidds legendärer Schatz inspirierte Louis Stevensons berühmten Piratenroman „Die Schatzinsel“ und beflügelt auch heute noch die Fantasie von Glücksrittern. ErzählerinNoch viele weitere, bis heute legendäre Piraten, stammen aus dieser Zeit: Etwa Captain Henry Morgan, Bartholomew Roberts und Jack „Calico“ Rackham. Und natürlich auch er, der wohl berühmteste Pirat: ErzählerBlackbeard! Zitator Dieser Bart war schwarz, und ließ er denselben bis zu einer entsetzlichen Größe wachsen, dass seine ganze Brust davon bedeckt war, und derselbe ihm bis zu den Augen hinauf ging. ErzählerIn den Kampf gezogen sein soll Blackbeard mit drei Paar Pistolen über der Brust und brennenden Lunten unter dem Hut. ZitatorDieser Aufzug, wenn man dazu die Gestalt seiner Augen hinzusetzet, deren Blicke von Natur wild und grausam waren, machten ihn so erschrecklich, das man keine Furie in der Höllen sich entsetzlicher einbilden kann als diese Gestalt. Seine Humeur und Neigungen kamen mit seiner barbarischen Gestalt wohl überein. ErzählerinSo ist Blackbeard in dem Buch „A General History of Pirates“, das 1724  veröffentlicht wurde, beschrieben. Viel von dem, was wir heute über die Piraten des Goldenen Zeitalters zu wissen glauben, stammt daraus. Der Autor: ein Captain Charles Johnson – ein Pseudonym. Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, dass Robinson Crusoe-Schöpfer Daniel Defoe dahinter stecke, aber auch der Journalist und ehemalige Seemann Nathaniel Mist gilt als möglicher Kandidat. Doch so ungewiss wie die Autorenschaft ist auch der Wahrheitsgehalt mancher Passagen in der „General History“ und vieler anderer Piratenlegenden aus dieser Zeit. ErzählerHeute gibt es ernsthafte Zweifel an vielen Schauergeschichten um den schrecklichen Schwarzbart: ErzählerinEtwa, dass er ganze vierzehn Mal geheiratet haben soll, und seine vierzehnte Frau, die 16-jährige Mary Ormond, in der Hochzeitsnacht zwang, auch seine Crew sexuell zu befriedigen. Belege dafür, dass Blackbeard überhaupt je verheiratet war, gibt es nicht. Und als Blackbeard das Schiff Concorde kaperte um es zu seinem neuen Flagschiff zu machen, was tat der grausame Seeräuber dem besiegtem Kapitän der Concorde da an? Kielholen? Über die Planke schicken?  ErzählerNein. Er gab ihm eines seiner eigenen zwei Schiffe und ließ ihn ziehen.  Von anderen Piratenkapitänen gibt es dabei durchaus so viele Berichte von Grausamkeiten, dass sich nicht alle als Seemannsgarn abtun lassen. Etwa die vielen Gewaltexzesse des Captain Low, einem Londoner Kleinkriminellen, der es mit seiner Skrupellosigkeit in der rauen Welt der Piraten schnell bis zum Kapitän gebracht hatte. Einem Kapitän, der die Bordkasse seines Schiffs versenkt hatte, soll Low etwa die Lippen abgeschnitten haben, bevor er die gesamte Schiffsbesatzung ermordete. ErzählerinDen grausamen Ruf Captains Low‘s hatte auch der junge Fischer Philip Ahston im Kopf, als er 1722 in die Hände von Piraten fiel. ZitatorSie brachten mich auf die Brigantine, die keinem geringeren als dem berüchtigten Piraten New Low gehörte, mit einer 42 Mann starken Mannschaft, 2 Kanonen und 4 Drehbassen. Ihr mögt euch leicht denken können, wie ich schaute und mich fühlte, als ich mich, zu spät um es noch ändern zu können, in den Händen solch einer wahnsinnigen, tollen, boshaften Crew wiederfand.  ErzählerMan kann davon ausgehen, dass manche Piraten die Macht, die sie über ihre Opfer hatten, genüsslich ausnutzten. Doch der Ökonom Peter Leeson glaubt, dass dies eher die Ausnahme war. Für ihn hat die berüchtigte Grausamkeit vieler Piraten vor allem ökonomische Gründe hatte, und kam oft dann zum Einsatz, wenn eine Besatzung sich nicht kampflos ergeben hatte: Ein Brief eines britischen Gouverneurs aus dem Jahr 1721 berichtet von so einem Fall in Bermuda: Zitator„Hartnäckig hielt das Schiff seine Verteidigung für vier Stunden aufrecht und tötete viele der Piraten, wurde dann aber doch überwältigt und musste sich ergeben. Männer, die die Piraten an Bord noch lebend antrafen, wurden mit verschiedenen grausamen Methoden hingerichtet.“  ErzählerLeeson argumentiert, dass die Piraten in solchen Fällen eine eindeutige Botschaft senden wollten: Leistete man gegen die Männer, die unter der schwarzen Flagge, der  sogenannte „Jolly Roger“ segelten, Widerstand, so hatte man keine Gnade zu erwarten. Ergab man sich aber kampflos, konnte man unversehrt davonkommen – sogar, wenn man in die Fänge des berüchtigten Blackbeard geraten war, wie die Geschichte des Kapitains der Concorde zeigt. Und so, vermutet Leeson, befeuerten Piraten auch selbst gerne die Geschichten ihrer Grausamkeit und Unberechenbarkeit – es machte ihnen das Leben leichter. Und die Strategie ging wohl auf. Ein Zeitungsartikel aus jener Zeit berichtet, dass Seeleute sich weigerten, ihre Schiffe gegen Piraten zu verteidigen. ErzählerinBlackbeard, so glauben auch einige Historiker, könnte dieses piratische Image-Building bis zur Perfektion getrieben haben. So schrecklich war sein martialischer Auftritt und die Legenden, die sich um ihn rankten, dass er bis zu seinem letzten Kampf als Pirat wohl niemanden töten musste. ErzählerLeesons These ist nicht unumstritten. Doch, eines ist klar: Trotz Momenten der Großzügigkeit und Gnade waren Piraten zumeist einfach skrupellose Verbrecher. Auch, wenn manche von Ihnen es selbst nicht ganz so sahen. Laut Piratenchronist Charles Johnson soll Captain Sam Bellamy dem Kapitän eines gekaperten Bootes folgendes vorgehalten haben: ZitatorDoch seid Ihr ein verschlagener Hund, genau wie alle, die sich den Gesetzen beugen, die reiche Männer für ihre eigene Sicherheit geschaffen haben. […] Sie verteufeln uns, die Schufte, wo doch der einzige Unterschied der ist, dass sie die Armen unter dem Deckmantel des Rechts ausrauben, während wir die Reichen plündern, nur unter dem Schutz unseres eigenen Mutes.”  ErzählerinHier kommt langsam das andere Piratenklischee ins Spiel, das vom Gentleman-Abenteurer und Rebellen, der in der Piraterie Freiheit und Gerechtigkeit sucht. Tatsächlich war einer der Spitznamen Sam Bellamy’s “Robin Hood der Meere”, seine Crew bezeichneten sich selbst als “Robin Hoods Männer”. ErzählerDoch dieser Vergleich hinkt. Die einzigen Bedürftigen, die von den Raubzügen des selbsternannten Robin Hood profitierten, waren er selbst und seine Männer. Denn Bellamy stammte aus ärmlichen Verhältnissen, häufte aber innerhalb nur eines Jahres ein immenses Vermögen an. Nach Schätzungen von Forbes erbeutete er Schätze im Wert von heute 120 Millionen Dollar und war damit der reichste Piraten aller Zeiten. ErzählerinAuch eine utopische Piratenrepublik eines Captain Mission, von der Piratenchronist Charles Johnson berichtet und in der Männer aller Nationen – schwarze ebenso wie weiße – frei und gleich zusammenlebten, gilt heute als widerlegt und frei erfunden.  