

Wirtschaftliche Freiheit
Norbert Berthold, Jörn Quitzau
Der Ökonomen-Podcast für wirtschaftspolitische Themen. Zielgruppe: Interessierte Nicht-Ökonomen und professionelle Volkswirte.
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Jan 29, 2023 • 53min
Was kann die E(W)U von der Schweiz lernen?
Die EU hat gewiss viele Erfolge ermöglicht, ökonomische und politische. Der europäische Binnenmarkt mit seinen vier Grundfreiheiten ist ein Meilenstein. Er ist die Magna Charta der wirtschaftlichen Integration. Als Motor für die politische Integration taugt er aber nur bedingt. Das liegt auch daran, dass die EU von Anfang an ein ungelöstes Problem mit sich herumschleppt. Die vertikalen Kompetenzen sind willkürlich verteilt, bisweilen verworren, oft gehen sie kreuz und quer, manchmal stehen sie auch auf dem Kopf. Damit ist aber der Streit zwischen einer machtbewussten EU-Kommission und souveränen Mitgliedsländern unvermeidlich. Mit der gemeinsamen Währung, dem Euro, hat sich die EWU ein weiteres Problem ausgehalst. Die fiskalischen Leitplanken, als Absicherung gegen die deutsche Angst vor Inflation installiert, haben sich zum ständigen Zankapfel entwickelt. Eine Lösung ist weit und breit nicht in Sicht.
Es fügt sich, dass die Schweiz für beide Probleme, die vertikale Kompetenzverteilung und die Fiskalregeln, auf nationaler Ebene sinnvolle Lösungen gefunden zu haben scheint. Zumindest auf den ersten Blick ist die Schweizer Interpretation des Föderalismus eine gelungene Lösung des Problems der Kompetenzverteilung zwischen Bund, Kantonen und Kommunen. Auch bei den Fiskalregeln ist die Eidgenossenschaft der EWU meilenweit voraus. Die Schuldenbremse à la Suisse scheint gut zu funktionieren. Obwohl Deutschland einst die Schweizer Schuldenbremse zum Vorbild genommen hat, kämpft sie hierzulande allerdings politisch ums Überleben. „Sondervermögen“ säumen den fiskalischen Weg. Alles in allem: Die EU hat zwei konkrete Probleme, die Schweiz hat dafür möglicherweise Lösungen. Wie wäre es, wenn die EU von der Schweiz lernen würde, wie man vertikale Kompetenzen effizient verteilt und wirksame Fiskalregeln installiert?
Ein Gespräch zwischen Prof. Dr. Christoph Schaltegger (Universität Luzern, Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik) und Prof. Dr. Norbert Berthold.
Aus dem Inhalt:
Einleitung (00:39) +
Kompetenzverteilung in der EU (04:28)
Fiskalregeln in der EWU (12:08)
Wie hat die Schweiz die Probleme mit der Kompetenzverteilung und den Fiskalregeln gelöst? (21:20)
Hat die direkte Demokratie Einfluss auf die Regelbefolgung? Welche Rolle spielt eine stabilitätsorientierte Tradition? (35:03)
Was kann die E(W)U von der Schweiz lernen? (37:50)
Zusammenfassung: Sechs Sätze zum Abschluss (50:12)
Die Referenten:
Prof. Dr. Christoph A. Schaltegger ist Ordinarius für Politische Ökonomie an der Universität Luzern und Direktor des IWP (Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik). Er lehrt daneben an der Universität St. Gallen öffentliche Finanzen. Nach dem NZZ-Ranking zählt er zu den einflussreichsten Ökonomen der Schweiz.
Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.

Jan 11, 2023 • 36min
Wirtschaftspolitik auf Abwegen - Die Rolle der Medien
Ist die Wirtschaftspolitik auf Abwegen? Oder hat sich die Welt so sehr geändert, dass eine wirtschaftspolitische Neuausrichtung Richtung Staatswirtschaft sachgerecht ist? Welche Rolle spielen die Medien, zum Beispiel bei der Verbreitung neuer wirtschaftspolitischer Narrative?
