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Sternstunde Religion

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Feb 25, 2023 • 56min

Michael Ignatieff – Vom Trost der Erde

Wer Leid erfährt, braucht Trost. Doch wo finden Säkulare in individualistischen Gesellschaften Trost? Der kanadische Historiker Michael Ignatieff findet Trost in der Gewissheit, dass Intellektuelle, Autorinnen, Musiker und römische Kaiser Jahrhunderte vor uns Trost gefunden und gespendet haben. Trost scheint ein Urbedürfnis des Menschen zu sein, wenn man sich die Menschheitsgeschichte anschaut. Das Buch Hiob, die Psalmen und die Werke so unterschiedlicher Intellektueller wie Marc Aurel, Karl Marx, Primo Levi oder Cicely Saunders sind Quellen der Hoffnung für Michael Ignatieff. Aufgewachsen in Toronto als Sohn russischer Immigranten gehört der Historiker und Autor Michael Ignatieff zu den wichtigsten Intellektuellen im angelsächsischen Raum. Nach einem Abstecher in die Politik in seinem Heimatland, wurde er einer breiteren Öffentlichkeit als Rektor der Central European University bekannt, die 2021 aus politischen Gründen von Budapest nach Wien umziehen musste. Olivia Röllin spricht mit Michael Ignatieff über den Glauben in einer säkularen Gesellschaft, die Kraft des Trostes und warum man manchmal untröstlich ist. Ein Wiederholung vom 23.01.2022
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Feb 18, 2023 • 56min

Sehnsucht Ekstase – Von LSD bis zum Yogaretreat

Von Eisbaden über Meditation bis zu Ayahuasca. Die spirituelle Suche nach Ekstase und Klarheit boomt. Ebenso wie die Forschung mit LSD und Co. Was steckt hinter diesem Revival des Rausches? Ein Gespräch über neue Drogen und uralte Rituale – auf der Suche nach dem grossen Einssein mit der Welt. Ob LSD, Zauberpilze oder Ecstasy – durch den kontrollierten Einsatz psychoaktiver Drogen erhofft man sich derzeit neue Erfolge bei der Behandlung psychischer Erkrankungen. Psychedelische Substanzen wie etwa Ayahuasca spielten aber auch seit jeher in verschiedenen Religionen eine Rolle. Sie können zu mystischen und spirituellen Erfahrungen führen, lösen Gefühle wie Verbundenheit und Einssein mit der Welt und dem Göttlichen aus. Rausch, Trance und Ekstase gibt es aber auch ohne Drogen: beim Tanzen, in der Askese, beim Eisbaden oder der Meditation. Was steckt hinter dem neuen Trend zur Ekstase? Braucht es dazu Drogen? Und wo liegen die Gefahren? Das klären Olivia Röllin und Yves Bossart in einer Begegnung der Sternstunden Religion und Philosophie. Yves Bossart nimmt an einem Schwitzhüttenritual teil. Olivia Röllin spricht im Studio mit dem Psychiater Gregor Hasler (Autor von «Higher Self. Psychedelika in der Psychotherapie») und Benedikt Sarreiter (Co-Autor von «Ekstasen der Gegenwart. Über Entgrenzung, Subkulturen und Bewusstseinsindustrie»).
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Feb 11, 2023 • 58min