ErzählerTrotzdem sehen manche Historiker wie etwa der Amerikaner Marcus Rediker in Piraten Sozialrebellen oder sogar Proto-Sozialisten: Männer, die den Konventionen ihrer Zeit ein eigenes Ethos entgegensetzen, in dem gesellschaftlicher Stand, Nationalität oder Rasse keine Rolle mehr spielten. Denn während Matrosen eines Handelsschiffs damals oft unmenschliche Behandlung und die strenge Hierarchie an Bord ertragen mussten, herrschten an Bord eines Piratenschiffs demokratische Zustände: ErzählerinPiraten wählten ihren Kapitän und konnten diesen, wenn sie unzufrieden mit ihm waren, wieder abwählen: Auch über wichtige Entscheidungen wurde abgestimmt. Einige Rechte und Pflichten schrieben Schiffsbesatzungen in einem Kodex nieder, den jedes neue Mitglied unterschreiben musste. Einige dieser Piratenverfassungen sind überliefert. Die Artikel des Captain Low etwa wurden 1723 in einer Zeitung abgedruckt und regeln etwa, wie Beute aufgeteilt wird. ZitatorArtikel I: Dem Kapitän stehen zwei volle Anteile zu; Dem Quartiermeister einer und ein halber; Dem Arzt, Maat, Kanonier und Bootsmann jeweils einer und ein Viertel. Erzählerin    An Bord von Captain Low – dem grausamen Mann, der einem gefangenen Kapitän die Lippen abhackte – genoss man sogar eine Krankenversicherung: ZitatorArtikel VI: Wer das Unglück haben sollte, im Kampf eine Gliedmaße zu verlieren, erhält die Summe von sechshundert Silbermünzen und darf an Bord bleiben, solange er es angemessen findet.  ErzählerinViele Artikel eines Piratenkodex dienten allerdings weniger der Sozialpolitik, sondern sollten vielmehr für ein Mindestmaß an Disziplin an Bord und beim Angriff auf Beute sorgen. Wer etwa beim Kampf betrunken oder feige war, durfte bestraft werden. ErzählerDas Bild, dass sich so zusammensetzt, ist ein vielschichtiges: Piraten waren Männer, die der strengen gesellschaftlichen Hierarchie der damaligen Zeit entflohen und ein alternatives Modell dazu lebten – doch gleichzeitig war ihr Ziel nicht soziale Revolution, sondern Bereicherung. Rebellen – ja. Doch auch skrupellose Verbrecher. Nirgendwo lässt sich diese Ambivalenz besser beobachten als bei Sklavenschiffen, die von Piraten gekapert wurden. Für einen Sklaven auf solch einem Schiff war beides möglich: Hatte er Glück, so konnte er sich der Piratencrew als gleichberechtigtes Mitglied anschließen. Hatte er Pech, sahen die Piraten ihn als Teil der Beute an und verkauften ihn im nächsten Hafen.   Und auch beim Thema Frauen war es mit der Gleichberechtigung bei Piraten nicht weit her. Denn Frauen an Bord sind grundsätzlich absolut Tabu. Es gibt wenige Ausnahmen: Über die berühmten Piratinnen Mary Read und Anne Bonny berichtet auch schon Charles Johnson in seiner “General History”. Weniger bekannt, aber wohl die einflussreichste Seeräuberin aller Zeiten war die Piratenkönigin Ching Shih, die um 1800 das Südchinesische Meer unsicher machte. ErzählerinChing Shih, eine ehemalige Prostituierte, heiratete damals einen einflussreichen Piraten und übernahm nach dessen Tod das Kommando. Ihre Flotte soll 1500 Schiffe und 80.000 Mann umfasst haben. Als die chinesische Regierung ihr schließlich eine Amnestie anbot, nahm sie an, und setzte sich mit ihrem neuen Ehemann zur Ruhe.  ErzählerSolch ein versöhnliches Ende finden viele Piraten des goldenen Zeitalters, nicht: Sam Bellamy, der „Robin Hood der Meere“, sinkt mit seinem Schiff Whydah in einem Unwetter vor Cape Cod. ErzählerinWilliam Kidd, der vom Piratenjäger selbst zum Piraten geworden war, wird in London angeklagt und gehängt. Beim ersten Mal reißt der Strick, erst der zweite Versuch tötet ihn. Kidds Leiche wird anschließend zur Abschreckung in einem Eisenkäfig über der Themse aufgehängt. ErzählerUnd auch der berüchtigte Blackbeard findet ein gewalttätiges Ende. Der ehrgeizige Gouverneur von Virginia, Alexander Spotswood, rüstet eine Kommando-Operation ins benachbarte North Carolina aus, wo Blackbeard – mit bürgerlichem Namen Thatch – sich aufhalten soll. Die London Gazette veröffentlich 1719, was sich dann zugetragen haben soll: Zitator  Am 22. November erspähten sie das Piratenschiff an der Küste North Carolinas und ruderten zu ihm hin. Thach selbst rief sie an und fragte, wer sie seien. Sie antworteten, dass er das an ihrer Flagge erkennen könnte. Daraufhin sagte er, dass er Schonung weder akzeptieren noch gewähren würde. Sie antworteten darauf, dass sie nichts dergleichen erwarteten noch geben würden. ErzählerWie genau sich der folgende Kampf abgespielt hat, ist nicht eindeutig. Doch am Ende liegt Blackbeard tot da, von vielen Kugel und Schwertstreichen getroffen. Zitator  Nachdem der Kampf vorbei war, befahl Lieutenant Maynard, Thatch den Kopf abzuschneiden und hing ihn unter den Bugspriet seines Schiffs. Auf diese Weise transportierte er ihn nach Virginia, wo die Piraten, die gefangen genommen worden waren, gehängt wurden. ErzählerinDas Goldene Zeitalter der Piraterie endet bald nach Blackbeards Tod. Anfang des 18. Jahrhunderts schlossen die Kolonialmächte untereinander Frieden und gaben bald keine Kaperbriefe mehr aus. Die Piraten, die die Karibik und die Handelsrouten der Weltmeere unsicher machten, konnten sich der wachsenden Verfolgung durch die Kolonialmächte und ihre stärker werdenden Seestreitkräfte nicht endlos entziehen.   ErzählerDoch natürlich ist auch das Ende des goldenen Zeitalters nicht das Ende der Piraterie. Noch heute gibt es über hundert Piratenangriffe auf Schiffe weltweit. Die verwinkelten Inselnetzwerken Ostasiens oder „gescheiterten Staaten“ wie Somalia dienen den Piraten unserer Tage dabei als sichere Rückzugsorte, von denen aus sie ihre Kaperfahrten starten können. ErzählerinWas ist vom goldenen Zeitalter geblieben? Geschichten und Legenden natürlich – und mehr: Blackbeards ehemaliges Flaggschiff, die Queen Anne‘s Revenge, wurde 1996 vor der Küste North Carolinas gefunden. Zwei Jahre später entdeckte man den Rumpf von Sam Bellamy‘s im Sturm gesunkener Whydah vor Cape Cod. Auch die Quedagh Merchant, das Handelsschiff, dass von William Kidd überfallen wurde – ein Überfall, der ihn schließlich an den Galgen brachte – wurde mittlerweile entdeckt.  Der legendäre Schatz Captain Kidds aber bleibt weiter verschollen. Wer weiß, ob die Geschichten von den sagenhaften Reichtümern, die irgendwo versunken oder vergraben liegen, nicht frei erfunden sind, oder zumindest maßlos übertrieben, wie vieles aus dieser Zeit? Die Phantasie jedenfalls beflügeln sie weiter.
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Aug 22, 2025 • 22min

