Ich spüre meine Gefühle nicht – wie kann ich das lernen?
Dec 24, 2023
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Michael, der Schwierigkeiten hat, seine Gefühle wahrzunehmen und ADHS vermutet, spricht über seinen emotionalen Rückzug. Besonders schmerzhaft war der Verlust seiner Großmutter, den er ohne Trauer erlebte. Er reflektiert über die Herausforderungen seiner Kindheit und wie diese sein Erwachsenenleben beeinflussen. Mit praktischen Übungen soll er lernen, seine Angst zu bewältigen und eine bessere Verbindung zu seinen Emotionen zu finden. Ein faszinierendes Gespräch über emotionale Verwundbarkeit und persönliche Entwicklung.
Michael kämpft mit emotionaler Entfremdung, die bis in seine Kindheit zurückreicht und durch Mobbing verstärkt wurde.
In seiner stabilen Beziehung wird Michael unterstützt, um seine Emotionen besser zu verstehen und zu verarbeiten.
Um seine emotionale Wahrnehmung zu verbessern, entwickelt Michael Strategien, um sich in sozialen Situationen sicherer zu fühlen.
Deep dives
Der Zugang zu Gefühlen und deren Entfremdung
Michael zeigt Schwierigkeiten im Umgang mit seinen Gefühlen, insbesondere in zwischenmenschlichen Situationen. Zwar ist er im beruflichen Kontext erfolgreich und hat keine Selbstwertprobleme, jedoch hat er das Gefühl, dass eine Entfremdung zu seinen Emotionen entstanden ist, die bis in seine Kindheit zurückreicht. Er beschreibt, dass er oft nicht ergreift, was er fühlt, und insbesondere Wut als vorherrschende Emotion erlebt. Diese Blockade führt dazu, dass er in emotionalen Momenten wie ein bockiges Kind reagiert, anstatt konstruktiv damit umzugehen.
Familiäre Unterstützung und Reflexion
Michael ist in einer stabilen Beziehung mit einer reflektierten Frau, die ihm helfen kann, seine Emotionen zu verstehen und nachzuvollziehen. Sie führt Gespräche mit ihm über seine Gefühle und die Situationen, die schiefgelaufen sind, was ihm ermöglicht, seine emotionale Vergangenheit zu hinterfragen. Durch diese Rückmeldungen beginnt Michael, besser zu begreifen, wie er in verschiedenen Situationen reagiert und woher seine Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen stammen. Diese Unterstützung ist für ihn wesentlich, um an sich selbst zu arbeiten.
Trauer und emotionale Reaktionen
Ein markantes Ereignis in Michaels Leben war der Tod seiner Großmutter, den er verarbeiten musste, ohne emotionale Reaktionen zu zeigen. Obwohl er eine enge Bindung zu ihr hatte, fühlte er sich nachher unfähig zu trauern, was ihm das Gefühl gab, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Im Gegensatz dazu erlebte er den Verlust seiner Katze zwei Jahre zuvor als viel emotionaler, was die Diskrepanz in seinen Gefühlen verdeutlicht. Michael ist sich unsicher, warum er in bestimmten Situationen keine Trauer empfinden kann, und erkennt, dass er möglicherweise lockerer sein muss, um seine Emotionen erfassen zu können.
Die Rolle von Trauma und sozialen Ängsten
Michael offenbart, dass er in seiner Schulzeit gemobbt wurde, was erheblichen Einfluss auf sein gegenwärtiges Angstverhalten hat. Diese frühkindliche Erfahrung hat ihm das Gefühl gegeben, dass andere Menschen eine Bedrohung darstellen, die ihn dazu bringt, sich anpassen zu wollen, um Vorurteile zu vermeiden. Diese Mobbing-Erlebnisse haben Vertrauen und Sicherheit in sozialen Situationen erheblich beeinträchtigt und lassen ihn oft in einen Funktionsmodus schalten, der es ihm schwer macht, seine Gefühle zu erkennen. Michael erkennt, dass bei neuen sozialen Kontakten diese alte Angst in ihm aktiv wird und er sich dann oft hilflos fühlt.
Strategien zur Verbesserung der emotionalen Wahrnehmung
Um seine emotionale Wahrnehmung zu verbessern, hat Michael Strategien erarbeitet, um sich in sozialen Situationen sicherer zu fühlen. Durch präventive Maßnahmen und Gedankenstrategien soll er lernen, in der Gegenwart zu bleiben und ihm bewusster zu machen, dass die wahrgenommene Bedrohung von anderen Menschen nicht real ist. Eine transformative Technik besteht darin, sich in sozialen Interaktionen an positive Glaubenssätze zu erinnern und sich bewusst in eine stärkere Körperhaltung zu begeben. Michael wird ermutigt, dies weiterhin zu üben und sich auf den positiven Gedanken zu konzentrieren, dass er wertvoll ist, um in Zukunft besser mit seinen Gefühlen umzugehen.
Michael sagt, dass er seine Gefühle nicht richtig spüren kann. Als er zum Beispiel seine Großmutter tot aufgefunden hat, überkam ihm im Vergleich zu seinen Familienmitgliedern kein Empfinden von Trauer. Die Vermutung steht im Raum, dass er ADHS haben könnte. Doch in unserem Gespräch merken wir, dass es in Michael doch Gefühle gibt, er sie durch seine Überanpassung aber oft hintanstellt. Eine Ursache dafür finden wir in seiner Schulzeit, welche ihn so geprägt hat, dass ihn noch heute simpelste soziale Interaktionen in Angst versetzen können. Ich mache mit Michael bestimmte Übungen, die ihm helfen können, diese Angst zu bewältigen, wodurch er auch wieder eine bessere Verbindung zu seinen Gefühlen erlangen kann.
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