Russlands Ukrainekrieg – Zerstörung und Selbstzerstörung - #787
Aug 27, 2022
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In dieser faszinierenden Diskussion kommen Karl Schlögl, ein Historiker mit Fachwissen zu Russland, und Tanja Maljartschuk, eine preisgekrönte ukrainische Schriftstellerin, zu Wort. Sie beleuchten die komplexe Identität der Ukraine im Kontext des Krieges und kritisieren die verzerrte Wahrnehmung im Westen. Emil Brix, ein erfahrener Diplomat, teilt Einblicke in die diplomatischen Herausforderungen und die vielschichtige Beziehung zwischen Russland und Europa. Susanne Scholl und Marina Davydova diskutieren die Rolle von Kunst und Kultur im Widerstand gegen autoritäre Regime.
Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur die Sicherheit Europas beeinflusst, sondern auch das Bewusstsein für historische Gefahren wie Tschernobyl geschärft.
Der Mythos von Russland als kultureller Macht wird in Frage gestellt, da häufig Vorurteile die europäische Wahrnehmung überlagern.
Tanja Maljatschuk betont die Notwendigkeit einer Neubewertung der Ukraine als strategischen Partner, um ihre Rolle in Europa anzuerkennen.
Deep dives
Krieg und nukleare Bedrohung
Der Krieg in der Ukraine hat die Sicherheit Europas grundlegend verändert, insbesondere durch die Besetzung des größten Atomkraftwerks Europas in Saporizhia durch russische Truppen. Der UN-Generalsekretär warnt vor den potenziellen Gefahren eines neuen Tschernobyls, was die Ernsthaftigkeit der Situation unterstreicht. Historiker Karl Schlögl äußert sich besorgt, dass die russische Führung wenig Verständnis für die Zerstörung der Ukraine zeigt, was historische Tragödien wie die von Tschernobyl in Erinnerung ruft. Dies führt zu der Überlegung, wie eine solche Eskalation von Gewalt und Zerstörung in einem modernen Europa verhindert werden kann.
Mythos Russland und europäische Wahrnehmung
Im Rahmen des Symposiums wird der Mythos von Russland als kultureller und geopolitischer Macht diskutiert, der in der europäischen Wahrnehmung oft verzerrt dargestellt wird. Sowohl Historiker als auch Literaten erörtern, wie Russland in der Vergangenheit wahrgenommen wurde und welche historischen Narrative gegenwärtig noch bestehen. Es wird hinterfragt, was von den in Europa verbreiteten Bildern der russischen Identität wirklich objektiv und was bloß eine Illusion ist. Diese Diskussion soll zu einem besseren Verständnis führen, wie der Westen Russland seit geraumer Zeit betrachtet und was dies für die europäische Zukunft bedeutet.
Ursachen der Wahrnehmung der Ukraine
Die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljatschuk thematisiert die häufige Ausgrenzung der Ukraine aus dem europäischen Bewusstsein und fordert eine Neubewertung ihrer Rolle in Europa. Die Wahrnehmung der Ukraine als Teil Mitteleuropas ist entscheidend, da die Ukraine als strategischer Partner für Europa betrachtet wird. Maljatschuk hebt hervor, dass viele Menschen in Europa vor dem Krieg nicht wahrnahmen, wie wichtig die Ukraine in Bezug auf Lebensmittel- und Rohstofflieferungen ist. Diese Erkenntnis könnte dazu führen, dass die Ukraine nicht länger als 'Nicht-Europäerin' betrachtet wird.
Kulturelle Diskurse und Identität
Die kulturellen Diskurse im Kontext des Ukrainekriegs werden von verschiedenen Perspektiven beleuchtet, wobei der Austausch zwischen Ost und West im Vordergrund steht. Emile Briggs, ein österreichischer Diplomat und Kulturpolitiker, betont die Wichtigkeit der Differenzierung in der Betrachtung von Russland und seiner Kultur. Gleichzeitig wird kritisiert, dass viele westliche Vorstellungen über Russland bis heute von Vorurteilen geprägt sind, die eine Verbindung zu seiner turbulenten politischen Geschichte darstellen. Der Krieg lädt ein, sich intensiver mit der kulturellen Identität Russlands auseinanderzusetzen und gleichzeitig das Potential für gemeinsame kulturelle Werte zu erkennen.
Herausforderungen für die europäischen Demokratien
Europa sieht sich mit der kritischen Frage konfrontiert, ob es bereit ist, den russischen Imperialismus gegenüber der Ukraine und den eigenen Werten entgegenzutreten. Diese Herausforderung wird als Test für die demokratischen Strukturen in Europa betrachtet, ob man für seine Lebensweise und Freiheit einstehen kann. Es wird gefordert, dass Europa sich nicht in Illusionen flüchten, sondern die Tatsachen und Gefahren offen anerkennen sollte. Der Krieg gegen die Ukraine wird als entscheidender Moment für die Zukunft Europas betrachtet, in dem die Demokratie bestehen oder scheitern könnte.
In dieser Folge des FALTER-Radio geht es um Mythen, Realitäten und Europas Wahrnehmung von Vladimir Putin in einem Symposium der Salzburger Festspiele. Dramatische Einsichten von Historiker Karl Schlögel, Schriftstellerin Tanja Maljartschuk und Diplomat Emil Brix. Ebenfalls zu hören: Journalistin Susanne Scholl und Theatermacherin Marina Davydova. Moderiert von Michael Kerbler. Eine Aufzeichnung vom 12.08.2022.
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