WIE MENSCHEN FRÜHER REISTEN - Die "Grand Tour" der Eliten

Die Grand Tour der europäischen Eliten war eine prägende Bildungsreise im 16. Jahrhundert. Junge Adelige erlebten Kultur und Kunst außerhalb des Schulkontexts. Tutoren spielten eine entscheidende Rolle für ihre Entwicklung. Die Herausforderungen, wie fehlerhafte Karten und Krankheiten, prägten die Reisen. Essenzielle Gegenstände, vom Nécessaire bis zu medizinischen Utensilien, waren wichtig für die Vorbereitung. Diese Reisen markieren den Übergang zum modernen Tourismus, der nach der Französischen Revolution breitere Bevölkerungsschichten erreichte.
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Aug 22, 2025 • 22min

WIE MENSCHEN FRÜHER REISTEN – Die Transsibirische Eisenbahn

Benjamin Schenk, Historiker und Autor von "Russlands Fahrt in die Moderne", spricht über die faszinierende Geschichte der Transsibirischen Eisenbahn. Diese längste Eisenbahnstrecke der Welt revolutionierte Russland im 19. Jahrhundert und verwandelte Sibirien von einem rückständigen Gebiet in eine moderne Reiseregion. Schenk beleuchtet die Herausforderungen beim Bau, die Anwerbung von Investoren und die Luxuszüge, die den westlichen Reisenden anlockten. Zudem werden die sozialen und politischen Spannungen thematisiert, die mit der Entwicklung Sibiriens einhergingen.
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Aug 22, 2025 • 23min

WIE MENSCHEN FRÜHER REISTEN - Unterwegs sein im Mittelalter

Im Podcast erfahren wir, wie mobil Menschen im Mittelalter tatsächlich waren, trotz der vielen Schwierigkeiten. Mönche, Pilger und Kaufleute wagten oft gefährliche Reisen, die mit großen Risiken verbunden waren. Die Herausforderungen reichten von Überfällen bis hin zu gesundheitlichen Bedrohungen. Herbergen und Kommunikationsnetzwerke spielten eine entscheidende Rolle für die Sicherheit der Reisenden. Zudem wird untersucht, wie Reiseberichte die Wahrnehmung und Erwartungen der Menschen prägten – eine faszinierende Reise durch die Geschichte des Reisens!
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Aug 8, 2025 • 38min

VIER TÖNE GEGEN STALIN - Der Fall Schostakowitsch (4/4)

Nach dem Krieg wird Schostakowitschs Musik verboten und er muss eine schwere Entscheidung treffen. Dann stirbt Stalin. Ist Schostakowitsch jetzt frei? Vier Noten erzählen von einem zwiespältigen Sieg über das System. Host & Autor Malte Hemmerich (SWR/WDR 2025) *** CREDITS Host & Autor: Malte Hemmerich Regie: Felicitas Ott & Malte Hemmerich Es sprachen: Nadine Kettler, Stefan Roschy, Boris Konecny & Oliver Jacobs Technik: Andreas Völzing Redaktion: Tuula Simon & Greta Hey Technische Leitung: Katrin Tiefenthaler Sounddesign: Tuula Simon Grafik: Chris Veit Distribution: Alexandra Klockau, Celine Frohnapfel & Lena Hofbauer Eine Produktion von SWR Kultur und WDR3. *** BESONDERER LINKTIPP DER REDAKTION: BR: Klassik für Klugscheisser Mit ihrem Musikwissen prahlen - das können Laury und Uli ganz hervorragend: Welche Drogen werden im Orchestergraben eingeschmissen? Was verbindet Pokémon und Tschaikowsky? Welche Strukturen verhindern Diversität in der Branche? Und warum hatte Wagner einen Fetisch für Samt-Unterhosen? Bei uns bekommt ihr längst vergessenen Gossip und überraschende Fakten zur Musik. ZUM PODCAST: https://1.ard.de/kfk_podcast *** LINKTIPPS Am 9. August 1975 starb Dmitri Schostakowitsch, einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Musik ist ein akustisches Tagebuch der sowjetischen Geschichte - voller Codes, Klüfte und Kontraste. Ausschnitte aus seinem Leben zeigen, wie dicht sein Leben mit dem Weltgeschehen verwoben war: Dmitri Schostakowitsch 50. Todestag: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/dmitri-schostakowitsch-komponist-50-todestag-100.html Auf dem Laufenden bleiben mit den beiden Newslettern von BR-KLASSIK: Regelmäßige Infos über Programmhighlights, Neues und Hintergründe aus der Klassikszene sowie über die aktuellen Veranstaltungen der Klangkörper des BR: https://www.br-klassik.de/footernavi/newsletter/index.html Die ganze Welt der Klassischen Musik, Neuigkeiten, Kritiken, Veranstaltungstipps und Sendungen gibt es bei BR-Klassik unter: http://www.br-klassik.de/ Ihr liebt Podcasts? Dann registriert euch für den Newsletter "Die Podcast-Entdecker": Er liefert euch Podcast-Tipps von Bayern 2 direkt in euer Postfach: Bayern 2-Newsletter: https://www.br.de/radio/bayern2/service/newsletter/newsletter-podcast-entdecker-anmeldung-100.html *** Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN. Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de. Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Alles Geschichte JETZT ENTDECKEN
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Aug 8, 2025 • 31min