Ein Gespräch zwischen Claus Döring (Börsen Zeitung) und Dr. Jörn Quitzau (Berenberg).
Aus dem Inhalt:
Ist die Wirtschaftspolitik auf Abwegen? (00:30) +++
Beispiele für wirtschaftspolitische „Neubewertungen“ (10:39) +++
Die Rolle der Medien? (20:05) +++
Die Teilnehmer:
Claus Döring, Jahrgang 1958, ist Kolumnist der Börsen-Zeitung, deren Chefredakteur er von 2000 bis 2021 war. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft mit Abschluss als Diplom-Volkswirt begann er seine journalistische Laufbahn 1983 mit einem Redaktionsvolontariat und anschließender Tätigkeit als Wirtschaftsredakteur bei der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ in Ludwigshafen. 1988 wechselte er zur Börsen-Zeitung nach Frankfurt in das Ressort Unternehmensberichterstattung. 1990 übernahm er die Leitung des Ressorts. 1998 wurde Döring zum Mitglied der Chefredaktion ernannt, im Jahr 2000 zum Chefredakteur.
Zu seinen Themenschwerpunkten gehören die Entwicklung der Kapitalmärkte und deren Regulierung, die Geld-, Währungs- und Finanzpolitik sowie Corporate Governance. Döring gehört dem Kuratorium der Gesellschaft für Kapitalmarktforschung e.V. in Frankfurt an sowie dem Beirat der DVFA (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management).
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.

Nov 10, 2022 • 55min
Bürgergeld statt Hartz IV - Ein sozialpolitischer Rückschritt
Die Tage von Hartz IV sind gezählt. Das Arbeitslosengeld II, wie es offiziell heißt, soll am 1. Januar 2023 durch ein Bürgergeld ersetzt werden. Darüber ist heftiger politischer Streit entbrannt. Worum geht es? Hartz IV ist das wichtigste Element der staatlichen Grundsicherung. Es soll allen, die unverschuldet oder selbst verschuldet in Not geraten sind, ein Existenzminimum garantieren. Konzipiert ist es allerdings als Hilfe zur Selbsthilfe. Das kling einfach, ist es aber nicht. Alle staatliche Umverteilung steht vor einem Dilemma. Das gilt auch für Arbeitslosengeld II und Bürgergeld. Ist der Staat bei der Grundsicherung zu knickrig, behebt er die Notlage nicht. Agiert er dagegen zu großzügig, sabotiert er die Hilfe zur Selbsthilfe. Die Leistungen des Sozialstaates sind nicht bedingungslos. Letztlich geht es immer darum, wie „fördern und fordern“ ausbalanciert wird. Veränderte ökonomische Umstände und volatiler distributiver Zeitgeist lösen den Zielkonflikt unterschiedlich. Die Vor-Hartz-Zeit setzte stärker auf „fördern statt fordern“. In der Hartz-Zeit wurde mehr Wert auf „fördern und fordern“ gelegt. In der Nach-Hartz-Zeit scheint das Pendel wieder zurückzuschwingen.
Über diese Themen diskutieren Prof. Dr. Ronnie Schöb und Prof. Dr. Norbert Berthold.
Aus dem Inhalt:
Einleitung (ab Minute 00:19) +++
Die Zeit vor Hartz IV: „Fördern und fordern“, Drehtüreffekt (ab Minute 03:36) +++
Die Hartz-Reform, Transferentzugsraten und Arbeitsanreize (ab Minute 07:39) +++
Hartz IV: Kritische Aspekte (ab Minute 19:25) +++
Das neue bzw. beabsichtigte Bürgergeld (ab Minute 35:48) +++
Die Debatte um das sogenannte Schonvermögen (41:10) +++
Die Transferentzugsrate beim Bürgergeld (44:56) +++
Weiterbildung als Element des Bürgergeldes (48:08) +++
Bessere Alternative zum Bürgergeld (50:55) +++
Prof. Dr. Ronnie Schöb ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin. Seine Schwerpunkte sind: Arbeitsmarktpolitik, Steuerlehre, Reform des Sozialstaates, Umweltökonomie und Ressourcenökonomie. Seit 2008 ist er Forschungsprofessor am ifo-Institut Dresden. Frühere Stationen an der Universität München, University of Essex (UK), University of Western Ontario (Canada), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und als Geschäftsführer des Vereins für Socialpolitik.
Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.
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Oct 31, 2022 • 29min
Vor den US-Zwischenwahlen: Wie ist die Stimmung in den USA?
Am 8. November finden in den USA die Zwischenwahlen statt, die sogenannten Midterm Elections. Die Welt schaut gebannt nach Amerika und erhofft sich Hinweise für die Präsidentschaftswahl 2024. Wie steht es heute um die amerikanische Gesellschaft? Wie gespalten ist das Land? Welche Politiker sind für die Präsidentschaftswahl 2024 im Auge zu behalten?
Ein Gespräch zwischen Dr. Jackson Janes (German Marshal Fund) und Dr. Jörn Quitzau (Berenberg).
Aus dem Inhalt:
Einleitung (00:18) +++
Wo steht die amerikanische Gesellschaft, wie tief sind die Gräben? (01:42) +++
Welche Rolle spielt die Wirtschaft, welche Rolle spielt die Inflation? (05:45) +++
Welche Rolle spielen kulturelle Aspekte für die gesellschaftlichen Spannungen? (12:27) +++
Ausblick auf die Zwischenwahlen (15:58) +++
Implikationen für die transatlantischen Beziehungen (22:56) +++
Die Referenten:
Dr. Jackson Janes is a resident senior fellow at the German Marshall Fund and president emeritus of the American Institute for Contemporary German Studies at the Johns Hopkins University in Washington, DC, where he has been affiliated since 1989.
Dr. Janes has been engaged in German-American affairs in numerous capacities over many years. He has studied and taught in German universities in Freiburg, Giessen, and Tübingen. He was the director of the German-American Institute in Tübingen (1977-1980) and then directed the European office of The German Marshall Fund of the United States in Bonn (1980-1985). Before joining AICGS, he served as director of Program Development at the University Center for International Studies at the University of Pittsburgh (1986-1988). He was also chair of the German Speaking Areas in Europe Program at the Foreign Service Institute in Washington, DC, from 1999-2000 and president of the International Association for the Study of German Politics from 2005-2010.
Dr. Janes is a member of the Council on Foreign Relations, the International Institute for Strategic Studies, and the Atlantic Council of the United States. He serves on the advisory boards of the Berlin office of the American Jewish Committee, Beirat der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik (ZfAS), the Robert Bosch Foundation Alumni Association, and the American Bundestag Intern Network (ABIN) in Washington, DC. He is a member of the board of the German American Fulbright Commission and serves on the Selection Committee for the Bundeskanzler Fellowships for the Alexander von Humboldt Foundation. He is a member of the Cosmos Club in Washington DC.
Dr. Janes has lectured throughout Europe and the United States and has published extensively on issues dealing with Germany, German-American relations, and transatlantic affairs. In addition to regular commentary given to European and American news radio, he has appeared on CBS, CNN, C-SPAN, PBS, CBC, and is a frequent commentator on German television. Dr. Janes is listed in Who’s Who in America and Who’s Who in Education.
In 2005, Dr. Janes was awarded the Officer’s Cross of the Order of Merit of the Federal Republic of Germany, Germany’s highest civilian award.
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.

Oct 26, 2022 • 33min
Versteckte Inflation (Vollversion)
10 % Inflation – das ist die rasanteste Teuerung seit Bestehen der Währungsunion. Die Preise steigen, der Geldwert schwindet. Doch steckt in diesen Zahlen schon die ganze Wahrheit?