Vom Wunder und Fehlen der Berührung

Viele kennen Berührung nur noch vom Touchscreen und berühren das Handy beinahe häufiger als ihre Liebsten. Berührung– sinnlich, seelisch oder geistig - ist jedoch lebenswichtig für uns Menschen. Warum? Und was geschieht, wenn sie fehlt? Ein Gespräch über das Wechselspiel von Berührung und Distanz. Die #MeToo-Debatte hat auf das Ausmass unerwünschter und gewaltsamer Berührung aufmerksam gemacht. Digitale Welten ersetzen den direkten Kontakt. Die Rede ist gar von einer «unterkuschelten, entsinnlichten Gesellschaft». Und das Corona-Virus hat uns eine ungewohnt berührungslose Zeit aufgezwungen: Keine Umarmungen mehr, keine Begrüssungsküsse, kein Händehalten am Krankenbett. Sterbende Menschen wurden gar zu Unberührbaren in den Kliniken. Was geschieht, wenn wir uns berühren und berühren lassen? Was berührt uns überhaupt noch? Gott, der Unberührbare? Berührung hat eine soziale, eine persönliche, eine intime, eine tröstende, eine sicherheitsspendende Bedeutung, aber auch eine religiöse. Worin besteht diese religiöse Bedeutung? Ahmad Milad Karimi im Gespräch mit der Religionswissenschaftlerin Anne Koch und mit Wilhelm Schmid, Philosoph und Autor von „Von der Kraft der Berührung.
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Feb 4, 2023 • 31min

Mohamed Amjahid - Liebe, Sex und Tabus in Nordafrika

Sex ausserhalb der Ehe und mit Menschen gleichen Geschlechts ist in Nordafrika verboten. Gleichzeitig prägen 1001 erotische Geschichten den Blick aus Europa auf den arabischen Raum. Was man in Nordafrika wirklich über Liebe und Sex denkt, wollte Mohamed Amjahid wissen. Und hat genau hingeschaut. Völkerverständigung gehe am besten über die Liebe, meint Mohamed Amjahid. Der Politikwissenschaftler und Autor hat sich deshalb den vielfältigen Formen des körperlichen Begegnens angenommen: der käuflichen Liebe, dem sexuellen Begehren und dem liebevollen Sex. Das tut er allerdings nicht irgendwo: Den Blick ins Schlafzimmer wagt Amjahid ausgerechnet in Nordafrika, wo er selbst aufwuchs und zur Schule ging. Zu lange sei über die Sexualität von Marokkanern und Ägypterinnen gesprochen worden, ohne diese selbst zu Wort kommen lassen. Mohamed Amjahid macht deshalb die Sexualität «orientalischer» Menschen zum Thema seines neuen Buches «Lets talk about Sex, Habibi». Er berichtet von Orgien in einem Bergdorf, über den allabendlichen Zusammenbruch des Internets aufgrund von exzessivem Pornokonsum in Kairo, dem Kondomkauf in salafistischen Apotheken, Kräutern gegen Impotenz und immer wieder über die tragischen Kehrseiten rigider patriarchaler Strukturen. Wie lebt man die eigene Sexualität in einer Gesellschaft, die ausserehelichen Geschlechtsverkehr kriminalisiert? Wie gehen patriarchale Strukturen und sexueller Hedonismus zusammen und warum sind die meisten Apotheken in Nordafrika in Händen frommer Gottesmänner? Mohamed Amjahid im Gespräch mit Olivia Röllin.
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Jan 28, 2023 • 59min