VIER TÖNE GEGEN STALIN - Der Fall Schostakowitsch (3/4)

Schostakowitsch hat einen Weg gefunden, zwischen Regimetreue und Widerstand zu balancieren - doch dann kommt der Krieg. Seine 7. Sinfonie wird zum Propagandawerkzeug. Schafft Schostakowitsch es, sich treu zu bleiben? Host Malte Hemmerich, Autor Felix Kriewald (SWR/WDR 2025) *** CREDITS Host: Malte Hemmerich Autor: Felix Kriewald Regie: Felicitas Ott & Malte Hemmerich Es sprachen: Nadine Kettler, Stefan Roschy, Boris Konecny & Oliver Jacobs Technik: Andreas Völzing Redaktion: Tuula Simon & Greta Hey Eine Produktion von SWR Kultur und WDR3. *** BESONDERER LINKTIPP DER REDAKTION: NDR: Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban Peter Urban ist ein absoluter Musik-Insider, der mit seiner unvergleichlichen Art Geschichten erzählen kann. Er war schon auf über 5.000 Konzerten, trifft bis heute die Großen des Musikgeschäfts und ist selbst Musiker. Im Podcast Urban Pop trifft er auf den NDR-Musikjournalisten Ocke Bandixen. Sie reden über Weltstars von Bowie bis Springsteen, von Johnny Cash bis Taylor Swift, über Bands von den Beatles bis U2, über Insider-Stories und Musik-Historie. Ein Muss für alle Fans von guten Gesprächen über gute Musik. ZUM PODCAST: https://1.ard.de/urban-pop *** LINKTIPPS Am 9. August 1975 starb Dmitri Schostakowitsch, einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Musik ist ein akustisches Tagebuch der sowjetischen Geschichte - voller Codes, Klüfte und Kontraste. Ausschnitte aus seinem Leben zeigen, wie dicht sein Leben mit dem Weltgeschehen verwoben war: Dmitri Schostakowitsch 50. Todestag: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/dmitri-schostakowitsch-komponist-50-todestag-100.html Auf dem Laufenden bleiben mit den beiden Newslettern von BR-KLASSIK: Regelmäßige Infos über Programmhighlights, Neues und Hintergründe aus der Klassikszene sowie über die aktuellen Veranstaltungen der Klangkörper des BR: https://www.br-klassik.de/footernavi/newsletter/index.html Die ganze Welt der Klassischen Musik, Neuigkeiten, Kritiken, Veranstaltungstipps und Sendungen gibt es bei BR-Klassik unter: http://www.br-klassik.de/ Ihr liebt Podcasts? Dann registriert euch für den Newsletter "Die Podcast-Entdecker": Er liefert euch Podcast-Tipps von Bayern 2 direkt in euer Postfach: Bayern 2-Newsletter: https://www.br.de/radio/bayern2/service/newsletter/newsletter-podcast-entdecker-anmeldung-100.html *** Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN. Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
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Aug 8, 2025 • 34min

VIER TÖNE GEGEN STALIN - Der Fall Schostakowitsch (2/4)

Um sein Leben und seine Kunst zu retten, schreibt Schostakowitsch eine Sinfonie ganz nach Stalins Geschmack. Es scheint, als würde er sich damit vom Volksfeind zum Volkshelden komponieren. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Host & Autor Malte Hemmerich (SWR/WDR 2025) *** CREDITS Autor & Host: Malte Hemmerich Regie: Felicitas Ott & Malte Hemmerich Es sprachen: Tuula Simon, Nadine Kettler & Stefan Roschy Technik: Andreas Völzing Redaktion: Tuula Simon & Greta Hey Eine Produktion von SWR Kultur und WDR3. *** BESONDERER LINKTIPP DER REDAKTION: WDR: Zeitzeichen - Der Geschichtspodcast Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad. ZUM PODCAST: https://1.ard.de/alles-geschichte-zeitzeichen *** LINKTIPPS Am 9. August 1975 starb Dmitri Schostakowitsch, einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Musik ist ein akustisches Tagebuch der sowjetischen Geschichte - voller Codes, Klüfte und Kontraste. Ausschnitte aus seinem Leben zeigen, wie dicht sein Leben mit dem Weltgeschehen verwoben war: Dmitri Schostakowitsch 50. Todestag: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/dmitri-schostakowitsch-komponist-50-todestag-100.html Auf dem Laufenden bleiben mit den beiden Newslettern von BR-KLASSIK: Regelmäßige Infos über Programmhighlights, Neues und Hintergründe aus der Klassikszene sowie über die aktuellen Veranstaltungen der Klangkörper des BR: https://www.br-klassik.de/footernavi/newsletter/index.html Die ganze Welt der Klassischen Musik, Neuigkeiten, Kritiken, Veranstaltungstipps und Sendungen gibt es bei BR-Klassik unter: http://www.br-klassik.de/ Ihr liebt Podcasts? Dann registriert euch für den Newsletter "Die Podcast-Entdecker": Er liefert euch Podcast-Tipps von Bayern 2 direkt in euer Postfach: Bayern 2-Newsletter: https://www.br.de/radio/bayern2/service/newsletter/newsletter-podcast-entdecker-anmeldung-100.html *** Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN. Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de. Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Alles Geschichte JETZT ENTDECKEN
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Aug 8, 2025 • 32min

VIER TÖNE GEGEN STALIN - Der Fall Schostakowitsch (1/4)