Offenbar nicht. Neben der Teuerung, die von den Statistikämtern offiziell ausgewiesen wird, gibt es noch die versteckte Inflation, die in ganz unterschiedlichen Formen auftreten kann.
Ein Gespräch zwischen Prof. Dr. Gunther Schnabl (Universität Leipzig) und Dr. Jörn Quitzau (Berenberg).
Aus dem Inhalt:
Einleitung/Problemlage (00:18)
Was sind die Hauptgründe für die aktuell rasanten Inflationsraten? (01:16)
Nach Jahren der ultra-expansiven Geldpolitik: Wo ist die Inflation geblieben? (04:40) +++
Wo versteckt sich die Inflation noch? Qualitätsverschlechterungen… (08:00) +++
…Warteschlangen und Lieferfristen (16:52) +++
Subventionen und staatliche Preiskontrollen – Erfahrungen aus Japan (20:29) +++
Die Referenten:
Prof. Dr. Gunther Schnabl ist Professor für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirt-schaftsbeziehungen an der Universität Leipzig, wo er das Institut für Wirtschaftspolitik leitet. Er hat an der Universität Tübingen zu Leistungsbilanzungleichgewichten und Währungsintegration in Ostasien und Europa promoviert und habilitiert. Er war Gastwissenschaftler an der Stanford University, der Katholischen Universität Leuven, der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, der Deutschen Bundesbank, der Bank of Japan, der Federal Reserve Bank of New York sowie der Europäischen Zentralbank. Vor seiner Berufung an die Universität Leipzig war er als Advisor bei der Europäischen Zentralbank tätig. Professor Schnabl hat in zahlreichen internationalen referierten Zeitschriften zu den Themenbereichen Währungsintegration, Wechselkurspolitik, Leistungsbilanzungleichgewichte sowie Boom-und-Krisen-Zyklen auf Finanzmärkten publiziert. Im Ranking der internationalen wissenschaftlichen Datenbank IDEAS gehört er zu den Top3 Prozent der Volkswirte in Deutschland und Europa. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Ökonomen im deutschen Sprachraum. Er ist Mitherausgeber von Ordo – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft und The Economists’ Voice.
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.

Oct 26, 2022 • 5min
# 35 IN ALLER KÜRZE: Versteckte Inflation
10 % Inflation – das ist die rasanteste Teuerung seit Bestehen der Währungsunion. Die Preise steigen, der Geldwert schwindet. Doch steckt in diesen Zahlen schon die ganze Wahrheit?
Offenbar nicht. Neben der Teuerung, die von den Statistikämtern offiziell ausgewiesen wird, gibt es noch die versteckte Inflation, die in ganz unterschiedlichen Formen auftreten kann.
Ein Gespräch zwischen Prof. Dr. Gunther Schnabl (Universität Leipzig) und Dr. Jörn Quitzau (Berenberg).
Aus dem Inhalt:
Einleitung/Problemlage (00:18)
Was sind die Hauptgründe für die aktuell rasanten Inflationsraten? (01:16)
Nach Jahren der ultra-expansiven Geldpolitik: Wo ist die Inflation geblieben? (04:40) +++
Wo versteckt sich die Inflation noch? Qualitätsverschlechterungen… (08:00) +++
…Warteschlangen und Lieferfristen (16:52) +++
Subventionen und staatliche Preiskontrollen – Erfahrungen aus Japan (20:29) +++
Die Referenten:
Prof. Dr. Gunther Schnabl ist Professor für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirt-schaftsbeziehungen an der Universität Leipzig, wo er das Institut für Wirtschaftspolitik leitet. Er hat an der Universität Tübingen zu Leistungsbilanzungleichgewichten und Währungsintegration in Ostasien und Europa promoviert und habilitiert. Er war Gastwissenschaftler an der Stanford University, der Katholischen Universität Leuven, der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, der Deutschen Bundesbank, der Bank of Japan, der Federal Reserve Bank of New York sowie der Europäischen Zentralbank. Vor seiner Berufung an die Universität Leipzig war er als Advisor bei der Europäischen Zentralbank tätig. Professor Schnabl hat in zahlreichen internationalen referierten Zeitschriften zu den Themenbereichen Währungsintegration, Wechselkurspolitik, Leistungsbilanzungleichgewichte sowie Boom-und-Krisen-Zyklen auf Finanzmärkten publiziert. Im Ranking der internationalen wissenschaftlichen Datenbank IDEAS gehört er zu den Top3 Prozent der Volkswirte in Deutschland und Europa. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Ökonomen im deutschen Sprachraum. Er ist Mitherausgeber von Ordo – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft und The Economists’ Voice.