Verschwörungstheorien und ihre Gefahren

Eine Verschwörungstheorie kursiert in der Schweiz: Satanisten-Zirkel würden im Untergrund Kinder quälen, sexuell missbrauchen und schlachten. Für die Anschuldigungen fehlt jeglicher Beweis. Woher also kommen sie und wie gefährlich sind Verschwörungstheorien? Seit der Corona-Pandemie sind Verschwörungstheorien in der öffentlichen Diskussion so präsent wie wohl nie zuvor. Während damals pandemiebezogen von einer geheim organisierten Dezimierung der Weltbevölkerung die Rede war, dominiert inzwischen eine andere Verschwörungstheorie die Schlagzeilen: Jene des rituellen satanistischen Missbrauchs. Recherchen vom SRF Reportage-Format rec. zeigen Haarsträubendes: In mindestens drei Schweizer Psychiatrischen Kliniken ist diese Verschwörungstheorie in die Behandlung von Patient:Innen eingeflossen. Demnach leben und lebten Patient:Innen mit der Vorstellung, von einem unbekannten, satanistischen Täterkreis missbraucht zu werden oder gar selbst Teil dieses Zirkels zu sein und bei rituellen Sessions Babys aufzuschlitzen oder deren Blut zu trinken. Doch in der Realität gibt es keinerlei Beweise für eine solche Täterschaft. Unter dem Begriff «Satanic Panic» war der Glaube an satanistische Gewaltrituale bereits in den 80er und 90er Jahren in den USA verbreitet. Übersteigert wird diese Theorie von der im digitalen Raum geborenen QAnon-Bewegung, die 2016 entstand und inzwischen in über 70 Ländern verbreitet ist. Dass sich Attentäter genauso darauf beziehen wie Personen, die im Januar 2021 das Kapitol stürmten, zeigt die Gefahr solcher Verschwörungstheorien deutlich. Welche Ursprünge und welche Folgen haben Verschwörungstheorien für Vertreter:innen und das Umfeld? Und was haben heutige Verschwörungstheorien mit solchen aus dem Mittelalter zu tun? Olivia Röllin im Gespräch mit der Religionswissenschaftlerin Dorothea Lüddeckens und dem forensischen Psychiater Frank Urbaniok.
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Jan 21, 2023 • 43min

Shinto – Japans verschlungener Weg des Göttlichen

Shinto – Weg des Göttlichen oder der Götter – gilt als wichtigste Religion Japans. Beseelte Wesen, Leben im Einklang mit der Natur, Verehrung der Ahnen und mysteriöse Rituale prägen die von manchen eher als nationale Identität denn als Religion bezeichnete Lebenswelt der Japanerinnen und Japaner. Japan erscheint westlichen Besuchern oft als Mysterium, und das hat nicht nur mit der Sprache zu tun. Das asiatische Inselreich gehört politisch zum Westen, ist aber sozio-kulturell und religiös zutiefst im Osten verankert. Für letzteres steht Shinto, der «Weg des Göttliche» oder «Weg der Götter», eine mit Elementen aus Buddhismus, Kaiserverehrung und Naturreligion undogmatische religiöse Praxis. Doch prägend ist dieser Lebensvollzug allemal. Ob in den unzähligen Schreinen oder durch die bekannte Teezeremonie: physische und spirituelle Reinheit ist Voraussetzung dafür, den Weg des Göttlichen zu gehen. Und mit dem Klimwandel und dem damit einhergenden Erstarken der Umweltbewegung, erfährt Shinto gerade Aufwind. Wie kommt es, dass diese Religion fast ausschliesslich in Japan verbreitet ist? Was hat die Aufräum-Virtuosin Marie Kondo mit Shinto zu tun, und welche Götter leben eigentlich in Robotern? Im Teegarten auf dem Monte Verità spricht Olivia Röllin mit dem Japanologen David Chiavacci.
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Jan 14, 2023 • 28min

1979 – Als die Religion der Politik das Fürchten lehrte

Das Jahr 1979 ist ein Schlüsseljahr zum Verständnis der Gegenwart. Mit der Revolution im Iran wird der politische Islam zum Machtfaktor und zum Schreckgespenst des Westens. Die Sowjetunion marschiert in Afghanistan ein, Millionen Menschen begeistern sich im kommunistischen Polen für den Papst. Als der letzte Schah am 16. Januar 1979 den Iran verliess, jubelten in Teheran Hunderttausende. Doch die Islamische Revolution, die der aus dem Exil heimgekehrte Ruhollah Chomeini noch im selben Jahr einführte, hatten sich viele anders vorgestellt. Die Islamische Republik Iran, ein schiitischer Gottesstaat, wurde errichtet. Die Politik wurde fortan religiös bestimmt. Religion und Politik – eine Verbindung, die nicht nur im Nahen Osten gang und gäbe ist, sondern auch in Ländern wie Polen, Ungarn oder gar Italien bis heute eine wichtige Rolle spielt. Ahmad Milad Karimi im Gespräch mit Frank Bösch, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung und Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam.
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Jan 7, 2023 • 58min

Transhumanismus – Traum vom ewigen Leben?