Schostakowitsch lebt in Todesangst - weil er die falschen Töne komponiert hat. Töne, die den Diktator Stalin höchstpersönlich verärgern. Wieso hat ein Diktator Angst vor Musik und warum muss ein Komponist um sein Leben fürchten? Host & Autor Malte Hemmerich (SWR/WDR 2025) *** CREDITS Autor & Host: Malte Hemmerich Regie: Felicitas Ott & Malte Hemmerich Es sprachen: Tuula Simon & Nadine Kettler Technik: Andreas Völzing Redaktion: Tuula Simon & Greta Hey Eine Produktion von SWR Kultur und WDR3. *** BESONDERER LINKTIPP DER REDAKTION: SR: Interpretationssache Was macht Über-Songs wie Let it Be, Nothing Else Matters, Skyfall oder Beethovens Mondscheinsonate so "über"? Das findet Roland Kunz in "Interpretationssache" raus. Er hört genau hin: Warum klingen diese Stücke, wie sie klingen, und was genau macht sie unsterblich? Er erzählt die Geschichten dahinter: wie Leonard Cohens Hallelujah vom Flop zum Megahit wurde, oder warum Marni Nixon sich jahrelang nicht als Sängerin der West Side Story zu erkennen geben durfte. Und vor allem durchforstet er Archive, CD-Schränke und Streaming-Portale, um die schönsten, spannendsten und schrägsten Cover-Versionen zu finden. ZUM PODCAST: https://www.ardaudiothek.de/sendung/interpretationssache-der-musikpodcast/urn:ard:show:f126cdef7014cac1/ *** LINKTIPPS Am 9. August 1975 starb Dmitri Schostakowitsch, einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Musik ist ein akustisches Tagebuch der sowjetischen Geschichte - voller Codes, Klüfte und Kontraste. Ausschnitte aus seinem Leben zeigen, wie dicht sein Leben mit dem Weltgeschehen verwoben war: Dmitri Schostakowitsch 50. Todestag: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/dmitri-schostakowitsch-komponist-50-todestag-100.html Auf dem Laufenden bleiben mit den beiden Newslettern von BR-KLASSIK: Regelmäßige Infos über Programmhighlights, Neues und Hintergründe aus der Klassikszene sowie über die aktuellen Veranstaltungen der Klangkörper des BR: https://www.br-klassik.de/footernavi/newsletter/index.html Die ganze Welt der Klassischen Musik, Neuigkeiten, Kritiken, Veranstaltungstipps und Sendungen gibt es bei BR-Klassik unter: http://www.br-klassik.de/ Ihr liebt Podcasts? Dann registriert euch für den Newsletter "Die Podcast-Entdecker": Er liefert euch Podcast-Tipps von Bayern 2 direkt in euer Postfach: Bayern 2-Newsletter: https://www.br.de/radio/bayern2/service/newsletter/newsletter-podcast-entdecker-anmeldung-100.html *** Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN. Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
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Jul 25, 2025 • 23min