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.

Sep 12, 2022 • 41min
Staatsschulden: Der unsichtbare Teil des Eisbergs
Der Staat verschuldet sich nicht nur explizit auf den Kapitalmärkten. Das ist nur die Spitze des Eisberges. Und auch der wird, wie der Bundesrechnungshof jüngst moniert hat, noch verschleiert. Schattenhaushalte, Sondervermögen, Buchungspraktiken säumen den Weg zu tatsächlich höherer Verschuldung. Der größere Teil des Eisbergs ist mit der impliziten Verschuldung in den umlagefinanzierten Systemen der sozialen Sicherung allerdings unter Wasser. Das weicht die staatliche Budgetrestriktion weiter auf und wirkt wie ein Brandbeschleuniger des staatlichen, meist konsumtiven Ausgabenwachstums.
Über diesen Themenkomplex diskutieren Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen und Prof. Dr. Norbert Berthold.
Aus dem Inhalt:
Einleitung: Die Staatstätigkeit nimmt zu, insbesondere im Bereich der Sozialversicherung. Damit steigt die verdeckte bzw. implizite Staatsverschuldung. (00:20) +++
Warum wächst die Staatswirtschaft? (03:50) +++
Explizite vs. implizite Verschuldung: Wie groß ist der gesamte Eisberg? (10:29) +++
Wie kann der Anstieg der Schulden gestoppt werden? (23:37) +++
Begrenzung des Bundeszuschusses als Lösung des Problems? Die Rolle der Zentralbank. (34:45) +++
Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen (geb. 1957, verh., drei Kinder) ist Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und war Professor an der Universität Bergen, Norwegen (1994-2019). Zahlreiche Auslandsaufenthalte führten ihn u.a. in die USA aber auch immer wieder in die skandinavischen Länder. Neben seiner Mitwirkung an internationalen Forschungsprojekten beteiligt er sich – zum Beispiel als Mitglied der Rürup-Kommission, der Kommission Steuergesetzbuch oder als Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft – an Fragen der praktischen Sozialpolitik.
Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.

Aug 15, 2022 • 31min
Übergewinnsteuer: Das falsche Instrument
76 % der Deutschen halten die sogenannte Übergewinnsteuer, mit der die Krisengewinner zusätzlich zur Kasse gebeten werden sollen, für eine gute Idee (Infratest dimap-Umfrage für den ARD Deutschlandtrend). Ökonomen sehen das mehrheitlich anders – so auch der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium. Was sind die Gründe, die gegen eine Übergewinnsteuer sprechen?
Ein Gespräch zwischen Prof. Dr. Marcel Thum (Technische Universität Dresden, ifo Institut), Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium, und Dr. Jörn Quitzau (Berenberg).
