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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Mar 11, 2024 • 15min
Kolonialismus kitschig verklärt: Frieda von Bülow
Sie gilt als Begründerin des Kolonialromans: Frieda von Bülow, gestorben am 12.3.1909, denkt und schreibt rassistisch, ihre Texte sind als historische Quellen zu sehen.Frieda von Bülow wird 1857 in Berlin als erstes von fünf Kindern des Legationsrates Hugo Freiherr von Bülow und seiner Frau, Clotilde von Münchhausen geboren. Die ersten Lebensjahre verbringt sie in Smyrna, dem heutigen Izmir. Als junge Frau wird von Bülow zur begeisterten Befürworterin der Kolonialidee. Befeuert wird diese Begeisterung in ihrer Beziehung zum Kolonialisten Carl Peters. Der Historiker Jürgen Zimmerer zählt Peters zu den großen Verbrechern der Deutschen Geschichte, "der als Amtschef am Kilimandscharo sowohl seine schwarze Geliebte als auch deren Verlobten aufhängen lässt, was im Kaiserreich zum veritablen Skandal führte, aber man nicht wahrhaben wollte, dass das koloniale System an sich strukturell diese Gewalt hervorbringt, sondern es ablenkte auf das Fehlverhalten einzelner."Frieda von Bülow dagegen bezeichnet den brutalen Kolonialpolitiker als 'genialen' Mann, als den begabtesten Großmachtpolitiker. Sie gilt als Begründerin des Kolonialromans. Ihre Texte bringen den deutschen Leserinnen und Lesern, vor allem den Leserinnen, Afrika ins Haus und stellen Afrika als attraktive Erweiterung des Deutsches Reiches vor.Als Schriftstellerin ist von Bülow heute nur noch als Quelle interessant. Ihre Texte strotzen vor Rassismus, Antisemitismus und völkischem Denken, gefällig verpackt in Liebes- und Abenteuergeschichten vor exotischer Kulisse.In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:wie Frieda von Bülow jenseits der Realität den Alltag in Ostafrika darstellt,was Otto von Bismarck als Gegner des Kolonialismus dazu bewegt, große Teile Afrikas zu deutschen Kolonien zu erklären,womit Frieda von Bülow den Unmut des Deutschnationalen Frauenbundes für Krankenpflege weckt,wie die Nationalsozialisten von Bülows Bücher für sich vereinnahmen.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Marianne Bechhaus-Gerst (Afrikanistin, Universität Köln)Jürgen Zimmerer (Historiker und Afrikawissenschaftler, Universität Hamburg) Katharina von Hammerstein (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, University of Connecticut)Frieda von Bülow: Im Land der Verheißung. Ein deutscher Kolonial-Roman. Dresden und Leipzig 1907Frieda von Bülow: Tropenkoller. Episode aus dem deutschen Kolonialleben. Bad Griesbach 2018 (überarbeiteter Nachdruck der Originalausgabe von 1896)Kerstin Decker: Das Leben der Frieda von Bülow. Berlin 2015Katharina von Hammerstein: Biografie Frieda von Bülow. 2007Weiterführende Links:Planet Wissen: Die deutsche Kolonialzeit – Was wir heute über sie wissenPlanet Wissen: Otto von BismarckWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Heide Soltau Redaktion: Gesa RünkerTechnik: Nicolas Dohle

Mar 10, 2024 • 15min
Weimar - so viel mehr als nur Goethe-Stadt