ACHTUNG BAURISIKO! Das Olympiastadion, Wunder von München

Es gilt als ein statisches Wunder und als triumphales Bauwerk, selbst ein halbes Jahrhundert nach seiner Erbauung: visionär, radikal modern, offen - das Münchner Olympiastadion. Organisch eingefügt in eine künstlich geschaffene, natürlich anmutende Landschaft. Von Susanne Hofmann (BR 2022)Credits Autorin: Susanne Hofmann Regie: Sabine Kienhöfer Es sprachen: Thomas Birnstiel, Ruth Geiersberger, Peter Veit   Technik: Susanne Harasim   Redaktion: Nicole Ruchlak    Im Interview: Stefan Behnisch, Prof. Fritz Auer   Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2025 Besonderer Linktipp der Redaktion: BR: Tatort Geschichte – True Crime meets History   Bei Tatort Geschichte verlassen Niklas Fischer und Hannes Liebrandt, zwei Historiker von der Ludwig-Maximilians-Universität in München, den Hörsaal und reisen zurück zu spannenden Verbrechen aus der Vergangenheit: eine mysteriöse Wasserleiche im Berliner Landwehrkanal, der junge Stalin als Anführer eines blutigen Raubüberfalls oder die Jagd nach einem Kriegsverbrecher um die halbe Welt. True Crime aus der Geschichte unterhaltsam besprochen. Im Fokus steht die Frage, was das eigentlich mit uns heute zu tun hat. "Tatort Geschichte" ist ein Podcast von Bayern 2 in Zusammenarbeit mit der Georg-von-Vollmar-Akademie. ZUM PODCAST Linktipps SWR (2024): Die Olympischen Spiele 1972 – Münchens Sommertragödie    München wollte 27 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein neues Deutschland präsentieren - heiter und offen. Doch die Terroranschläge machten aus dem Sportfest eine Tragödie. Von Michael Kuhlmann (SWR 2022) JETZT ANHÖREN ARD alpha (2024): Das Münchener Olympiastadion    Nach dem Hofbräuhaus ist das Olympiastadion von 1972 Münchens berühmtestes Gebäude - und kunsthistorisch das wohl bedeutendste. Warum eigentlich? Was hat das spektakuläre Netz aus Stahl und Glas mit Seifenblasen zu tun? Was mit Demokratie? Und wie kam Architekt Frei Otto auf diese Verbindung von Baukunst und Ingenieurstechnik? Ein junger Kunsthistoriker geht diesen Fragen auf den Grund. Er entdeckt das Bauwerk für uns neu und zeigt so, was das Stadion zu einem Meilenstein gemacht hat. JETZT ANSEHEN Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte: DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.  Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de. Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Alles Geschichte JETZT ENTDECKEN Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript: MUSIKERZÄHLERINEs ist Ende Oktober 1965 – aus dem Radio singen die Rolling Stones ihren Nummer Eins-Hit „I can’t get no satisfaction“, in Bonn ist Ludwig Erhard gerade zum zweiten Mal zum Bundeskanzler gewählt worden, und im Münchner Rathaus bekommt der Oberbürgermeister der Stadt München, Hans-Jochen Vogel, Besuch: Besuch von Willi Daume, einer Schlüsselfigur im Sport und Präsident des Nationalen Olympischen Komitees. Er stellt dem Oberbürgermeister eine große Frage: 1a. ZUSPIELUNG Fritz Auer 00.50„Sitzen Sie fest auf ihrem Stuhl? Und Vogel hat ihn gefragt, ja, wie meinen Sie das – politisch oder komfortabelmäßig? Und hat gesagt, Herr Vogel, wie wär’s, wenn Sie sich bewerben würden für die Austragung der Olympischen Spiele in München 1972!? Puh - Vogel hat einmal durchgeschnauft, da sagt er, da brauch ich ein bisschen Zeit … Vier Tage nur hat er gebraucht … und dann hat er gesagt okay, wir bewerben uns.“ ERZÄHLERSo ging damals die Erzählung, erinnert sich der Architekt Fritz Auer. Die Zeit drängt, die Bewerbungsfrist läuft in nur zwei Monaten ab. Innerhalb weniger Tage bringt Hans-Jochen Vogel den Münchner Stadtrat hinter seine Entscheidung, München bewirbt sich offiziell für die Olympischen Spiele und – erhält den Zuschlag. Die Ausschreibung zum Bau des Olympiageländes mitsamt dem Stadion gewinnt ein Architekturbüro aus Stuttgart: Behnisch und Partner. Sie haben bis dahin eher überschaubare Projekte geleitet – Landratsämter, Schulen und Kindergärten gebaut. Mitbegründer des Büros ist der Architekt Fritz Auer. MUSIK ERZÄHLERINWas in den Jahren darauf folgt, ist die Realisierung eines kühnen architektonischen Entwurfs, ein gewaltiger gemeinsamer Kraftakt und längst prägender Teil der Geschichte der Stadt München und der jungen Bundesrepublik. In München sieht man dem Bau mit Selbstbewusstsein und Zuversicht entgegen. Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel: 1b. ZUSPIELUNG Vogel„Es handelt sich sowohl der Funktion als auch dem Bauvolumen nach um eines der größten Bauvorhaben, das in unserer Stadt in diesem Jahrhundert abgewickelt wird. (…) Wenn wir es vernünftig machen, wenn wir uns von Übertreibungen freihalten, wenn wir, wie der Bundeskanzler es sagte, all unseren Gästen, die zu uns kommen, menschlich und freundlich begegnen, dann glaube ich in der Tat, dass die Bundesrepublik einen großen ideellen Nutzen davon haben kann.“ ERZÄHLERDabei ist die Ausgangslage auf den ersten Blick eher bescheiden. Zunächst einmal: München hat keine einzige olympiataugliche Sportstätte. Auch die Infrastruktur steckt noch in den Kinderschuhen - der Mittlere Ring, heute eine Hauptverkehrs-Ringstraße, ist noch lange nicht fertig, der Bau der ersten U-Bahn hat erst begonnen. Und als der Olympia-Architekt Fritz Auer, damals Mitte 30, sich ein Bild von München macht, ist er zunächst nicht besonders begeistert: 2. ZUSPIELUNG Fritz Auer „Ich fand die Stadt schrecklich - gegenüber Stuttgart erst mal eben und grau, kein Baum, gar nichts. So war mein erster Eindruck.“ MUSIK ERZÄHLERINDoch München ist eine aufstrebende, junge Stadt, regiert vom einst jüngsten Oberbürgermeister Europas, Hans-Jochen Vogel. Fast die Hälfte der Stadtbevölkerung ist unter 30 Jahre alt. Siemens hatte sich nach dem Krieg hier angesiedelt, genauso wie das Messe- und Verlagswesen und die Filmindustrie. Die Stadt wächst rasant und die Aussicht auf die Olympiade beflügelt den Aufschwung. Die Stimmung der Zeit ist geprägt von Fortschrittsglaube und Optimismus, der parteiübergreifend wirkt. Daran erinnert sich auch der Architekt Stefan Behnisch, der Sohn des Architekten Günther Behnisch, der den Olympia-Bau plante und leitete. 3. ZUSPIELUNG Stefan Behnisch SB 22.35„Politisch gab es eine Allianz zwischen Vogel, Strauß und Brandt - die Figuren kann ich mir heute überhaupt nicht in einem Raum vorstellen. Ja, aber die haben das gemeinsam getragen. Und das hat dem Projekt den Rücken gestärkt. Auch die Stimmung damals, die Aufbruchsstimmung, mehr Demokratie wagen… und man war auf der Suche nach einer zukunftsfähigen Gesellschaft, die eben dieses Bittere überwinden konnte. Und die 50er und 60er-Jahre waren ja bitter. Teilweise ungeheuer spießig. Und ich glaube, diese Stimmung hat viel getragen, … In Rekordzeit hat München damals Ungeheures geleistet, ihre Stadt für die Zukunft fit gemacht. Und heute zehrt die Stadt noch davon.“ MUSIK ERZÄHLERDie Austragung der Spiele gab München und ganz Deutschland die Chance, sich der Welt nach dem verheerenden, von Deutschland angezettelten Weltkrieg neu zu präsentieren. Es galt, das preußisch-militärische Image Deutschlands zu überwinden. Das Olympiagelände mit seinen Sportstätten sollte für die junge Demokratie stehen, eine klare Abkehr von den Berliner Olympischen Spielen von 1936 mit ihrem auftrumpfenden Nationalismus und ihren Bauten, die Macht und Größe des Deutschen Reiches demonstrierten. Das neu zu errichtende Münchner Stadion sollte die Visitenkarte des gewandelten Deutschlands werden – ebenfalls ein Gegenentwurf zum monumentalen Berliner Stadion. Es herrschte, so der Olympia-Architekt Fritz Auer… 4. ZUSPIELUNG Fritz Auer FA2 30.25„…einfach der absolute Wille der Politiker und des Olympischen Komitees: Wir wollen dieses Zeitdokument für eine junge Demokratie - fast egal, was es kostet.