Aus dem Inhalt:
Einleitung/Problemlage (00:22) +++
Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats: Ist der Beirat unabhängig? (02:03) +++
Pro & Contra Übergewinnsteuer: Probleme bei Gewinnermittlung; Gerechtigkeitsaspekte (04:28) +++
Mineralölkonzerne und Tankrabatt: Wer ist zuständig beim Missbrauch von Marktmacht? (17:59) +++
Was ist dran an den Standardargumenten für die Übergewinnsteuer? (21:23) +++
Warum dringen Ökonomen mit ihren Argumenten oft nicht durch? (27:13) +++
Die Referenten:
Prof. Dr. Marcel Thum ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Dresden und Direktor des ifo Instituts in Dresden. Thum studierte von 1985 bis 1990 Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und schloss das Studium als Diplom-Volkswirt ab. Anschließend war er dort am Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und wurde 1995 promoviert. Nach einem kurzen Aufenthalt als John Foster Dulles Visiting Lecturer an der Woodrow Wilson School der Princeton University kehrte er nach München zurück und war dort bis zu seiner Habilitation 2001 Wissenschaftlicher Assistent. Seit 2001 ist er Professor für Volkswirtschaftslehre an der TU Dresden und seit 2004 Leiter der Niederlassung des ifo Instituts in Dresden. Er ist seit 2019 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen.
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.
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Aug 10, 2022 • 55min
Inflation, Lohn-Preis-Spirale und Konzertierte Aktion
Die Zeiten haben sich geändert. Eine lange Phase niedriger Inflationsraten ist vorbei. Die Inflationsraten entwickeln sich auch in der EWU sehr dynamisch. Das ist keine ganz neue Entwicklung. Sie lässt sich schon seit geraumer Zeit beobachten. Der Ukraine-Krieg war ein Brandbeschleuniger. Die Hoffnung vieler, dass hohe Inflationsraten allenfalls eine temporäre Erscheinung seien, hat sich zerschlagen. Die EZB, zuständig für Preisstabilität in der EWU, ist nur widerwillig bereit, den dynamischen Prozess der Inflation zu bremsen. Sie geht geldpolitisch nur wenig vom Gas. Eine länger sehr hohe Inflationsrate schürt aber die Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale. Die Gefahr ist groß, dass sich die Inflation verfestigt, auch weil sich die Preiserwartungen entankern. Der Preis einer anhaltend hohen Inflationsrate wäre erheblich. In der Not verfällt die Politik auf Instrumente aus einer längst vergangenen Welt, aus der Zeit der Globalsteuerung. Alte Glaubenssätze haben wieder Konjunktur. Eine Konzertierte Aktion soll helfen, inflationäre Tendenzen im Zaum zu halten.
Ein Gespräch zwischen Prof. Volker Wieland, Ph.D. (IMFS, Goethe Universität Frankfurt am Main) und Prof. Dr. Norbert Berthold (Universität Würzburg).
Aus dem Inhalt:
Problemlage: „Konzertierte Aktion“ als Antwort auf die hohe Inflation? (00:42)
Was sind die Gründe für die Inflation? (02:15)
Sind die Preissteigerungsraten nur temporär? (11:42)
Was sind die Rezepte gegen Inflation? (16:37)
Arbeitsteilung in der Wirtschaftspolitik – wer ist wofür zuständig? – Fiskalpolitische Dimensionen der Geldpolitik (19:13)
Folgen für die Lohnpolitik (27:52)
„Konzertierte Aktion“: Was ist davon zu halten? (38:54)
Kann eine dezentrale Lohnfindung das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale senken(49:46)
Die Referenten:
Prof. Volker Wieland hat seit März 2012 die IMFS-Stiftungsprofessor für Monetäre Ökonomie inne. Seit Juni 2012 ist er zudem Geschäftsführender Direktor des IMFS. Zuvor war er Professor für Geldpolitik und Geldtheorie an der Goethe-Universität Frankfurt und gehörte zu den Gründungsprofessoren des IMFS. Von 2003 bis 2009 war er Direktor des Center for Financial Studies.
Wieland ist Research Fellow am Center for Economic Policy Research (CEPR) in London, Mitglied im Kronberger Kreis sowie im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums der Finanzen. Von 1. März 2013 bis 30. April 2022 war er Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und von Mai 2021 bis April 2022 Mitglied im Beirat des Stabilitätsrats.