Weimar: seit Goethe die deutsche Kulturhauptstadt schlechthin - mit allerdings sehr wechselhafter Geschichte. Erste urkundliche Erwähnung am 11.3.899.Die Ambitionen Weimars, Kulturgeschichte zu schreiben, reichen zurück bis in die graue Vorzeit: In Weimar und Umgebung gibt es außergewöhnlich viele Funde aus der Altsteinzeit. Ins Licht der schriftlich verbrieften Geschichte tritt Weimar allerdings erst im 9. Jahrhundert. Lange geht man von einer Ersterwähnung der Stadt im Jahr 975 aus und feiert 1975 stolz die Tausendjahrfeier Weimars. Später stellt sich heraus, dass die erste schriftliche Erwähnung bereits in einem Dokument stattfindet, das auf den 11. März 899 datiert ist.Im Lauf seiner Geschichte wird Weimar zum geistigen Zentrum einer Zeit, die man später "Weimarer Klassik" nennen wird. Es entstehen Werke, die bis heute zur Weltliteratur zählen wie Goethes "Faust" und "Der Zauberlehrling" oder Schillers Dramen "Wilhelm Tell" und "Maria Stuart". Etwa ein halbes Jahrhundert dauert das Goldene Zeitalter der Stadt.Heute steht Weimar vor allem für die Goethezeit, die Weimarer Klassik. Aber es steht auch für die klassische Moderne und für das Bauhaus. Politisch ist Weimar mit der ersten deutschen Republik genauso verknüpft wie mit ihrem Scheitern. Buchenwald, das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden, lag in der Nazizeit auf einem Hügel bei Weimar.In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:Wie eine Herzogin des 18. Jahrhunderts durch ein Feuer im Jahr 2004 wieder ins öffentliche Bewusstsein gelangt,wie Johann Wolfgang von Goethe nach Weimar kommt und zum Magneten weiterer Größen aus Kunst und Kultur wird,warum Weimar als Wiege der deutschen Demokratie ausgewählt wird,wie die Nationalsozialisten Weimar 1924 als Sprungbrett in die Parlamente nutzen.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Steffen Raßloff (Historiker, Autor und Thüringen-Experte)Steffen Raßloff: Weimar. 55 Meilensteine der Geschichte. Prägende Menschen, Orte und Ereignisse. 2022. Annette Seemann: Weimar. Eine Kulturgeschichte. 2012. Peter Merseburger: Mythos Weimar. Zwischen Geist und Macht. 1998.Weiterführende Links:Zeitzeichen: 02.09.2004 - Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in WeimarPlanet Wissen: Schiller und GoetheStichtag: 14. August 1919 - Weimarer Verfassung tritt in KraftWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Daniela WakoniggRedaktion: Christoph Tiegel und David RotherTechnik: Moritz Raestrup

Mar 9, 2024 • 15min
Gegen die chinesische Besatzung: Der Aufstand der Tibeter
Am 10. März 1959 beginnt der Aufstand in Tibet, der von chinesischen Truppen blutig niedergeschlagen wird. Der Dalai Lama floh verkleidet aus seinem Palast.Der 10. März 1959 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte Tibets: Tausende Tibeter versammeln sich vor dem Potala-Palast in Lhasa, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren. Die chinesischen Behörden reagieren auf die weitgehend friedlichen Proteste mit brutaler Gewalt: Tausende Tibeter werden im Laufe der Demonstrationen getötet."An diesem Gedenktag erinnern wir daran, dass wir für eine gerechte Sache kämpfen. Aus spiritueller Sicht ist es wichtig, mit einem guten Herzen zu denken und zu handeln. Aus konventioneller, weltlicher Sicht geht um Gerechtigkeit und Wahrheit." (Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama).Der Aufstand soll langfristige Auswirkungen auf Tibet haben: Die chinesische Regierung verstärkt ihre Kontrolle, fördert die Han-Chinesische Einwanderung und unterdrückt die tibetische Kultur, was zu anhaltendem Widerstand und internationalen Protesten führt. Bis heute prägt dieser Tag die Diskussionen um Tibets Autonomie und Menschenrechte. In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:warum es zwei Tibets gibt und warum eine Unterscheidung wichtig ist,weshalb der 1. Oktober 1949 für Tibet eine Zeitenwende bedeutete,wie ein Österreicher zum Vertrauten des Dalai Lama wurde,weshalb eine Theateraufführung die Situation weiter zuspitzte,warum es wichtig ist, seine Kultur im Alltag zu bewahren.