“ ERZÄHLERINHeiter sollten die Spiele und ihre Bauten sein, leicht, dynamisch, unpolitisch, unpathetisch und frei von Ideologie. 5. ZUSPIELUNG Auer 3:58   „Es gab Leitlinien für die sogenannte Ausschreibung des Wettbewerbs, also die Aufgabenstellung. Und da waren drei Begriffe genannt: Spiele der kurzen Wege, Spiele im Grünen also, sprich Landschaft und Verbindung von Sport und Kunst.“ ERZÄHLERAll das verkörperte der Entwurf der Architekten Behnisch und Partner aus Stuttgart. Er sah eine Art Voralpenlandschaft vor, hügelig mit einem See, künstlich geschaffen auf dem drei Quadratkilometer großen Areal Oberwiesenfeld, Brachfläche und früherer Flugplatz, nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. Und, durchaus symbolträchtig: Der Trümmerberg aus dem Zweiten Weltkrieg sollte begrünt und zum Olympiaberg transformiert werden. Die Sportstätten sollten in das Gelände eingebettet werden und ihre Dimension so bescheidener wirken. Oder, in den Worten von Willi Daume, dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees:  5b. ZUSPIELUNG Daume„Die Lösung ist trotz der gebotenen Größenordnung so, dass immer ein menschliches Maß gewahrt ist. … Ich möchte es mal ganz kühn sagen: Die Landschaft, so wie sie dort entsteht, entspricht fast der von Olympia. Es wird eine großartige Bereicherung nicht nur der Stadt München, nicht nur der deutschen Architektur sein, sondern alle Ausländer, die nach hier kommen, werden sich hier wohl fühlen, es ist eine ideale Stätte der Begegnung, auch mit der Münchner Bevölkerung – wir sind hochzufrieden.“ MUSIK ERZÄHLERINDie Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit allerding beherrschte schon bald das geplante Olympiastadion, genauer: sein Dach. Eine Zeltdachkonstruktion, wie man sie noch nie gesehen hatte. Leicht und transparent, wie ein riesiges, freischwebendes Spinnennetz. Davon waren Politik und Öffentlichkeit fasziniert. Fritz Auer: 6. ZUSPIELUNG Auer FA1 20:21„Weil diese Konstruktion, diese sogenannten leichten Flächentragwerke … sehr immateriell wirken, also eigentlich wie ne Wolke über einer statischen Landschaft - wenn man‘s in Musik ausdrücken würde, wär die Landschaft der Kontrabass und das Dach wär die Oberstimme dazu - und die Oberstimme ist was Leichtes. Die schwingt und tut und bindet alles zusammen.“ MUSIK ERZÄHLERVorbild und Inspiration für das Zeltdach war der deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal 1967 – ein Werk des Architekten Frei Otto. Eine Weltneuheit, die Staunen erregte: Den Pavillon überwölbte ein Dach von rund 8.000 Quadratmetern, bestehend aus einem Seilnetz mit einer darunter gespannten weißen Folie. So leicht und luftig war bisher kein Gebäude überdacht worden. ERZÄHLERINIn München aber war die Fläche fast zehn Mal so groß. 75.000 Quadratmeter sollte das Zeltdach hier überspannen, in etwa die Fläche von acht Fußballfeldern. Denn die Schwimmhalle und die Sporthalle mussten überdacht werden, im Stadion mindestens die Hälfte der Zuschauerplätze, zudem die dazwischenliegenden Wege im Olympiapark. Niemals zuvor war so eine Konstruktion realisiert worden. ERZÄHLERSchon das Modell des Stadions war unkonventionell. Die Architekten hatten sich dafür einfacher Materialien bedient – Sägemehl zum Modellieren der Landschaft, Zahnstocher als Dachstützen und für das Zeltdach: Nylonstrümpfe von Fritz Auers Frau. 7. ZUSPIELUNG Auer 24:34„Der Damenstrumpf hat Ähnlichkeit zum späteren Seilnetz in seiner Verformungsart. … und der Damenstrumpf von meiner Frau, der war so fleischfarben, fürchterlich sah das aus, das spätere Modell, … da haben wir dann Strumpfrohlinge von Firma Hözen, … die haben damals uns Rohlinge, also weiße, geliefert für das Wettbewerbsmodell, so sah’s dann besser aus später.“ ERZÄHLERINDie Pläne zeichneten die Architekten von Hand und mit einfachen Hilfsmitteln, erinnert sich Fritz Auer. 8. ZUSPIELUNG Auer FA1 18:40„Es gab den Rechenschieber, es gab noch keinen Taschenrechner, also noch keinen elektronischen Rechner, … die Riesenanlagen, das musste alles gezeichnet werden - die Grundrisse, Schnitte, alles im Maßstab eins zu 200, das muss man sich mal vorstellen. Da ist ein Stadion - Umgriff ist dann immerhin also etwa einen halben Meter breit und ein Meter über die Länge gemessen. Das musste man alles mit Stangenzirkeln zeichnen, jede Sitzreihe -  alles wurde per Hand noch gemacht.“ ERZÄHLERMonatelang rangen Architekten und Ingenieure darum, ob und wie man diesen kühnen Entwurf der Zeltdach-Landschaft überhaupt umsetzen könnte. Das Dach würde sich ständig mit dem Wind bewegen, quasi atmen – wie konnte man trotzdem seine Standfestigkeit gewährleisten? Wie sollte das Dach den Schneemassen trotzen und seine Form behalten? MUSIK ERZÄHLERINDer Leichtbau-Experte Frei Otto hatte dann die Idee, das Stadiondach in mehrere Segmente zu unterteilen und so den Bau zu ermöglichen. Für die Stadionüberdachung kam erstmals ein Computer zum Einsatz. Zur Berechnung der Kräfteverhältnisse schrieb ein Informatiker extra ein Programm – Neuland auch hier. Stefan Behnisch: 9. ZUSPIELUNG SB 00:15„Es war eine Gleichung - nach der Erzählung meines Vaters - mit über einer Million Unbekannten. Weil jeder Knoten ja vorberechnet sein musste… da wir hier über ein sphärisches Netz sprechen, nicht über ein glattes, elastisches Netz, sondern ein starres, sphärisches Netz, mussten die es genau so vorberechnen. Wenn das am Boden liegt, lag es ja wie ein Leintuch in Falten, und da mussten die aber jeden Knoten im Prinzip auf einen Millimeter genau richtig verankern und schrauben. Denn wenn das dann hochgezogen wird, durfte ja nicht eine Überbelastung an einer Stelle sein, das musste ja alles stimmen.“ ERZÄHLER Die Berechnungen stimmten, das Seilnetz wurde erfolgreich aufgerichtet, die knapp 80 Meter hohen Pylonen im Boden verankert. Zunächst hoffte man, dass das Dach 15 Jahre halten würde. Doch es erweist sich als beständiger als vermutet – bis heute sind nur kleinere Reparaturen angefallen. Erst nach einem Vierteljahrhundert mussten die Dachplatten ausgetauscht werden, sie waren milchig geworden. Die scheinbare Leichtigkeit des Daches war allerdings schwer erkauft, erklärt der Architekt Fritz Auer. 10. ZUSPIELUNG FA2 34.20„Diese sogenannte leichten Flächentragwerke sind gar nicht so leicht. Denn die Abspann-Kräfte müssen ja irgendwo hingehen, und die gehen in riesige Fundamente, das Randseil vom Stadion hat Fundamente von einer Größe von dreigeschossigen Häusern an beiden Enden. 4.000 Tonnen sind da drin an Vorspannung, und die mussten in die Erde, und man sollte das möglichst wenig sehen, damit diese leichte, luftige Wolke entsteht.“ MUSIK ERZÄHLERIN Ausgeklügelte Ingenieurskunst, eine Pionierleistung – und doch war es dem Olympia-Architekten Günther Behnisch ein Dorn im Auge, dass das Dach so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, wie er in einem Radio-Interview 1972 darlegte. 