Stephan Schulmeister, Wirtschaftsforscher und Kritikern des Neoliberalismus, sowie Monika Köppl-Turyna von ECO Austria und Lukas Schretzmayer-Sustala vom NEOS Lab diskutieren die dramatischen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie in Österreich. Sie beleuchten die ineffektiven staatlichen Unterstützungsmaßnahmen und die Kluft zwischen Markt und Realität. Der Fokus liegt auch auf der Notwendigkeit gezielter Lösungen für kritische Sektoren wie Gastronomie und Tourismus sowie der Verbindung von Wirtschaftspolitik und sozialer Gerechtigkeit.
Die Pandemie hat die österreichische Wirtschaft stark getroffen, insbesondere den Tourismussektor, was zu steigender Arbeitslosigkeit und finanziellen Schwierigkeiten führt.
Experten fordern eine strategische Neuausrichtung der wirtschaftlichen Maßnahmen, um langfristige Lösungen und nachhaltige Investitionen zu fördern und Ungleichheiten abzubauen.
Deep dives
Wirtschaftliche Folgen der Pandemie in Österreich
Die Pandemie hat deutlich negative Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft, wobei die Arbeitslosigkeit steigt, obwohl österreichische Rettungsmaßnahmen im Vergleich zu anderen EU-Staaten als recht großzügig gelten. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung wird vor allem auf den Tourismus zurückgeführt, der stark betroffen ist, aber auch der private Konsum und Investitionen spielen eine entscheidende Rolle. Die Experten betonen, dass viele Bürger, insbesondere Arbeitslose und Kurzarbeiter, sich aufgrund steigender Mieten und sinkender Ersparnisse in einer prekären finanziellen Lage befinden. Eine der Herausforderungen ist, dass viele Gemeinden Zögerlichkeit zeigen, Schulden zu machen und notwendige Investitionen zu tätigen, was die wirtschaftliche Erholung weiter behindert könnte.
Bürokratische Hürden und unterschiedliche Unterstützungsmaßnahmen
Die Unterstützungssysteme für Unternehmen und Arbeitslose in Österreich leiden unter bürokratischen Hürden, die oft zu Verzögerungen bei der Auszahlung von Hilfen führen. Während einige Maßnahmen, wie die Kurzarbeit, den Einkommen der Arbeitnehmer stabilisiert haben, gibt es auch kritische Stimmen, die darauf hinweisen, dass einige Programme Anreize schaffen, um den Betrieb nicht wieder zu öffnen. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten haben die Hilfen in Österreich eine andere Struktur und könnten zum Teil nicht anreizend genug sein, um eine schnelle Rückkehr zur Normalität zu fördern. Zudem wurde aufgezeigt, dass die kontinuierlichen Lockdowns die wirtschaftliche Dynamik stark eingeschränkt haben, was zu einer verzögerten wirtschaftlichen Erholung führt.
Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung
Die Experten fordern eine strategische Neuausrichtung der wirtschaftlichen Maßnahmen in Österreich, um der komplexen Krise umfassend begegnen zu können. Sie argumentieren, dass die aktuelle Politik zu stark darauf abzielt, den Status quo zu bewahren, während langfristige Lösungen und große Investitionsprojekte, etwa im Bereich der klimafreundlichen Gebäudesanierung, notwendig sind. Ein Ansatz, der sich auf die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung konzentriert, könnte auch dazu beitragen, die Ungleichheit zu verringern, die durch die Krise verschärft wurde. Die Diskussion zeigt, dass es an der Zeit ist, innovative und gestaltende Maßnahmen zu implementieren, um nicht nur die Wirtschaft zu stabilisieren, sondern auch zukunftsfähige Strukturen aufzubauen.
Österreichs Wirtschaft bricht stärker ein als der Rest Europas. Wo bleibt der Neuanfang? Zu hören: Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister, Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ), Wirtschaftsexperten Monika Köppl-Turyna (ECO Austria) und Lukas Schretzmayer-Sustala (NEOS Lab)
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