2+ Mein Gespräch mit Harald Grethe über nachhaltige Landwirtschaft
Feb 1, 2024
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Harald Grethe, Agrarwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin und Leiter von Agora Agrar, diskutiert die Herausforderungen nachhaltiger Landwirtschaft. Er beleuchtet die Notwendigkeit umweltfreundlicher Praktiken und die Rolle des Staates. Grethe spricht über Tierwohl, den Einfluss von Konsumsteuern auf einkommensschwache Haushalte und die bürokratischen Hürden der Hoftorbilanzierung. Innovative Lösungen wie Agro-Photovoltaik und Technologien wie CRISPR-Cas bieten Chancen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft.
Harald Grethe hebt hervor, dass eine nachhaltige Landwirtschaft staatliche Unterstützung benötigt, um Biodiversität zu fördern und Landwirten ein existenzsicherndes Leben zu ermöglichen.
Die Einführung von Steuern auf negative Externalitäten und staatlichen Zahlungen für Umweltdienstleistungen sind entscheidend für nachhaltige Landwirtschaft.
Grethe fordert eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, während er Anreize für Landwirte zur Umstellung betont.
Deep dives
Violetta Parisinis Musikalische Reise
Violetta Parisini hat ihr viertes Album größtenteils selbst produziert und thematisiert darin eine Vielzahl von Emotionen. Die Lieder handeln von der Sehnsucht nach innerer Ruhe bis hin zur Wut auf patriarchale Strukturen in der Gesellschaft. Sie engagiert sich aktiv in der Indie-Szene und hat ein Crowdfunding ins Leben gerufen, um die Produktion, Promotion und das Video zu finanzieren. Ihre einfühlsame Musik hat viele Menschen berührt und sie wird als eine der besten Musikerinnen Wiens geschätzt.
Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft
Harald Grethe, Agrarökonom und Leiter von Agora Agrar, diskutiert die Möglichkeiten, wie die Landwirtschaft zur Klimaneutralität beitragen kann. Er betont, dass bestimmte Rahmenbedingungen gesetzt werden müssen, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, die sowohl Biodiversität bewahrt als auch den Landwirten ein anständiges Leben ermöglicht. Außerdem erläutert er, dass positive externe Effekte, wie die Bereitstellung von Biodiversität, nicht ausreichend über den Markt honoriert werden. Daher müssen alternative Steuerungsmechanismen entwickelt werden, um Landwirte zu motivieren, nachhaltig zu wirtschaften.
Externe Kosten der Landwirtschaft
Grethe erklärt, dass viele negative Externalitäten in der Landwirtschaft nicht angemessen bepreist werden, wie beispielsweise die Methanemissionen aus der Rinderhaltung. Er weist darauf hin, dass eine Besteuerung solcher Emissionen die Preise von europäischen Produkten erhöhen würde, was zu einem Wettbewerbsvorteil für Importe führen könnte. Daher plädiert er für staatliche Zahlungen zur Honorierung von Umweltdienstleistungen, um eine nachhaltig wirtschaftende Landwirtschaft zu ermöglichen. Zudem betont er, dass es wichtig ist, die Effekte solcher Maßnahmen zu berücksichtigen, um eine Überregulierung zu vermeiden.
Tierwohl und gesellschaftliche Verantwortung
Ein zentraler Punkt in der Diskussion um nachhaltige Landwirtschaft ist das Tierwohl, das Grethe als dringend verbesserungswürdig beschreibt. Die Borchardt-Kommission hat Vorschläge formuliert, um tierfreundliche Haltungsbedingungen zu fördern und die gesetzlichen Standards zu erhöhen. Er betont die Notwendigkeit von finanziellen Anreizen für Landwirte, um höhere Tierwohlstandards zu erreichen. Gleichzeitig stellt er in Frage, ob das allein durch eine Kennzeichnung des Tierwohls erreicht werden kann, da die Kaufentscheidung der Verbraucher häufig von Preis und Geschmack abhängt.
Zukunft der Ernährungspolitik
Grethe spricht über die Debatte um die Reduktion des Konsums tierischer Produkte, die als notwendig angesehen wird, um nachhaltige Landwirtschaftsziele zu erreichen. Er nennt ein Ziel von 50 bis 75 Prozent Reduktion für Länder wie Deutschland oder Österreich, um globale Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Gleichzeitig betont er, dass eine solche Reduktion nicht zu einem Verlust an Wertschöpfung führen darf, und schlägt vor, staatliche Prämien einzuführen, um Landwirte für Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu belohnen. Das Gespräch schließt mit dem Appell, diese Herausforderungen als Chance zur Verbesserung der Landwirtschaft und deren gesellschaftlichen Stellung zu sehen.
Eine Tour de Force durch die Landwirtschaft und wie wir sie nachhaltig hinbekommen - mit einem der führenden Denker dazu aus Deutschland. Die Aufnahme ist vom Jänner 2023, aber hoch aktuell.