Er studierte an den Universitäten Würzburg, State University of New York, Albany, dem Kieler Institut für Weltwirtschaft und der Stanford University. 1995 verlieh ihm die Stanford University den Titel Ph.D. in Economics. Bevor er im November 2000 nach Frankfurt kam, arbeitete Wieland als Senior Economist am Board of Governors des Federal Reserve Systems in Washington, DC. 2007 und 2008 nahm er zudem eine Gastprofessur am Stanford Center for International Development (SCID) wahr.
Wieland war und ist als Consultant für eine Reihe von Institutionen tätig, dazu gehörten unter anderem die Europäische Zentralbank, die Europäische Kommission, das Federal Reserve Board und die Reserve Bank of Finland.
Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.

Aug 3, 2022 • 1h
Der Staat expandiert, der Markt stagniert - Wege aus der ordnungspolitischen Verwahrlosung
Wirtschaftliche Not kennt kein ordnungspolitisches Gebot. Geht es nach der Politik, sind wir immer wirtschaftlich in Not. Die Staatsquote steigt nachhaltig, die (explizite und implizite) staatliche Verschuldung explodiert, der Staat reguliert zunehmend flächendeckend, monetäre Staatsfinanzierung wird salonfähig. Der Anteil des Sozialen an den staatlichen Ausgaben nimmt zu. Staatliche (Humankapital)Investitionen kommen weiter unter die Räder. Es dominiert organisierte Verantwortungslosigkeit. Aufgaben, Ausgaben und Einnahmen sind institutionell inkongruent. Weiche Budgetrestriktionen begünstigen staatlichen Schlendrian und das Leben auf Kosten künftiger Generationen. Es ist grob fahrlässig, bestehende Fiskal- und Äquivalenzregeln aufzuweichen, die Bürger von morgen vor den Lasten des hemmungslosen öffentlichen Konsums von heute schützen sollen. Das Gegenteil ist angesagt: Wir müssen sie schärfen.
Ein Gespräch zwischen Prof. Dr. Christoph Schaltegger (Universität Luzern, Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik) und Prof. Dr. Norbert Berthold (Universität Würzburg).
Aus dem Inhalt:
Problemlage (00:33)
Woran erkennt man die Fußabdrücke der staatlichen Aktivität? (03:13)
Nationale Unterschiede bei der Staatstätigkeit – woher resultieren die Unterschiede? (08:13)
Warum ist die Staatswirtschaft auf dem Vormarsch? (21:47)
Warum liefert der Staat immer wieder ineffiziente Leistungen ab? (34:09)
Helfen institutionelle Regeln, die Staatstätigkeit zu begrenzen? (41:33)
Ist der Staat oder der Bürger schuld an den zunehmenden staatlichen Eingriffen? (47:25)
Die Referenten:
Prof. Dr. Christoph A. Schaltegger ist Direktor des IWP (Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik) und für Forschung und Wissenschaft verantwortlich. Aufgewachsen in der Nähe von Basel, studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität der Rheinstadt, wo er 2003 sein Doktorat zu den fiskalischen Institutionen im Schweizer Föderalismus erwarb. Im Anschluss zog es ihn in die finanzpolitische Praxis. Bis 2008 arbeitete er als Referent von Bundesrat Hans-Rudolf Merz im Eidgenössischen Finanzdepartement. Danach leitete er als Mitglied der Geschäftsleitung den Bereich Finanz- und Steuerpolitik beim Dachverband der Schweizer Wirtschaft. 2009 folgte die Habilitation an der Universität St. Gallen. Seit 2010 ist Prof. Christoph A. Schaltegger Ordinarius für Politische Ökonomie an der Universität Luzern und lehrt daneben an der Universität St. Gallen zum Thema öffentliche Finanzen. Er veröffentlicht regelmässig in wissenschaftlichen Zeitschriften, verfasst Bücher, ist rege als wissenschaftlicher Gutachter tätig und zählt gemäss NZZ-Ranking zu den einflussreichsten Ökonomen der Schweiz.
Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.