«Der Mensch ist ein Konstruktionsfehler, kann aber optimiert und unsterblich werden»: So denken und daran arbeiten Transhumanisten. Doch wo bleibt im Kampf gegen jegliche Schwäche eigentlich noch der Mensch? Und ist ewig leben überhaupt erstrebenswert? Ein Gespräch. Herzschrittmacher, 3D-Druck von Organen und Gliedmassen, Implantate, die Blinde zu Sehenden machen: Vieles ist bereits möglich oder zumindest in Ansätzen da. Beim sogenannten «Human Enhancement» soll die Leistungsfähigkeit von Menschen durch technische oder chemische Mittel künstlich erweitert werden. Der technologische und medizinische Fortschritt bringt tiefgreifende Möglichkeiten der Erweiterung des Menschen mit sich. Visionen von Cyborgs und einem «Upgrade» des vermeintlich fehlerhaften Menschen lösen aber nicht nur Euphorie, sondern auch Bedenken aus. Welche technischen, aber vor allem auch welche ethischen Herausforderungen bringen diese Technologien mit sich? Wird dabei das Natürliche gegenüber dem künstlich Erweiterten grundsätzlich abgewertet? Wird da der Mensch Gott? Und wie steht es mit der Angst, dass die Menschheit durch etwas selbst Geschaffenes erst übertroffen und dann ausgelöscht werde könnte? Unter der Leitung von Olivia Röllin diskutieren Janina Loh, Technikphilosoph:in und Ethiker:in, und Johannes Hoff, Theologe und Philosoph.
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Dec 31, 2022 • 31min

Niklaus Brantschen und das grosse Schweigen

Zuerst war er Jesuit, dann entdeckte Niklaus Brantschen in Japan den Zen-Buddhismus. Seither verbindet der aus dem Wallis stammende Pater Spiritualität aus West und Ost. Was für manche wie ein Widerspruch klingt, ist für ihn eine Ergänzung. Ein Gespräch über das Schweigen und über die Stille. Stille ist nicht nur das Gegenteil von Lärm, sondern kann auch das Gegenteil von Einsamkeit sein, sagt der Jesuit und Zen-Meister Niklaus Brantschen. 1937 in Randa im Mattertal geboren, entschliesst sich der Sohn eines Bergführers früh für den Jesuitenorden, studiert erst in Deutschland, dann in Japan, wo er den Zen-Buddhismus kennenlernt. Seit über 50 Jahren verbindet er westliche und östliche Spiritualität. Darin sieht er weder Konkurrenz noch Widerspruch, sondern eine wunderbare Ergänzung. Eine Ergänzung, die er gerne auch weitergibt, nämlich im Lassalle-Haus in Edlibach (ZG). Dort lehrt er, der Meister im Schweigen, mehrere Wochen im Jahr die stille Einkehr. Und er weiss, wie die Stille hinter der Stille aussieht – nämlich gross! Ein Gespräch über Stille, Einsamkeit und warum man im Vorteil ist, wenn man Tagebuch schreibt. Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 18.04.2021.
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Dec 24, 2022 • 58min

Wozu nützt eigentlich Religion, Hartmut Rosa?

Hartmut Rosa, ein renommierter deutscher Soziologe, diskutiert die Rolle der Religion in einer säkularisierten Welt. Er erklärt, wie Religion als Antwort auf das menschliche Bedürfnis nach Resonanz fungiert. Diese Resonanz entsteht nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch im Umgang mit Natur und Kunst. Er erörtert, warum die Idee Gottes weiterhin bedeutsam ist und reflektiert die Herausforderungen der modernen Gesellschaft, die echte Resonanzbeziehungen erschwert. Zudem verbindet er persönliche Erfahrungen mit der Natur und den Einfluss von Ritualen auf das Lebensgefühl.

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