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Tom A. Grunfeld (Historiker und Experte in chinesischer und tibetischer Geschichte). The Making of Modern Tibet. (Neuaufnahme) Heinrich Harrer (Buchautor und Bergsteiger): Sieben Jahre Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama. 1997Weiterführende Links:China schlägt den Tibet-Aufstand niederStichtag: 7. Januar 2006 - Heinrich Harrer stirbt in KärntenPlanet Wissen: Asien - TibetWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Andrea KathRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek

Mar 8, 2024 • 15min
Taras Schewtschenko: Vom Leibeigenen zu dem Dichter der Ukraine
Taras Schewtschenko (geb. am 9.3.1814) begründet die moderne ukrainische Literatur. Russische Herrscher werden bei ihm zu Witzfiguren: Kritik, für die er einen hohen Preis zahlt.Taras Schewtschenko, auch „Vater der Nation“ genannt, ist ein ukrainischer Dichter, Schriftsteller und Maler. Als künstlerischer Visionär und Verfechter der Freiheit setzt er sich leidenschaftlich für die Bewahrung der ukrainischen Identität ein. Schewtschenko wird 1814 in der Ukraine geboren und erlebt als Bauernsohn zunächst die Härten der Leibeigenschaft. Schon früh findet er seinen künstlerischen Ausdruck in Gedichten und Gemälden. Er engagiert sich auch politisch: In seinen Werken kritisiert er vehement die Unterdrückung der ukrainischen Identität und prangert die sozialen Ungerechtigkeiten unter der Zarenherrschaft an. Dafür wird er inhaftiert, verbannt und mit einem Schreibverbot belegt.Bis heute eine Schlüsselfigur der ukrainischen Kulturgeschichte, hat Taras Schewtschenko künstlerisches Schaffen und politisches Engagement die Entwicklung der modernen Ukraine nachhaltig beeinflusst.In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:warum die ukrainische Intelligenzija im 18. Jahrhundert gebildeter ist als die russische Elite, wie Schewtschenko trotz Leibeigenschaft reisen konnte,wieso er sich trotz seiner antirussischen Haltung mit jungen Russen aus dem Adel anfreundete,warum sein Werk mit Heine und Goethe verglichen wird, weshalb seine Gedichte trotz großen Erfolgs nur in der Ukraine bekannt sind. Das sind unsere wichtigsten Quellen:Jenny Alwart, Mit Taras Ševčenko Staat machen. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in der Ukraine vor und nach 1991. Köln 2012.Eduard Winter et al (Hrsg.), Der Revolutionäre Demokrat Taras Ševčenko, 1814–1861: Beiträge zum Wirken des ukrainischen Dichters und Denkers sowie zur Rezeption seines Werkes im deutschen und im westslawischen Sprachgebiet, Berlin 2022.Weiterführende Links:Ukraines Nationaldichter – "Begrabt mich und erhebt Euch!"Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Irene Dänzer-VanottiRedaktion: Matti HesseTechnik: Christina Gabriel

Mar 7, 2024 • 15min
8.3.1979: Tausende Iranerinnen gegen den Schleierzwang
Der Schah ist gerade gestürzt, da erlassen die islamischen Revolutionäre um Khomeini ein Schleiergebot. Irans Frauen protestieren zu tausenden.Unmittelbar nach der Islamischen Revolution, die zur Umwandlung des Landes in eine theokratische Republik unter der Führung von Ayatollah Ruhollah Khomeini führte, gehen am 8. März 1979 erneut zehntausende Frauen im Iran auf die Straße. "Wir haben gegen eine Diktatur gekämpft, wir wollen keine andere", skandieren die Frauen an diesem Tag. Nach dem Umbruch unterdrückte das neue religiöse Regime viele fortschrittliche und feministische Gruppen, die gegen das Schah-Regime gekämpft hatten. Frauenrechte werden eingeschränkt, ein Kopftuchzwang eingeführt und konservative islamische Gesetze umgesetzt. Khomeini hat sie alle getäuscht.In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:was das Tragen eines Kopftuchs zunächst zu einem bewussten Zeichen für den Widerstand macht,warum Teheran nach dem Abflug des Schahs einem Tollhaus gleicht,wie Khomeini dann doch alle hinters Licht führt,warum heute niemand mehr an Reformen glaubt.