11. ZUSPIELUNG Günther Behnisch „Es ist nicht das Wesentlichste unseres Entwurfes. Wir haben hier eine olympische Landschaft geschaffen, in dieser Landschaft treffen sich und verknoten sich die markantesten Punkte und Aktivitäten dieser Gegend – Fernsehturm, Wasser, Berg Hügel, Fußgängerwege – … und ein Teil dieser Anlage muss überdeckt werden.“ ERZÄHLER Günther Behnischs Sohn Stefan ergänzt 50 Jahre später: Für seinen Vater sei das Dach notwendiges Übel gewesen, hatte lediglich dienende Funktion: Nämlich die Menschen zu schützen, die sich in der olympischen Landschaft aufhalten. 12. ZUSPIELUNG SB 17:37„Er hätte sich ein Klima in Deutschland gewünscht, das erlaubt, Olympische Spiele ohne Dächer zu machen, aber es geht halt nicht… Er hätte gut ohne das Dach leben können. Aber wenn ein Dach, dann war das schon das richtige Dach, weil es sich in die Landschaft miteingefügt hat und die Landschaft vielleicht bis zum gewissen Grad ergänzt hat.“ MUSIK ERZÄHLERINFür die Weltöffentlichkeit war das geschwungene, quasi schwebende Dach freilich eine Sensation und half, das neue Image Deutschlands in der Welt zu prägen – weltoffen, modern, bunt. Die Fernsehübertragung der Spiele fand in Farbe statt. Dies stellte zusätzliche Anforderungen an die Architektur – wie die Spiele vier Jahre zuvor in Mexiko gezeigt hatten. Fritz Auer: 13. ZUSPIELUNG Fritz Auer 21:33„Da hatten die Farbfernsehleute große Probleme bei ihren Aufnahmen, weil in Mexiko das Stadion, das hatte ein schattenspendendes Dach für sich in so einem heißen Land gehört. Und das schattenspendende Dach hat natürlich auch große Schatten geworfen, auf das Spielfeld und auf die Laufbahn. Und dann haben die natürlich immer die Mühe gehabt, wenn die Spieler oder die Läufer in der Sonne sind, Blende zu, wenn es in Schatten sind, Blende auf. Das kann doch nicht wahr sein, das muss doch die  junge deutsche Bundesrepublik und ihre technologischen Experten müssen doch in der Lage sein, ein lichtdurchlässiges Dach für München zu kreieren.“ ERZÄHLERGelungen ist das mit transparenten Acrylglasplatten, die in das Stahlseilgewebe eingefügt wurden. Sie wurden vorher mehreren Härtetests unterzogen, sie mussten sich unter Schneelast und im Falle eines Brandes bewähren. Das Dach durfte schließlich weder brennen, noch schmelzen und abtropfen. Außerdem mussten die Dachplatten für Reparaturarbeiten begehbar und leicht zu reinigen sein. ERZÄHLERINAls man endlich ein Material gefunden hatte, das all diesen Anforderungen genügte, stellte sich das nächste Problem: Wie sollten die Platten in der Seilkonstruktion verankert werden? Zwar war das Netz relativ starr, gab aber doch im Wind nach und verschob sich an den Knotenpunkten des Netzes um mehrere Zentimeter. 13b. ZUSPIELUNG Fritz Auer 23.40„Also musste man Lösungen finden, dass die Platten sich nicht berühren …und dann brechen. Also das musste vermieden werden. Und dadurch wurde das gelöst, dass wir Neopren-Fugen einfügten, die zugleich auch der Wasserleitungen einigermaßen dienen und vor allem auch gegen Schneerutsche hilfreich waren. Gegen diese schweren, befürchteten Lawinen, die da runterkommen könnten vom Dach und … die Platten mussten auf dem Seilnetz, auf diesen Knoten dieses Netzes mussten die schwimmend quasi verlegt werden. Deshalb war da als Verbindungselement Gummipuffer aus der Automobilindustrie eingesetzt.“ ERZÄHLERZusammen mit den Platten wurden diese speziell für das Olympiadach entwickelten Puffer schließlich montiert, mithilfe ebenfalls nur für diesen Einsatz hergestellter Geräte.   14. ZUSPIELUNG Collage von der Eröffnung der Spiele ERZÄHLERINFür München, die Erbauer des Olympia-Ensembles und die beteiligten Politiker war es ein Triumph, als am 26. August 1972 die Nationen ins Stadion einzogen. Das Stadion war in frühlingshafte Pastelltöne getaucht– lindgrün, himmelblau, gelb, orange und weiß. Farben, die der für das Design der Spiele zuständige Grafiker Otl Aicher ausgesucht hatte. Nichts sollte an die Nationalfarben Schwarz, Rot, Gold erinnern, alles sollte frisch, leicht und unbeschwert wirken. Deshalb trugen die Polizisten auch statt Uniformen hellblaue Anzüge und weiße Schiebermützen eines französischen Designers. Fritz Auer erinnert sich an die Eröffnung der Olympischen Spiele: 14b. ZUSPIELUNG Auer 38.44  „Also, es war ein Traum. Dieser Zirkus aus bunten Menschen, der Berg, die Kontur des Bergs bestand aus Menschen, weil da waren viele Bürger, die hatten keine Eintrittskarten oder kam einfach nicht mehr ins Stadion rein. Die haben sich auf den Berg gesetzt, und der Berg war voller bunter Menschen - so etwas Tolles!“ERZÄHLERDie Bilder des bis auf den letzten Platz gefüllten Stadions und des Olympiaberges gingen um die Welt. 15. ZUSPIELUNG Auer 39:54„Wir hatten es geschafft, aber nicht wir allein. Da standen so viele dahinter, bis zu den Handwerkern, die auf dem Dach waren, die bergsteigerische Leistung vollbracht haben an den steilen Stellen. Das waren bergsteigerische Leistungen, die mussten sich anseilen - aber das war ein Geist durchweg. Da gab‘s nicht die so genannten Bedenkenträger, die alles klein geredet haben, das hätte nicht geklappt.“ ERZÄHLERINIn der New York Times lobte man das Dach als Zitator:„das auffallende strukturelle Symbol der Spiele, das durch „kühne Kurven die aufregendsten Perspektiven des Olympiaparks biete“. ERZÄHLERIN:Und resümierte: Zitator:„Diese Spiele können die Wunden der Vergangenheit heilen.“ ERZÄHLERIN:Der britische Observer schrieb: Zitator:„Keine Spur von Militarismus. Das haben die Bayern gut gemacht.“ ERZÄHLERIN:Und der italienische „Corriere della Sera“ kommentierte: ZITATOR„Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass sich die Deutschen geändert haben, das Stadion in München hat ihn geliefert.“ MUSIK ERZÄHLERDie Spiele von 1972 waren ein Einschnitt. Sie ließen Deutschland in einem anderen Licht erscheinen. Zugleich legte sich mit dem Olympia-Attentat ein dunkler Schatten über die Spiele – er wird immer mit dem Olympiastadion verbunden sein: Die Geiselnahme von Sportlern der israelischen Nationalmannschaft durch eine palästinensische Terrorgruppe mit 17 Toten am Ende – 11 Sportlern, einem deutschen Polizisten und 5 Terroristen. ERZÄHLERINSeit 1995 erinnert ein schwerer Granit-Quader direkt unter einem der Tragseile des Zeltdaches an das Attentat und deren Opfer. Täglich ziehen an dem Klagebalken Hunderte, Tausende Menschen vorbei, beim Joggen, beim Gassi-Gehen mit dem Hund, auf dem Weg zum Picknick auf dem Olympiaberg. ERZÄHLERDenn mittlerweile sind der Park und das Stadion zum lebendigen Teil der Stadt München geworden – so wie es seine Erbauer geplant und sich erhofft hatten. Aus dem olympischen Dorf der Männer wurde eine Wohnanlage, aus dem olympischen Dorf der Frauen eine Studentensiedlung. München profitiert davon, dass man beim Entwurf des Olympiageländes die Nachnutzung schon mitgeplant hatte, wie Franz Josef Strauß 1972 betont. 16. ZUSPIELUNG Strauß:„Das ist nicht nur gedacht für eine einmalige Sportveranstaltung von 14 Tagen Dauer, das wird von nachhaltiger und dauernder Wirkung für das gesamte Bild der Stadt München sein.“ MUSIK ERZÄHLERINDie olympische Landschaft, in die man 1972 Schilder gestellt hatte mit der Aufforderung: „Rasen betreten erwünscht!“, ist seitdem eine grüne Lunge der Stadt, Ort des Spiels und der Begegnung.

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