#3x06 - KI-Systeme verstehen (mit Prof. Dr. Katharina Zweig)
Dec 9, 2024
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Prof. Dr. Katharina Zweig, Professorin für Informatik und Leiterin des Algorithm Accountability Lab, spricht über die komplexe Welt der Künstlichen Intelligenz. Sie diskutiert, warum wir KI oft über- und unterschätzen. Dabei geht es um ihre Verantwortung im Bildungswesen, die Nutzung von KI durch Lehrende und Lernende sowie die Herausforderungen der Digitalisierung in Schulen. Zweig teilt ihre persönliche Inspiration für Informatik und betont die Notwendigkeit, Schülerinnen und Schüler auf den Umgang mit KI vorzubereiten.
Künstliche Intelligenz bietet Potenzial zur Unterstützung individueller Lernbedürfnisse, nach wie vor ist die menschliche Expertise unverzichtbar.
Die Digitalisierung im Bildungssystem schafft Herausforderungen, besonders für benachteiligte Schüler, die oft geringere digitale Kompetenzen besitzen.
Eine kritische Auseinandersetzung mit KI ist notwendig, um ihre Vorteile im Lehr- und Lernprozess verantwortungsvoll zu nutzen.
Deep dives
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Bildungswesen
Künstliche Intelligenz verändert die Schule erheblich, jedoch ist es wichtig, das Potenzial und die Grenzen dieser Technologie zu erkennen. Der Vergleich mit einem Bauprojekt verdeutlicht, dass Tools wie Kran oder Spaten als Künstliche Kräfte wahrgenommen werden können, die den Bauprozess unterstützen, jedoch nicht die menschliche Expertise ersetzen. Stattdessen müssen Bildungseinrichtungen und Institutionen sich intensiver mit der Thematik auseinandersetzen und den Schülern beibringen, wie sie KI sinnvoll für ihren Lernprozess nutzen können. Ein adaptives Lernen, bei dem KI als persönlicher Tutor oder Sparringspartner fungiert, wird als vielversprechend erachtet, solange es um die individuellen Bedürfnisse der Lernenden geht.
Herausforderungen im Klassenzimmer
Die Herausforderung einer Lehrkraft, die oft mit einer großen Anzahl von Schülern konfrontiert ist, wird als eine der größten Hürden im Bildungssystem beschrieben. In vielen Klassenzimmern herrscht ein starkes Missverhältnis zwischen der Anzahl der Schüler und der verfügbaren Lehrkräfte, was die individuellen Lernwege der Schüler beeinträchtigt. KI-gestützte Systeme könnten dazu beitragen, diese Lernbedingungen zu verbessern, indem sie gezielte Unterstützung bieten und den Lehr Kräften helfen, personalisierte Rückmeldungen zu geben. Wichtig ist, dass Lehrkräfte weiterhin eine zentrale Rolle einnehmen und als Bezugspersonen zur Verfügung stehen.
Die Verantwortung der Bildungsgemeinschaft
Bildungsgemeinschaften müssen sich der Verantwortung bewusst sein, die mit der Einführung von KI in Schulen einhergeht. Es wird diskutiert, dass KI-Modelle oft eine Blackbox darstellen, deren Entscheidungsfindung für Menschen nicht nachvollziehbar ist, was besonders im Kontext von Bewertungen und Feedback problematisch ist. Die Umsetzung von KI sollte nicht dazu führen, dass Lehrkräfte ihre Verantwortung abgeben, sondern vielmehr die Möglichkeit eröffnen, wie differenziertes Feedback geleistet werden kann. Zudem müssen Schulen sicherstellen, dass Schüler kritisches Denken entwickeln, um KI-Systeme angemessen zu nutzen und potenzielle Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Die digitale Kluft und ihre Folgen
Die digital gestützte Bildungsungleichheit wird als dringendes Problem erkannt, wobei der Zugang zu Technologien und die Unterstützung im Elternhaus entscheidend sind. Schüler aus benachteiligten Verhältnissen haben oft geringere digitale Kompetenzen, was die Nutzung von KI-Systemen erschwert. Diese Kluft könnte durch die Einführung von KI, die für einige Schüler hilfreich ist, während andere stark eingeschränkt sind, verstärkt werden. Bildungseinrichtungen müssen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass alle Schüler die gleichen Chancen bekommen, sich in einer zunehmend digitalisierten Umgebung zu entfalten.
Überlegungen zur Zukunft der KI im Bildungsbereich
Die Diskussion über die Zukunft von KI im Bildungsbereich zeigt, dass eine produktive Auseinandersetzung mit dieser Technologie notwendig ist, um deren Potenziale voll ausschöpfen zu können. Eine sichere Plattform für Experimente mit KI könnte ermutigen, innovative Ansätze für das Lernen zu entwickeln. Die Notwendigkeit, Lehrkräfte und Schüler im Umgang mit KI zu schulen, wird als entscheidend angesehen, um die Chancen und Herausforderungen, die diese Technologie mit sich bringt, zu bewältigen. Der Fokus sollte darauf liegen, wie KI zur Unterstützung des Lehr- und Lernprozesses verwendet werden kann, wobei die menschliche Komponente nicht vernachlässigt werden darf.
Dass das Bekannte, nur weil es bekannt ist, noch nicht erkannt ist, wusste schon Hegel. Für kaum etwas trifft das heutzutage so zu, wie für Künstliche Intelligenz (KI). Die Nutzung von KI-Systemen hat in Rekordzeit zugenommen und fast jede Person hat eine eigene Perspektive auf die (nicht mehr ganz so) neue Technologie. Aber die genaue Funktionsweise solcher KI-Systeme bleibt uns – und selbst ihren Entwickler:innen – weitgehend verborgen. Deshalb sehen manche KI als umwälzendes System und andere als überbewerteten Hype. Um über die Fähigkeiten von KI-Systemen zu sprechen, müssen wir sie zuerst verstehen. In der sechsten Folge der dritten Staffel von Auftrag:Aufbruch spricht Host Katja Weber mit Prof. Dr. Katharina Zweig, Professorin für Informatik an der Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) und Leiterin des Algorithm Accountability Lab, wie Künstliche Intelligenz funktioniert, warum wir sie gleichzeitig über- und unterschätzen und welche Einsatzszenarien es in Schulen gibt. Viel Freude beim Hören!