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Katajun Amirpur: Khomeini, der Revolutionär des Islam. Eine Biographie, München 2021 Katajun Amirpur: Iran ohne Islam. Der Aufstand gegen den Gottesstaat, München 2023 Golineh Atai: Iran - Die Freiheit ist weiblich, Berlin 2022 Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Prof. Dr. Katajun Amirpur (Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln) Weiterführende Links:Das Herz der iranischen Zivilgesellschaft – die Frauenbewegung Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa HeimbachRedaktion: Christoph Tiegel und David RotherTechnik: Sascha Schiemann

Mar 6, 2024 • 15min
Die Suche nach neuen Welten: Das Weltraum-Teleskop "Kepler"
Am 7.3.2009 startete eine Nasa-Rakete mit dem Weltraum-Teleskop "Kepler" ins All. Und mit ihr die uralte Frage: Ist der Mensch allein im Universum?Jahrtausende lang glauben die Menschen, die Erde sei im Zentrum des Kosmos - umrundet von sieben Planeten: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Doch Mitte des 16. Jahrhunderts kickt Nikolaus Kopernikus die Erde aus dem Mittelpunkt. Seine Himmelsbeobachtungen beweisen: Die Sonne steht im Zentrum, die Erde ist lediglich ein Planet und umrundet die Sonne wie die anderen Planeten. Allein der Mond kreist um die Erde.Mit immer größeren Teleskopen entdecken Astronomen später zwei zusätzliche Planeten, Uranus und Neptun. Und schieben auch die Sonne aus der kosmischen Mitte an den Rand unserer Galaxie, der Milchstraße. Auch dieser nehmen sie schließlich ihre Einzigartigkeit: Sie ist nur eine von Abermilliarden Galaxien in einem schier unfassbar riesigen Universum. Damit wird eine Frage immer drängender: Sind wir allein im Universum? Die Suche nach Planeten ist eine große Herausforderung. Denn Planeten produzieren selbst keine Energie, sondern reflektieren nur schwach das Licht ihres Sterns. Bei Planeten außerhalb unseres Sonnensystems helfen da nur Weltraum-Teleskope. Eins davon ist am 7. März 2009 ins All gestartet und trägt den Namen "Kepler".Es liefert bis 2018 Daten. Seit Ende 2021 ist das erheblich stärkere James-Webb-Weltraum-Teleskop im Einsatz. Gefunden worden sind bisher Planeten, doch alle sind Lichtjahre entfernt - bisher unerreichbar.In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:weshalb das NASA-Teleskop "Kepler" heißt,warum Sterne flackern,wie man im Sternenlicht nach "Fingerabdrücken" von Planeten sucht,welche Voraussetzungen für erdähnliches Leben notwendig sind.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Lisa Kaltenegger: Die Suche nach der zweiten Erde. In: Physik-Journal. Band 11, Nr. 2, 2012Kevin Heng: Das Klima auf fremden Welten. In: Spektrum der Wissenschaft 2/2013, S. 46-53Jan Hattenbach: Brocken um fremde Sterne. In: Spektrum der Wissenschaft 5/2013, S.12-14Benjamin Knispel: Tausend neue Welten? In: Sterne und Weltraum, 5/2012, S. 24fWeiterführende Links:Nasa: Die "Kepler"-MissionAstrophysikerin Lisa Kaltenegger: Wenn Menschen nach den Sternen greifen (17.12.2012)Geoff Marcy : Kepler, Exoplanets and SETI (18.09.2011)Planet Schule: Johannes Kepler und die moderne AstronomieWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang BurgmerRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek

Mar 5, 2024 • 15min
Martin Niemöller - ein Leben in Widerspruch und Widerstand
Vom U-Boot-Kapitän zum Pfarrer und Pazifisten. Vom Nationalisten und NSDAP-Wähler zum Widerstandskämpfer. Am 6. März 1984 stirbt in Wiesbaden der Theologe Martin Niemöller.Vom protestantisch-nationalistischen Elternhaus, über den Militärdienst und das spätere Theologiestudium, hin zur politischen Opposition, zum Pazifismus und zum Widerstand gegen die atomare Aufrüstung. Es entsteht das Bild eines bewegten Lebensweges.Der 1892 geborene Martin Niemöller ist zunächst Anhänger der Nazis, wandelt sich aber zum entschiedenen Gegner. Wegen seines Widerstands gegen die Nationalsozialisten wird Niemöller 1937 verhaftet und inhaftiert. Sieben Jahre verbringt er in verschiedenen Konzentrationslagern, unter anderem in Dachau und Sachsenhausen. Als Ikone des deutschen Widerstands und des linken Protestantismus bekannt, werfen seine antisemitischen Ansichten vor 1933 und nach 1945 jedoch Fragen auf. In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:wie ein Leben zur Legende wird,wieso der Theologe auf Adolf Hitler traf,was ein U-Bahn-Schaffner mit Niemöllers Predigt zu tun hat,wieso er die Geburt seines ersten Kindes verpasst,warum Martin Niemöllers Grab leer ist. Das ist unsere wichtigste Quelle:Benjamin Ziemann, Martin Niemöller. Ein Leben in Opposition, München 2019.Das sind unsere Interviewpartner: Benjamin Ziemann, Historiker, University of Sheffield Manfred Gailus, Technische Universität Berlin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur Weiterführende Links:Martin Niemöller - vom Mitläufer zum Widerstandskämpfer Martin Niemöller: Der streitbare TheologeWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Uwe SchulzRedaktion: Gesa Rünker/Christoph Tiegel

Mar 4, 2024 • 14min
Alfred von Waldersee, preußischer Kolonialverbrecher in China
Der preußische Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee befehligt die brutale Niederschlagung des "Boxeraufstandes" in China. Am 5.3.1904 stirbt er in Hannover.Ende des 19. Jahrhunderts beuten die europäischen Kolonialmächte China aus, wo sie nur können. Die Chinesen werden im eigenen Land als Menschen zweiter Klasse behandelt, willkürliche Gewalt durch die europäischen Ausländer gehören zur Tagesordnung. Das wollen sich einige chinesische Kampfkunstschüler im Sommer 1900 nicht länger gefallen lassen. Beim sogenannten "Boxeraufstand" schaffen sie es, das Gesandtschaftsviertel der Hauptstadt mit seinen 3.300 Diplomaten für 55 Tage zu belagern. Die Reaktion der Kolonialmächte fällt massiv aus: Deutschland holt den 70-jährigen Kommandeur Alfred Graf von Waldersee aus dem Ruhestand und schickt ihn gen Osten. Kaiser Wilhelm II. verabschiedet die deutschen Truppen mit den Worten: "Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht, dass auf 1.000 Jahre hinaus kein Chinese es mehr wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen." Der kaiserliche Aufruf geht als Hunnenrede in die Geschichte ein und verstößt schon damals gegen gültiges Völkerrecht. Als die deutschen Truppen in China ankommen, ist der Aufstand niedergeschlagen. Dennoch kennt Alfred Graf von Waldersee keine Gnade: Auf der Suche nach untergetauchten Belagerern zerstören seine Soldaten ganze Dörfer, vergewaltigen Frauen und plündern im großen Stil. Wie viele tausende Chinesen und Chinesinnen bei diesen Rachefeldzügen ums Leben kommen, ist nicht bekannt. Alfred Graf von Waldersee kehrt als gefeierter Held aus China zurück und stirbt am 05. März 1904.In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi :wie Alfred Graf von Waldersee einst Kaiser Wilhelm II. brüskiert, warum er die Sozialdemokratie ablehnt,wieso die Europäer die chinesischen Kämpfer "Boxer" nennen,über die aktuellen Diskussionen um Denkmäler und nach Alfred Graf von Waldersee benannte Straßen.