Ist die Yuan-Abwertung eine natürliche Marktreaktion oder politisch gesteuert?
Oct 4, 2024
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Bert Rürup, Chefökonom beim Handelsblatt, und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, analysieren die mutmaßlich politisch gesteuerte Abwertung des Yuan. Sie diskutieren, wie China durch Wechselkursstrategien seine Exporte ankurbeln möchte und welche Herausforderungen die Provinzverschuldung sowie die Ungleichheit zwischen Stadt und Land darstellen. Außerdem betonen sie die Dringlichkeit einer proaktiven Industriepolitik in Europa, um auf die sich verändernden globalen Wettbewerbsbedingungen zu reagieren.
Die gezielte Abwertung des Yuan wird als strategisches Mittel Chinas angesehen, um Exporte zu fördern und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Deutschland muss dringend auf steigende Standortkosten und globale Marktmanipulationen reagieren, um seine Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Deep dives
Wertverlust des Yuan und Exportoffensive
Der mutmaßlich politisch gewollte Wertverlust der chinesischen Währung, des Yuan, wird als Strategie zur Förderung von Exporten erörtert. China scheint ein Interesse daran zu haben, den Yuan insbesondere gegenüber dem Euro abzuwerten, um die Wettbewerbsfähigkeit seiner Exporte zu steigern, gerade in einer Zeit, in der der Zugang zu den amerikanischen Märkten schwieriger wird. Diese Divisenpolitik könnte als Antwort auf den vorherrschenden protektionistischen Ansatz der USA interpretiert werden, der sich insbesondere durch den Inflation Reduction Act zeigt. Diese Situation steht im Kontext der globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und der Notwendigkeit, die eigene Marktposition zu stärken, während europäische Reaktionen auf diese Strategien gleichzeitig in den Vordergrund rücken müssen.
Preisanstiege und Standortprobleme in Deutschland
Im Gespräch wird angesprochen, dass Deutschland mit erheblichen Standortkosten konfrontiert ist, die sich durch steigende Energiepreise, Arbeitskosten und andere wirtschaftliche Belastungen ausdrücken. Während die Erzeugerpreise in Deutschland von Ende 2020 bis Herbst 2022 um mehr als 50 Prozent gestiegen sind, sind die Preise in China nur geringfügig gestiegen, was eine klare Wettbewerbsverzerrung schafft. Diese Preisunterschiede werden als eine Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen dargestellt. Es wird auch klar gemacht, dass die Diskussion über Energiekosten und wirtschaftliche Infrastruktur in Deutschland intensiviert werden muss, um die eigene Position im internationalen Handel zu sichern.
Chinas strategische Wirtschaftspolitik
Die Tatsache, dass die chinesische Wirtschaft durch Subventionierungen und strategische Wechselkursmanagement Vorteile im internationalen Markt erlangt, wird als Ausdruck einer gezielten Wirtschaftspolitik gesehen. Es wird erkannt, dass deutsche Unternehmen, die in China produzieren und exportieren, ebenfalls von diesen Strategien profitieren, was die komplexe Beziehung zwischen den beiden Ländern widerspiegelt. Gleichzeitig wird gewarnt, dass Chinas Schuldenproblematiken und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht ignoriert werden dürfen, da diese langfristige Stabilität beeinträchtigen könnten. Abschließend wird betont, dass eine klare europäische Antwort auf diese Entwicklungen nötig ist, um die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext auszubauen.
In der aktuellen Folge von Economic Challenges sprechen Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, über die jüngsten Entwicklungen rund um den chinesischen Yuan und die mutmaßlich politisch gewollte Abwertung der Währung.
„Die Vermutung, dass die chinesische Politik ein Interesse daran hat, einen Abwertungskurs der chinesischen Währung insbesondere gegenüber Europa zu fahren, ist höchst plausibel“, glaubt Hüther. Mit Rürup spricht er darüber, wie die chinesische Regierung versucht, durch einen strategischen Wechselkurs ihr Exportvolumen zu steigern und gleichzeitig die Herausforderungen innerhalb des eigenen Landes zu bewältigen, wie etwa die massive Verschuldung der Provinzen und die Ungleichheit zwischen urbanen und ländlichen Regionen.
Rürup und Hüther warnen davor, dass Europa und insbesondere Deutschland klare Antworten auf die sich verändernden globalen Wettbewerbsbedingungen finden müssen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Sie diskutieren die Notwendigkeit einer proaktiven Industriepolitik in Europa, um mit den Herausforderungen der globalen Marktmanipulationen umzugehen.
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