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professorin Mechthild Leutner (FU Berlin, Expertin für die Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen),Jens Binder (Direktor des Zeitzentrums Zivilcourage in Hannover) Felix Mönkemeyer (Abgeordneter der Linken im Bezirksrat Hannover)Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Alfred Grafen von Waldersee, 3 Bände, 1923Weiterführende Links:RBB-Preußen-Chronik: Alfred Graf von WalderseeCentre for Atlantic and Global Studies: Die Walderseestraße und das Waldersee-DenkmalGeschichtsbuch Hamburg: Die Hunnenrede von Kaiser Wilhelm II.Stichtag: Chinaforscher Ferdinand von RichthofenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Murat KayiRedaktion: Christoph Tiegel, David Rother

Mar 3, 2024 • 15min
Johanna Ey, Kunsthändlerin und meistgemalte Frau
"Mutter Ey", geboren am 4.3.1864 als Johanna Stocken in eine arme Familie in Wickrath, wurde zur Galeristin und Förderin deutscher Avantgarde-Künstler – und zur damals wohl meistgemalten Frau Deutschlands...Der Vater ist ein gewalttätiger Alkoholiker und auch der Ehemann entpuppt sich als Säufer: Die am 4. März 1864 geborene Johanna Ey fristet lange ein freudloses Leben. Das ändert sich erst, als sich der Gatte aus dem Staub macht und sie aus der Not heraus eine kleine Backstube in der Nähe der Düsseldorfer Kunstakademie betreibt. Ihr Laden wird zum beliebten Treff der kreativen Kunststudenten und Künstler – auch weil sie großzügig Kredite gewährt, wenn diese mal wieder knapp bei Kasse sind. Noch während des Ersten Weltkriegs öffnet Johanna Ey eine Galerie, in der sie Blumenstillleben oder Landschaften von Akademie-Professoren anbietet. Als sie die ersten Bilder von Malern der Gruppe "Junges Rheinland" sieht, ist sie begeistert. Sie sind so ganz anders als die Werke der traditionellen Schule. Bald hängen in ihren Räumen nur noch Bilder der jungen Künstler, die mit den hergebrachten Konventionen brechen. Johanna Eys Galerie wird zum Zentrum der rheinischen Avantgarde. Max Ernst hat hier seine erste Einzelausstellung."Es wurde für mich eine herrliche, schöne Zeit, da ich diese geistig wertvollen Künstler um mich hatte", erinnert sich Johanna Ey später. Auch die Künstler sind fasziniert von der mütterlichen Galeristin und zücken ständig ihre Stifte, um sie zu porträtieren. So wird Johanna Ey zur meist gemalten Frau dieser Zeit.In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:warum sich Johanna Ey beim Verkauf ihres ersten Bildes wie eine Diebin fühlt, woher der Name "Mutter Ey" kommt,wie sich die Menschen vor ihrem Schaufenster über die neue Kunst lustig machen,warum Johanna Ey mit einem Vorhang ein Bild von Gert Wollheim in ihrem Schlafzimmer verdeckt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Sigrid Kleinbongartz, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums DüsseldorfSusanne Anna (Hrsg.): Ich, Johanna Ey. Düsseldorf 2009Anette Baumeister: Treffpunkt Neue Kunst – Erinnerungen der Johanna Ey. Düsseldorf 1999 Anna Klapheck: Mutter Ey – eine Düsseldorfer Künstlerlegende. Düsseldorf 1958 Sandra Labs: Johanna Ey und die Avantgarde der Düsseldorfer Kunstszene. Hamburg 2012Kay Heymer und Daniel Cremer (Hrsg.): Zu schön, um wahr zu sein – Das Junge Rheinland. Köln 2019 Herbert Remmert, Peter Barth (Hrsg.): Großes Ey wir loben dich – Joahnna Ey und ihr Künstlerkreis. Düsseldorf 2007Weiterführende Links:Zeitzeichen über Otto DixZeitzeichen über Max ErnstWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane KopkaRedaktion: David Rother

Mar 2, 2024 • 15min
Ariane Mnouchkine: Sonnenkönigin des Theaters
Die Grand Dame des französischen Theaters Ariane Mnouchkine wird am 3.3.2024 85 Jahre alt. Seit 60 Jahren leitet sie das 1964 von ihr gegründete Pariser Theatre du Soleil.Ich wünsche jedem Mädchen einen Vater, wie ich ihn hatte, erzählt Ariane Mnouchkine einmal. Er habe sie ermutigt, niemals auch nur in Erwägung zu ziehen, dass sie nicht erreichen könne, was sie wolle. Der Vater, ein aus Russland emigrierter Filmregisseur, vermittelt seiner Tochter zudem Leidenschaft, Leistungsbereitschaft und Selbstvertrauen und schickt sie in die Welt.Nach dem französischen Abitur geht Ariane Mnochkine zunächst zum Studium nach Oxford, dann auf eine Asienreise. Dort lernt sie das Nô und das Kabuki Theater kennen, den indischen Tanz, das Spiel mit Masken, Feuerspektakel und Massenszenen. Inspirationen für ihre späteren Inszenierungen. Denn nun steht fest: Die 25-Jährige will selbst Theater machen und gründet das "Théâtre du soleil". Die unkonventionelle Compagnie sorgt bald für Aufsehen: Sie spielen in einem Zirkuszelt, improvisieren auf der Bühne und leben als Kollektiv zusammen.Der Durchbruch kommt 1970 mit dem Stück "1789". Das "Théâtre du soleil" ist mittlerweile in eine ehemalige Munitionsfabrik am Stadtrand von Paris gezogen. Gespielt wird auf fünf Bühnen, oft gleichzeitig – gemeinsam mit dem Publikum, das die Bevölkerung während der Revolution verkörpert. Theater als ein alle Sinne umfassendes Spektakel, das wird zum Markenzeichen von Ariane Mnouchkine. Ihre Themen sind immer hochpolitisch – von der Revolution bis zur Lage der Geflüchteten.Sie selbst versucht ihr Theater so gerecht wie möglich zu leiten. Bis heute verdient jeder den gleichen Lohn, egal ob Direktorin, Maskenbildnerin oder Schauspielerin. 2019 wird Ariane Mnouchkine für ihr Lebenswerk mit dem Kyoto Preis geehrt, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Kunstschaffende weltweit. In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:warum Ariane Mnouchkine "Sonnenkönigin des Theaters" genannt wird,wie die Besuche am Filmset ihres Vater sie beeinflusst haben,über einen Theaterbesuch in Kyoto, der ihr Leben verändert,warum sie nicht selbst die Rollen in ihren Stücken vergibt,über das kollektive Leben im "Théâtre du soleil".Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Georges Schlocker, TheaterkritikerThomas Petz, Theaterkritiker- und Dramaturg Wes Williams, Literaturprofessor, University of OxfordJosette Féral (Hg.): Ariane Mnouchkine und das Théâtre du Soleil. Berlin 20021789. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 1970/2017Moliere. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 1978Le dernier caravanserail. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 2006Weiterführende Links:Ariane Mnouchkine: A life in theatre – Kyoto Prize at Oxford 2021. Dokumentation YoutubeThéâtre du SoleilWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia BelemannRedaktion: Matti HesseTechnik: Nico Söllner